Dichtung der höfischen Ritterliteratur

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Der Begriff Mittelhochdeutsch ist so interpretiert: hoch bezeichnet einen geografischen Terminus, der das Mittelhochdeutsche im Süden vom Mittelniederdeutsch im Norden absetzt[1, S.35]. Mittelhochdeutsch bezeichnet die Sprachepoche des hohen und des späten Mittelalters; die Sprache der klassischen höfischen Ritterliteratur (1150-1250).

Die mittelhochdeutsche Periode ist die Blütezeit des deutschen Rittertums. Es entwickelt sich in dieser Zeit eine neue weltliche ritterliche Kultur, die ihren Ausdruck auch in der reichen Entfallung der ritterlichen Dichtung findet.

Die Sprachkunst der Dichter der höf. Ritterliteratur ist beträchtlich und ihre Wirkung auf die Dichtung der späteren Zeit anhaltend. Ihr hauptsächliches Verdienst lag im Bereich des Stilistischen. Die Sprache wurde im Vergleich z.B. zur frühmhd. Literatur beweglicher, leichter und vielseitiger zu handhaben, ein Vorgang, der mit der sprachschöpferischen Leistung Martin Luthers und der deutschen Klassik zu vergleichen ist. So wenig wie die Sprache Goethes fur die Sprache seiner Zeitgenossen repräsentativ ist, so wenig spiegelt sich in der höfischen Ritterliteratur die Sprache der Zeit um 1200. Man hat sie als <Funktiolet> bezeichnet: Sie diente einer bestimmten Gruppe als “Mittel der literarischen Kommunikation” (N.R.Wolf). Diese Gruppe ist nicht als eine einheitliche soziale Gruppe zu sehen, denn diese Literatur- und damit auch Sprachform wurde gepflegt vom fahrenden Sänger (Walther von der Vogelweide) über den Ministerialen (Hartmann von Aue) und nichtadligen (stadtbürgerlichen) Laien (Gottfried von Strassburg) bis zum Hochadel (Kaiser Heinrich VI.). Publikum und Förderer dieser Literatur ist der Adel, sind die Fürstenhöfe, später auch das wohlhabende Stadtbürgertum.

Zum Unterschied zu der geistlich-klösterlichen Kultur der althochdeutschen Zeit entsteht in der hochmittelalterlichen Feudalgesellschaft eine weltliche ritterlich-höfische Kultur. In der Übergangszeit vom Althochdeutschen und am Anfang der mhd. Periode sind literarische Sprachdenkmäler noch nicht sehr zahlreich. Es sind die gelehrte Prosa und das geistliche Gedicht. Die Blütezeit der ritterliche Dichtung sind dann das 12. und 13. Jahrhundert.

Schon um die Mitte des 12. Jahrhunderts hatte sich im mittelrheinischen Gebiet eine Dichter- und Literatursprache entwickelt.

Im 12. Jh. fängt man in Mitteleuropa allmählich wieder an, deutsch zu schreiben. Den dichtesten Überlieferungsstrang zeigt die geistliche Epik, die, von Klerikern geschaffen, als Gebrauchsliteratur zur religiösen Unterweisung nicht Lateinkundiger dient. Die geistliche Dichtung gibt es als Grossform (und auch als Kleinform) das ganze Mittelalter hindurch. Häufig wurden Teile der Bibel in Versform umgedichtet.

In der Nähe der Geschichts- und Legendendichtung steht die Spielmannsepik des 12.Jh., die man heute als “Unterhaltungsliteratur” bezeichnen würde. Diese Dichtung lebte wie alle Dichtung des 12.Jhs. in der Mündlichkeit des Vortrags. Um 1200 findet der Stoffkreis der gern. Heldendichtung eine neue Gestaltung und vor allem den Weg aufs Pergament. Sie lebte auch in der Mündlichkeit.

Da erscheinen für den ‘Kämpfer’ Wörter wie helt, recke, wigant, degen, die auch damals schon einen Hauch von Altertum an sich haben und mit dieser Dichtung vielfach auch untergehen.

Das, was man als höfische Ritterliteratur bezeichnet, beginnt um die Mitte des 12.Jhs. Greifbar wird sie uns vor allem in einer Epik, die ursprünglich aus dem Stoffkreis der Artussage ihre Motive schöpft, und in einer Lyrik, die als Minnesage bekannt geworden ist. Die Epik hat ihre grossen Vorbilder in Frankreich, wo eine gleichartige Literatur schon einige Jahrzehnte vorher ausgebildet worden war, wo sich 1150 schon eine Literatursprache auszubilden beginnt, sich aber gegen das bald darauf mächtig werdende Mittelhochdeutsch des Südens nicht durchsetzen kann. Die Minnesage erscheint zuerst in zwei weit auseinander liegenden Gebieten: im Niederrheinischen und im Bayrischen. Sie ist eine hochformale Kunst mit festen Regeln, in der als Hauptmotiv eine für den Sänger unerreichbar bleibende <vrouwe>, ‘Herrin’, besungen wird[3, S.145].

Die höfische Dichtung erreicht im 13.Jh. auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung grosse Formvollendung. Das Schaffen der mhd. Dichter kennzeichnet das Streben nach strengem Mass und einwandfreiem Reim. Es entsteht ein besonderer literarischen Stil - der Stil der höfischen Dichtung mit einigen Abarten je nach den einzelnen Gattungen der Dichtung. Die Gedankenwelt der ritterlichen Versdichtung bringt in die Sprache der Dichtungen neue Lexik mit sich: Die Wörter, die das ritterliche Standesleben und die ritterliche Kultur widerspiegeln.

Das klassische Mhd. der höfischen Dichtung lässt sich keiner bestimmten Sprachlandschaft zuordnen. Es weist starke überlandschaftliche Tendenzen auf. Die Dichter, einerseits, die in der Lautform, Wortform und Wortwahl mundartliche Eigenheiten vermeiden und, anderseits, gern Parallelformen gebrauchen, die mit verschiedenen Sprachlandschaften verbunden sind.

Das Wort degen ist im Ahd. thegan zu “Knabe, Dienstmann, Krieger” entwickelt. Im Mhd. gehört degen zu jenen “Heldenwörtern”, die wie helt-recke-wigant und-ritter den tapferen Krieger bezeichnen [2, S.99].

Das Wort herre, here, her. Ahd. Heriro, heroro, hero = “der Ältere, Ehrwürdigere”. Aus dem “Vornehmeren” wird der “Herr”, nicht nur der Grundherr und Lehnsherr, sondern auch der “Herrgot”; herre gerat in Konkurrenz zu den Herrenbezeichnungen ahd. fro und ahd.truhtin/trehtin. Der truhtin ist eigentlich der Herr der Gefolgschaft, der truht, aber im Mhd. wird der Begriff nur mehr fur Gott gebraucht und wie fro schliesslich durch herre verdrängt[2, S.107].

Im Unterschied zur allgemeinen Geschlechtsbezeichnung: mal ist herre eine Standesbezeichnung für den Herrn von Adel (vgl. das Verhältnis zwischen wip und vrouwe). Entsprechend ist juncherre der junge adelige Herr, später – ohne Altersunterschied – der “Junker”. In der Terminologie des Lehnswesens steht herre in Opposition zu man, dem Vasallen.

Das Wort recke im Ahd. wreckeo>recch(e)o gehört zum Ahd. rehhan “rächen, vergelten, strafen” und bedeutet “Verbannter, Vertriebener, Landflüchtiger, Fremdling” (im Hildebrandslied)[2, S.123].

Der recke ist ursprünglich der allein, im "ellende" umherziehende Krieger. Daran erinnert eine Szene im Nibelungenlied 341, 1, in der nur vier Ritter in "recken wise" die Brautwerbungsfahrt um Brunhild antreten. In der Regel sind jedoch mhd. – degen, helt, ritter und wigant - synonyme “Heldenwörter” für den “Helden, Ritter” geworden.

Das Wort buhurt ist ein Lehnwort aus altfranzösisch bo(u)hourt, behort, ein ritterliches Schaureiten, bei dem die Teilnehmer gruppenweise den Zusammenprall mit den Schilden suchten – im Unterschied zur tjost(e), afrz. Jouste (<lat. iuxta), dem ritterlichem Zweikampf.

1 Literatur

  • 1. dtv-Atlas Deutsche Sprache, September 2005
  • 2. H. Weddige
  • 3. Moskalskaja, O.J. Deutsche Sprachgeschichte / O.J. Moskalskaja. - Moskau: Hochschule, 1977. – 278 S.



2 Andere Lexika

  • Dieser Artikel wurde in der Wikipedia gelöscht.



Erster Autor: Виктория Севостьянова angelegt am 30.11.2009 um 05:16, weitere Autoren: PDD, FritzG, Parakletes, Boonekamp, Nephiliskos

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