Baustoffzelt Kaiser

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Baustoffzelt Kaiser (2.0)
Gründer Einzelunternehmen Wilhelm Hartmann, Fulda
Sitz Innovationspark Rheinland
Carl-Bosch-Straße 4
53501 Ringen (Grafschaft)
Aktionsraum Katastrophengebiet
aus Juli 2021

Beim Baustoffzelt Kaiser handelt es sich um ein zu Beginn aus privater Initiative unter Federführung eines Fuldaer Unternehmers aufgebautes Hilfsprojekt zum Sammeln und Verteilen von Hilfsgütern im Bausektor für nicht versicherte Flutbetroffene.[1] Hierzu wurde bereits kurz nach der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 aus privater Hand in Walporzheim ein Zelt errichtet, in dem Spenden für die von der Flut betroffenen Bewohner des Ahrtals entgegengenommen, eingelagert und anschließend Bedürftigen kostenfrei zur Verfügung gestellt wurden. Einzige Voraussetzung zum Erhalt dieser Spenden war die Vorlage der offiziellen Betroffenheitsbescheinigung.[2]

Die Betriebskosten des Baustoffzelts sowie weiterer auf dem Gelände in Grafschaft-Ringen zusammengeführter Helferprojekte (u. a. dem Helfer-Shuttle) sollen bis Ende Mai 2022 durch den Landkreis Ahrweiler übernommen und aus dem Wiederaufbaufonds finanziert werden. Für diese Zentralisierung von Helferorganisationen wurden gemäß Beschlussvorlage des Kreis- und Umweltausschusses des Landkreises Ahrweiler vom 8. November 2021[3] finanzielle Mittel in einer Höhe von insgesamt 3,5 Mio. Euro vorgesehen.[4]

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1 Arbeitsweise

Die Arbeitsweise des Baustoffzelt Kaiser basiert auf der Idee, mit überwiegend unentgeltlich tätigen freiwilligen Helfern ein auf Baustoffe für den Wiederaufbau des Ahrtales spezialisiertes Spenden-Verteilzentrum zu schaffen. Unternehmen und private Spender werden insbesondere über soziale Medien dazu motiviert, Bau- und Hilfsstoffe zu spenden, damit diese durch das Team des Baustoffzeltes an entsprechend bedürftige Betroffene verschenkt werden können.[5]

Laut Eigenangaben von Anfang Februar 2022 sollen Spendenquittungen für Sachspenden ausgestellt werden können. Der Warenwert, der bis dahin an Bedürftige weitergegebenen Sachspenden, soll zu dem Zeitpunkt annähernd 5 Millionen Euro betragen haben.[6]

2 Neuer Standort

Nachdem auf Grund der vorhandenen Hochwassergefahr am Standort des Baustoffzeltes in Walporzheim die untere Wasserbehörde anordnete, dass das der Unterbringung von Helfern dienende benachbarte Containerdorf am bisherigen Standort nicht weiterbetrieben werden könne, wurde das Baustoffzelt zusammen mit diesem in das Industriegebiet in Ringen (Grafschaft) in unmittelbare Nähe des dort bereits zu diesem Zeitpunkt beheimateten Helfer-Shuttle verlegt. Zuvor fand sich ein Konsens zwischen Wilhelm Hartmann, der die laufenden Kosten für das Baustoffzelt nach eigenen Angaben aus eigener Tasche vorfinanziert hatte, und der Kreisverwaltung Ahrweiler zur Übernahme der Pacht- und Betriebskosten für das Baustoffzelt und das ebenso durch Wilhelm Hartmann initiierte Containerdorf.[7] Am 30. Januar 2022 schloss somit das Baustoffzelt Kaiser in Walporzheim seine Pforten, um am 6. Februar 2022 am neuen Standort als "Baustoffzelt Kaiser 2.0" wieder zu öffnen.[8]

Unmittelbar nach der Neueröffnung berichtete der WDR am 7. Februar 2022 in einem 38-minütigen Livebericht über Hintergründe des Baustoffzelts und vermittelte im Rahmen eines Rundgangs Impressionen vom neuen Standort.[9][10]

Letztendlich brachte der Sturm Xandra am 16. Februar 2022 und somit kurz nach der Eröffnung des Baustoffzeltes (2.0) am neuen Standort in Grafschaft das nunmehr leere Zelt in Walporzheim teilweise zum Einsturz[11], worauf es am darauf folgenden Wochenende vollständig abgebaut wurde.

3 Kritik

Im Februar 2022 geriet Hartmann und das "Baustoffzelt Kaiser" in mediale Kritik. Das Nachrichtenportal T-Online berichtete von Unregelmäßigkeiten in der Darstellung Hartmanns zur Finanzierung und zu Vorleistungen, die er nach eigenen Angaben für die Projekte "Baustoffzelt Kaiser" und "Containerdorf" gehabt habe. Laut dem Leitenden Redakteur der Recherche, Lars Wienand, hatte Hartmann beträchtliche Zahlungen für seine Hilfsprojekte gefordert und auch erhalten.[12] Die entsprechende Forderung nach Erstattung der ausgelegten Kosten wurde durch die Community im Rahmen einer Online-Petition mit 36.828 Petitions-Mitzeichner unterstützt.[13]

Für Mietzahlungen sowie weitere Betriebs- und Umzugskosten für die Helferinfrastruktur in Grafschaft-Ringen einschließlich des Baustoffzelts seien insgesamt 3,5 Mio. Euro durch einen Kreistagsausschuss bereitgestellt worden, wobei sich aus den veröffentlichten Zahlen nicht ergebe, wie sich diese auf die einzelnen Helfereinrichtungen aufteilen. Außerdem führte der Artikel an, dass es zu Drohungen gegenüber zumindest einem Stadtratsmitglied aus der Region gekommen war. Ein Stadtrat habe geäußert, er sehe durch Einschüchterungen aus dem Facebook-Gefolge Hartmanns und anderer Seitenbetreiber heraus "die Demokratie gefährdet". Ein Ortsbürgermeister aus dem Ahrtal wurde von T-Online zitiert, indem er im Kontext zu Hartmann und weiteren Personen anführte: "Es gibt hier Leute, die eine Besatzermentalität entwickelt haben. Wenn wir uns von Leuten mit großer Fangemeinde das Heft des Handelns aus der Hand nehmen lassen, dann können wir aufhören."

Die Rhein-Zeitung schloss sich den Darstellungen Wienands an und zitierte den Bürgermeister von Sinzig, Geron.[14] Dieser stellte heraus, dass es "nicht zu akzeptieren" sei, "wenn ein Mandatsträger, der Fakten nennt, beleidigt wird und Morddrohungen erhält. Das ist in keinster Weise hinnehmbar.“ Drohungen dürften nicht die Oberhand gewinnen. Zuvor hatte sich die Rhein-Zeitung ebenfalls zu den Darstellungen Wienands geäußert, indem festgestellt wurde, dass sich Kritik an Hartmann und Markus Wipperfürth, der mit Hartmann zusammen agierte, manifestiere.[15][16]

Wie das Nachrichtenmagazin Focus Anfang April 2022 herausstellte, kam es überdies im Nachhinein zu Bedenken hinsichtlich der Kostenübernahme für das Baustoffzelt und das Containerdorf Hartmanns. Der kommissarische Landrat und Erste Beisitzer, Horst Gies, sei kommunalrechtlich gar nicht dazu befugt gewesen, öffentliche Gelder für die Finanzierung bis zum Zustandekommen eines Betreibervertrages freizugeben und Hartmann für den Betrieb zu bezahlen. Zwar könne Gies diese Kostenübernahme per Eilentscheidung bewilligen, müsse sie aber in der nächsten Kreistagssitzung absegnen lassen, was nicht geschehen war. Im gleichen Artikel wurde eine Stellungnahme Hartmanns wiedergegeben. Danach erfolge ausschließlich eine Abrechnung belegbarer Kosten ohne Aufschlag. Er berechne auch eigene Arbeitsstunden nicht. Aus den Hilfsprojekten erziele er daher keine Gewinne.[4]

4 Einzelnachweise

  1. AMK, Agentur für Marketing & Kommunikation: Baustoffzelt Kaiser in Walporzheim. Abgerufen am 4. Februar 2022.
  2. Stadt Bad Neuenahr: Betroffenheitsbescheinigung. Abgerufen am 4. Februar 2022.
  3. Judith Reuter (gem. PDF-Info): Beschlussvorlage "Zentralisierung der Helferorganisationen im Flutgebiet". 2021-11-08. Abgerufen am 3. Mai 2022.
  4. 4,0 4,1 Julian Piepkorn, Cornelius Pape: Kalkulation „völlig unangemessen, “Millionen-Deal im Flutgebiet: Wie Hilfsgelder „im Nebel“ zugesichert werden, focus.de, 5. April 2022
  5. Facebook-Kanal des Baustoffzelts Kaiser. Abgerufen am 4. Februar 2022.
  6. Sandra Fischer: Baustoffzelt Kaiser 2.0 ist in die Grafschaft umgezogen. In: rhein-zeitung.de, Region Rheinland-Pfalz, 8. Februar 2022.
  7. Frank Bugge: Baumaterialzelt zieht in die Grafschaft. In: Rhein-Zeitung, aus den Lokalredaktionen, Kreis Ahrweiler. 2021-10-18. Abgerufen am 4. Februar 2022.
  8. Thomas Weber: Ahrtalhilfe jetzt im Grafschafter Innovationspark: Baustoffzelt Kaiser und Container-Dorf ziehen um. In: ga.de, Region Ahr und Rhein. 2022-02-06. Abgerufen am 25. April 2022. (de)
  9. WDR: Live: Das neue Baustoffzelt Kaiser. In: WDR-Mediathek, Lokalzeit Bonn live (abrufbar bis 7. Februar 2023). 2022-02-07. Abgerufen am 26. April 2022. (de)
  10. Live: Das neue Baustoffzelt Kaiser. In: Facebook-Kanal der „WDR Lokalzeit aus Bonn“. 2022-02-07. Abgerufen am 29. April 2022.
  11. Thomas Weber: Festzelt in Walporzheim nach Windböe eingestürzt. In: ga.de, Region Ahr und Rhein, Bad Neuenahr-Ahrweiler. 2022-02-21. Abgerufen am 24. Februar 2022.
  12. Lars Wienand: Fluthelden auf Besatzerkurs. In: t-online.de. 2022-02-06. Abgerufen am 25. April 2022. (de)
  13. Helge Krückemeier: Online-Petition zur Übernahme der laufenden Kosten für "Wilhelmshafen" und "Baustoffzelt Kaiser". In: change.org. Abgerufen am 3. Mai 2022. (de)
  14. Geron: „Bedrohungen und Beleidigungen dürfen nicht die Oberhand gewinnen“. In: rhein-zeitung.de, Region Rheinland-Pfalz. 2022-02-18. Abgerufen am 25. April 2022. (de)
  15. Fordernde Fluthelden im Ahrtal: Am Anfang war die Dankbarkeit. In: rhein-zeitung.de, aus den Lokalredaktionen, Kreis Ahrweiler. 2022-02-09. Abgerufen am 25. April 2022. (de)
  16. Lars Hennemann: Debatte um Fluthelden: Von Helfern zu Besatzern und den heimlichen Herrschern des Ahrtals?. In: rhein-zeitung.de, Region Rheinland-Pfalz. 2022-02-06. Abgerufen am 25. April 2022. (de)

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