Testimonium Flavianum

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Testimonium Flavianum sind zwei Abschnitte über Jesus von Nazaret aus dem Buch Antiquitates Judaicae („Jüdische Altertümer“) des antiken jüdischen Historikers Flavius Josephus. Diese Textstellen spielen in der Kirchengeschichte, besonders in der historischen Jesusforschung eine wichtige Rolle als frühe außerchristliche Quelle, die Jesu Existenz bestätigen. Ihre Echtheit ist jedoch umstritten. Während die zweite Erwähnung meist für original gehalten wird, betrachten Historiker die erste als mindestens teilweise von Christen ergänzt oder überarbeitet, seltener auch als vollständig nachgetragen. Jesus wird in Buch XVIII 3, 3 und Buch XX, 9, 1 erwähnt.

Der erste Abschnitt lautet in einem griechischen Originaltext[1] und in einer deutschen Übersetzung wie folgt:

„Γίνεται δὲ κατὰ τοῦτον τὸν χρόνον Ἰησοῦς[2] σοφὸς ἀνήρ, εἴγε ἄνδρα αὐτὸν λέγειν χρή· ἦν γὰρ παραδόξων ἔργων ποιητής, διδάσκαλος ἀνθρώπων τῶν ἡδονῇ τἀληθῆ δεχομένων, καὶ πολλοὺς μὲν Ἰουδαίους, πολλοὺς δὲ καὶ τοῦ Ἑλληνικοῦ[3] ἐπηγάγετο·[4] ὁ χριστὸς οὗτος ἦν. καὶ αὐτὸν ἐνδείξει τῶν πρώτων ἀνδρῶν παρ᾽ ἡμῖν σταυρῷ ἐπιτετιμηκότος Πιλάτου οὐκ ἐπαύσαντο οἱ τὸ πρῶτον ἀγαπήσαντες· ἐφάνη γὰρ αὐτοῖς τρίτην ἔχων ἡμέραν πάλιν ζῶν τῶν θείων προφητῶν ταῦτά τε καὶ ἄλλα μυρία περὶ αὐτοῦ θαυμάσια εἰρηκότων. εἰς ἔτι τε νῦν τῶν Χριστιανῶν ἀπὸ τοῦδε ὠνομασμένον οὐκ ἐπέλιπε τὸ φῦλον“

„Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Griechen[3] an sich. Dieser war der Christus.[4] Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmen unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorherverkündet hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.“[5]

Der russische Orientalist und Altertumsforscher D. A. Chwolson (1819-1911) übersetzte den Text etwas anders:[6]

„Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch,[wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf]. Er that wunderbare Werke [und war der Lehrer Aller, die gern die Wahrheit aufnahmen]. So zog er viele Juden und Heiden[3] an sich. [Der Christus war kein anderer als dieser].[4] Auf Anstiften der vornehmen Männer unter uns verurtheilte ihn Pilatus zwar zum Kreuzestod, gleichwohl aber wurden diejenigen, die ihn früher geliebt hatten, ihm auch nach seinem Tode nicht untreu. [Er erschien ihnen nämlich am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten neben tausend anderen wunderbaren Dingen von ihm verkündet haben]. Noch bis jetzt hat das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, nicht aufgehört zu existieren.“

1 Weblinks

2 Andere Lexika





3 Einzelnachweise

  1. Flavius Josephus. Flavii Iosephi opera. Liber XVIII 3, 3; Hrsg: Benedikt Niese, Weidmann, Berlin 1892
  2. griechisch für Jesus
  3. 3,0 3,1 3,2 im Original heißt es Ἑλληνικοῦ (Hellenikon), das sind Hellenen, also Griechen; in vielen deutschen Übersetzungen steht der Begriff Heiden, was aber ein Anachronismus ist
  4. 4,0 4,1 4,2 im Original heißt es epigágeto : „Es wurde gesagt“
  5. Übersetzung bei Gerd Theißen, Annette Merz: Der historische Jesus. Ein Lehrbuch. 4. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 75–82, berichtigt
  6. Bei den Sätzen in Klammern gilt als ungesichert, ob sie wirklich von Flavius stammen

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