Stabszug der Marineschule Mürwik
Der Stabszug der Marineschule Mürwik befindet sich in Flensburg unweit der Marineschule Mürwik in der Fördestraße am Rand des Stadtbezirks Stützpunkt. Der Gebäudekomplex ist eines Kulturdenkmale des Stadtteils.[1]
Inhaltsverzeichnis
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1 Lage
Der Stabszug der Marineschule Mürwik liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Marinesportschule, wo sich im Mai 1945 die letzten Reichsregierung aufhielt. Das Gebäude liegt heute zwischen dem Kraftfahrt-Bundesamt und dem Gebäude des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages. Der Stabszug liegt zwar an der Hauptverkehrsstraße aber damit auch etwas abseits des Stützpunktes.
Ursprünglich besaß das Gebäude die Adresse Twedterholt 10 (vgl. Twedter Holz). 1961 wurde der besagte Teil der Straße in Fördestraße umbenannt und das Gebäude erhielt die heutige Adresse Fördestraße 18.[2]
2 Geschichte
2.1 Die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes
Die Stabszugsgebäude wurden 1939/40 ursprünglich als Lehrwerkstätte für die Marineschule errichtet. Die Baupläne des roten, F-förmigen Backsteingebäudekomplexes entstanden möglicherweise nach einem Entwurf des Regierungsbaurates Quanz. Mitarbeiter an den Plänen war der Architekt Hermann Rein, der auch an anderen Stellen der Stadt Bauwerke realisierte.[3] Die Werkstattgebäude dienten zunächt der praktische Ausbildung Technischer Offiziere (Ingenieur-Offizierschule[4]).
Im Mai 1945 gehörte der Gebäudekomplex zum Sonderbereich Mürwik. Östlich, neben dem Gebäude, befand sich damals das Heinz-Krey-Lager, das als Flüchtlingslager diente (vgl. Flüchtlinge in Schleswig-Holstein (1945)).
2.2 Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg als Versehrtenwerk
Nach dem Zweiten Weltkrieg erkannte der Flensburger Jurist Dr. Werner Kuntze,[5] der sich erhrenamtlich in Rechts- und Berufsberatung einbrachte, die Not der Kriegsversehrten.[6] Daher engagierte er sich dafür ein Versehrtenheim ähnliche der Bethelschen Stiftung einzurichten. Als Gebäude waren zunächst Teile der Marineschule im Gespräch, was jedoch nicht realisiert wurde, denn die Stadt Flensburg präferierte andere Verwendungszwecke.[7][8] Werner Kuntze suchte darauf das Gespräch mit dem Kommandeur der Marine-Raumdiensteinheiten in Kiel (vgl. Deutscher Minenräumdienst). Dieser hielt Rücksparche mit den englischen Marinebefehlshaber von Schleswig-Holstein, der ihm die Ermächtigung gab die Versehrtenhilfe zu fördern. Letztendlich viel die Wahl auf die Gebäude in der Fördestraße. Ein gemeinnütziger Verein wurde gegründet und so konnte noch im Jahr 1946 das Versehrtenwerk die Werkstätten Mürwiks beziehen.[9] Die offizielle Eröffnung fand am 21. September 1946 statt.[10][11] Die Tischlerei und Buchbinderwerkstatt der Marineschule waren zuvor in das Gebäude umgelagert worden.[12]
Am 8. November 1946 berichtete so auch die überregionale Welt im Film über die Mürwiker Versehrtenwerkstätten des Gemeinnützigen Vereins Versehrtenwerk Schleswig-Holstein e.V.[13] In der Zeit danach entstanden weitere Versehrtenwerkstätten in Husum, Westerland, St. Peter und Jarplund die sich dem Verein anschlossen. 1948 existierten insgesamt sechs Werke des Vereins in Schleswig-Holstein, von denen Flensburg-Mürwik und Schafstedt die größten waren.[14] Wann die Mürwiker Versehrtenwerkstätten genau schlossen ist nicht allgemein bekannt. Die heute existierenden gemeinnützigen GmbH Mürwiker Werkstätten, die Werkstätten, Wohnstätten sowie ambulant betreutes Wohnen für Menschen mit Behinderungen bietet, entstand wesentlich später und hat andere Ursprünge.[15][16]
2.3 Nutzung während des Kalten Krieges als Bundeswehrfachschule
Nachdem 1957 die Marine wieder in Mürwik einzog,[17] diente das Gebäude als Bundeswehrfachschule.[18] Im unteren Bereich des Gebäudes befanden sich die Schulungsräume, im oberen befanden sich Unterkunftsräume für die teilnehmenden Soldaten. Es wurde Unterricht zur Erreichung des mittleren Bildungsabschlusses gegeben. Zudem gab es verschiedene Abendlehrgänge, beispielsweise zur Erlangung einer kaufmännischen Ausbildung.
Bedingt durch den politischen Wandel im Osten anfang der 1990er Jahre kam es zur militärischen Entspannung in Europa. Die Konversion des Mürwiker Stützpunktes folgte, doch die Bundeswehrfachschule blieb zunächst noch eine Weile bestehen.
2.4 Neuer Verwendungszweck als Stabszug
Nach 2000 endete die Nutzung als Bundeswehrfachschule und der Stabszug der Marineschule übernahm die Gebäude.[19]
3 Aufgaben des Stabszuges
Der Stabszug der Marineschule Mürwik stellt dem Kommandeur der Schule das Personal zur Verfügung, das ihn bei seinen Aufgaben berät und unterstützt (vgl. Stabsabteilung).[20]
4 Einzelnachweise
- ↑ Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, Seite 524
- ↑ Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005 , ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Fördestraße
- ↑ Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, Seite 524 sowie 625
- ↑ Die Bezeichung wird im Welt im Film-Filmbeitrag zu den Mürwiker Versehrtenwerkstätten erwähnt:Start bei 0:05:16.07, Ende bei 0:06:13.03, Länge des Ausschnitts 0:00:57; vgl. auch: Meyers Konversationslexikon. ... Vierte Auflage, 1885-1892. Militär-Erziehungs- und Bildungsanstalten - Militärgerichtswesen sowie ebenfalls hinsichtlich „Ingenieuroffizierschule“: Wilhelmshavener Zeitung: Wilhem II. und seine Marinestadt – zum 150. Kaisergeburtstag, vom: 24. März 2009; abgerufen am: 11. Januar 2016
- ↑ Flensburger Tageblatt: Versehrtenwerk: Soziale Tat gegen größte Widerstände, vom: 15. Mai 2009; abgerufen am: 10. Januar 2016
- ↑ Dr. Werner Kuntze: berichtete über die Nöte der Kriegsversehrten und der daraus folgenden Entstehung des Flensburger Versehrtenwerks in der Publikation: Werner Kuntze: Versehrtenwerk 1946 bis 1948: Erinnerungen aus der Zeit, 2009: Vorwort, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12. 13, 14, 15, 16, 17, 18
- ↑ Werner Kuntze: Das Versehrtenwerk (6) Ein Rückschlag folgt dem nächsten, abgerufen am: 10 Januar 2016
- ↑ Flensburger Tageblatt: Versehrtenwerk: Soziale Tat gegen größte Widerstände, vom: 15. Mai 2009; abgerufen am: 10. Januar 2016
- ↑ Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, Seite 524
- ↑ Werner Kuntze: Das Versehrtenwerk (7) Die Vereinsgründung, abgerufen am: 10 Januar 2016
- ↑ Flensburger Tageblatt: Versehrtenwerk: Soziale Tat gegen größte Widerstände, vom: 15. Mai 2009; abgerufen am: 10. Januar 2016
- ↑ Werner Kuntze: Das Versehrtenwerk (8) Jetzt wird es ernst!, abgerufen am: 10 Januar 2016
- ↑ Filmbilder der Mürwiker Versehrtenwerkstätten aus Welt im Film: Start bei 0:05:16.07, Ende bei 0:06:13.03, Länge des Ausschnitts 0:00:57
- ↑ Werner Kuntze: Das Versehrtenwerk (18) Unsere Werkstätten, abgerufen am: 10 Januar 2016
- ↑ Die Mürwiker. Informationen über Die Mürwiker®, abgerufen am: 10. Januar 2016
- ↑ Flensburger Tageblatt: Versehrtenwerk: Soziale Tat gegen größte Widerstände, vom: 15. Mai 2009; abgerufen am: 10. Januar 2016
- ↑ Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 411
- ↑ Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, Seite 524
- ↑ Vgl. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, Seite 4 und 524
- ↑ Die Diensstellen der Sreitkräftebasis. Über uns. Stabszug, abgerufen am: 11. Januar 2016
5 Weblinks
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