Sozialistisches Patientenkollektiv

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Das Sozialistische Patientenkollektiv Heidelberg (SPK) ist aus einem ursprünglich ab 1968 an der Heidelberger Psychiatrischen Klinik sich treffenden Kreis von Ärzten und Studenten hervorgegangen, die damit eine psychotherapeutische Beratung und Gruppentherapie verfolgten sowie eine klassenlose Gesellschaft als Ziel hatten.[1]

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1 Auftreten in der Öffentlichkeit

Zum Auftreten in der Öffentlichkeit kam es, nachdem einer der für die Gruppentherapie zuständigen Ärzte, Wolfgang Huber, infolge chronischer Konflikte mit der Klinikleitung Anfang 1970 gekündigt wurde. Dieser hatte Juni 1970 erklärt , es dürfe keine therapeutische Tat geben, die nicht zuvor klar und eindeutig als revolutionäre Tat ausgewiesen worden sei und daraus gefolgert: „Im Sinne der Kranken kann es nur eine zweckmäßige bzw. kausale Bekämpfung ihrer Krankheit geben, nämlich die Abschaffung der krankmachenden privatwirtschaftlich-patriarchalischen Gesellschaft.“ Die von Dr. Huber behandelten Patienten hatten sich jedoch als Reaktion auf Hubers Entlassung mit ihm gegen die Klinikleitung solidarisiert. Ab Februar 1970 bis Juli 1971 erscheinen ca. 50 Flugblätter und auch andere selbst herausgegebene Schriften. Hierin geht es hauptsächlich um den letztlich erfolglosen Kampf der Therapiegruppe um den Erhalt der ihr außerhalb der Psychiatrischen Universitätsklinik zunächst ersatzweise bereitgestellten Therapieräume in der Rohrbacher Straße 12 in Heidelberg. Dies wurde erreicht, nach einem demonstrativen Hungersteik der Patienten. Dr. Huber setzte dort trotz seiner Kündigung die von ihm begonnenen Gruppentherapien weiter fort. Sein Gehalt und die Miete für die Räume wurden vorübergehend und zeitlich befristet vom Rektorat der Universität bezahlt. In dieser Phase der Auseinandersetzung ging es um die weitere Finanzierung des Projekts, das immer nur vorläufig weiter verlängert wurde. Während es sich anfänglich um ca. 40 Patienten handelte, die sich dem SPK angeschlossen hatten, wuchs die Zahl innerhalb weniger Monate auf ca. 200 an. Damit trat gerade das Gegenteil von dem ein, was Dr. Huber zur Auflage gemacht worden war, nämlich seine Therapien bis zu dem ihm gesetzten Termin abzuschließen. Damit nahmen aber auch die Spannungen zwischen ihm und dem Rektorat weiter zu.

2 Entwicklung, Verurteilungen und RAF

Einige Hintergründe der Spannungen um Dr. Huber und sein Patientenkollektiv sind im Zusammenhang der allgemeinen Entwicklungen zu sehen, denen sich die 68er-Bewegung ausgesetzt fühlte. Hinzu kam, dass die Studentenzahlen in vielen universitären Fachbereichen trotz geburtenschwacher Jahrgänge stark angewachsen waren. Vielfach versuchten auch die Institute selbst, sich auf eigene Faust gegen die Verantwortung abzuschirmen, die ihnen aus dieser Situation heraus gegenüber dem raschen Zuwachs an Studenten erwuchs.

Im April 1971 beging ein Mitglied der Gruppe Selbstmord . Zudem geriet das SPK im Juni 1971 in den Verdacht , Aktionen der Baader-Meinhof-Bande zu unterstützen. Bei Hausdurchsuchungen wurden gefälschte Waffen und Papiere gefunden, einzelne Mitglieder wurden ins verhaftet. Nachdem die Behörden einen „inneren Kern“ aufspürten, den sie als kriminelle Vereinigung ansahen, wurden im November 1972 mehrere SPK-Mitglieder verurteilt, Huber verlor seine Zulassung als Arzt, er sowie seine Frau wurden wegen „Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, Sprengstoffherstellung und Urkundenfälschung“ zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Einige Mitglieder des SPK gingen in den Untergrund und schlossen sich der Rote Armee Fraktion an, einige davon waren an der Geiselnahme der deutschen Botschaft in Stockholm beteiligt.

3 Auseinandersetzungen

Abb. 1. Emanzipatorische Zielsetzungen wurden durch Horst Eberhard Richter vertreten.

Das SPK behauptet über sich, den frühen Versuch der Verwirklichung zentraler sozialpsychiatrischer Modellvorstellungen erfüllt zu haben. Dies wurde von einem der bestellten Gutachter, dem Psychoanalytiker Horst Eberhard Richter, so formuliert.[2]

Zu den Befürwortern des Patientenkollektivs zählten neben Horst Eberhard Richter noch Peter Brückner aus Hannover und Dieter Spazier, der ehemalige Leiter der Universitätspoliklinik Heidelberg. Diese Personen wurden vom Verwaltungsrat der Universität offiziell mit der Begutachtung beauftragt. Nach dem Vorliegen dieser gutachtlichen Stellungnahmen beauftragte die Medizinische Fakultät der Universität drei Gegengutachter. Dies waren Walter Ritter von Baeyer als früherer Klinikchef des Arztes Huber, Hans-Joachim Bochnik aus Frankfurt und Helmut Thomä aus Ulm, ein früherer Mitarbeiter von Alexander Mitscherlich an der Psychosomatischen Universitätsklinik in Heidelberg.

Es schalteten sich jedoch auch andere Stimmen in die öffentliche Auseinandersetzung ein. Klaus Holzkamp, Psychologe an der Freien Universität Berlin, Begründer der Kritischen Psychologie, befürwortete die Vergabe eines Stipendiums der Heinrich-Heine-Stiftung in Freiburg an das SPK. In seinem Brief („Holzkamp-Brief“) machte er darauf aufmerksam, dass der Stil der Selbstdarstellungen des SPK als Reaktion auf die permanente Bedrohung durch administrative und politische Instanzen gesehen werden müsse.

Abb. 2. Erstes Patienten-Info des SPK mit klassenämpferischen Parolen.

Andere Mitarbeiter der psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg meldeten sich ebenfalls schriftlich zu Wort und lehnten das Fortbestehen des SPK einhellig ab. Zu ihnen zählten: Klaus Oesterreich, Heinz Häfner und Hubertus Tellenbach. Ein dabei immer wieder gebrauchtes Argument war es sinngemäß, dass Psychotherapie auf Internalisierung beruhe und nicht auf politischem Handeln aufgebaut werden dürfe , was in negativer Weise als Projektion oder Externalisierung bewertet wurde. Ein Ausdruckscharakter wurde diesen Externalisierungen nicht zugestanden und damit keine Überlegungen darüber angestellt, wie diese Verhaltens- und Ausdrucksweisen ggf. zu verstehen sind.

Das SPK und seine Unterstützer vermuten, dass seine Gegnern nicht wissenschaftlich argumentierten, und behauptet, dass sich diese nicht mit den das SPK befürwortenden Argumenten auseinandergesetzt haben.[3]

Es existiert eine Nachfolgeorganisation in Mannheim, die den Namen Patientenfront/Sozialistisches Patientenkollektiv(H) – PF/SPK(H) trägt und behauptet, dass das SPK niemals aufgehört habe zu existieren. Vertreter dieses heutigen SPK distanzieren sich von der RAF.

Eine Verbindung mit der 68er-Bewegung und damaligen Selbsthilfegruppen und Betroffenenverbänden sowie mit der Antipsychiatrie-Bewegung wird bestritten. Diese Behauptung widerspricht den Erkenntnissen der Untersuchungsbehörden.

Die PF/SPK(H) geht gerichtlich und auf dem Abmahnweg gegen journalistische oder andere Berichte über sich vor, sofern diese nicht exakt ihrer eigenen Selbstdarstellung entspricht.

Eine Rechtsanwältin, die die Gruppe vertritt, versuchte die Wikipedia erfolglos wegen Volksverhetzung anzuklagen[4], eine offensichtlich geplante Verfassungsbeschwerde wurde ebenfalls im Internet veröffentlicht[5].

4 Siehe auch

5 Weblinks

6 Einzelnachweise

  1. Peters, Uwe Henrik: Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie. Urban & Schwarzenberg, München 31984, Stw. Patientenkollektiv, Heidelberger Sozialistisches, Seite 401 f.
  2. Richter, Horst Eberhard: Die Gruppe. Hoffnung auf einen neuen Weg, sich selbst und andere zu befreien. Psychoanalyse in Kooperation mit Gruppeninitiativen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 11972, ISBN 3-498-05672-7, Seite 336
  3. Resolution der Medizinischen Fakultät II der Universität Heidelberg vom 24.11.1970
  4. Schreiben über Euthanasielümmel
  5. Verfassungsbeschwerde gegen den Kraken Wikipedia

7 Vergleich zu Wikipedia




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