Methadon-Substitution

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Die Methadon-Substitution wurde am Rockefeller Institute for Medical Research in New York entwickelt.[1] Die Kosten-Nutzen-Analyse einer Substitutionstherapie ergibt bei einer konservativen Berücksichtigung von Gesundheitskosten und Kosten der Sozialbetreuung und der Folgen kriminellen Verhaltens in England ein Verhältnis von 1:9,5 bis 1:19.[2]

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1 Geschichte

Schon 1949 wurden Heroinabhängige im United States Public Health Service Hospital in Lexington, der größten, 1935 eröffneten Drogenentzugsanstalt der USA, mit Methadon als damals bester Entzugssubstanz ausschleichend für meist sieben bis zehn Tage behandelt.[3][4][5]

In Deutschland wurden das Betäubungsmittelgesetz und die Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung nach langen Diskussionen und mehreren Modellversuchen entsprechend geändert, um auch hier eine Behandlung zu ermöglichen. Methadon wurde 2005 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgenommen.[6]

Eine Senkung der Sterblichkeit oder der Kriminalität durch Methadon konnte in einer Meta-Analyse der bis 2008 veröffentlichten Studien nicht nachgewiesen werden.[7] Möglicherweise lag das daran, dass zu wenig Methadon verabreicht wurde. Patienten wollen hohe Dosen meist nicht, da sie Nebenwirkungen befürchten und das Ziel einer völligen Substanzfreiheit nicht aufgeben möchten.[8]

2 Höhe der notwendigen Dosis

Dosen zwischen 50 und 900 mg pro Tag können erforderlich sein, was in einer Studie aber erst 2008 nachgewiesen wurde.[9] Teilweise - jedoch nicht vollständig - erklärt sich der unterschiedliche Methadonbedarf durch Polymorphismus des Cytochrom P450 2D6.[10]

In der italienischen VEdeTTE-Studie (115 Drogenbehandlungseinrichtungen, 10.454 Heroinkonsumenten) stieg die Verweildauer im Programm mit der Höhe der Methadon-Dosis, allerdings bei einer niedrigen medianen Dosis von 37 mg. Die abstinenz-orientierte Behandlung zeigte die kürzeste Verweildauer.[11]

3 Kritik

Patienten wollen oft nur eine niedrigere Dosis, die Entzugserscheinungen unterdrückt, trotzdem aber noch das Rauscherlebnis mit Heroin ermöglicht. Hohe Dosen unterdrücken das Verlangen nach allen Opiaten durch die sogenannte Opioidblockade. Daher wird behauptet, die Wirkung von Methadon sei nur von kurzer Dauer, da sich der Toleranzlevel bald nach oben verschiebe und somit eine noch höhere Dosis Methadon benötigt werde.[12] Die tägliche Berufserfahrung[13] belegt das Gegenteil: so seien drei von PIA's als "unheilbar" Eingestufte abszessfrei geworden.[14]

Bei den weiteren zitierten Nebenwirkungen ist zu berücksichtigen, dass diese auch andere Ursachen haben können. Die Substitution mit Methadon erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei Frauen.[15] Zudem ist immer eine medizinische und psychologische Begleitung der Patienten erforderlich, wie auch bei allen anderen Medikamenten. Unglücklicherweise wurde das Konzept der Langzeitunterstützung in der Folge wieder verlassen und das Ziel der Abstinenz in den Vordergrund gestellt, dabei die Methadondosierung reduziert und die Patienten „zur Strafe“ (oder erzieherischen Gründen, auf alle Fälle: zero tolerance) aus dem Programm geworfen, wenn sie rückfällig wurden oder sich nicht an den Behandlungsvertrag hielten und ein Beikonsum nachgewiesen werden konnte.[16]

4 Alternativstoffe

Buprenorphin als Partialagonist[17] hat sich bis 2007 im direkten Vergleich dem Methadon als unterlegen und teurer gezeigt.[18] Buprenorphin soll eingesetzt werden, wenn dessen Einsatz gegenüber der Behandlung mit Methadon Vorteile bringt.

5 Einzelnachweise

  1. Palmer, R.: Straight talk with...Jules Hirsch. In: Nature Medicine 16, 1062 (2010). Nature Publishing Group.: „Rockefeller Institute for Medical Research in New York (now Rockefeller University) ... the hospital was home to the development of methadone treatment of heroin addiction“. Abgerufen am 10. Oktober 2010. (Englisch, Abstract) doi 10.1038/nm1010-1062
  2. Christine Godfrey, Duncan Stewart, Michael Gossop: Economic analysis of costs and consequences of the treatment of drug misuse: 2-year outcome data from the National Treatment Outcome Research Study (NTORS). In: Addiction. Band 99, Nr. 6, Juni 2004, ISSN 0965-2140 , S. 697–707, PMID 15139868, doi:10.1111/j.1360-0443.2004.00752.x .
  3. Harris Isbell, Victor H. Vogel: The addiction liability of methadon (amidone, dolophine, 10820) and its use in the treatment of the morphine abstinence syndrome. In: The American Journal of Psychiatry. Band 105, Nr. 12, Juni 1949, ISSN 0002-953X , S. 909–914, PMID 18127077.
  4. Ralf Gerlach: Methadon im geschichtlichen Kontext: Von der Entdeckung der Substanz zur Erhaltungsbehandlung. (Archivversion vom 20. Dezember 2012) INDRO e. V., Münster 2004 (PDF; 88 kB).
  5. Herman Joseph, Sharon Stancliff, John Langrod: Methadone Maintenance Treatment (MMT): A Review of Historical and Clinical Issues. (Archivversion vom 16. Dezember 2014) In: The Mount Sinai Journal of Medicine. Band 67, Nr. 5/6, Oktober/November 2000, ISSN 0027-2507 , S. 347–364, (PDF; 178 kB).
  6. WHO Model List of Essential Medicines. (PDF; 442 kB) abgerufen am 20. September 2012.
  7. Mattick, RP, Breen, C, Kimber, J, Davoli, M: Methadone maintenance therapy versus no opioid replacement therapy for opioid dependence. In: Cochrane Database of Systematic Reviews 2009, Issue 3. Last assessed as up-to-date: February 19. 2009.: „methadone can reduce the use of heroin; ... not show a statistically significant superior effect on criminal activity or mortality“. Abgerufen am 28. August 2010. (Englisch) PMID 19588333.
  8. Nicholas Seivewright, assisted by Mark Parry: Community Treatment of Drug Misuse. More Than Methadone. 2nd edition. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2009, ISBN 978-0-521-69183-3.
  9. Li, Y.: Interindividual variability of methadone response: impact of genetic polymorphism. In: Mol Diagn Ther. 2008; 12 (2): 109-24. Adis International.: „Genetic polymorphism is the cause of high interindividual variability of Cytochrome P450 (CYP) 3A4 and 2B6; doses of racemic methadone as low as 55 mg/day or as high as 921 mg/day can be required in a 70-kg patient without any co-medication“. Abgerufen am 15. August 2010. (Englisch) PMID 18422375.
  10. Fonseca, F.: Contribution of Cytochrome P450 and ABCB1 Genetic Variability on Methadone Pharmacokinetics, Dose Requirements, and Response. In: PLoS ONE. Ulrich M. Zanger, Dr. Margarete Fischer-Bosch Institute of Clinical Pharmacology, Germany.: „Only CYP2D6 metabolizing phenotype differences were found ... being higher in the ultrarapid metabolizers. ... Pharmacokinetic factors could explain some but not all differences in MMT outcome and methadone dose requirements.“. Abgerufen am 9. August 2011. (Englisch) PMID 21589866.
  11. Salamina, G: Effectiveness of therapies for heroin addiction in retaining patients in treatment: results from the VEdeTTE study. In: Subst Use Misuse. 2010 Oct; 45 (12): 2076 - 92. Informa Healthcare.: „abstinence-oriented therapy showing the lowest retention; median daily dose of methadone was 37 mg; retePharmacokinetic factors could explain some but not all differences in MMT outcome and methadone dose requirements.“. Abgerufen am 27. Oktober 2010. (Englisch) PMID 21589866.ntion improved according to dose}} PMID 20438317.
  12. unbelegter Satz des anonymen Benutzers 89.204.153.241
  13. Beitrag von Wikipedia-Benutzer:Michelvoss - dort lebenslang gesperrt wegen Aufdeckung von Seilschaften & kommerziellen Verbindungen von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales
  14. längster follow-up bisher 7 Jahre - Stand:19.11.2016
  15.  Matthias Bartsch, Michael Fröhlingsdorf: Kinder der Sucht. In: Der Spiegel. Nr. 15, 2007 (Online).
  16. Richard P. Mattick, Robert Ali, Nicholas Lintzeris: Pharmacotherapies for the Treatment of Opioid Dependence. Efficacy, Cost-Effectiveness and Implementation Guidelines. Informa Healthcare, London u. a. 2009, ISBN 978-1-84184-400-8.
  17. AOKBV-Opioid Analgetika.qxd. aok-beratungsapotheker.de, 2004.: „Partialagonist ...Buprenorphin“. Abgerufen am 01. November 2010.
  18. Connock, M.: Methadone and buprenorphine for the management of opioid dependence: a systematic review and economic evaluation. In: Health Technology Assessment 2007; Vol 11: 9. UK National Institute for Health Research.: „flexible dosing strategy with MMT (20–120 mg) was found to be somewhat more effective than flexible-dose BMT (4–16 mg) and therefore associated with lower costs“. Abgerufen am 01. November 2010. (Englisch) PMID 17313907.

6 Weblinks

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