Martinismus

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Der Martinismus ist eine Sammelbezeichnung für einige Richtungen der Freimaurerei, die in verschiedener Form auf Martinès de Pasqually (1727–1774) zurückgehen. Die Lehren und Rituale Pasquallys enthielten auch sexualmagische Elemente und aus der Gnosis entlehnte Ideen.[1]

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1 Ursprung

Martinès de Pasqually gründete angeblich um 1760[2] einen Hochgrad-Freimaurerorden namens Elus Coën.[3] Nachdem der okkulte Charakter des Elus Coën durch einige Indiskretionen bekannt wurde, verbot die Direktion der damaligen Großloge die Tätigkeit. Da die französische Regierung die Freimaurerei bereits im Februar 1737 verboten hatte, reorganisierte Pasqually den Orden. Als Ersatz für die inzwischen aufgelöste Großloge bestimmte er 1767, dass ein Tribunal Souveräin seines Elus Coën nunmehr die oberste Freimaurer-Behörde sei, wozu er angeblich während einer Geisterbeschwörung ermächtigt worden sei. Als „Geheimaufseher“ leitete Pasqually als höchster Chef diesen Orden selbst, in den er 1768 auch Louis Claude de Saint-Martin (1743–1803) aufnahm.[4] Das sich entwickelnde Logensystem nannte die Inhaber des Rèau-Croix-Grades, des höchsten Grades, „Très Puissant Maitre“. Dieser Begriff findet sich später auch bei den Martinisten.[5] Pasqually setzte seine Lehre aus gnostischen, manichäischen und katharischen Elementen zusammen, denen er Bausteine aus den Traditionen der hermetischen und christlich-jüdischen Esoterik hinzufügte, wie er sie in der spanischen Kabbala, der „christlichen“ Kabbala Knorr von Rosenroths und seinem Sulzbacher Kreis vorfand.[6]

2 Entwicklung

Bei der weiteren Entwicklung werden die „älteren“ und die „jüngeren“ Martinisten unterschieden. Die älteren werden auch Martinezisten genannt, die nach dem System von Martinès de Pasqually arbeiten, während die Martinisten, die nach dem abgeänderten System von Saint-Martin arbeiten.[7] Grundlegend dafür sind die Werke Saint-Martins, der unter anderem mit „Irrtümer und Wahrheit“ den damaligen Nerv der kulturellen Elite Frankreichs traf. Darin erklärt er dem Suchenden oder auch Hommes de désir, den göttlichen Ursprung durch den Weg des Herzens wiederzufinden. Der Mensch wird aufgefordert sich nicht im Alltag dahin treiben zu lassen, sondern bewusst die Gegenwart wahrzunehmen und sie zu gestalten.

Saint-Martin wurde durch die Werke des deutschen Schuhmachers und Philosophen Jakob Böhme inspiriert, die er teilweise ins Französische übersetzte.

Nachdem sein Werk „Irrtümer und Wahrheit“ 1782 von Matthias Claudius ins Deutsche übersetzt worden war, folgten weitere Bücher und Schriften:

  • L’Homme de désir – Der Suchende, (1790)
  • Ecce homo – Seht welch ein Mensch, (1792)
  • Le Nouvel Homme – Der neue Mensch, (1792)
  • Le crocodile, ou la guerra du Bien et du Mal – Das Krokodil oder der Kampf zwischen Gut und Böse, (1799)
  • Le Ministère de l’homme-esprit – Der Dienst des Geistmenschen, (1802)

Nach Saint-Martins Tod 1803 nannten sich die Anhänger seiner Philosophie und Theosophie fortan Martinisten. Saint-Martin hat jedoch erwiesenermaßen keine organisierte Jüngerschaft hinterlassen und das Logenwesen immer nur als etwas Äußerliches betrachtet, das innerlich befruchtet werden müsse. Konsequent bat er dann auch seinen Freund Willermoz um 1790, seinen Namen aus den freimaurerischen Listen zu tilgen, um sich fortan individuell dem Göttlichen widmen zu können. Nichtsdestoweniger benutzten im 19. und 20. Jahrhundert verschiedene esoterische Organisationen Saint-Martin nicht nur als Namenspatron und Quelle, sondern leiteten auch die Abstammung ihrer eigenen Organisation durch fantasievoll ausgeschmückte Sukzessionsketten, auf ihn zurück, um den Anschein der Authentizität zu erwecken. Bemerkenswerterweise wurden dabei zwei verschiedene Sukzessionsketten angeführt, um den 1891 gegründeten Ordre Martiniste mit der Tradition der älteren Martinisten in Verbindung zu bringen, an deren Ende Gérard Encausse, der angeblich 1882 in die Interna des Martinismus eingeweiht worden sein will, sowie der Bibliothekar des Museum Guimet (frz.: Musée Guimet), Augustin Chaboseau standen.[8] So führte der französische Okkultist Gérard Encausse alias Papus, mit Unterstützung von Stanislas de Guaita, die zerstreuten Martinisten in dem Martinistenorden Ordre Martiniste zusammen.[9] Papus' Bemühung führten zu einer erneuten Blüte des Martinismus.

Es gab innerhalb des Martinismus jedoch auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch Richtungen, die sich primär auf Pasqually und dessen Lehren des Elus Coën bezogen. Eine immer wieder behauptete organisatorische Sukzessionslinie, die zu den „älteren“ Martinisten des 18. Jahrhunderts führt, ist historisch nicht nachweisbar.

3 Die „jüngeren“ Martinisten

Wie schon den „älteren“ Martinisten diente Saint-Martin auch vielen „jüngeren“ Martinisten als Namenspatron. Die „jüngeren“ Martinisten sind ideengeschichtlich jedoch von den „älteren“ Martinisten abhängig. Neben den geistigen Ahnherren Pasqually und Saint-Martin beziehen sich die „jüngeren“ Martinisten auch auf die Alchimisten Heinrich Khunrath und Alexander Seton, die Theosophen Jakob Böhme und Johann Georg Gichtel sowie auf Hochgradmaurer wie Jean Baptiste Willermoz und Rudolf von Salzmann.[10]

3.1 Der Traditionelle Martinistenorden (TMO) und der British Martinist Order (BMO)

Zwei Martinistenorden der Gegenwart, der Traditionelle Martinistenorden (TMO) und der British Martinist Order (BMO), sind mit der Rosenkreuzer-Gesellschaft AMORC verflochten. Der BMO kooperiert mit dem Militia Crucifera Evangelia (OMCE), des vormaligen AMORC-Großmeisters Gary L. Steward.[11] Der TMO, der von Augustin Chamboseau und Harvey Spencer Lewis gegründet wurde, nimmt nur Mitglieder des AMORC auf, dessen jeweiliger Imperator (Leiter) zugleich Leiter des TMO ist.[12]

3.2 Der Hermetic Order of Martinists (HOM)

In den Hermetic Order of Martinists werden nur Mitglieder aufgenommen, die zugleich Freimaurer und Mitglied in der Rosenkreuzergesellschaft Societas Rosicruciana in Anglia sind.[11]

3.3 Rose Croix Martinist Order (R+CMO) und der Rose+Croix Martinist Order

Der in den U.S.A. ansässige Rose Croix Martinist Order und der Rose+Croix Martinist Order mit Sitz in Ohio (Kanada) nehmen in ihrem Eigennamen Bezug auf die Rosenkreuzer.[11]

4 Literatur

  • Karl R. H. Frick: Die Erleuchteten. Gnostisch-theosophische und alchemistisch-rosenkreuzerische Geheimgesellschaftem bis zum Ende des 18. Jh. Marix Verlag, Wiesbaden 2005.

5 Weblinks

6 Andere Lexika



7 Einzelnachweise

  1. Karl R. H. Frick: Die Erleuchteten. Marix Verlag, Wiesbaden 2005. S. 532.
  2. https://www.freimaurer-wiki.de/index.php/Elus_Co%C3%ABns
  3. Wikipedia übernimmt hier kritiklos die Legenden, die von einigen Logen verbreitet werden
  4. Karl R. H. Frick: Die Erleuchteten. Marix Verlag, Wiesbaden 2005. S. 518ff.
  5. Karl R. H. Frick: Die Erleuchteten. Marix Verlag, Wiesbaden 2005. S. 525.
  6. Karl R. H. Frick: Die Erleuchteten. Marix Verlag, Wiesbaden 2005. S. 528.
  7. Horst E. Miers: Lexikon des Geheimwissens. (= Esoterik. Bd. 12179). Goldmann, München 1993, S. 406f.
  8. Der Ordre Kabbalistique de la Rose-Croix in: Material zum Buch: Neue Rosenkreuzer von Harald Lamprecht.
  9. Horst E. Miers: Lexikon des Geheimwissens. (= Esoterik. Bd. 12179). Goldmann, München 1993, S. 269.
  10. Karl R. H. Frick: Licht und Finsternis. Gnostisch-theosophische und freimaurerisch-okkulte Geheimgesellschaften bis zur Wende des 20. Jahrhunderts. Band II. Marix Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-044-7, S. 390.
  11. 11,0 11,1 11,2 Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 19.
  12. Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004. S. 114.

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