Kanonenboot Nr. 8 der schleswig-holsteinischen Marine 1850
Von weitem ist der Kirchturm der 1883 geweihten ev. Kirche des Kronprinzenkooges zu sehen.
Auf dem Gemeindefriedhof, direkt neben der Kirche befindet sich eine besondere Grabstätte. Hier ruhen 31 Besatzungsmitglieder des Kanonenbootes Nr. 8 der schleswig-holsteinischen Marine.
Die Überlieferung berichtet über die näheren Umstände [2]:
In den Jahren 1848-1851 tobte der Erste Schleswigsche Krieg.
Zu den Aufgaben der damals noch kleinen schleswig-holsteinischen Marine gehörte auch die Sicherung der Nordfriesischen Inseln. Die Kanonenboote Nr. 4, 8 und 11 waren an der damals noch den Naturgewalten ungeschützten Eidermündung stationiert. Gemeinsam mit dem Dampfschiff "Kiel" liefen sie die Imnseln Amrum und Föhr an und besetzten diese, um die Inseln gegen die dänische Flotte zu verteidigen.
Doch auch die Dänen stellten eine Kanonenboot-Flotillie zusammen. So steuerte im September 1850 ein Dampfschiff, sechs kanoneboote und sieben Transportboote der dänischen Marine die Insel Föhr an. Zu Kampfahndlungen kam es jedoch nicht, das starker Sturm herrschte.
Die drei schleswig-holsteinischen Kanonenboote gerieten in dennoch Gefahr, von ihren Nachschublinien abgeschnitten zu werden und konnten am 17.9. während einer Windstille aus dem Föhrer Hafen auslaufen: Das Dampfschiff "Kiel" nahm die drei Kanonenboote in Schlepp um überf die offene See zu entkommen. Es kam währenddessen zu einem Gefecht zwischen der deutschen Flotillie und dem dänischen Kriegsschiff "Geyser" in dessen Folge es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Da die "Geyser" in Brand geschossen wurde, musste sie sich zurückziehen.
Die deutschen Kriegsschiffe liefen Büsum an, wo die vier deutschen Gefallenen auf dem Friedhof beigesetzt wurden.
Durch die Herbststürme gezwungen, mussten die deutschen Schiffe, die "Kiel" und die Kanonenboote 4, 8 und 11, Büsum verlassen. Ihr Ziel war der Hafen von Glückstadt an der Elbe.
Bei Einfahrt in die Elbe lief das Kanonenboot 8 auf die Untiefe "Geelsand" auf. Durch die steigende Flut löste sich jedoch das Kanonenboot von der Untiefe und schlug hart auf den Norder-Maxqueller[3] auf. Dadurch kenterte das Boot. In den darauffolgenden Tagen wurden die leichen der Besatzungsmitglieder angeschwemmt.
Das Totenprotokoll im Pastorat der Kirchengemeinde gibt nähere Auskunft über die 31 in Kronprinzenkoog beerdigten Marinesoldaten:
„Novbr. 14.
ist nachstehende in der Nacht vom 8ten auf den 9ten November in der Westsee[4] auf einer fahrt von Büsum nach Glückstadt verunglückte Mannschaft des Kanonenbootes Nro 8 auf dem Kirchhofe des Kronprinzenkoogs feierlich beerdigt worden. Es folgten und redeten am Grabe beide Prediger in vollem Ornat, die Singeschüler gingen vor ihnen her:
1. H. A. H. Förster, Quartiermeister in Cappeln
2. Carsten Schmidt aus Pinneberg
3. J. Schade
4. Jürgen Reimers aus Hohner Harde
5. C. fechtmann aus Uetersen
J. C. H. Pahlmann aus Altona
7. G. F. J. Simmerland, Feuerwerker aus Hamburg
8. C. Friis Hansen, Sylt
9. H. H. W. Hartmann aus Elmshorn
10. C. H. F. Koch, Heiligenhafen
11. S. D. Steffens, Sylt
12. G. H. Bußmann, Tondern
13. J. P. Lammers, Bielenberg
14. J. H. C. Mißfeld aus Priis
15. J. H. Schümann aus neustadt
16. P. Gottsche aus Bramstedt
17. Jürgen Korn von Oldenburg
18. F. W. D. Bermner aus Altona
19. H. Dreyer aus Pinneberg
20. C. H. H. Rosenbohm von Heiligenhafen
21. J. F. L. Dahl aus Cappeln
22. C. L. Rosenberg aus Flensburg
23. M. Timm aus Pinneberg
24. C. F. Kelling aus Preetz
25. J. Laßen aus Tondern
26. H. F. Gehrke aus Neustadt
27. J. C. Nielsen aus Stüttebüll
Nov. 20,
ferner die in obengedachter nach verunglückte, erst heute angetriebene Leichen:
28. J. F. Schumacher aus Cappeln
29. J. L. Wenn aus Glückstadt
30. Dithmer Hecht aus Preetz
31. Hans Strübing, Lootse aus Büsum.“– Totenprotokoll im Pastorat der Kirchengemeinde Kronprinzenkoog, hier zitiert aus:
Wachholtz-Verlag Neumünster: "Die Heimat", Monatsschrift des Vereins zur Pflege der natur- und Landeskunde in Schleswig-Holstein und Hamburg", 64. Jahrgang; ebd. Nr.1, Januar 1957, S. 11 f. .
Über Matrose Jakob Eilmann gibt das Marner Kirchenbuch folgende Auskunft:
„Begraben am 14. November 1850: Jakob Eilmann, Matrose auf dem Kanonenboot Nr. 8, welches in der nacht auf den 9. November mit Verlust sämtlicher 48 Mann starken Besatzung auf dem Maxqueller gestrandet, wobei9 der Obengenannte auch sein Leben eingebüßt hat. Des Käthners Hinrich Eilmann am Neuen-Koogsdeich und weil. Catharina geb. Kloppenburg ehel. Sohn 31. Jahre alt.“
– Marner Kirchenbuch, hier zitiert aus:
Wachholtz-Verlag Neumünster: "Die Heimat", Monatsschrift des Vereins zur Pflege der natur- und Landeskunde in Schleswig-Holstein und Hamburg", 64. Jahrgang; ebd. Nr.1, Januar 1957, S. 11 f. .
Der Kommandant des Kanonenbootes, Auxilliarleutnant H. L. Lamp wurde im Februar 1851 in Kiel beigesetzt worden.
1 Einzelnachweise
- ↑ Informationstafel "Histour-Dithmarschen", Nr. MA 20 des Vereins für Dithmarscher Landeskunde e.V. . Standort: Friedhof Kronprinzenkoog Dithmarschen.
- ↑ Wachholtz-Verlag Neumünster: "Die Heimat", Monatsschrift des Vereins zur Pflege der Natur- und Landeskunde in Schleswig-Holstein und Hamburg", 64. Jahrgang; ebd. Nr.1, Januar 1957, S. 11 f.
- ↑ (heute Bestandteil des Kaiser-Wilhelm-Koogs, s.a.: Dithmarschen-Wiki: "Kaiser-Wilhelm-Koog"
- ↑ Anm. d. Erstautors: Als "Westsee" wurde von den Schleswig-Holsteinern die uns bekannte "Nordsee" bezeichnet. Begründung: Die "See", westlich von Schleswig-Holstein.
2 Quellen
- Wachholtz-Verlag Neumünster: "Die Heimat", Monatsschrift des Vereins zur Pflege der natur- und Landeskunde in Schleswig-Holstein und Hamburg", 64. Jahrgang; ebd. Nr.1, Januar 1957, S. 11 f.
- Informationstafel "Histour-Dithmarschen", Nr. MA 20 des Vereins für Dithmarscher Landeskunde e.V. . Standort: Friedhof Kronprinzenkoog Dithmarschen.
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