Hunnenschatz von Szeged-Nagyszeksös
Der Hunnenschatz von Szeged-Nagyszeksös ist die größte je bekannt gewordene Ansammlung hunnischer Goldgegenstände. Er wurde vor dem Ersten Weltkrieg in einem Weingarten in der vormals zu Szeged gehörenden, seit 1950 zur Gemeinde Röszke zählenden Ortschaft Nagyszéksós, nahe der Staatsgrenze Ungarn–Serbien gefunden. Vor der Meldung an die Behörden verschwand eine große Anzahl wertvoller Stücke, die teilweise bis zum heutigen Tag verschollen geblieben sind. Im Jahre 1966 erreichte die Zahl der bekannten, in Museen und Privatsammlungen gelangten Goldgegenstände an die 200 Stück.
Annähernd mit dem spätantiken Hortfund von Nagyszéksós vergleichbar sind nur Exemplare aus im Jahre 1904 entdeckten Katakombengräbern auf der Halbinsel Kertsch. Unter den Funden von Nagyszéksós gibt es keinen einzigen Gegenstand, mit dessen Hilfe die Zeitperiode ihrer Entstehung oder Verbergung auf ein Jahrzehnt genau bestimmt werden könnte. Die Archäologen interpretierten den Fund von Nagyszéksós lange als Brandbestattung bzw. als Überreste eines von natürlicher Erosion abgetragenen Hügelgrabes. Diese Annahme wurde jedoch später wieder verworfen, da es bisher keine Kenntnis davon gibt, dass die Hunnen, denen dieser Hortfund zugeschrieben wird, ihre Toten auch verbrannt hätten. Oft bestatteten hunnische Stammesangehörige ihre Toten in einer Ruine. So wurde eine Frau mit einem nach Hunnenart deformierten Schädel in dem mit Mörtel vermischten, festgetretenen römischen Laufhorizont begraben, der sich direkt neben einer mehr als 20 Meter langen Lagerbarracke am Westflügel des Kleinkastells Visegrád-Gizellamajor befand.
1 Inventar
Es handelt sich dabei meist um zerbrochene, mangelhafte bzw. verbogene Stücke oder kleinen Überresten von heute nur mehr schwer zu deutenden Schmuckgegenständen. Ein Teil der Funde von Nagyszéksós weist erhebliche Brandspuren auf und ist dementsprechend deformiert, denn auch stark verschmolzene Goldklumpen und Goldtropfen fanden sich im Fundinventar. Auf anderen Gegenständen waren hingegen keinerlei Spuren von Feuereinwirkung festzustellen. Völlig unversehrt geblieben sind z.B. die eingearbeiteten Edelsteine an den Schnallen, die Riemenzungen, die Schwertriemenbeschläge und auch der aus dünnem Goldblech gepresste oder ausgeschnittene Kleiderschmuck. Offensichtlich ist also vorher nur ein Teil des Fundinventars starker Hitzeeinwirkung ausgesetzt gewesen, doch weiß man nicht exakt, wie viele, da auch Einschmelzversuche der damaligen Finder und zeitweiligen Eigentümer nicht auszuschließen sind.
Das interessanteste Exemplar ist ein etwa 407 g wiegender, massiv gearbeiteter goldener Halsring der die zahlreichen Gold- und Silberhalsringe, die man vor allem aus den Gräbern hunnischer Unterführer von Ostkasachstan bis in die Donauregion kennt, noch bei weitem übertrifft. Der einstige Träger dieses Halsringes überragte wohl nach Würde und Rang alle bisher bekannten hunnischen Adeligen des Karpatenbeckens.
Die bisher bekannten Funde kann man annähernd nachstehenden Kleidungs- und Ausrüstungsgegenständen zuordnen:
- Gürtel-, Schwertriemen- und Stiefelschnallen mit Zellenverzierung,
- Riemenzungen mit Zellenverzierung für Waffen- und Würdenträgergürtel,
- mit Riemen und Anhängern geschmückte Stiefel,
- mit Goldflitter bestickte und mit Goldfäden durchwobene Kleider (Damast) oder Mäntel,
- goldene Griff- und Scheidebeschläge für ein oder mehrere Schwerter,
- goldbeschlagene Schwertriemen und
- zwei Goldscheiden für einen größeren und etwas kleineren Dolch.
Andere Bruchstücke könnten zur Dekoration von Pfeilköchern verwendet worden sein. Zwei mit Schuppen verzierte Goldblechbeschläge stammen von zwei (oder mehreren) Holzsätteln, von einem Pferdegeschirr ein Trensenbruchstück mit goldüberzogenem Knebel und goldene Riemenbeschläge mit Zellenornamentik und Anhänger. Die Kraft und Macht hunnischer Anführer symbolisiert ein mit Gold überzogener Peitschenstiel.
Auch Prunkgefäße und auf solche hinweisende Bruchstücke befanden sich unter den Funden: so z. B. eine Elektronschale, deren achtblättrige Blumenfassungen einst mit eingelegtem Glas geschmückt war, und ein im Stil orientalischer Elektronkelch, der an seinen durchbrochen gearbeiteten Seiten ursprünglich mit runden Glas- oder Edelsteinplatten dekoriert war. Mehrere Goldbänder, die wahrscheinlich auf Holzgefäßen, etwa Schalen, angebracht waren. Eine größere Scheibe mit Zellenornamentik dürfte vormals den Boden einer Goldschale verziert haben.[1]
2 Literatur
- Istvan Bona: Das Hunnenreich, Theiss, Stuttgart 1996, S. 187-189, ISBN 978-3806208979, (Scan im www).
- Gerhard Bott (Hrsg.): Germanen Hunnen und Awaren. Schätze der Völkerwanderungszeit, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, 1988, darin: Bela Kürti: Fürstliche Funde der Hunnenzeit aus Szeged Nagyszeksös, S. 163.
- Nandor Fettich: La trouvaille de tombe princière Hunnique a Szeged-Nagyszéksós (ArchHung 32, 1953).
- József Lehossék: Die Ausgrabungen zu Szeged-Öthalom in Ungarn. Namentlich die in den dortigen ur-magyarischen, alt-römischen und keltischen Gräbern aufgefundenen Skelette etc. Wilhelm Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung, Wien 1886.
3 Andere Lexika
Wikipedia kennt dieses Lemma (Hunnenschatz von Szeged-Nagyszeksös) vermutlich nicht.
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- Hochspringen ↑ Istvan Bona: 1996
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