Epistrophy (Jazztitel)

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Epistrophy ist ein in den 1940er-Jahren von Kenny Clarke und Thelonious Monk geschriebener Jazztitel. Erstmalig auf Tonträger veröffentlicht wurde er 1946. Heute gilt Epistrophy als Standardtitel des Bebop.
Notenbeispiel 1: Die Teile A und A` (Takte 1 bis 8) des Titels Epistrophy von Thelonious Monk.
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1 Entstehung

Thelonious Monk, Howard McGhee, Roy Eldridge und Teddy Hill im September 1947 vor dem New Yorker Jazzclub Minton's Playhouse.
  • Monk und Clarke entwickelten den Titel wohl schon in den frühen 1940er-Jahren im Jazzclub Minton’s Playhouse in New York City. Monk bildete dort zusammen mit dem Schlagzeuger Kenny Clarke, dem Trompeter Joe Guy und dem Bassisten Nick Fenton eine Art "Hausband" zu der sich dann ganz spontan gerade anwesende Jazzmusiker, wie z.B. Dizzy Gillespie, Charlie Christian, Bud Powell, Lester Young oder Charlie Parker gesellten. Gemeinsam erprobte man dabei in oft nächtelangen Jamsessions neuartige, revolutionäre Möglichkeiten der Jazzmusik. [1] Dabei entstand auch der Titel Epistrophy.
  • Das für das Stück charakteristische Viertonmotiv hatte (nach eigenen Angaben) Clarke entwickelt, nachdem ihm der Gitarrist Charlie Christian einige Griffe auf der Ukulele gezeigt hatte. Monk steuerte dazu angeblich nur die Harmoniefolgen bei. Es existiert eine frühe Amateuraufnahme des Titels aus dem Jahr 1941 bei der Monk am Klavier sitzt. Der Titel wurde von den Musikern in Minton’s Playhouse zuerst anders bezeichnet: Er hieß u.a. Fly Right bzw. Fly Rite und zeitweise auch Iambic Pentameter, bevor sich der Titel Epistrophy durchsetzte. Der Trompeter Cootie Williams nahm den Song 1942 unter dem Titel Fly Right in Big Band-Besetzung auf. Diese Aufnahme wurde allerdings erst viele Jahre später veröffentlicht. [2]
  • Kenny Clarke spielte den Titel dann im Jahr 1946 mit einer neunköpfigen Besetzung (Kenny Clarke and his 52nd Street Boys), darunter fünf Bläsern, ein. Beteiligt waren die Trompeter Kenny Dorham und Fats Navarro, der Altsaxophonist Sonny Stitt, der Tenorsaxophonist Ray Abrams und der Baritonsaxophonist Eddie DeVerteuil, Bud Powell am Klavier, der Gitarrist John Collins sowie Al Hall und Kenny Clarke an Kontrabass und Schlagzeug. [3] In dem nur knapp drei Minuten langen Aufnahme solieren nach der Vorstellung des Themas Sonny Stitt, John Collins und Bud Powell. [4]
  • Thelonious Monk nahm den Titel erstmalig am 2. Juli 1948 bei seiner vierten Blue Note Session auf. Er verzichtete dabei ganz auf Blasinstrumente. Beteiligt waren neben ihm am Klavier der Vibraphonist Milt Jackson, der Schlagzeuger Shadow Wilson und John Simmons am Bass. Monk eröffnet das Stück mit einer Triolenfigur am Klavier, welche rhythmische Vewirrung erzeugt und das vom Vibraphon gespielte Thema fast in den Hintergrund drängt. [5]
  • Später spielte Monk das Stück noch häufig, u.a. auch mit Bläsern, allein am Klavier und auch in schnellerem Tempo. [6]

2 Musik

Notenbeispiel 2: Bridge des Titels Epistrophy von Thelonious Monk.
  • Der Titel beinhaltet viele der im Bebop und speziell auch in Monks Musik typischen musikalischen Grundelemente: Große Intervalle in der Melodielinie (dabei besonders häufig verminderte oder übermäßige Quinten), Achtelnoten-Pharsen und rasche Harmoniewechsel, die dem Bebop seinen oft nervös-erregten Charakter verleihen sowie überraschende rhythmische Verschiebungen. [7]
  • Ein Viertonmotiv, bestehend aus kleinen Sekunden und alterierten Quinten (siehe Notenbeispiel 1) bestimmt die ersten 16 Takte des Themas. In den ersten beiden Takten wird die Tonfolge cis - d - ais - h mit zwei kleinen Sekunden und einer übermäßigen Quinte verwandt. In den nächsten beiden Takten wird es in der Tonfolge cis - d - b - e nur minimal abgewandelt. Neben der übermäßigen Quinte d - b ist mit b - e nun auch eine verminderte Quinte vertreten.
  • Das Thema wird rhythmisch verschoben, so dass ein polyrhythmisches 3 gegen 2 suggeriert wird. Dies wird dadurch bewirkt, dass die Viertonfolgen in den ungeraden Takten (Takt 1, 3, 5, usw.) auf dem zweiten, schwachen Taktschlag einsetzen, während dasselbe Motiv auf den geraden Takten (Takt 2, 4, 6 usw.) auf dem ersten, starken Taktschlag startet. In den Takten 5 bis 12 werden die Takte 1 bis 4 einfach um einen Ganzton höher transponiert wiederholt. Die Takte 13 bis 16 entsprechen von der Tonhöhe dann wieder den Takten 1 bis 4, so dass sich eine Form AA`A`A ergibt.
  • In der Harmoniefolge wird ein Septnonakkord nur halbtaktig von C#7#9 um einen Halbton nach oben (D7#9) und danach wieder nach unten (C#7#9) verschoben. In den Takten 5 bis 12 ist diese Harmoniefolge wegen der Ganztonverschiebung des Viertonmotivs nach oben dann ebenfalls nach oben versetzt, so dass nun zwischen D#7#9 und E7#9 gewechselt wird.
  • Ab Takt 17 bringt eine achttaktige Bridge (siehe Notenbeispiel 2) dann neue musikalische Gedanken. Die Harmoniewechsel sind in der Bridge langsamer als in den Teilen A und A`. So wird der Akkord F#m7 in Takt 17 und 18 z.B. über zwei Takte beibehalten. In einem zweitaktigen Motiv steigen Achtelnoten über dem Akkord F#m7 vom cis zum a auf und danach in wechselnden Notenwerten zum dis ab (Takt 17 und 18). Die Takte 19 und 20 wiederholen diese Motiv in leicht veränderter Form. Hier ist in Takt 20 wiederum eine rhythmische Verschiebung eingebaut. Die Takte 21 bis 24 sind den vorhergehenden Takten motivisch sehr ähnlich, werden aber mit H6/7, C#7 und D7 anders ausharmonisiert. In Monks Erstaufnahme von Epistrophy aus dem Jahr 1948 löst sich das Motiv der Bridge weitgehend in Improvisation auf. Kenny Clarke hat das Motiv der Bridge später in seiner Big Band-Nummer Volcano ohne die Teile A und A` verwendet. In Monks Erstaufnahme von Epistrophy aus dem Jahr 1948 löst sich das Motiv der Bridge weitgehend in Improvisation auf.

3 Rezensionen und Versionen anderer Musiker

  • Der Titel Epistrophy hat mit seiner sperrigen und gewagten Melodik, Harmonik und Rhythmik immer wieder Jazzmusiker fasziniert. Jazzfans und auch Jazzkritiker standen dem Titel dagegen oft ratlos bzw. ablehnend gegenüber. David Dicaire schreibt über die Wirkungsgeschichte von Epistrophy und anderer Kompositionen von Monk u.a.:
"Monk`s creations stretched the borders of the genre to such extremes that more than twenty years after his death the debate of wheter or not his music is jazz continues. He gave the World a number of compositions to puzzle, including "Eound Midnight", "Straight No Chaser", 52nd Street Theme", (...) "Epistrophy", (...) "Brilliant Corners", "Crepsucule with Nellie", "Evidence" and "Rhythm-a-Ning". Many of his songs became standards and countless musicians adopted them into thier Repertoires." [8]
  • Die Zeitschrift Downbeat fand den Titel weniger überzeugend und schrieb im Jahr 1948 u.a.:
"Epistrophy is a form of repitition in which phrases always end with the same word. (...) We have less and less patience with the far-fetched type of composition and inventiveness which are displayed by the music publicized Monk for a very simple reason. Nothing happens." [9]

4 Links und Quellen

4.1 Siehe auch

4.2 Weblinks

4.2.1 Bilder / Fotos

4.2.2 Videos

4.3 Literatur

  • Jazz Piano Solos Series Volume 5 / Cool Jazz - 17 Classics From the `50s and `60s arranged by James Sodke, Hal Leonard Europe, 2001, Seite 33 bis 37 (Anm.: Klaviertranskription von Epistrophy)

4.4 Einzelnachweise

  1. Michael Jacobs: All That Jazz - Die Geschichte einer Musik, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 1996, S. 189 und 190
  2. Ted Gioia: The Jazz Standards - A Guide to the Repertoire, Oxford University Press, 2012, S. 101 und 102
  3. Hans-Jürgen Schaal: Jazz-Standards - Das Lexikon, Bärenreiter, Kassel, 2001, S. 136
  4. Leif Bo Petersen und Theo Rehak: The Music and Life of Theodore "Fats" Navarro - Infatuation, Studies in Jazz, No. 59, Scarecrow Press, 2009, S. 113 und 114
  5. Christopher Meeder: Jazz - The Basics, Routledge, New York, 2008, Kapitel X (Thelonious Monk)
  6. Monk Discography auf www.jazzdisco.org
  7. Hans-Jürgen Schaal: Jazz-Standards - Das Lexikon, Bärenreiter, Kassel, 2001, S. 135 und 136
  8. David Dicaire: Jazz Musicians - 1945 to the Present, McFarland & Company, 2005, S. 25
  9. Toronto Rob van der Bliek: The Thelonious Monk Reader, Oxford University Press, 2011, S. 31 und 32

5 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Epistrophy (Jazztitel)) vermutlich nicht.




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