Berlin (Fregatte von 1674/1675)
Die Berlin war eine in den Niederlanden (vermutlich in Zeeland) im Jahr 1674 gebaute und vom damaligen Marinedirektor Benjamin Raule für die Flotte des Kurfürstentums Brandenburg unter Regentschaft von Friedrich Wilhelm von Brandenburg gekaufte und im Jahr 1675 in Dienst gestellte, für die damalige Zeit extrem leistungsfähige Fregatte.
Inhaltsverzeichnis
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1 Strategische Ausgangssituation
Der Zweite Nordische Krieg von 1655 bis 1660 machte Kurfürst Friedrich Wilhelm den Nachteil des Mangels einer eigenen Seestreitmacht klar. Damals musste er im Jahr 1656 in Ermangelung einer eigenen Kriegsflotte die Häfen von Pillau und Memel den Schweden öffnen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war es offensichtlich, dass man als Anrainerstaat der Ostsee in den militärischen Konflikten des Raumes ohne eigene, leistungsfähige Marine nicht mehr bestehen konnte. Deshalb erfolgte gegen Mitte der 1670er-Jahre der forcierte Bau eigener Kriegsschiffe in Eigenregie oder in Kauf von den zur damaligen Zeit im Schiffsbau führenden Niederländern. Eines der mächtigsten Schiffe dieses Aufrüstungsprogramms war die Berlin.
2 Konstruktion und Bespannung
- Die Berlin verfügte über zwei Decks, war 22.60 Meter lang, 6.20 Meter breit und hatte bei einem Tiefgang von 5.70 Metern eine Verdrängung von 350 Tonnen.
- Der Rumpf der Berlin besaß weiter und eleganter gestaltete Bugüberschüsse, die später für Fregatten bestimmend wurden.
- Das Schiff besaß drei Rahsegel pro Mast, zwei Segel am Bugspriet und ein Lateinsegel am Besanmast. Insgesamt hatte es eine stärker als damals übliche Besegelung.
- Das Achterdeck erstreckte sich fast bis zum Großmast. Das heckseitigen Burgkastell war relativ niedrig ungefähr auf Höhe eines Zwischendecks.
3 Ausrüstung und Bewaffnung
- Auf dem zweiten Geschützdeck befanden sich eine handgetriebene Bilgenpumpe zur Abfuhr von Wasser aus den Kühlräumen und ein Spill zum Bewegen von Rahen und Segel. Diese Ausrüstungsgegenstände sollte später Standard auf Fregatten werden.
- Auf dem ersten Batteriedeck befanden sich 12 Siebenpfünder und auf dem zweiten Batteriedeck sechs Fünfpfünder. Ursprünglich verfügte die Berlin allerdings nur über 16 anstatt der späteren 18 Geschütze. Die Mannschaftsstärke betrug bis zu 100 Mann.
- Am äußersten Ende des Hecks prangte stolz der schwarze brandenburgische Bär. Selbstverständlich befand sich am Heck auch die brandenburgische Schiffsflagge in Gestalt eines roten Adlers mit Schwert und Zepter links und rechts und einer Krone über dem Kopf. Sonstige Verzierungen/Dekorationen waren vermutlich nicht vorhanden.
4 Manövrierfähigkeit, Geschwindigkeit und Kampfeignung
Die oben dargestellte Gestaltung des Rumpfes und die starke Besegelung ermöglichten dem Schiff eine leichtere Manövrierfähigkeit und hohe Geschwindigkeit. Dadurch konnte die Berlin im Kampf auch größere und besser bewaffnete Schiffe schlagen.
5 Kampfeinsätze
Die Berlin und ihre Mannschaft zeichneten sich dann vor allem im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg von 1675 bis 1679 aus.
- Ihren ersten Kampfeinsatz hatte die Berlin schon im Jahr ihres Stapellaufs im November 1675, als sie unter Kapitän Cornelius Rees die französische Royal de Dunkerque schwer beschädigt in die Flucht schlug.
- Ende 1676 konnte sie einen kriegswichtigen Erfolg verbuchen, als sie den schwedischen Postschoner Maria ohne Einsatz von Geschützen kaperte und dabei kriegswichtige Dokumente über die Bewegungen der schwedischen Flotte sicherstellen konnte.
- Am 2. August 1677 wurde unter Kommando von Rees die schwedische Galeote Enhorm versenkt.
- Im nächsten Jahr nahm die Berlin an der Landung auf Rügen teil.
6 Weite Reisen und Verlust des Schiffes
1681 segelte die Berlin nach Westindien und 1687 danach nach Westafrika. Am 7. Januar 1688 wurde sie vor Guinea von der Niederländisch-Westindischen Kompagnie gekapert. Unter dem Namen Stadt Berlijn wurde sie dann von der Niederländisch-Westindischen Kompagnie übernommen. Die Berlin, ihr Führer und ihre tapferen deutschen Mannschaften blieben damit bis zu ihrer unglücklichen Kaperung im Jahr 1688 dreizehn Jahre lang in etlichen harten Gefechten zur See gegenüber allen Gegnern ungeschlagen. Die Erinnerung an die Kämpfe und Abenteuer der Berlin blieben in Brandenburg noch viele Jahrzehnte lang lebendig.
7 Heutige Rekonstruktionsversuche
Die in heutiger Zeit bekannten und verbreiteten Zeichnungen, Rekonstruktionen, Pläne und Darstellungen der Berlin beruhen primär auf einer Zeichnung aus dem Amsterdamer Schiffahrtsmuseum. Diese zeigt allerdings lediglich ein Schiff desselben Typs wie der Berlin. Die Details, Verzierungen und Teile der Formgestaltung in bildlichen heutigen Darstellungen der historischen Berlin sind von dieser Quelle übernommen und haben zweifelhaften Anspruch auf historische Authenzität. Auch in Bezug auf Angaben zu Gewicht, Verdrängung oder realative Höhenangaben (z.B. zwischen Burgkastell und den Decks) ist - auch wenn manche moderne Literatur hier allzu leichtfertig exakte Angaben macht - etwas Skepsis angebracht. Angaben wie Länge und Breite des Schiffes können aber, in zeitgenössischen Quellen im Maß von voet angegeben, als relativ gesichert gelten.
8 Weblinks
9 Literatur
- Rolf Hoeckel und Robert Loef (Hrsg.): Schiffsrisse zur Schiffbaugeschichte, Band 1, Verlag R. Loef Verlag, 1956, S. 7 ff.
- Attilio Cucari: Segelschiffe – Die Königinnen der Meere, Geschichte und Typologie, München, Bassermann Verlag, 2008, S. 112, (Italienische Originalausgabe: Velieri, Mondadori Electra S.p.A., 2004, Milano)
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