Begriffsfindung
Die Themen Begriffsfindung und Begriffsbildung werden in der Begriffstheorie diskutiert. Seit den historischen Anfängen geht es um den Ursprung von Begriffen und Bedeutungen, insbesondere die Frage, ob alle oder einige Begriffe „angeboren“ sind (Begriffs-Innativismus/-nativismus) oder alle bzw. fast alle Begriffe durch Eigenleistung des Erkennenden erworben werden (Begriffs-Empirismus).[1] Nach Hans Aebli geht die anfängliche Begriffsfindung in Form zuordnender Betrachtung mit Konjunktion und Korrelation über zur Begriffsbildung mit komplexer systemhafter Verknüpfung und Kategorisierung.[2]
Begriffsbildung ist ein psychologischer Prozess, der zur Kategorisierung von Objekten, Eigenschaften oder Ereignissen führt. Die Klassifikation erfolgt aufgrund der gemeinsamen Merkmale der Objekte (Eigenschaften). Dabei wird vorausgesetzt, dass die charakteristischen Merkmale von den unwesentlichen unterschieden werden können. Dieser Prozess wird dem Feld der Denkpsychologie zugeordnet, fällt aber auch, da es sich hierbei um einen Lernprozess handelt, in das der Lernpsychologie. Der Prozess der Begriffsbildung wird häufig durch folgende Mechanismen beschrieben:
- Abstraktion von unwichtigen Reizmerkmalen,
- Differenzierung und Löschung der Reizmerkmale,
- vermittelte Assoziation oder
- Invariantenbildung aufgrund schrittweiser Informationsverarbeitung[3]
Jean Piaget hat sich mit der Begriffsbildung des Menschen in Form einer Analyse der kognitiven Strukturen und der Umwelt befasst. Nach ihm bilden sich kognitive Strukturen durch Interaktion mit den Objekten. Alte Strukturen werden so lange beibehalten, bis neue, unveränderliche Merkmale zugeordnet werden können und so zu einer Veränderung führen. Im ersten Fall wird versucht, das Objekt der Wahrnehmung anzupassen; Piaget nennt dies Assimilation. Im letzten Fall passt sich die Wahrnehmung dem Objekt an, man spricht von der Akkommodation. Zwischen diesen Prozessen herrscht ein Fließgleichgewicht, das er Äquilibration nennt. Die Wahrnehmung und damit einhergehend auch die Möglichkeit, neue Begriffe bilden zu können, differenziert sich dadurch immer mehr aus.
In der Wikipedia wird der Ausdruck Begriffsfindung verwendet, um strittige oder unsinnige Artikel (Lemma) zu entfernen. Bevor ein Begriff oder Ausdruck nicht in der Literatur oder Berichterstattung verbreitet und damit etabliert ist, gilt er als Begriffsfindung. In der Pluspedia ist es dagegen in gewissem Rahmen zulässig, neue Begriffe zu bilden.
Beispiele:
- Der Erste Weltkrieg wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg zum Begriff. Vorher wurde nur vom Weltkrieg gesprochen.
- Die Null gab es beispielsweise in Europa nicht schon immer. Anfangs fürchteten sich die Leute sogar vor ihr.[4]
- Pluspedia-Artikel (Auswahl): Neymar-Frank, Nazi-Polen, Merkel ist schuld!, Mimimi
1 Siehe auch
2 Einzelnachweise
- ↑ Mehr zum Thema bei Margolis/Laurence und Murphy 2002, Kap. 8 (Induction), 9 (Concepts in Infancy), 10 (Conceptual Development), 12 (Conceptual Combination).
- ↑ Hans Aebli: Denken: Das Ordnen des Tuns, Band II, Klett-Cotta 1981, S. 188
- ↑ K. Foppa: Begriffbildung, in: Ritter, Band 1, S. 787
- ↑ "Es ist also kein Wunder, dass sich in Europa zunächst geschlossener Widerstand gegen die Einführung der "teuflischen" arabischen Zahlen regte. Vor allem die nihilistische Null wurde mit geradezu abergläubischer Furcht beäugt. Erst der Mathematiker Leonardo Fibonacchi konnte die Kaufleute vom Wert der Null überzeugen."; aus Spekrtum.de: Wann gelang der Zahl Null der Durchbruch in Europa?
3 Vergleich zu Wikipedia
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