Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom

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Das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS) ist ein Symptomenkomplex, der sich vor allem durch abweichendes Verhalten im Bereich von Aufmerksamkeit und Emotionalität sowie z.T. auch durch Bewegungsunruhe (Hyperkinese und Hyperaktivität) auszeichnet. Bei Vorhandensein von Hyperkinesen wird auch die Abkürzung ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperkinetische Störung) verwendet. ADS bzw. ADHS wird im ICD-10 unter F90 mit der übergeordneten Bezeichnung „Hyperkinetische Störungen“ erfasst.[1] Das hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen auftretende Syndrom wird gekennzeichnet durch:[2]

  • Unangemessen gesteigerte motorische Aktivität, Bewegungsdrang
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Impulsaktivität
  • Emotionale Störung
  • Impulsiv-aggressives Verhalten
  • Erhöhte Ablenkbarkeit
  • Erhebliche Konzentrationsstörung
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1 Kontoversen um ADS

Zur ADS-Problematik gehört die Behandlung von Kindern mit Psychopharmaka, wobei nicht feststeht, ob nicht vielmehr milieubedingte bzw. psychosoziale Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Symptome spielen. Nach Ansicht einiger Autoren steckt ein gesellschaftspolitischer Zündstoff in der These, ADS habe biologische oder genetische Ursachen.[3]

Die systematische Einordnung des ADS innerhalb der herkömmlichen Psychiatrie ist umstritten. Es stellt sich daher die Frage, ob hier nicht einfach Symptome u.a. mit durch gefährliche Nebenwirkungen behaftete Medikamente kuriert werden sollen und dabei keine ursächliche Behandlung erfolgt.

2 Wissenschaftsgeschichte

Als Erstbeschreiber wird vielfach der Arzt Heinrich Hoffmann angenommen. Sein 1845 erschienenes Buch Lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3-6 Jahre, meist unter dem Titel Der Struwwelpeter bekannt, hat bis heute eine Auflage von über 25 Millionen Exemplaren erreicht. 1904 erschien daraus die Geschichte vom Zappel-Philipp in der renommierten englischen Fachzeitschrift für Medizin, dem Journal Lancet. George Frederic Still hatte 1902 an einer Gruppe von 20 Kindern ähnliche Verhaltensweisen beschrieben. Seine Auswahlkriterien bezogen sich auf Kinder, die unter „recht guter“ elterlicher Fürsorge aufgewachsen waren. Dies veranlasste ihn zur Annahme einer biologischen Ursache der beschriebenen Vehaltensweisen. Er nahm an, dass Umweltfaktoren in diesen Fällen zu vernachlässigen seien.[4] Seitdem gibt es unterschiedliche Betrachtungsweise des ADHS, angefangen von der Sicht als eher pädagogisch relevanter einfacher Unart bis hin zu einem genetischen Defekt. Diese Sichtweisen rechtfertigen letztlich aber das Vorgehen der von außen eingreifenden pädagogischen oder medikamentösen Behandlung. Der Zappel-Philipp kann aufgrund dieser gegensätzlichen Standpunkte als Prototyp sowohl für ADHS als Krankheit als auch als Musterbeispiel der einfachen Nervosität betrachtet werden. Eduard Seiler hat mit einer entsprechenden wissenschaftsgeschichtlichen Betrachtung hauptsächlich Widerspruch aus dem Lager der Befürworter einer medikamentösen Behandlung erhalten.[5]

ADHS wird auch als HKS (hyperkinetische Störung) bezeichnet. In der Psychiatrie sind hyperkinetische Störungen nach der Schule von Carl Wernicke als Motilitätspsychosen, Motilitätsneurosen oder als hyperaktive Syndrome bzw. als Hyperkinesen bekannt. ADHS wird unter anderen psychischen Erkrankungen zu diesem Symptomenkomplex gezählt.[2] [6][7] Die Erforschung von HKS war in Deutschland seit 1931 ein Forschungsthema vor allem bei Kindern.[8] Insbesondere wegen des phasenhaften Verlaufs wurde ein eigenes Krankheitsbild abgegrenzt. Der Zusammenhang zwischen Motilitätspsychose und ADS / ADHS ist somit auch ein wissenschaftsgeschichtliches Thema und wirft noch heute bei ADHS viele Fragen auf.[9] Im Jahr 2003 wurde ein Kramer-Pollnow-Preis von einer Arneimittelfirma gestiftet. Die Erforschung von ADHS sollte damit gefördert werden.[10]

3 Einzelnachweise

  1. ICD-10 online in der WHO-Version 2006
  2. 2,0 2,1 Frank, Wolfgang: Kurzlehrbuch Psychiatrie zum Gegenstandskatalog 3. Jungjohann Verlagsgesellschaft, Neckarsulm 111993, Seite 203 f.
  3. Weinmann, Stefan: Erfolgsmythos Psychopharmaka. Warum wir Medikamente in der Psychiatrie neu bewerten müssen. Psychiatrie-Verlag, Bonn 12008, Fachwissen, ISBN 978-3-88414-455-8, 264 Seiten
  4. Hallowell, Edward M. & John Ratey: Zwanghaft zerstreut. oder: Die Unfähigkeit, aufmerksam zu sein. rororo Reinbek bei Hamburg 2000, ISBN 3-49960773-5, Seite 400 ff.
  5. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=40288
  6. Hartmann, Thom: Eine andere Art, die Welt zu sehen. Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Schmidt-Römhild, Lübeck 1997, ISBN 3-7950-0735-6
  7. Neuhaus, Cordula: Das hyperaktive Kind und seine Probleme. Urania-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-332-00872-2, Seite 41 f.
  8. Kramer, F. und H. Pollnow: Über eine hyperkinetische Erkrankung im Kindesalter. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie 82:1-40
  9. Rothenberger, Aribert & Klaus-Jürgen Neumärker: Wissenschaftsgeschichte der ADHS: Kramer-Pollnow im Spiegel der Zeit. Verlag Steinkopf, Darmstadt 2005, ISBN 3-7985-1552-2, Seite 162-166, siehe besonders Fußnoten 3 und 4 auf Seite 166; fernladbarer Text
  10. http://www.springerlink.com/content/u4741q6241737660

4 Weblinks

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