Andreas Boßler
Andreas Boßler auch Bossler (* 13. Februar 1884 in Neckarsteinach; † 17. April 1961 ebenda) war ein deutscher Unternehmer, Schiffseigner und Pionier der Weißen Schifffahrt am Neckar. Zusammen mit seinem älteren Bruder Georg Boßler (* 1881; † 1946) war er im Jahre 1926 Unternehmensgründer der Personenschifffahrt Gebr. Bossler, deren Schwester- und Nachfolgeunternehmen, die Heidelberger Fahrgastschiffahrt Bossler oHG, heute Bestandteil der Weißen Flotte Heidelberg ist, an der gegenwärtig zwei seiner Ururenkel als Gesellschafter beteiligt sind.
Inhaltsverzeichnis
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1 Herkunft
1.1 Abstammung
Andreas Boßler wurde als jüngstes von sechs Kindern des Fährunternehmers Jakob Friedrich I. Boßler (* 1851; † 1927) und der Industriellentochter Sibylla Luise Götz (* 1854; † 1885) geboren. Durch die mütterliche Linie war er ein Enkel des Gasthausbesitzers, Industriellen und mehrfachen Steinbruchbesitzers Johann Friedrich II. Götz (* 1820; † 1892) sowie ein direkter Cousin der beiden Schifffahrtsunternehmer, vielfachen Steinbruchbesitzer und Begründer der Gütermotorschifffahrt am Neckar Ludwig (* 1887; † 1955) und Jakob Götz (* 1890; † 1977).[1]
Sein Neffe war der Unternehmer Herbert Bossler (* 1907; † 1999). Andreas Boßler entsprang der Familie Boßler und war ein Agnat der jüngeren Linie des Geschlechts.[1][2] Er war zudem ein Cousin dritten Grades des Schifffahrtsunternehmers und Pioniers in der Binnenschifffahrt Werner Ludwig Boßler.
1.2 Familie
Seine Gattin, Johanna Bock (* 1885; † 1963), stammte aus der seit 1646 in Neckarsteinach mit der Fischerei und der Schifffahrt verwobenen Familie Bock, die zu den alten Schiffergeschlechtern zählte.[3][4] Mit ihr hatte er fünf Töchter und den Sohn Karl Boßler (* 1912; † 1964).
Seine Töchter heirateten in verschiedene Unternehmerfamilien ein. Die älteste Tochter Elisabeth Boßler (* 1911; † 2005) verheiratete sich mit dem Kieswerkbesitzer und Schifffahrtsunternehmer Georg Fretter aus Erfelden. Katharina Boßler (* 1914; † 2010) vermählte sich mit dem Bürgermeister von Schönau, Hermann Stumpf. Die beiden Söhne Katharinas waren die Gründer der Personenschifffahrt Stumpf in Heilbronn. Die Unternehmerin und Schiffseignerin Johanna Hanna Boßler (* 1920; † 2010) heiratete den Schifffahrtsunternehmer, Industriellen, Geschäftsführer und Gesellschafter der Firmengruppe Krieger, Heinrich Heiner Krieger, genannt „der Wohltäter“[5] und verband sich dadurch mit der Logistik- und Baustoffindustriellenfamilie Krieger. Nach ihr war das Binnengüterschiff Hanna Krieger I benannt, der 1989 die Hanna Krieger II folgte. Lina Boßler (* 1926; † 2008), das jüngste Kind des Andreas Boßler und der Johanna Bock sowie ebenfalls Unternehmerin und Schiffseignerin, war die Gattin des Schiffseigners Heinrich Heilmann. Ihr war das Motorgüterschiff Lina Heilmann gewidmet.[6][7]
2 Unternehmertum
Andreas Boßler erlernte das Schifferhandwerk und führte zusammen mit seinem Vater und seinen drei Brüdern ein gewerbsmäßiges Verleihen von Nachen und Gondeln in Neckarsteinach.[8][9] Mit seinem Transportkahn Starkenburg beförderte er nicht nur Gesellschaften und Personen, sondern obendrein Standsteine und Kies.[10] 1921 erwarb er sein erstes Passagierschiff, die Viktor von Scheffel, die von 1926 bis ins Jahr 1959 im Dienst der Reederei Gebr. Bossler stand.[11][12]
2.1 Unternehmensgründung
1926 gründete Andreas Boßler zusammen mit seinem älteren Bruder Georg das Unternehmen Personenschifffahrt Gebr. Bossler. Das hierfür von ihm zuerst eingebrachte Fahrgastschiff war das oben bereits genannte Motorschiff Viktor von Scheffel.[13] 1927 wurde das auf der Werft Ebert & Söhne erbaute Fahrgastschiff Bligger von Steinach in Dienst gestellt. Darauf folgte das Motorfahrgastschiff Alt-Heidelberg I, das im Jahr 1928 in Betrieb genommen wurde. Zu Beginn der 30er Jahre erwarb Andreas Boßler vier weiter Schiffseinheiten von einem anderen Unternehmen. Darunter war die 1928 erbaute Von Hindenburg, die sich 1938 in Besitz von Karl und Herbert Boßler befand.[14][15] Somit umfasste die Flotte insgesamt sieben Passagierschiffe.[16][12]
Zusammen mit seinem Bruder Georg gehörte er in die Riege der Pioniere aus dem Unternehmenssektor der Weißen Schifffahrt im Neckarraum.[12][15]
2.2 Kriegsende
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs umfasste die Flotte der Passagierschiffe, die sich im Besitz von Andreas Boßler unter der Flagge der Reederei Gebr. Bossler befand, noch die drei Motorfahrgastschiffe Viktor von Scheffel, Bilgger von Steinach sowie Alt-Heidelberg I. Die zuvor von der Firma Gebr. Fischer erworbenen Einheiten verblieben bei der US-Army, sind gesunken oder wurden nach Speyer und Koblenz verkauft.[12][16]
2.3 Nachkriegszeit
1952 wurde das Motorfahrgastschiff Alt-Heidelberg II in die Flotte der Reederei Gebr. Bossler integriert. Es war zuvor als Lahntreue im Dienst des Unternehmens Heil & Co. in Balduinstein an der Lahn und löste das Passagierschiff Alt-Heidelberg I ab, das wiederum an die Firma Heil & Co. abgegeben wurde.[17] Somit umfasste die Schiffsflotte der Personenschifffahrt Gebr. Bossler weiterhin drei Schiffseinheiten.
Die ersten Schiffsneubauten des von ihm mitgegründeten Unternehmens nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Andreas Boßler noch mit. Darunter fiel unter anderem 1957 das Passagierschiff Gebrüder Bossler und 1960 das Flaggschiff MS Vaterland, das nach seiner Fertigstellung in seiner Gästekapazität als größtes Passagierschiff auf dem Neckar galt.[6][18]
Das von ihm gegründete Unternehmen war maßgeblich am Fremdenverkehr und Tourismus in Neckarsteinach und Umgebung beteiligt[19] und zählte nach Lebzeiten von Andreas Boßler hohe Vertreter aus den Sparten Staat und Politik sowie aus dem Ausland zu seinen Gästen.[20]
3 Sonstiges
Andreas Boßler hatte gemeinsam mit seinem Sohn Karl Boßler das Motorgüterschiff A. & K. Bossler in Dienst stehen, das Schiff Typ Karl-Vortisch[21] lief am 7. August 1956 auf der Werft Josef Braun GmbH in Speyer vom Stapel.[22] Ebenfalls mit seinem Sohn zusammen gehörte ihm das Schleppschiff Gross Deutschland, das unter anderem als Kriegsschiff eingesetzt wurde[23] und in dieser Funktion am Bau des Westwalls beteiligt war und anschließend als Friedrich an seinen Neffen Herbert Bossler überging.
Das 1964 auf der Werft Gustavsburg erbaute Gütermotorschiff Andreas Bossler ist ihm gewidmet gewesen. Es befand sich in Eigentum seiner Töchter Hanna Krieger und Lina Heilmann und fuhr im Charter Transporte für die Reederei Gebrüder Krieger KG.[24]
Zwei Ururenkel von Andreas Boßler halten heute 42 Prozent der Geschäftsanteile an der Fahrgastreederei Weiße Flotte Heidelberg GmbH & Co. KG.[13][25][26]
4 Quellen
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Festschrift zur 800-Jahr-Feier mit Mastweihe am 1., 2. und 3. August 1953. Herausgegeben vom Schifferverein Neckarsteinach e. V. Heidelberger Gutenberg-Druckerei, Heidelberg 1953, (), S. 52, 55.
- Hansa – wöchentlich erscheinendes Zentralorgan für Schiffahrt, Schiffbau, Hafen. Band 93, Schifffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 1956, ISSN 0017-7504
, S. 1852.
- Helmut Betz: Historisches vom Strom Band. V – Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff, Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, 142–143.
- Nadine Sauer: Familien in Neckarsteinach, 1603–1900. Band I: Die evangelischen Kirchenbücher. Neckarsteinach 1999, (DNB 959404473), S. 77.
- Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Herausgegeben vom Schifferverein Neckarsteinach e. V. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 52–54, 66, 75.
- Vom Fährnachen zur Weißen Flotte. In: Elisabeth Hinz: Neckarsteinach in Vergangenheit und Gegenwart, Selbstverlag Hinz, Neckarsteinach 2005, ISBN 3-936866-04-X, S. 86.
5 Weblinks
- Boßler, Andreas I. in der Hessischen Biografie
- Die Viktor von Scheffel in der Bildergalerie des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Heidelberg
- Georg und Andreas Boßler im Rhein-Neckar-Wik
- Die MS Andreas Bossler in der Schiffsdatenbank Vereniging de Binnenvaart (niederländisch)
6 Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Nadine Sauer: Familien in Neckarsteinach 1603-1900, Band I. die evangelischen Kirchenbücher. Band 171 der Reihe B der Deutschen Ortssippenbücher, Neckarsteinach 1999, S. 77, 186, 188, 189, .
- ↑ Siehe die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Nadine Sauer: Familien in Neckarsteinach 1603-1900, Band I. die evangelischen Kirchenbücher. Band 171 der Reihe B der Deutschen Ortssippenbücher, Neckarsteinach 1999, S. 71, 67, 64, 62, 60, 59, 58, .
- ↑ Dr. Hanns Heiman: Die Neckarschiffer – Die Lage der Neckarschiffer seit Einführung der Schleppschiffahrt. 2, C. Winter's Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1907, S. 433, (Digitalisat).
- ↑ Elisabeth Hinz: Neckarsteinach gestern und heute. Heidelberger Verlagsanstalt, Heidelberg 1992, ISBN 3-89426-031-9, S. 96.
- ↑ 6,0 6,1 Boßler, Andreas I. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).{{#invoke:TemplatePar|check |all= ID= titel= |opt= ref= datum= zugriff= abruf-verborgen= DB= hrsg= werk= abruf= |cat= Wikipedia:Vorlagenfehler/Vorlage:LAGIS |template= Vorlage:LAGIS |format= |preview=@@@ }}
- ↑ LINA HEILMANN. In: Vereniging de Binnenvaart. De Binnenvaart. Abgerufen am 23. Dezember 2018. (nl)
Helmut Betz: Historisches vom Strom – Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff. 1. Auflage Auflage. Band V, Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 66. - ↑ Gewerbsmäßige Verleihen von Nachen und Gondeln sowie den Dienst der Nachenführer auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen. In: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt. 1910. Abgerufen am 21. Januar 2019. (de)
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. 1. Auflage Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 52.
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. 1. Auflage Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 53.
- ↑ Helmut Betz: Historisches vom Strom – Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff. 1 Auflage. Band V, Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 143.
- ↑ 12,0 12,1 12,2 12,3 Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. 1 Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 54.
- ↑ 13,0 13,1 Birgit Sommer: Aus "Mecklenburg" wird "Liselotte". In: Rhein-Neckar-Zeitung. 2011-11-25. Abgerufen am 1. Juli 2018. (de)
- ↑ Rheinschiffs-Register / Nachtrag. Weisbrod, Frankfurt 1938, Berichtigungen u. Veränderungen der Motor-Personeschiffe, S. 90, 609118-0.
- ↑ 15,0 15,1 Elisabeth Hinz: Neckarsteinach in Vergangenheit und Gegenwart. Selbstverlag Elisabeth Hinz, Neckarsteinach 2005, ISBN 3-936866-04-X, Vom Fährnachen zur Weißen Flotte, S. 86.
- ↑ 16,0 16,1 Helmut Betz: Historisches vom Strom – Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff. 1 Auflage. Band V, Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 142.
- ↑ Helmut Betz: Historisches vom Strom – Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff. 1 Auflage. Band V, Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 142, 148.
- ↑ Günter Benja: Personenschifffahrt in deutschen Gewässern – Vollständiges Verzeichnis aller Fahrgastschiffe und -dienste – Mit 115 Schiffsfotos. Gerhard Stallinger AG, Oldenburg und Hamburg 1975, ISBN 3-7979-1853-4, S. 34-35. (Vergleich der Schiffstabellen im Kapitel Neckar)
- ↑ Elisabeth Hinz: Neckarsteinach gestern und heute. Heidelberger Verlagsanstalt, Heidelberg 1992, ISBN 3-89426-031-9, Jahrhundertealte Schiffahrt, S. 47.
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. 1. Auflage Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 55.
- ↑ Handbuch der Werften. Band 5, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 1958, ISSN 0436-7553, S. 315.
- ↑ TORTOLA. Vereniging de Binnenvaart. Abgerufen am 1. Juli 2018. (nl)
Seeverkehrsbeirat Hansa: Zentralorgan für Schiffahrt, Schiffbau, Hafen. Band 93, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 1956, ISSN 0017-7504, S. 1852. - ↑ Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 6, Bernard & Graefe, Koblenz 1989, ISBN 3-7637-4805-9, S. 133.
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. 1. Auflage Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 45.
- ↑ Nach dem Abschied vom Neckar geht es auf die Weltmeere. In: Rhein-Neckar-Zeitung. 2019-02-15. Abgerufen am 16. Februar 2019.
- ↑ Rolf Sperber: Weltreise nach Neckar-Abschied. In: Mannheimer Morgen. 2019-02-09. Abgerufen am 12. Februar 2019.
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