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Zeitvertreib

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Als Zeitvertreib wird allgemein ein wenig zielgerichtetes, keinen höheren persönlichen oder gesellschaftlichen Zielen entsprechendes menschliches Verhalten verstanden. Die Zeit wird vertrieben, um keine Langeweile aufkommen zu lassen, ist also nur eine Ersatz-Tätigkeit für andere, besser geeignete, aber nicht zur Verfügung stehende Aktivitäten.

Herkunft

Gebräuchlich ist der Begriff seit dem Mittelalter (zîtvertrîp, zijtverdrib, zittvertrib, tîtvordrîf) und ist laut des Grimmschen Wörterbuchs ein "gleichmäszig beliebtes und auch in die volksdialekte eingedrungenes wort; entstanden aus dem imperativsatz die (das) zeit vertreib". In Pierers Universallexikon von 1865 heißt es dazu[1]:

  • Zeitvertreib ist die Einrichtung, durch welche man bewirkt, daß man die Dauer der Zeit nicht merkt, daß dieselbe vorüber eilt, ohne daß wir uns dessen bewußt werden; und
  • Zeitvertreib ist eine Beschäftigung, wodurch man dies bewirkt, od. der Gegenstand dieser Beschäftigung.

So schon im 19. Jh. die Brüder Grimm, welche die Bedeutung des Wortes als „das Vertreiben der lästig fallenden leeren Zeit und der Langeweile“ angaben[2]. - Der Begriff ist somit in hohem Maße normativ und reflektiert eine moralische Abgrenzung vom menschlichen Leistungsethos und/oder der Kultur.

Synonym

Als synonym zu Zeitvertreib wird oft – toto pro pars – Unterhaltung verwendet, das jedoch noch einige weitere Bedeutungen hat. Als Kompositum hat sich Zeitvertreib gar nicht durchgesetzt. Man verwendet dafür ausschließlich Unterhaltung, z.B.:

  • die Unterhaltungsindustrie produziert Inhalte oder Veranstaltungen zum Zeitvertreib eines Massenpublikums,
  • Unterhaltungsmathematik dient vor allem einem gelehrten, intellektuellen Zeitvertreib,
  • Unterhaltungsmusik ist populäre Musik ohne einen höheren künstlerischen Anspruch, also nur zum Zeitvertreib,
  • Unterhaltungsliteratur ist Trivialliteratur für den schnellen und leichten Konsum oder geistigen Zeitvertreib,
  • Unterhaltungsfilme sind gleichfalls nicht auf ‚höhere’ Zwecke ausgelegt und dienen folglich nur einem Zeitvertreib.

Ausübung

Zeitvertreib kann passiv erfolgen durch entspannte Rezeption oder aktiv durch Spielen oder andere lustvolle, freiwillig ausgeübte Tätigkeiten. Die klassische Formel der römischen Brot und Spiele verstand unter ‚Spiele’ aber den passiven Zeitvertreib, nämlich durch öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen (‚circenses’ = Wagenrennen). Zeitvertreib ist mit Freizeit stark korreliert und kaum mit Arbeit. Da letztere kein Zeitvertreib ist oder sein sollte, kann Zeitvertreib eigentlich nur in der Freizeit erfolgen.

Literatur

  • Mascha-Maria Stumm: Unterhaltungstheoreme bei Platon und Aristoteles : eine Rückkehr zu den Ursprüngen der Diskussion um Funktionen und Wirkungen von Unterhaltung und der Versuch einer Auswertung fachfremder Literatur als Beitrag zur Klärung des kommunikationswissenschaftlichen Unterhaltungsbegriffes, Berlin 1996.
  • Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1956, Bd. 15, Sp. 577, SW ‚Zeitvertreib’ und Bd. 11, SW ‚Unterhaltung’.

Einzelnachweise



Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: Muniham angelegt am 13.11.2010 um 10:35,
Alle Autoren: Peng, Kriddl, Woehlecke, Lutheraner, -jkb-, HAL Neuntausend, Sf67, Muniham


Andere Lexika

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