Yin und Yang
Yin und Yang (chinesisch 陰陽 / 阴阳, Pinyin yīn yáng) sind zwei Begriffe der chinesischen Philosophie, insbesondere des Daoismus. Sie stehen für polar einander entgegengesetzte und dennoch aufeinander bezogene duale Kräfte oder Prinzipien, die sich nicht bekämpfen, sondern ergänzen. Ein weit verbreitetes Symbol des kosmischen Prinzips ist das Taijitu, in dem das weiße Yang (hell, hoch, hart, heiß, männlich, positiv, aktiv, bewegt) und das schwarze Yin (dunkel, weich, feucht, kalt, weiblich, negativ, passiv, ruhig) gegenüberstehend dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
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1 Wortbedeutung und früheste Belege
Die ursprüngliche Bedeutung der beiden Zeichen ist nicht gesichert. Im Shuowen jiezi bedeutet 陰 (yīn) „dunkel“, „Südufer eines Flusses“ bzw. „Südseite der Täler“ und „Nordhang eines Berges“ (Das Schriftzeichen setzt sich aus den Zeichen für „Hügel“ und „Schatten“ zusammen); alle Verwendungen deuten auf die Grundbedeutung „schattig, schattiger Ort“. 陽 (yáng) bedeutet „sonnige Anhöhe“, „Südseite der Berge“ oder „Nordseite der Täler“ (Das Schriftzeichen setzt sich aus den Zeichen für „Hügel“ und „Strahlen der Sonne“ zusammen).[1][2] Diese Bedeutungen sind auch für die ältesten bekannten Vorkommnisse der Zeichen Yin und Yang auf Orakelknochen (etwa 16.–11. Jh. v. Chr.) anzusetzen.
Die Zeichen finden sich auch im Yijing („Buch der Wandlungen“), das in die Zeit der westlichen Zhou-Dynastie (etwa 1045–770 v. Chr.) datiert wird. Sie haben dort nur die alltägliche Bedeutung. Die Interpretation des „Buches der Wandlungen“ mithilfe einer ausgebildeten Yin-Yang-Lehre ist wesentlich jünger als das Yijing. Im daoistischen Zhuangzi ist die Entwicklung der beiden Worte vom alltäglichen Gebrauch über ein umfassenderes Verständnis als polare Naturkräfte bis hin zu Yin und Yang als dem Ursprung aller Dinge ablesbar.[3]
Daneben gibt es auch Versuche, die Grundbedeutung der Zeichen als „das Männliche“ und „das Weibliche“ zu verstehen. Für den volkstümlichen, nichtphilosophischen Zeichengebrauch bietet das Shijing („Buch der Lieder“) Belege.
2 Literatur
- Marcel Granet: Das chinesische Denken. Inhalt – Form – Charakter. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1980, S. 86–109, ISBN 3-423-04362-8 (klassische Darstellung, erstmals 1934 veröffentlicht)
- Fung Yu-Lan: History of Chinese Philosophy. Volume 1: The Period of the Philosophers (from the Beginnings to Circa 100 B.C.). Princeton Univ. Pr., Princeton, N.J., 1983, S. 159–169. (zur Yin-Yang-Schule)
- Wing-Tsit Chan: Sourcebook in Chinese Philosophy. Princeton Univ. Pr., Princeton, N.J., 1963, S. 244–250.
- Gudula Linck: Yin und Yang: Die Suche nach der Ganzheit im chinesischen Denken. C.H. Beck, 3. Auflage 21. Februar 2006
3 Weblinks
4 Vergleich zu Wikipedia
- Robin R. Wang: Eintrag in der Internet Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)
5 Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Hans Steininger: Das fernöstliche Bildungsverständnis und sein Verfall in der Neuzeit. In: Winfried Böhm, Martin Lindauer (Hrsg.): „Nicht Vielwissen sättigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute. (= 3. Symposium der Universität Würzburg.) Ernst Klett, Stuttgart 1988, ISBN 3-12-984580-1, S. 107–128, hier: S. 108.
- ↑ Shuowen, 15, 𨸏部: 陰: 闇也。水之南、山之北也。從𨸏侌聲。
- ↑ Zhuangzi, III,26,1: 陰陽錯行,則天地大絯 („Wenn Yin und Yang durcheinanderlaufen, geraten Himmel und Erde in große Panik.“); I,21,4: 至陰肅肅,至陽赫赫; 肅肅出乎天, 赫赫發乎地; 兩者交通成和而物生焉, 或為之紀而莫見其形 („Das höchste Yin ist kalt, das höchste Yang heiß. / Kälte entspringt aus dem Himmel, Hitze strömt aus der Erde. / Wenn beide einander durchdringen und dabei eine Harmonie erzielen, / dann entstehen daraus alle Dinge.“) Vgl. Tsung-Tung Chang: Metaphysik, Erkenntnis und praktische Philosophie im Chung-Tzu. Klostermann, Frankfurt am Main 1982, S. 78–83.
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