Vier Impromptus (Schubert)

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Der Anfang von Opus 90, Nr.1

Die Vier Impromptus Op. 90 (D 899) sind Klavierstücke des deutschen Komponisten Franz Schubert aus dem Jahr 1827.

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1 Entstehung

  • Schubert komponierte Op. 90 im Sommer und Herbst 1827 zwischen seinen Besuchen in Dornbach und Graz.
  • Das Werk besteht aus vier Einzelstücken.
  • Im Dezember 1827 wurden die ersten beiden der vier Stücke von Op. 90 von Carl Haslinger herausgegeben.
  • Die Bezeichnungen "Impromptu" stammen nicht von Schubert, sondern vom Verleger Haslinger. [1]
  • Die beiden letzten Stücke von Op. 90 wurden erst im Jahr 1857, nach Schuberts Tod, von Tobias Haslinger veröffentlicht. [2]

2 Musik

"Die Impromptus und Moments musicaux zählen zu den Gipfelpunkten von Schuberts Klavierschaffen. (...) Es handelt sich da nicht etwas um leicht hingeworfene Skizzen, sondern um sehr ausgefeilte, sorgsam durchgestaltete und im Falle der Impromptus auch weiträumige Kompositionen, von einer Reife und Meisterschaft, die uns Schubert in seinen schönsten und genialsten Aspekten zeigt." [3]
"Selten sind wir Schuberts Seele so nah, wie in ihnen. Es gibt keinen musikalischen Menschen, der sie nicht kennt und liebt." [4]
  • Robert Schumann meinte zu den Impromptus von Schubert - die er übrigens für Sonatenansätze hielt, welche Schubert seiner Ansicht nach wohl nicht als Impromptus geplant hatte - unter anderem::
"Die Impromptus sind nicht minder trefflich und wahre Gedichte, obwohl weniger eigentümlich und an Mendelsohns >>Lieder ohne Worte<< manchmal erinnenrnd; auch ihre Formen und Rhythmen sind die anmutigsten, oft fast zu ruhig und behaglich." [5]
  • Die Stücke sind mittelschwer, und geben auch dem Amateurpianisten vollgültige Musikstücke auf höchstem Niveau an die Hand. Dennoch sind für eine gute Interpretation viel Klangsinn, musikalisches Verständnis und die Fähigkeit zu großräumiger Gestaltung erforderlich. [6]

2.1 Impromptu Op. 90, Nr. 1 in c-Moll

  • Das Stück besteht aus zwei Motiven, einem in Moll und einem in Dur. Es ist sehr streng auf das thematische Material und aus ihm abgeleitet Entwicklungen konzentriert. Nur sehr wenige Takte sind zu finden, die sich nicht direkt auf die beiden Themen beziehen.
  • Op. 90, Nr.1 hat insgesamt einen traurigen und tragischen Ausdrucksgehalt.
  • Das erste Thema beginnt nach einem Oktavschlag in ff mit dem viertaktigen, einstimmigen Thema.
  • Ab Takt 5 wird das Thema dann in ausharmonisierter Form wiederholt.
  • Das Thema wird dann ab Takt 9 eine Terz höher wiederholt, womit sich insgesamt ein 16-taktiger Abschnitt ergibt.
  • In den nächsten 16 Takten wird das Thema harmonisch variiert wiederholt, bevor einige Takte zum zweiten Thema überleiten.
  • Das zweite Thema ab Takt 41 steht in As-Dur, und ist aus dem ersten Thema abgeleitet. Durch die Triolenbegleitung in der linken Hand wirkt es flüssiger. Auch ist die Gliederung ist mit 5, 5 ,4 und 5 Takten flexibler als beim ersten Thema. Kern des Themas ist die schrittweise absteigende Sext F - Es -Des - C - B- As. [7]
  • Ab Takt 60 ist das zweite Thema dann in die Bassstimme verlegt.
  • Das Motiv der absteigenden Sext des zweiten Themas wird dann ab Takt 74 weiterentwickelt. Durch Akkorde in Triolen in der linken Hand und crescendi und decrescendi wird das Stück zunehmend dramatischer. Auch das erste Thema wird (bsp. Takt 87 ff.) wieder aufgegriffen. Ab Takt 84 ist ein permanent durchkopfender Ton G in der linken Hand für große Teile des weiteren Verlaufs zentral.

2.2 Impromptu Op. 90, Nr. 2 in Es-Dur

Der Anfang von Opus 90, Nr.2
  • Opus 90, Nr. 3 ist in die Teile A - B- A`- B` gegleidert.
  • Diese Stück ist von langen, wie ein perpetuum mobile laufenden Skalen in Achteltriolen der rechten Hand bestimmt. Diese Figuren laufen überwiegend diatonisch, sind aber mitunter auch von Chromatik geprägt. Das Stück wirkt dadurch anfänglich fast wie eine Etüde.
  • Ab Takt 25 wechseln die Triolenläufen von Es-Dur zu As-Moll. Danach werden andere Tonarten angestuert.
  • Mit Takt 52 wird der Anfang wiederholt.
  • Die Achteltriolen schrauben sich immer höher, bevor sie wieder abfallen und den A-Teil beenden.
  • Ab Takt 83 beginnt der Teil B. Dieser ist weitaus dramatischer als der "verspielte" A-Teil.
  • Mit Takt 169 beginnt dann A`, die Reprise des A-Teils.
  • Ab Takt 251 folgt dann, mit Coda überschrieben, der Teil B`.
  • Das Stück endet in Moll. Es ist damit eines der wenigen Stücke der Klassischen Musik, das in Dur beginnt und in Moll endet. [8] [9]
  • Abschnitt wird fortgesetzt ...

2.3 Impromptu Op. 90, Nr. 3 in Ges-Dur

Die ersten acht Takte von Opus 90, Nr.3
  • Das Stück steht in Ges-Dur und im 2/4-Takt.
  • Der Verleger Carl Haslinger ließ es sich aus Gründen der vermeintlich besseren Verkäuflichkiet nicht nehemen, es nach G-Dur zu transponieren und in das 4/4-Metrum zu versetzen. Durch die Transponierung nach G-Dur zerstörte er dabei nicht nur den Tonartencharakter, und den tonalen Zusammenhang mit den übrigen Stücken von Op. 90, sondern machte das Stück sogar grifftechnisch schwerer zu spielen. [10]
  • In dem mit Andante überschriebenen Stück entfaltet sich eine liedhafte Melodie über über einem fließenden Begleitteppich aus Sextolen in der linken Hand. Op. 90, Nr. 3 gilt als eines der lyrischsten Stücke der Klavierliteratur überhaupt.
  • Es kann in die Abschnitte A - B - A` gegliedert werden.
  • Der Abschnitt A ist wiederum in die jeweils achttaktige Teile a - b - b´ unterteilt. Der Teil a (wiederum unterteilbar in 4 + 4 Takte) wirkt lieblich, während die Teile b und b`schon etwas dramatischer werden.
  • Ab Takt 25 beginnt der Teil B in der parallelen Molltonart Es-Moll, der mit Basseinwürfen und gewagteren harmonischen Fortschreitungen unruhiger und etwas tragischer wirkt. In den Takten 32 ff. wird kurzfristig nach cis-Moll moduliert, bevor ab Takt 47 ff. wieder Es-Moll angesteuert wird.
  • Der Teil A` beginnt dann ab Takt 55. [11]
  • Für den Interpreten von Opus 90, Nr. 3 besteht die Herausforderung darin, den andauernden Begleitfluss der Sextolenfiguren in der rechten Hand aufrechtzuerhalten, und die Melodie in der Oberstimme der rechten Hand, sowie die im Teil B dazu tretenden Basstimmen davon deutlich abzuheben. [12]
  • Der Song Questions von Manfred Mann´s Earth Band aus dem Jahr 1976 basiert zu großen Teilen auf Opus 90, Nr.3. [13] [14]

2.4 Impromptu Op. 90, Nr. 4 in As-Dur

Der Anfang von Opus 90, Nr.4
  • Opus 90, Nr. 4 zählt zu den beliebtesten Stücken Schuberts. Es gibt wohl wenige Stücke in der Klavierlitaeratur, die bei nicht allzu hohen technischen Anforderungen dem Spieler ermöglichen solch hohes Maß an Elegenz, Brillianz und Geläufigkeit zu präsentieren. [15] Allerdings erfordert es dennoch eine solide Technik des Interpreten, da die Sechzehntelarpeggien der rechten Hand locker aber gleichzeitig sehr schnell gespielt werden müssen, damit die längeren Phrasen deutlich raushörbar werden. [16]
  • Das mit Allegretto überschriebene Stück hat wie Opus 90, Nr. 3 eine Liedform A - B - A´. Der Teil B ist ein Trio, und auch so überschrieben.
  • Gebrochene Akkorde, die in rasanten Sechzehnteln abwärts stürzen, prägen den Teil A.
  • Das Stück beginnt, obwohl es in As-Dur steht, in As-Moll.
  • Im Teil A bestehen sechstaktige Abschnitte aus vier Takten mit abwärts stürzenden Sechzehnteln und zwei Takten mit Akkorden in Vierteln. Dreimal wird dieser Sechstakter wiederholt. Bei der vierten Wiederholung werden die beiden letzten Takte auf acht Takte ausgedehnt.
  • Ab Takt 31 erscheinen die Sechzehntelläufe dann in der Tonika As-Dur und auf die ersten zwei Takte verkürzt.
  • Von Takt 39 bis 54 wird dies Motiv dann in Vierergruppen taktweise nach oben geführt.
  • Ab Takt 47 tritt eine Mittelstimme in Tenorlage hinzu.
  • Die Sechzehntelfiguren schrauben sich immer weiter hoch, bis das ganze dann ab Takt 65 wieder in die Bassregion absteigt.
  • Dann taucht für acht Takte die Mittelstimme aus Takt 47 ff. auf, diesmal aber in der Oberstimme.
  • Ab Takt 80 werden dann die Takte 39 ff. wiederholt. [17]
  • Das sich ab Takt 107 anschließende Trio (Teil B) gliedert sich wie folgt:
    • Teil a von Takt 107 bis 122
    • Teil b von Takt 123 bis 160
    • Teil c von Takt 161 bis 172

Auffällig ist sind dabei die Wiederholungen von Takt 107 bis 122 und von Takt 125 bis 160

3 Weblinks

3.1 Videos

4 Literatur

  • Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur - Klaviermusik zu zwei Händen, Atlantis Musikbuch-Verlag, 5. Aufl., 1993

5 Einzelnachweise

  1. Eduard Gronau: Franz Schubert, Strehlow, 1993, S. 401
  2. Charles Fisk: Returning Cycles - Contexts for the Interpretation of Schubert's Impromptus ans Last Sonatas, University of California Press, 2001, S. 115
  3. Klaus Wolters, 1993, S. 318 und 316
  4. Oscar Bie: Franz Schubert - Sein Leben und sein Werk, Verlag Ullstein, Berlin, 1925, Seite 36
  5. Robert Schumann: Gesammelte Schriften über Musik und Musiker von Robert Schumann, Band I, Georg Wigand’s Verlag, Leipzig, 1854, S. 368
  6. Klaus Wolters, 1993, S. 316
  7. Gilead Bar-Elli: Schubert: Impromptus - A lecture accompanying a home performance of the eight Impromptus, Seite 1
  8. Murray Baylor: Schubert - Impromptus, Alfred Publishing, 1987, S. 3
  9. Gilead Bar-Elli: Schubert: Impromptus - A lecture accompanying a home performance of the eight Impromptus
  10. Anm.: Die vielen schwarzen Töne von Ges-Dur liegen hier einfach besser in der Hand als in G-Dur.
  11. David Beach: Advanced Schenkerian Analysis - Perspectives on Phrase Rhythm, Motive, and Form, Routledge, 2012, Kapitel 7
  12. Klaus Wolters, 1993, S. 317
  13. Der Song Questions von Manfred Mann´s Earth Band auf Youtube
  14. Infos auf www.manfredmann.co.uk
  15. Klaus Wolters, 1993, S. 317
  16. Murray Baylor: Schubert - Impromptus, Alfred Publishing, 1987, S. 4
  17. Edgar Stillman Kelley: Analyse von Op. 90, Nr. 4

6 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Vier Impromptus (Schubert)) vermutlich nicht.




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