Ut pictura descriptio?

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Ut pictura descriptio? (lateinisch: wie die Malerei (so) die Beschreibung) ist der Titel eines Buchs von Monika Mayr, das 2001 erschienen ist. In dem Buch wird eine von der ut pictura poesis-Debatte [1] abgeleitete These vorgestellt, nach der die literarische Beschreibung von allen Textsorten die größte Nähe zur Malerei habe und nach vergleichbaren Parametern funktioniere.

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1 Ut pictura poesis

Ut pictura poesis, die Vergleichbarkeit der Künste, gab insbesondere seit der Renaissance immer wieder Anlass zu kunsttheoretischen Erörterungen. Die sich einem Zitat aus der Ars poetica des römischen Dichters Horaz entzündende Auseinandersetzung unter Künstlern und Kunstkritikern wurde zunächst in lateinischer Sprache, später in den nationalen Wissenschaftssprachen geführt und mündete meistens in einen Wertungsstreit, welche der Künste denn nun den anderen überlegene sei: Mal ist es die Architektur, die alle anderen Künste unter ihrem Dach beherbergt, mal ist es die Dichtung, die der Philosophie am nächsten liegt und also die poetologische Federführung am besten übernehmen kann. In jedem Fall wird stets vom Vertreter des jeweiligen Faches (Malerei, Dichtung, Architektur) das eigene Ausdrucksmittel vorgezogen. Dies stellt eine Subjektivität dar, die Vorrecht der Künstler bleiben muss, nicht aber Wissenschaftlern gestattet sein darf.

2 Die Thesen

Demgegenüber schlägt ut pictura descriptio aus dem Vergleich zwischen den Künsten mit den Mitteln der optischen Leitkategorien der Malerei und Kunstwissenschaft (Perspektive/Raum, Stofflichkeit/Textur, Umriss/ Linie, Plastizität/Volumen, Licht und Schatten/Helldunkel, Farbe, Ruhe und Bewegung, Ausdruck, Anatomie und Proportion, Komposition) eine Methode der Analyse literarischer Beschreibung (als Textsorte) vor. Was für die literarische Beschreibung gelte, gelte in geringerem Maße auch für Beschreibungen im alltäglichen Gebrauch und wissenschaftliche Beschreibungen (wie beispielsweise in den verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen Geologie, Biologie, etc.), aber eben für literarische Beschreibungen in besonderem Maße und hoher Dichte an Merkmalen.

Beschreibung tritt als grundlegende Sprachäußerung der Aneignung neuer Wirklichkeiten und Ansichten auf die wahrnehmbare Welt oft vor die Benennung der Dinge mit dem "richtigen" Namen. Weder Wissenschaft noch Kunstwissenschaft können sich ihrer enthalten. Theoretisch war Beschreibung lange Zeit, wenn überhaupt, mit beschreibungsfremden Interpretationen erfasst worden.

Die Methode ut pictura descriptio akzentuiert, im Gegensatz zu früheren Versuchen die poetische Dimension der literarischen Beschreibung. Diese sei der Ort höchster Erfüllung von beschreibungstypischen Merkmalen. Diese Poetizität liege, gemäß der Vorgabe von ut pictura descriptio, nicht primär in sprachlichen, stilistischen Elementen, sondern letztere dienten als Vehikel für die visuelle Evokationskraft, die den Leser lenke, wenn er ein imaginäres Bild schafft. Dieses Potential der Beschreibung ist im Text und im Subtext angelegt und könne mit optischen Leitkategorien der bildenden Kunst ermittelt werden. Mit dieser Methode der Analyse von Beschreibung, die natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben könne, könnten auch Fragen nach Gattungen und signifikanten Epochen des Wandels von Sichtweisen erörtert werden.

Die Textauszüge von Gustave Flaubert, Marcel Proust, Andrei Bely und Claude Simon, an denen die Methode ut pictura descriptio veranschaulicht wird, bieten einen Einblick in die Möglichkeiten, die diese Methode eröffnet.

3 Einzelnachweise

  1. Wie die Malerei so die Dichtkunst. In: Horaz: Ars Poetica. Die Dichtkunst. Lat./Deutsch. 2. Aufl. Stuttgart 1984.

4 Ausgaben

  •  Monika Mayr: Ut pictura descriptio?. Poetik und Praxis künstlerischer Beschreibung bei Flaubert, Proust, Belyj, Simon. Gunter Narr Verlag, Tübingen 2001, ISBN 3-8233-5863-4.
  • Ut pictura descriptio? bei Google Books



5 Andere Lexika

  • Dieser Artikel wurde in der Wikipedia gelöscht.



Erster Autor: Monikamkmayr angelegt am 19.12.2010 um 20:19, weitere Autoren: Werbeeinblendung, Roterraecher, Frank-m, Crazy1880, Wnme, Gregor Bert, Emkaer, AlterWolf49, Gerold Broser, Lichtspielhaus

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