Tonsillitis
Die akute Mandelentzündung (lateinisch Tonsillitis acuta, Angina tonsillaris) ist eine Infektionskrankheit, die hauptsächlich die Gaumenmandeln (Tonsillen) befällt. Erreger sind zumeist Bakterien (vor allem Streptokokken), seltener Viren.
Inhaltsverzeichnis
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1 Allgemeines
Charakteristische Symptome einer akuten Mandelentzündung sind Hals- und Schluckschmerzen, Lymphknotenschwellungen am Hals, Fieber sowie ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Von der akuten Mandelentzündung ist die chronische Mandelentzündung abzugrenzen, die oft kaum Beschwerden macht. Kinder und junge Erwachsene sind am häufigsten von einer Mandelentzündung betroffen.
Eine Mandelentzündung heilt bei entsprechender Therapie meist folgenlos aus, kann aber auch Komplikationen und Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Wenn Sie denken, dass Sie eine akute Mandelentzündung haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
2 Die Mandeln
Die Gaumenmandeln liegen am Übergang von der Mundhöhle zum Rachen zwischen dem vorderen und hinteren Gaumenbogen. Sie sind, neben anderen Organen und Geweben des Körpers, für die Ausbildung des Immunsystems in den ersten Lebensjahren verantwortlich. Der Körper lernt dabei, körperfremde und schädliche Stoffe, wie Viren oder Bakterien, abzuwehren.
Die Mandeln (Tonsillen) werden vom ersten bis zum dritten Lebensjahr immer größer. Mit Beginn der Pubertät bilden sie sich allmählich wieder zurück. Danach üben die Mandeln keine entscheidende Funktion mehr aus. Im Falle einer chronischen Mandelentzündung besitzen sie bereits im Vorschulalter keine Bedeutung mehr für den Immunschutz. Im Gegenteil: Sie stellen einen idealen Nährboden für die Keimbesiedlung und chronische Infektion dar. In diesem Stadium ist die Entfernung der Mandeln mitunter sinnvoll und zieht meist keinerlei Beschwerden nach sich.
3 Arten von Tonsillitis
Bei der Mandelentzündung (Tonsillitis, Angina tonsillaris) lässt sich zwischen der akuten und der chronischen Mandelentzündung unterscheiden:
Die akute Mandelentzündung (Tonsillitis acuta) ist meist eine bakteriell verursachte, plötzlich einsetzende Entzündung der Gaumenmandeln. Eine chronische Mandelentzündung (Tonsillitis chronica) ist dagegen durch eine andauernde bakterielle Entzündung der Gaumenmandeln gekennzeichnet. Sie verursacht in der Regel wenige oder keine Beschwerden. Die akute Mandelentzündung tritt vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen auf.
4 Ursachen
Bei einer akuten Mandelentzündung (Tonsillitis acuta) liegen die Ursachen meist in Infektionen durch bestimmte Bakterien-Stämme. Bei diesen Bakterien handelt es sich vor allem um Streptokokken der Gruppe A (kurz: A-Streptokokken). Auch andere Bakterien wie Pneumokokken, Staphylokokken oder Haemophilus influenzae können der Auslöser sein. Ein geschwächter Allgemeinzustand oder eine Abwehrschwäche begünstigen eine Mandelentzündung. Stress oder zusätzliche Erkrankungen kommen als Ursache einer solchen Schwäche infrage.
Eine oft auftretende akute Mandelentzündung kann zu einer chronischen Mandelentzündung führen. Bei der chronischen Mandelentzündung (Tonsillitis chronica) findet sich die Ursache in einer dauerhaften Entzündung des Mandelgewebes. Bakterienprodukte und abgestorbene Zellen lagern sich in Schleimhautvertiefungen (Krypten) des Mandelgewebes ab und sorgen so für eine anhaltende Entzündung der Mandeln. Hierdurch vernarbt und zerklüftet das Gewebe, wodurch die Mandelentzündung weiter vorangetrieben wird.
Eine Infektion mit A-Streptokokken kann in seltenen Fällen zu bestimmten Folgekrankheiten führen. Dies sollte der behandelnde Arzt berücksichtigen.
5 Symptome
Je nachdem, ob eine Mandelentzündung (Tonsillitis, Angina tonsillaris) akut oder chronisch verläuft, unterscheiden sich auch die Symptome.
Die akute Mandelentzündung (Tonsillitis acuta) äußert sich meist durch zunehmende Schmerzen im oberen Halsbereich. Sowohl beim Schlucken als auch bei der Öffnung des Mundes, zum Beispiel beim Gähnen, können die Schmerzen bis zu den Ohren hin ausstrahlen. Hinzu kommen oft allgemeine Symptome wie Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Fieber. In vielen Fällen ist der Speichelfluss vermehrt und die Stimme klingt belegt.
Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden verursachen, sind das Pfeiffersche Drüsenfieber (Mononukleose), Scharlach, Diphtherie, Herpes-Angina und Angina Plaut-Vincenti.
Bei der chronischen Mandelentzündung (Tonsillitis chronica) finden sich selten akute Symptome. Manchmal treten leichte Schluckbeschwerden oder ein unangenehmer Geschmack und Mundgeruch auf. Zusätzlich kann sich eine chronische Mandelentzündung durch Symptome wie etwa eine verminderte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit äußern. Die Halslymphknoten können dauerhaft geschwollen sein, ohne jedoch Schmerzen zu verursachen. Nicht selten geht eine chronische Mandelentzündung mit wiederholtem Aufflammen akuter Mandelentzündungen einher.
Eine Mandelentzündung kann Ursache für die Entstehung von Folgekrankheiten sein. Aufgrund einer Kreuzreaktion mit körpereigenen Geweben kann es zu Entzündungen in anderen Organen kommen. Das rheumatische Fieber mit möglicher Beteiligung des Herzens, der Gelenke und der Haut sowie eine Nierenentzündung sind Beispiele für solche Folgekrankheiten – die aber nach einer Mandelentzündung nur in seltenen Fällen auftreten.
6 Diagnose
Liegt der Verdacht auf eine Mandelentzündung (Tonsillitis, Angina tonsillaris) vor, ermöglicht eine einfache Untersuchung in vielen Fällen schnell die richtige Diagnose. Akute Mandelentzündung
Die Diagnose der akuten Mandelentzündung (Tonsillitis acuta) erfolgt durch Betrachtung des inneren Mundbereichs. Gerötete und geschwollene Gaumenmandeln sowie etwaige Eiterbeläge auf deren Oberfläche (sog. Eiterstippchen) gelten als Kennzeichen einer akuten Mandelentzündung. Das äußerliche Abtasten des Halses führt zu Schmerzen im Bereich der geschwollenen Lymphknoten, die einen zusätzlichen Hinweis auf eine mögliche Mandelentzündung liefern. Gleichzeitig können die Gaumenbögen gerötet und die Zunge belegt sein.
Die Diagnose ist zumeist eine Blickdiagnose. Eine Blutuntersuchung ist meist nicht erforderlich. Ein Rachenabstrich zur Bestimmung des verantwortlichen Erregers ist nur in Einzelfällen sowie bei Verdacht auf eine chronische Mandelentzündung nötig. Chronische Mandelentzündung
Die chronische Mandelentzündung (Tonsillitis chronica) zeichnet sich meist durch narbig veränderte Mandeln aus. Die Gaumenmandeln können dabei sowohl vergrößert als auch verkleinert sein. Bei Druck kann sich aus ihnen Eiter oder eine krümelige Masse (Zerfallsprodukte der Zellen, Detritus) entleeren. Erhärten lässt sich die Diagnose durch einen Abstrich von der Mandeloberfläche sowie den Nachweis von Antikörpern gegen den entsprechenden Erreger im Blut.
7 Therapie
Bei einer Mandelentzündung (Tonsillitis, Angina tonsillaris) hängt die Therapie vom Verlauf und den Beschwerden ab. Akute Mandelentzündung
Im Falle einer akuten Mandelentzündung (Tonsillitis acuta) besteht die Therapie zunächst aus dem Einsatz schmerz- und fiebersenkender Medikamente. Auch Wadenwickel helfen bei der Fiebersenkung.
Nehmen Sie nur Nahrung auf, die weich und nicht stark gewürzt ist. Kalte Getränke oder Eis lindern die Schluckbeschwerden. Trinken Sie möglichst viel und verzichten Sie dabei auf Fruchtsäfte, da ihre Säuren die entzündeten Mandeln zusätzlich reizen und im Hals brennen. Auch Milch sollten Sie meiden. Empfehlenswert sind etwa Wasser und Kräutertees.
Entzündungshemmende und desinfizierende Gurgellösungen mit Salbei oder Kamille eignen sich bei Mandelentzündung für die Behandlung der begleitenden Symptome wie zum Beispiel Halsschmerzen. Ebenso unterstützen sie den eigentlichen Heilungsprozess. Schmerzstillende Lutschtabletten lindern die Schluckbeschwerden kurzzeitig, Hausmittel wie warme oder trockene Halswickel (Seidenschal) können Ihnen darüber hinaus gut tun. Da Rauchen die Symptome einer Mandelentzündung verschlechtert, sollten Sie hierauf verzichten. Es dauert etwa ein bis zwei Wochen, bis eine akute Mandelentzündung vollständig ausgeheilt ist.
Bei akuter oder gehäuft auftretender Mandelentzündung wird in der Therapie ein Antibiotikum, in der Regel Penicillin, eingesetzt. Das Antibiotikum beschleunigt den Heilungsverlauf, kann aber nicht immer verhindern, dass sich die Beschwerden verschlimmern und sich eventuell eine Eiteransammlung (Abszess) bildet. Eine rechtzeitige Antibiotikaeinnahme führt außerdem dazu, dass sich mögliche Folgeerkrankungen an etwa Herz oder Nieren seltener ausbilden. Bei Komplikationen sowie im Falle von mehrfach wiederkehrenden Mandelentzündungen können die Mandeln operativ entfernt werden (Mandeloperation, Tonsillektomie). Chronische Mandelentzündung
Im Falle der chronischen Mandelentzündung (Tonsillitis chronica) besteht die erfolgversprechendste Therapie in der operativen Mandelentfernung (sog. Tonsillektomie). Sie kann die Lebensqualität des Betroffenen verbessern. Wird die Ausgangsstelle der Infektion (sog. Infektionsherd) entfernt, kann dies das Risiko für Streptokokken-Folgeerkrankungen anderer Organe stark senken.
8 Verlauf
Prognose
Eine akute Mandelentzündung (Tonsillitis acuta) heilt bei entsprechender Therapie nach einer Dauer von etwa ein bis zwei Wochen folgenlos aus, während eine chronische Mandelentzündung (Tonsillitis chronica) dauerhaft bestehen bleibt. In der Regel verbessert hier erst die Entfernung der Gaumenmandeln die Symptome, das Allgemeinbefinden und den Gesundheitszustand. Komplikationen
Bei der akuten Mandelentzündung können sich die Mandeln in seltenen Fällen stark vergrößern. Die Folge kann Atemnot sein. Vorsicht ist besonders bei Kindern geboten, deren Mandeln bereits im gesunden Zustand vergrößert sind (sog. Tonsillenhyperplasie), da dies die Atmung erschweren kann. Auch durch A-Streptokokken bedingte Folgeerkrankungen können sich im Rahmen einer akuten Mandelentzündung entwickeln.
Bei einer chronischen Mandelentzündung (Tonsillitis chronica) sind ständig Bakterien vorhanden. Daher können die entzündeten Mandeln Ausgangspunkt für Folgeerkrankungen sein. So kann es bei einer durch Streptokokken bedingten Mandelentzündung im Anschluss zu rheumatischem Fieber, Nieren- oder Herzentzündungen, Entzündungen der Gelenke (Gelenkrheumatismus) oder schubweise verlaufenden Hauterkrankungen kommen. Es können dauerhafte Schäden an den betroffenen Organen (z.B. Herzklappenfehler) zurückbleiben.
Sowohl infolge einer akuten Mandelentzündung als auch infolge einer chronischen Mandelentzündung können sich Abszesse bilden. Hierbei sammelt sich Eiter im umgebenen Gewebe an. Man spricht dann von einem Peritonsillar-Abszess. Anzeichen hierfür sind starke Schluckschmerzen bis zur Schluckunfähigkeit, eine schmerzhafte, erschwerte Mundöffnung (sog. Kieferklemme) sowie eine ungleichmäßige Vorwölbung des Weichgaumens. Die Mandeln sind so stark geschwollen, dass sie das Gaumenzäpfchen zur Gegenseite verdrängen. Eine Gefahr besteht darin, dass die Keime in die Blutbahn gelangen und sich im ganzen Körper ausbreiten. Dies kann zu schweren Erkrankungen in anderen Organen führen. Daher muss in den meisten Fällen kurzfristig operiert werden, wenn sich ein Abszess bildet.
9 Weblinks
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