Selbsterkenntnis (Gedicht von Joachim Stiller)
Selbsterkenntnis (1998-2000) ist ein Gediicht von Joachim Stiller.
Inhaltsverzeichnis
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1 Selbssterkenntnis
Willst Du Dich selbst erkennen,
Musst Du die Welt benennen;
Willst Du die Welt verstehen,
Musst Du in Dich gehen.
2 Zur Erklärung des Gedichtes
"Auf den Eingangssäulen des Apollo-Tempels von Delphi waren drei Sprüche eingraviert... Einer lautete: Erkenne Dich selbst.... Ein anderer lautete: Halte Maß... Diese Sprüche, die den sieben Weisen Griechenlands zugeschrieben werden, waren im alten Griechenland geflügelt Worte... Es waren okkulte Sätze, die den Menschen angeblich von den Göttern gegeben worden waren... Sie dienten einzig der Volkspädagogik... Das war ihre Aufgabe... Von all diesen Okkulten Sätzen war aber "Erkenne Dich selbst" der wichtigste... Aus heutiger Sicht scheint uns dieser Satz nicht mehr so bedeutungsvoll zu sein... Seine eigentliche Macht ist über die Jahrhunderte weitestgehend verblasst... Wir können dem alten griechischen Orakelspruch kaum noch etwas abgewinnen...
Und jetzt machen wir eine Sprung bis zu Goethe... Auch zur Zeit Goethes war der alte griechische Orakelspruch schon weitestgehend verblasst... Als Goethe nun mit dem Orakel von Delphi vertraut wurde, und zum ersten Mal von dem Spruch hörte, muss er sehr verdrießlich geworden sein, und den Spruch ziemlich unwirsch abgetan haben etwa mit den Worten: Erkenne Dich selbst? Pah! Der Mensch kennt nur sich selbst, wenn er die Welt kennt! Damit hatte Goethe dem Spruch aber praktisch den historischen Todesstoß versetzt...
Als Steiner diesen Faux pas von Goethe bemerkte, muss aber umgekehrt Steiner sehr verdrießlich geworden sein... Denn Steiner war der alte Orakelspruch immer noch heilig... Er wollte ihn am Leben erhalten und weitertransportieren.... Und Steiner war sehr ungehalten über diese Dreistigkeit Goethes... Er überlegt nun, wie er den Orakelspruch denn jetzt vielleicht doch noch retten und Goethes Dreistigkeit zumindest neutralisieren könne... Und da soll er wohl einige Zeit sehr nachdenklich geworden sein, fand dann aber eine Lösung, die fast wie eine Synthese zwischen der These (Orakelspruch) und der Antithese (Goethes Dreistigkeit) war.... Vielleicht kennt Ihr Steiners Satz... Er geht so:
Nur Welterkenntnis ist wahre Selbsterkenntnis (Goethe), und Selbsterkenntnis wird wieder zur Welterkenntnis (Orakelspruch)...
Zugegen, ein genialer Schachzug... Steiner hatte damit einen gänzlich neuen okkulten Satz erfunden und einen echten Ersatz für den alten Orakelspruch, der seine Pflicht und Schuldigkeit ja eigentlich getan hatte.. Und Steiner muss tatsächlich sehr stolz auf seinen Plot gewesen sein... Und das konnte er auch sein, denn er hat ihn der gesamten Anthroposophie praktisch genau auf den Leib geschrieben..
Und Steiner hat seinen Spruch auch ein bisschen gefeiert... In seinen Wahrspruchworten, in denen sich eine ganze Menge Prosagedichte finden, nur wenige Gedicht von Steiner sind andeutungsweise gereimt, denn Steiner wollte wohl gar nicht erst den klägliche Versuch unternehmen, es Goethe irgendwie gleichzutun, finden sich zahlreiche reimlose Vierzeiler, die diesen neuen Satz der Anthroposophie in Versform bringen, und das in immer neuen Varianten... Aus der ganzen Fülle habe ich gerade mal zwei nette Varianten herausgesucht:
Willst du das eigne Wesen erkennen,
Sieh dich in der Welt nach allen Seiten um.
Willst du die Welt wahrhaft durchschauen,
Blick in die Tiefen der eignen Seele.
Willst Du Dein Selbst erkennen,
Schaue hinaus in die Weltenweiten.
Willst Du die Weltenweiten durchschauen,
Blicke hinein in das eigene Selbst.
Beide Gedichte sind von 1924....
Als ich selbst damals die Wahrspruchworte las, war ich recht angetan nicht zuletzt von diesen Varianten... Ich konnte gut verstehen und nachvollziehen, dass Steiner seinen neuen Spruch feierte... Aber ich fragte mich, und es war bereits in einer Zeit, in der ich auch selbst angefangen hatte, Verse zu schmieden, warum er nicht wenigsten ein einziges Mal den Versuch gemacht hatte, es in ein Reimschema zu setzen... Und irgendwie muss ich da wohl den spontanen Einfall gehabt haben, es selbst einmal zu versuchen... Ich habe mich dann einfach an den Schreibtisch gesetzt, und angefangen zu probieren... Ich habe bestimmt Dutzende Versuche gemacht, und immer wieder musste ich neu ansetzen, weil sich jeder Versuch als eine Sackgasse herausstellt...Ich musst teilweise die Satzteile austauschen, damit ich die Grammatik in das richtige gegenläufige Form bekam... Aber irgendwann hatte ich dann eine Lösung, die ich Euch nicht vorenthalten möchte... Hier gleich das Gedicht... Ich schenke es der Anthroposophie... Ihr könnte es ja mal in den Zweigen an die Pinnwand hängen..." (J.St.]
Willst Du Dich selbst erkennen,
Musst Du die Welt benennen;
Willst Du die Welt verstehen,
Musst Du in Dich gehen.
3 Literatur
4 Weblink
- Joachim Stiller: Gesammelte Gedichte 1 Weblink
- Joachim Stiller: Gesammelte Gedichte 2 Weblink
5 Andere Lexika
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