Petri-Kirche in Burg/ Dithmarschen

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St. Petri-Kirche im Burg/ Kreis Dithmarschen.
Im Vordergrund rechts der Gedenkstein der gefallenen Soldaten im deutsch-französichen Krieg 1870/71.

Die Petri-Kirche der Ev.- Luth. Kirchengemeinde Burg im Kreis Dithmarschen wurde im Jahre 1281 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

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1 Gründung der Kirche[1]

Vermutlich wurde sie jedoch bereits ca. 130 Jahre früher, um 1150 als Sühneleistung erbaut. Der Sage nach soll auf der nahen Bökelnburg (einer Ringburg) im Jahre 1145 ein Rachemord verübt worden sein. Der dort lebende Stadter Graf Rudolf II.[2], seiner Zeit der oberste Landesherr über Dithmarschen, hatte trotz wirtschaftlicher Notzeit auf die Lieferung der Abgabe bestanden. Die Bauern waren darüber so erzürnt, daß sie ihn mittels einer List in seiner eigenen Burg ermordeten.[3][4]

Rudolfs Nachfolger, Heinrich der Löwe unternahm um 1148 einen Rachefeldzug an dem auch der spätere Erzbischof von Bremen, Hartwig[5] teilnahm. Hartwig soll den Bau der Sühnekapelle angeordnet haben.

2 Jetziger Zustand, Veranstaltungen

Blick in die Böckelnburg, seit dem 25. Februar 1818 ein Friedhof
Grabmäler auf dem Friedhof Böckelnburg.
Zur Detailbeschreibung bitte auf das Foto klicken.

Die Kirche wurde, im Laufe der 800 Jahre ihres Bestehens, mehrfach umgebaut, dennoch ist der einfache rechteckige Bau in seinem Ursprung erkennbar. Teilweise ist, an der nordöstlichen Seite, das ursprüngliche Mauerwerk aus einfachen Feldsteinen noch zu erkennen.
1963 ist der letzte Umbau vorgenommen worden. Die Kirche wurde ca. 4,5 Meter nach Westen verlängert, Renovierungsarbeiten wurden vorgenommen und ein neues Taufbecken aus Granit wurde aufgestellt.[6]

1819 bekam die Kirche ihre Orgel vom Orgelbauer Mittelhäuser aus dem nahegelegenen Wilster. Diese wurde bereits im Jahre 1873 durch eine neue Orgel der Fa. Marcussen & Sohn ersetzt. 1963 wurden Einzelteile dieser Orgel für eine neue Orgel verwendet. Die jetzige Orgel, aus dem Jahre 1994 wurde von Daniel Kern aus Straßburg erbaut. Sie wurde Anfang 2006 um ein 16. Register erweitert.[7]

Im Dachreiter der Kirche befindet sich die "Ave Maria Glocke" aus dem 15. Jahrhundert in starrer Aufhängung. Sie diente bis in die 50er Jahre als Uhrschlagglocke.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stiftete der Burger Propst Martens drei Bronzeglocken, welche in einem freien Glockenstuhl neben der Kirche aufgehängt sind:
Die Namen, Gewicht und Tonlage dieser Glocken:
"Ehre sei Gott in der Höhe!", 848 Kg, (fis)
"Ruhet in Frieden!", 420 Kg, (ais)
"Betet ohn Unterlass!", 257 Kg, (cis)[8]

Im Umfeld der Kirche stehen zwei Gedenksteine:
1. Zum Gedenken der Gefallenen im deutsch-französischem Krieg 1870/71.
2. Gedenkstein zum Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848–1851)

Regelmäßig finden in der Kirche die "Burger Petrimusiken" statt.[9]

3 Antiquarisches Wissen

3.1 L. Ross: Untergang der Bökelnburg

„(...)
Im zehnten Jahrhundert sehen wir es[10] mit Bestimmtheit im Besitz der Grafen von Stade, d. h. ursprünglich, der Grafen beider Gestade (itrius ripae); sie beherrschten das südliche Elbufer von Haarburg bis gegen Ritzebüttel hin, und auf dem nördlichen Dithmarschen und die Haseldorfer Marsch, die damals sieben Kirchspiele umfaßte. Eine Zeitlang, zu Anfang des eilften Jahrhunderts, warfen sich in Dithmarschen eigne Grafen auf, die auf der Bökelnburg hausten; aber einige von ihnen erschlug der Haß der Dithmarscher, die keinen Herrn im Lande dulden mochten; den letzten bezwang der Graf Luder Udo von Stade wieder. Unter seinem Nachfolger kam Dithmarschen mit der Grafschaft Stade, durch Schenkung Kaiser Heinrichs IV, im Jahre 1062 unter die Lehnsherrlichkeit des Bremischen Erzbischofs, und dies Verhältniss blieb bis auf die Zeiten Heinrichs des Löwen. Der letzte Graf von Stade aus dem alten Geschlechte war Rudolf II, der auf der Bökelnburg seinen Sitz hatte. Die Sage, wie sie in den alten Chroniken aufbehalten ist, erzählt seinen und seiner Gemalinn tragischen Untergang. Schon lange war der Graf wegen schwerer Schatzungen und Kornlieferungen, die er den Dithmarschern auflegte, beim Volke verhaßt. Als er nun auch zur Zeit einer Theurung diese Abgaben strenge eintrieb, durch die Gräfinn Walburg zu solcher Harte aufgereizt, beschlossen die Dichmarscher sein Verderben. Mit ihren Wagen zogen sie auf die Burg, als wollten sie Korn bringen, aber in den Säcken waren Männer verborgen, und andere Männer gingen neben den Wagen her, wie um das Korn abzuladen. Aus die Burg gekommen, ließen sie einige Wagen im Thore stehen, auf daß dieses den erwarteten Helfern nicht gesperrt werden konne, riefen dann: "Röhrt de Hände, snidet de Sackbände!" Alsbald sprangen die Männer aus den Säcken hervor, verbanden sich mit den übrigen, und fielen über die Besatzung her. Nach der Sage wäre die böse Gräfinn, von den Dithmarschern grausam verstümmelt, vor Schmerz in die nahe Au gesprungen, und hatte dieser den Namen Walburgsau gegeben. Der Graf soll sich erst lange im Innern des Schlosses verborgen haben, bis eine zahme Elster, die ihm gefolgt war, ihn durch ihr Geschrei verrieth. Gewiß ist, daß Rudolf II mit seiner Gemalinn am 15ten März 1145 von seinen Unterthanen erschlagen, und seine Zwingfeste, die Bökelnburg, geschleift wurde.“

L. Ross: Geschichte der Herzogthümer Schleswig und Holstein bis auf den Regierungsantritt des Oldenburgischen Hauses.
Kiel, Universitätsbuchhandlung, 1831; ebd: S. 88F.

3.2 J. Hanssen/ H. Wolf: Burg

„(...)
Der merkwürdige Tag an welchem die Stürmung des Schlosses geschahe, war der 15. März 1145. Später wurde der Schloßplatz auf der hohen Burg der nach Heimreich 330 Fuß breit und lang ist, zum Pastorate gelegt und den 25. Febr 1818 zum Begräbnißplatze eingeweiht. Nach dem hamb. Codex des Joh. Russe hatten in der Kirche zu Burg 1144 bei der Zerstörung des Schlosses Erschlagene Memorien. Diese Kirche wurde von dem Bruder des ermordeten Grafen, Domherr Hartwig von Magdeburg, zu Ehren und zum Andenken Rudolphs erbaut. So ist denn die St. Peters-Kirche in Burg eine der ältesten christlichen Kirchen in Süderdithm. gewesen Vor der Reformation zeigte man hier viele Reliquien, unter andern St. Peters Haupt und ein kupfernes Kreuz mit 160 Mark Silber belegt. Deshalb geschahen auch, besonders Montags nach Ostern und auf St. Petri Tag, viele Wallfahrten hieher. 1819 erhielt die Kirche eine Orgel größtentheils durch freiwillige Beiträge, die sich auf 1076 Pfnd. beliefen. Seit der Reform. standen hier bis zum Jahre 1719, als der Diaconus Cumann Pastor wurde, 2 Prediger. Von den 10 Vorwesern des jetzigen Pastors sind 13 hier gestorben. Wedekind legte 1644 sein Amt Krankheitshalber nieder, von Warner wurde wegen Streitigkeiten mit dem Kirchsvielvogt Matthiessen 1760 abgesetzt, und Jochims kam 1771 als Pastor und Probst nach Meldorf. Das Pastorat brannte vor reichlich 20 Jahren ab.“

J. Hanssen/ H. Wolf aus: "Chronik des Landes Dithmarschen von J. Hanssen und H. Wolf; Langhoffsche Buchdruckerei; Hamburg 1833"; ebd.: S. 54-55

4 Einzelnachweise

  1. "Ev.-Luth. Kirchengemeinde Burg in Dithmarschen: Zur Gründung der Kirchengemeinde Burg"
  2. Neuere historische Meinungen äußern die Vermutung, dass Graf Rudolf seinen Wohnsitz nicht auf der Bökelnburg hatte. (s: "Museum für Archäologie und Ökologie Dithmarschen: Saß Graf Rudolf in der Bökelnburg?")
  3. J. Greve: "Geographie und Geschichte der Herzogtümer Schleswig und Holstein;Schwers'sche Buchhandlung Kiel, 1844", ebd. S. 135
  4. (s.a.: Abschnitt "Antquarisches Wissen")
  5. zu Hartwig I. von Stade Erzb. von Hamburg-Bremen s.a.: "Mittelalterliche Genealogie im Deutschen Reich bis zum Ende der Staufer - Materialsammlung - Hartwig I. von Stade Erzb. von Hamburg-Bremen"
  6. "Ev.-Luth. Kirchengemeinde Burg in Dithmarschen: Ein Rundgang durch die Petri-Kirche"
  7. "Ev.-Luth. Kirchengemeinde Burg in Dithmarschen: Orgel"
  8. "Ev.-Luth. Kirchengemeinde Burg in Dithmarschen: Glocken
  9. "Ev.-Luth. Kirchengemeinde Burg in Dithmarschen: Burger Petrimusiken"
  10. =Das Land Dithmarschen (d. Hauptautor dieses Art.)

5 Andere Lexika

6 Weblinks

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