Nimismus

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Als Nimismus (von lateinisch nimis: „zu sehr“, nimietas: „Übermaß“) wird in der Ästhetik eine Trope oder ein Symbol mit negativer oder positiver Appellfunktion bezeichnet. Anders als bei dem aus der in Informationstheorie bekannten Phänomen der Redundanz lässt sich das Zuviel des Nimismus nicht ohne Verlust streichen, sondern enthält gerade die Information, auf die es hermeneutisch eigentlich ankommt. Sein explizites Zuviel ist also nur scheinbar redundant, da als Quelle für eine kritische Interpretation unentbehrlich und besonders relevant.

Im Gegensatz zu der aus der Rhetorik bekannten Hyperbel beschränkt sich der Nimismus nicht auf sprachliche Erscheinungen, sondern meint (bes. in Bildhauerei, Malerei, Theater und Film) vorwiegend eine Unstimmigkeit oder Unverhältnismäßigkeit in Aussehen oder Verhalten. Während die Hyperbel Positives oder Negatives durch verbale Übertreibungen veranschaulichen und überdeutlich werden lässt, versucht der Nimismus positive oder negative Hintergründe mit Hilfe von symbolischen Parallelen oder Analogien für den aufmerksamen Leser überhaupt erst sichtbar, hörbar oder sonstwie wahrnehmbar zu machen.

Je nach Funktion unterscheidet man zwei Arten von Nimismus: Der negative Nimismus weist dort, wo die Wahrheit in meist heuchlerischer Absicht versteckt oder geleugnet wird, auf Laster, Charaktermängel, Verbrechen, Sünden etc. hin und dient so der insgeheimen Entlarvung des Bösen. Der seltener verwendete positive Nimismus deutet da, wo die Wahrheit, oft aus Bescheidenheit oder naiver Unwissenheit, verborgen bleibt, auf Tugenden, Heldentaten etc. hin und dient so der stillschweigenden Würdigung des Guten.

Das Pendant zum Nimismus bildet die Omission (lat. omittere = auslassen, unterlassen). In der Ästhetik versteht man darunter das bewusste Aussparen eines eigentlich zu erwartenden Details. Die Omission schafft auf diese Weise ein Zuwenig, eine Art von Leerstelle (vgl. Iser) oder Unbestimmtheit (vgl. Ingarden), deren Interpretation hermeneutisch relevanter ist als die Information des weggelassenen Details selbst. Besonders Kriminalroman und analytisches Drama machen reichlichen Gebrauch von Omissionen.

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1 Beispiele

  • Der Mantel des ermordeten Königs Duncan, der dessen Mörder sichtlich zu weit ist und so Macbeth als unrechtmäßigen Nachfolger entlarvt. (Shakespeare, Macbeth)
  • Die blutigen Füße der falschen Tänzerinnen, die für Aschenputtels zierlichen Schuh entschieden zu groß sind und daher die Eitelkeit und Verlogenheit ihrer Stiefschwestern verraten. (Gebrüder Grimm, Märchen)
  • Die allzu leichte Verführbarkeit Adams und Evas, deren Sündenfall (geboren aus dem zu unbescheidenen Wunsch nach Erkenntnis und Gottähnlichkeit) einerseits in schamhafter Selbsterkenntnis und andererseits in der die gesamte Menschheit bestimmenden Vertreibung aus dem Paradies endet. (Bibel, Genesis). Auch der zu vermessene und unbedingte Forscherdrang Fausts, der den Vergleich vom "Ebenbild Gottes" wörtlich nimmt, hat hier seinen Ursprung. (Goethe, Faust)
  • Die Hybris eines Kreon, Ikarus, Tantalos, Polykrates, einer Niobe u.a., die sich allzu hoch- und übermütig mit den Göttern vergleichen, um schließlich durch Nemesis gestraft und wieder auf den Boden ihres bescheidenen Menschseins zurückgeholt zu werden. (Griechische Mythologie)
  • Elisabeth Bennets versonnener Blick, der allzu lange auf den nackten Figuren in Darcys Skulpturensammlung ruht und so die von ihr bislang uneingestandene, da unbewusste starke körperliche Anziehung Darcys auf sie andeutet. (Verfilmung von Jane Austens Stolz und Vorurteil)
  • Das redensartliche (zu) laute Pfeifen im dunklen Keller, mit dem man über seine Angst hinwegtäuschen will.
  • Der zu hektische Aktivismus des verliebten Mädchens in Gegenwart ihres Angebeteten, mit dem sie ihre Verlegenheit überspielen möchte.
  • Die sprichwörtliche Behauptung: Wer sich (zu schnell und unaufgefordert) entschuldigt, klagt sich an.
  • Ein zu lautes unmotiviertes Lachen, mit dem man von Nervosität, Verzweiflung, Wut usw. abzulenken versucht.

2 Siehe auch



3 Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: Fewskulchor angelegt am 10.04.2009 um 11:20,
Alle Autoren: Fewskulchor, AwOcBot, BKSlink, Howwi, Aka, Jonathan Haas, Kibert


4 Andere Lexika

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