Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald

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Der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald liegt nordöstlich von Stuttgart zwischen den Städten Waiblingen, Heilbronn, Öhringen, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd und wurde im Jahr 1979 als zweiter Naturpark Baden-Württembergs geschaffen. Er umfasst mit seinen 901 Quadratkilometern die fünf Teilregionen Murrhardter, Mainhardter und Welzheimer Wald, sowie die Waldenburger und Löwensteiner Berge. Er umfasst Teile der Landkreise Rems-Murr-Kreis (mit einem Anteil an der Gesamtfläche des Naturparks von 48%), Schwäbisch Hall (21%), Heilbronn (11 %), Hohenlohekreis (10 %), Ostalbkreis (9 %) und Ludwigsburg (1 %). An ihm sind 40 Städte und Gemeinden beteiligt.

Geologisch gehört er zum Baden-Württemberg von Südwest nach Nordost durchziehenden Keuperbergland. Im Detail ergeben sich sehr unterschiedlich ausgeprägte geologische Schichten und Böden in einer reliefartigen Täler-Hügel-Landschaft. Der Naturpark liegt in hauptsächlich bergiger Landschaft auf einer Höhe zwischen 200 Metern im Sulmtal und fast 600 Metern (Hohe Brach mit 586 Metern und der Hagberg im Mainhardter Wald mit 587 Metern). 53% der Fläche des Naturparks sind aktuell von Wald bedeckt. Das Klima reicht von mildem, zum Weinbau geeigneten Klima mit Jahresdurchschnittstemperaturen bis über 9 °C und 800-900 mm Niederschlag im Jahresmittel bis zu eher kühlfeuchtem Klima in den höheren Lagen mit 7 bis 8°C und zwischen 950 bis 1100 mm Niederschlag. Im Naturpark entspringen die Murr, ihr Nebenfluss die Lauter, die Sulm, die Ohrn, die Lein und einige Zuflüsse der Rems wie etwa die Wieslauf. Flüsse wie die Blinde Rot oder die Brettach durchfließen mit ihren zahlreichen Nebenbächen den Naturpark. Daneben existieren Seen wie der Ebnisee oder der Breitenauer See bei Löwenstein.

Das Landschaftsbild wird - außer von den heutigen größeren Städten - von landwirtschaftlichen Streusiedlungen mit einer Vielzahl von kleinen Weilern und Dörfern geprägt. Zahlreiche, sehenswerte Relikte aus der Römerzeit mit dem obergermanisch-raetischem Limes und dazugehörigen Kastellen und Wachtürmen sowie römische Gutshöfe sind immer noch zu besichtigen. Aus der Epoche des Mittelalters sind etliche Schlösser, Burgen und Burgruinen erhalten. [1] [2] Erwähnenswert sind die auch zahlreichen Säg- und Mahlmühlen von denen viele inzwischen renoviert und in Museen umgewandelt sind. [3]

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1 Erdgeschichtliche Entstehung

Das Gebiet des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald ist geologisch überwiegend durch die Formationen des Keupers gebildet. Dieser ist Teil des zwischen 170 bis 250 Millionen Jahre zurückliegenden Erdzeitalters der Germanischen Trias. Er ist nach dem unter ihm liegenden Buntsandstein und Muschelkalk der jüngste Abschnitt der Trias. Der Keuper umfasst die Zeit zwischen 230 bis 200 Millionen Jahren. Über ihm liegen die erdgeschichtlich jüngeren Schichtenfolgen des Schwarzen, Braunen und Weißen Jura vor 200 bis 145 Millionen Jahren. [4] Im damaligen, mehrmals vom Meer überfluteten mitteleuropäischen Becken lagerten sich in Zeiten der Überflutung Schichten wie der Gipskeuper an, und in Phasen der Austrocknung verschiedenene Sedimentgruppen wie z.B. der Stubensandstein. Durch diesen Wechsel sind sehr unterschiedliche geologische Lagen entstanden. [5]

2 Planzenwelt

Die Pflanzenwelt wird durch die verschiedene geologische Basis, Böden, Höhenlagen und Klimate beeinflusst. Sie gliedert sich für den Schwäbisch-Fränkischen Wald in drei klimatische Bereiche mit den dazugehörigen Regionalgesellschaften, d.h. typischen Baum- bzw. Pflanzenkombinationen.

  • Kolline eichenreiche Laubmischwälder: Am West- und Nordrand reicht das Gebiet des Naturparks gerade noch an das Neckarbecken ran. Es umfasst Hügelgebiete mit meist unter 300 Metern über Meereshöhe. In diesen wärmebegünstigten Gegenden mit einer mittleren Jahrestemperatur über 9 Grad Celsius und mäßigen Niederschlägen um die 700-800 mm im Jahresmittel wird viel Wein angebaut. In diesem als kollin (traditionell als Hügelland) bezeichneten Gebiet auf nährstoffreichen, mehr oder weniger schweren Tonböden des Keupers mit wechselndem Wasserhaushalt herrschen man primär eichenreiche Laubmischwälder vor. Es finden sich neben den Eichen vor allem Hainbuchen, Feldahorn, Winterlinde, Kirsche, Esche und ab und an auch Rotbuchen. Die Krautschicht ist meist reich entwickelt. Hier sind meist Waldknäuelgras, Erdbeerfingerkraut, Schattensegge, Große Sternmiere und Kriechende Rose anzutreffen. [6]
  • Submontane Rotbuchenwälder: Diese höher gelegenen Gebiete der unteren Bergstufe (submontan) legen sich wie ein Gürtel um den Inneren Schwäbisch-Fränkischen Wald. Im Bereich der Löwensteiner und Waldenburger Berge, den Berglen und im westlichen Teil des Vorderen Welzheimer Waldes ist das Klima bei Höhen von 300 bis 500 Metern mit 8 bis 9 Grad Celsius im Jahresmittel kühler und mit 800 bis 950 mm niederschlagsreicher. Der Wald nimmt hier den größten Teil der Fläche ein. Auf den dazwischen befindlichen Verebnungsflächen befinden sich Rodungsinseln die als Acker oder Grünland genutzt werden. Die meist aus Kiesel- und Stubensandstein bestehende geologische Basis bedingt eher nährstoffarme und saure Böden. Deshalb herrschen hier eher artenarme, rotbuchenreiche Laubwälder mit vereinzelten Eichen vor. Auf trockeneren Standorten findet man auch die Traubeneiche und auf feuchteren die Stieleiche. [7]

3 Geschichte

Der Raum des heutigen Naturparks hat im Lauf seiner Geschichte aufgrund naturgegebener Gliederung in höher gelegene, bergige Regionen und meist landwirtschaftlich günstigere Tallagen eine uneinheitliche Siedlungsgeschichte erfahren. Manche Linien und Orte waren aufgrund ihrer topographischen Lage auch immer für Trennungen/Grenzen zwischen Herrschaftsgebieten prädestiniert.

Ein schönes Beispiel für historische, durch topographische Faktoren bedingte Dauerhaftigkeit eines Raumes und seine überdauernden Gleichmäßigkeiten ist die Höhenscheide am Ebnisee (heute ein Verkehrskreisel). Schon in der Römerzeit war dieser höchste Punkt (Welzheimer Kastell) sehr befestigt und stellte eine Grenze dar. Später verlief die Trennlinie zwischen fränkischem und allemannischen Reich mit um fast 80 Grad gedrehter Achse auch um diesen Punkt am heutigen Ebnisee. [8] Die in der Nähe liegende Linie Hagberg - Hohen Nol - Hohentannen - Altenberg war Grenzlinie zwischen Franken und Alamannen, und ist heute noch Sprachgrenze. Während man in Gschwend noch "noe Frau" sagt, heißt es fünf Kilometer nördlich in Reppersberg "na Frau". [9]

3.1 Vor- und Frühgeschichte

Nach der Eiszeit zogen in der Mittelsteinzeit bzw. dem Mesolithikum zwischen 7000 bis 10.000 v. Chr. eventuell Grupen von Jägern und Sammlern durch die Gegend des heutigen Naturparks. Genauere Orte ihrer Siedlungstätigkeit sind trotz etlicher Einzelfunde nicht genau einzuordnen, zu bestimmen oder gar zu datieren. Funde von Mikrolithen an einzelnen Rastplätzen lassen kaum Rückschlüsse auf Siedlungsplätze oder gar permanente Siedlungsorte zu. Man könnte vermuten dass mit dem Neolithikum ab circa 4000 v. Chr. - dem Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen zum sesshaften Ackerbau/Bauerntum - im Bereich des Naturparks wesentliche Änderungen in der Besiedlungsstruktur eingetreten wären. Für diese Stufe wurden im Bereich des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald allerdings keine exakt zuodernbaren Relikte gefunden. Die Besiedlung in dieser Zeit hat sich anscheinend auf landwirtschaftlich günstigere und niedriger gelegene Bereiche wie die Backnanger Bucht, den Raum um Heilbronn und das Lias-Vorland der Alb beschränkt.

Die Ackerbau betreibenden Menschen, hier vielleicht später Kelten, der sich überlappenden Perioden der Bronzezeit von 2200 v. Chr. bis 800 v. Chr. und der sogenannten Hallstattzeit von 1200 bis 1000 v. Chr. scheinen das Gebiet des Naturparks eher gemieden zu haben.

3.2 Römerzeit

Bestimmte Linien und lokale Punkte des Naturparks waren historisch oft trennende Bereiche zwischen verschiedenen Kultur- und und Herrschaftsbereichen. In antiker Zeit war die Grenze des Limes die Trennmarkierung zwischen dem Römischen Reich und dem ungegliederten Bereich "barbarischer", germanischer Stämme. Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches verliefen die allerdings ungenauen Grenzen zwischen fränkischem und allemannischem Kulturgebiet dennoch, alledrings um ca. 80 Grad versetzt, in sehr ähnlichen Strukturen. [10]

4 Ausgleichende Funktion

Der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald stellt mit seiner vergleichsweise dünnen Besiedlung von circa 110.000 Menschen und einer "intakten Natur" einen auch touristisch wichtigen überregionalen Ausgleichs- und Erholungungsraum für den mit circa drei Millionen Menschen starkr verstädterten und extrem dicht be- und zersiedelten Ballungsraum Mittlerer Neckar und Stuttgart dar. Er trägt auch wesentlich zur Luftregeneration, Wasserversorgung und Sicherung der Ballungsräume mittels frischer Nahrungsmittel bei. [11]

5 Einzelnachweise

  1. Hrsg.: Schwäbischer Albverein: Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen, 1986, S. 15 bis 17
  2. Barbara Christine und Jörg-Thomas Titz: Hohenlohe - Mit Mainhardter Wald, Löwensteiner und Ellwanger Berge - 50 Touren, Bergverlag Rother GmbH, München, 2010, S. 14 ff.
  3. Mühlen im Schwäbischen Wald - Einmalige Vielfalt von Mahl-, Säg- und Stampfmühlen; auf www.schwaebischerwald.com
  4. Otto Franz Geyer und Manfred P. Gwinner: Einführung in die Geologie von Baden-Württemberg, Schweizerbarth'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1964, S. 126 ff.
  5. Siegfried Müller: Landschaft, Gestein und Boden im Schwäbisch-Fränkischen Keuperbergland; in (Hrsg.) Schwäbischer Albverein: Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen, 1986, S. 21 bis 25
  6. Theo Müller: Pflanzenwelt; in Schwäbischer Albverein: Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen, 1986, S. 39 bis 41
  7. Theo Müller: Pflanzenwelt; in Schwäbischer Albverein: Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen, 1986, S. 41 bis 45
  8. Rolf Schweizer: Vor- und Frühgeschichte; in Schwäbischer Albverein: Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen, 1986, S. 59 bis 61
  9. Schwäbischer Albverein: Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen, 1986, S. 117
  10. Zu einzelnen römischen Anlagen/Gebäuden und Relikten siehe Philipp Filtzinger, Dieter Planck und Bernhard Cämerer (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen, 2. Aufl., 1976, hier besonders der detaillierte archäologische Teil, S. 200 bis 568
  11. Günther Steuer und Günter Huhndorf: Der Mittlere Neckarraum, Band 10 der Monographien deutscher Wirtschaftsgebiete, Verlag Kommunikation und Wirtschaft, Stuttgart, 1978, S. 97 und 98

6 Weblinks

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