Nationalfeminismus

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Unter Nationalfeminismus (auch Rassenfeminismus) versteht man die Verbindung von Feminismus mit der Idee der Nation. Damit befinden sich der Nationalfeminismus in Oppostion zum Feminismus wie zum Antifeminismus. Der Begriff findet Anwendung auf die Weimarer Zeit, die Zeit des Nationalsozialismus und die Gegenwart. Im Integrationsversprechen, das dem Nationalismus inhärent ist, sahen Nationalfeministinnen eine Brücke zum Feminismus.[1] In der geeinten Nation dürfe es auch keine Grenzen zwischen den Geschlechtern geben. Zugleich verstanden es die Nationalfeministinnen als selbstverständlich, dass die Frau dazu geschaffen ist, durch das Gebären von Kindern zum Fortbestand des Volkes beizutragen.

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1 Begriff und wissenschaftliche Debatte

Die nationalistischen Strömungen wurden in der Debatte um den Feminismus lange ausgeblendet. Bis in die 1970er Jahre hinein wurden Frauen von der feministischen Forschung grundsätzlich als Opfer beschrieben. Sie seien vom faschistischen „Männerstaat“ zu Gebärmaschinen degradiert worden, denen jede Beteiligung am politischen Leben untersagt worden sei. Danach rückten diejenigen Frauen in den Blick der Forschung, die Widerstand geleistet hatten. Zu Beginn der 1980er Jahre kam schließlich eine Debatte über Täterinnen auf. Den Funktionsträgerinnen des NS-Staates wurde dabei unhinterfragt Konformität mit der NS-Frauenpolitik und eine antifeministische Haltung unterstellt. Seit Anfang der 1990er widmet sich die Forschung vermehrt dem Thema des Nationalfeminismus.[2]

Um das Phänomen zu beschreiben, verwendete Christine Wittrock den Terminus „oppositionelle Faschistinnen“[3], der sich aber nicht durchsetzen konnte. Mit dem Begriff Nationalfeminismus bezeichnete Liliane Crips die Theorien Sophie Rogge-Börners und ihrer Sympathisantinnen.[4] In ihrer Anaylse der Zeitschrift Die deutsche Kämpferin kommt sie zu dem Fazit, „daß Feminismus nicht automatisch eine Form von Humanismus ist. Man könnte überspitzt formulieren: ‚Nationalfeminismus’ - die Kinderkrankheit des Feminismus“ (S. 136). Von Crips ausgehend hat sich der Begriff in der wissenschaftlichen Literatur etabliert.[5] Renate Bitzan regte dagegen an, eher von „antisexistischen Rassistinnen“ oder „sexismuskritischen Nationalistinnen“ zu sprechen.[5] Zugleich konstatierte Bitzan, es gebe keinen „unschuldigen Feminismus“.[6] Diese Position wird auch von Anne Jung unterstützt: „Die Forderung nach Gleichberechtigung von Frauen ist auch in der Ummantelung einer völkischen Ideologie eine feministische Forderung. [...] Frauen waren und sind nicht immun gegenüber Kolonialismus, Rassismus oder Antisemitismus, auch wenn das immer wieder behauptet wird.“[2]

Die These Crips’, der Nationalfeminismus sei als Kinderkrankheit des Feminismus zu betrachten, wurde als verharmlosend kritisiert, da es so aufgefasst werden könnte, „als ob der Feminismus jetzt im reiferen Alter vor diesen ‚Kinderkrankheiten’ gefeit wäre“.[7]

2 Literatur

  • Ida Blom: Das Zusammenwirken von Nationalismus und Feminismus um die Jahrhundertwende. Ein Versuch zur vergleichenden Geschlechtergeschichte, in: Hein-Gerhard Haupt / Jürgen Kocka (Hrsg.): Geschichte und Vergleich. Ansätze und Ergebnisse international vergleichender Geschichtsschreibung, Frankfurt /New York 1996, S. 315ff
  • Ute Planert: Zwischen Partizipation und Restriktion. Frauenemnzipation und nationales Paradigma von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg, in: Dieter Langewiesche / Georg Schmidt (Hrsg.): Föderative Nation. Deutschlandkonzepte von der Reformation bis zum zum Ersten Weltkrieg, München 2000, S. 387-428
  • Ute Planert: Nation, Politik und Geschlecht. Frauenbewegungen und Nationalismus in der Moderne, Frankfurt 2000
  • Olga Uremovic / Gundula Oerter (Hrsg.): Frauen zwischen Grenzen. Rassismus und Nationalismus in der feministischen Diskussion, Frankfurt / New York
    • Mira Renka: Nationalismus und Rassismus – kein Thema für Feministinnen? Ein polemisch-nachdenklicher Exkurs, S. 169-178
    • Susanne Kappler: ‚Als Frau habe ich kein Land’ – aber einen deutschen Paß. Strukturen des Nationalismus in der deutschen Frauenbewegung, S. 92-96
  • Charlotte Tacke: Geschlecht und Nation, in: Sofia Kemlein (Hrsg.): Geschlecht und Nationalismus in Mittel- und Osteuropa 1848-1918, Osnabrück 2000, S. 15-32
  • Anne Jung: Faschistische Feministinnen - Ein Widerspruch? Die Nationalfeministinnen und das „Dritte Reich“. In: Renate Bitzan (Hrsg.), Rechte Frauen. Skingirls, Walküren und feine Damen. Berlin 1997, S. 30-42
  • Christiane Streubel, Radikale Nationalistinnen. Agitation und Programmatik rechter Frauen in der Weimarer Republik, Frankfurt 2006
  • Johanna Gehmacher: „Völkische Frauenbewegung“. Deutschnationale und nationalsozialistische Geschlechterpolitik in Österreich, Wien 1998

3 Einzelnachweise

  1. Katja Gerhartz: Le madri della Patria. Bürgerliche Frauenbewegung, Nationalismus und Krieg in Italien (1900-1922) (Diss.), S. 18, 31f, 41, 68
  2. 2,0 2,1 Anne Jung: Nationalfeministische Strömungen im deutschen Faschismus
  3. Vgl. Christine Wittrock: Weiblichkeitsmythen, 1983; Christine Wittrock: Das Frauenbild in faschistischen Texten und seine Vorläufer in der bürgerlichen Frauenbewegung der zwanziger Jahre, 1981
  4. Liliane Crips: Nationalfeministische Utopien, in: Feministische Studien, Heft 1/1990, S. 128-136
  5. 5,0 5,1 Renate Bitzan: Selbstbilder rechter Frauen: zwischen Antisexismus und völkischem Denken, 2000, S. 313
  6. Renate Bitzan: Rechte Frauen. Skingirls, Walküren und feine Damen, Berlin 1997, S. 84
  7. Ina Schmidt: Die Matriarchats-Patriarchats-Geschlechteregalitätsdiskussion unter Nationalsozialistinnen in der Weimarer Republik und NS-Zeit. In: Gebrochene Kontinuitäten? Zur Rolle und Bedeutung des Geschlechterverhältnisses in der Entwicklung des Nationalsozialismus. Hrsg. von Ilse Korotin und Barbara Serloth. Innsbruck/Wien/München 2000, S. 91-130, S.128. Vgl. auch: Ellen de Visser, Frau und Krieg. Weibliche Kriegsästhetik, weiblicher Rassismus und Antisemitismus. Eine psychoanalytisch- tiefenhermeneutische Literaturanalyse, Münster 1997, S. 299



4 Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: Bunga Bunga angelegt am 11.02.2011 um 01:30,
Alle Autoren: Bunga Bunga, Peter Putzer, Eingangskontrolle, UlrichAAB


5 Andere Lexika

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