Menschen in Organisationen (Organizational Behavior)
Das Fachgebiet Menschen in Organisationen (engl. Organizational Behavior, kurz: OB) hat den Zweck zu erklären und zu verstehen, wie Menschen sich als Individuen, in Gruppen, in Organisationseinheiten und in ganzen Organisationen verhalten und mit den Folgen ihres Handelns umgehen. Im anglo-amerikanischen Sprachraum gehört Menschen in Organisationen zum Grundstock aller sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge auf akademischem Niveau.
Es existiert eine Vielzahl verschiedener Theorien über Organisationen, die in starkem Maße komplexe, dynamische Gebilde mit einem sozio-ökonomischen Mischcharakter sind. Der Gegenstandsbereich Organisation ist also sehr breit, daher ist Menschen in Organisationen eine interdisziplinäre Fachdisziplin, die quer zu vielen Einzeldisziplinen beheimatet ist und der Verbesserung des Verständnisses des menschlichen Verhaltens in der Organisationspraxis dient.
Im Grundsatz geht es um den gezielten Umgang mit Formen, Möglichkeiten und Grenzen der Gestaltung und Sicherung von sozialen Regeln, Prozessen, Funktionen und Strukturen, die in unterschiedlichen Bezügen wie z. B. Erwartungen, Verhalten oder Projektleitung auf ihre verhaltensteuernden Wirkungen hin betrachtet werden. Menschen in Organisationen umfasst also eine sehr breite Palette von Einzelthemen, die untereinander verschiedene Bezüge aufweisen.
Inhaltsverzeichnis
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1 Betrachtungsebenen
1.1 Individuelles Verhalten
Das individuelle menschliches Verhalten ist grundsätzlich geprägt von subjektiven Vorstellungen über den an sich konstanten Fluss von Wahrnehmungs-, Emotions- und Motivationszuständen in Form von mentalen Modellen. Das menschliche Verhalten in Organisationen zielt grundlegend ab auf den Aufbau gemeinsamer Bedeutungsinhalte (sensemaking) und wird demnach bestimmt von dem gezielten Aufbau gemeinsamer Vorstellungen, was zumeist durch die Versprachlichung mentaler Modelle in direkten Kommunikationsprozessen erfolgt.
1.2 Verhalten in Gruppen
Das individuelle Verhalten von Menschen zu ihren Mitmenschen ist grundlegend geprägt von der prinzipielle Offenheit/Ungewissheit menschlicher Lebenserfahrungen (Kontingenz). Bereits durch die Beobachtung des Gegenübers hegt jeder Mensch Erwartungen über Verhalten des Gegenübers und zugleich über die Erwartungen des Gegenübers an ihn. Die Unsicherheit Erwartungshaltungen aler Beteiligten erschwert die Orientierung des Individuums in sozialen Situationen. Oftmals wird diese Erwartensunsicherheit abgefedert durch Kommunikation und durch (soziale) Normen.
Das beobachtete Verhalten des Gegenübers wird vom Beobachter einer Bedeutung zugeordnet (Attribution). Diese Zuordnung folgt in starkem Maße erlernten Konventionen und (erwarteten) Erwartungen. Die Zuordnung von Bedeutung ist daher sehr eng verbunden mit der Biographie des Beobachters und fast gar nicht mit dem Beobachteten. Das Verstehen von beobachteten Individuen beruht auf Beobachtungen und auf der Erwartung, dass sich der Beobachtete gemäß den zugeordneten Bedeutungen verhalten wird.
Das menschliche Verhalten in Organisationen wird demnach insbesondere in sozialen Situationen bestimmt von der Gestaltung von zueinander passenden Erwartungen und Bedeutungszuordnungen.
1.3 Verhalten in Organisationen
Menschliche Verhaltensweisen in Organisationen verfolgen jenseits des offiziellen Organisationsziels (Wertschöpfung) sehr wohl Eigeninteressen und gestalten die Erwartungs- und Verhaltens-Strukturen der Beteiligten.
Verhaltenswissenschaftlich kann man Organisationen als Koalitionen von Individuen verstehen, die ihre individuellen Ziele in unterschiedliche Verhandlungsprozesse einbringen. Eckpunkte dieses Ansatzes sind die Unvollständigkeit des Wissens, die Schwierigkeit der Bewertung zukünftiger Ereignisse, die begrenzte Auswahl an Alternativen und die Suche nach befriedigenden statt optimalen Lösungen. Das menschliche Verhalten in Organisationen wird demnach bestimmt von der Gestaltung von Verhandlungen in und zwischen Koalitionen.
2 Literatur
2.1 Deutschsprachige Literatur
- Frese, E.: Grundlagen der Organisation, 9., vollst. überarb. Aufl., Wiesbaden 2005, ISBN 3-409-12681-3.
- Kahle, E./Wilms, F. E. P.: Der Helidem, Aachen 1998, ISBN 3-8265-5732-8.
- Krause, D.: Luhmann-Lexikon, 3. Aufl., Stuttgart 2001, ISBN 3-8252-2184-9.
- Luhmann, N.: Funktionen und Folgen formaler Organisation, 5. Aufl., Berlin 1999, ISBN 3-428-08341-5.
- Luhmann, N.: Organisation und Entscheidung, Wiesbaden 2006, ISBN 3-5313-3451-4.
- March, J.G./Simon, H.A.: Organisation und Individuum, Wiesbaden 1976 ISBN 3-4093-8211-9.
2.2 Englischsprachige Literatur
- Cyert, R.M./March, J.G. (1963): A Behavioral Theory of the Firm, 4. Aufl., Englewood Cliffs (NJ): Prentice-Hall, Inc.
- Johnson-Laird, P. N. (1983): Mental Models, New York
- March, J.G. (1994): A Primer on Decision Making. How Decisions Happen, 8. Auflage, New York: Free Press
- March, J.G. / Simon, H.A. (1958): Organizations, New York
- Norman, D. a.: Some Observations in Mental Models; in: Gentner, D.:/Stevens, A. L. (Eds.): Mental Models, Hilsdale, N. J. (1983), pp. 7 – 14
- Robbins, Stephen P. Organizational Behavior - Concepts, Controversies, Applications, 4th Ed., Prentice Hall (2004) ISBN 0-13-170901-1.
- Simon, Herbert A. Administrative Behavior: A Study of Decision-Making Processes in Administrative Organizations, 4. Aufl. (1997)
- Taylor, J. R./Lerner, L.: Making Sense of Sensemaking, in: Studies in Cultures, Organizations and Societies, 1996, Vol. 2.2, pp. 259 ff.;
- Weick, K. E. (1995): Sensemaking in Organizations, Sage
- Weick, Karl E. The Social Psychology of Organizing 2nd Ed., McGraw-Hill (1979) ISBN 0-07-554808-9.
3 Init-Quelle
Entnommen aus der:
Erster Autor: Wilms Falko Wilms , Alle Autoren: Rosenkohl, eissfeldt Jan eissfeldt, ³²P, Weissbier, XenonX3, Wilms Falko Wilms
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