Mandränke (Historisch)

Aus PlusPedia
(Weitergeleitet von Mandränke)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Mandränke, auch "Mandrenke", "Grote Mandränke", oft auch 2. Marcellusflut genannt, ereignete sich am 16. Januar 1362 im Bereich der heutigen Nordsee.

Anton Heimreich, ein Norddeutscher Chronist des 17. Jahrhunderts, überlieferte, dass die Höhe der Westsee, wie damals die Nordsee genannt wurde, vier Ellen (ca. 2,4 Meter) über die höchsten Deiche stand. So wurden weite Bereiche der besiedelten Landschaft der Nordseeküste überflutet. 21 Deichbrüche wurden gezählt. Der heute noch bekannte Ort Rungholt sowie sieben weitere Kirchspiele der Edomsharde sind zerstört worden. Die Zahl der Toten werden unterschiedlich überliefert: Anton Heimrich, der damals ohne die heutigen zivilisatorischen Hilfsmittel wohl kaum einen Gesamtüberblick hatte, schreibt von 7600 ertrunkenen Menschen, die heutige Forschung geht aber eher von rund 100.000 Toten aus.

Die "Grote Mandränke" veränderte das Bild der Schleswig-Holsteinischen Küste radikal. Fruchtbares Land ist untergegangen. Die höchsten Erhebungen des untergegangenen Landes kennt man heute als die Nordfriesischen Halligen. Auch die Hallig Südfall gehört, so die Annahme vieler Historiker, zu den Überresten des ehemaligen Rungholt. Die "Grote Mandränke" war Anlass zu weiträumigen Deichbauten zum Schutz und zur Landgewinnung an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste.[1]

Coin Übrigens: Die PlusPedia ist NICHT die Wikipedia.
Wir sind ein gemeinnütziger Verein, PlusPedia ist werbefrei. Wir freuen uns daher über eine kleine Spende!

1 Antiquarisches Wissen

1.1 Neocorus

Grote Vlot
Ao. 1362 (up Lätare in der Nacht) waß eine grote Vlot, genömet de grote Madetuen (Mandrenke), 1100 Minschen vordrenket, (twischen der Elve und Ripen 200,000 Minschen.)“

– "Johann Adolfi's, genannt Neocorus, Chronik des Landes Dithmarschen. - Aus der Urschrift herausgegeben von Prof. F. C. Dahlmann. - Erster Band. Mit einer Karte des Freistaats. - Kiel, gedruckt in der Königlichen Schuilbücherei, in Commission der Universitätsbuchhandlung. 1827."; ebd. S. 371

1.2 Detlev von Liliencron: Rungholt

„Heut bin ich über Rungholt gefahren
die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren
Noch schlagen die Wellen da wild und empört
wie damals, als sie die Marschen zerstört
Die Maschine des Dampfers zitterte, stöhnte
aus den Wassern rief es unheimlich und höhnte:
Trutz, blanke Hans

Von der Nordsee, der Mordsee, vom Festland geschieden
liegen die friesischen Inseln im Frieden
Und Zeugen weltenvernichtender Wut
taucht Hallig auf Hallig aus fliehender Flut
Die Möwe zankt schon auf wachsenden Watten
der Seehund sonnt sich auf sandigen Platten
Trutz, blanke Hans

Im Ozean, mitten, schläft bis zur Stunde
ein Ungeheuer, tief auf dem Grunde
Sein Haupt ruht dicht vor Englands Strand
die Schwanzflosse spielt bei Brasiliens Sand
Es zieht, sechs Stunden, den Atem nach innen
und treibt ihn, sechs Stunden, wieder von hinnen
Trutz, blanke Hans

Doch einmal in jedem Jahrhundert entlassen
die Kiemen gewaltige Wassermassen
Dann holt das Untier tiefer Atem ein
und peitscht die Wellen und schläft wieder ein
Viel tausend Menschen im Nordland ertrinken
viel reiche Länder und Städte versinken
Trutz, blanke Hans

Rungholt ist reich und wird immer reicher
kein Korn mehr faßt selbst der größte Speicher
Wie zur Blütezeit im alten Rom
staut hier täglich der Menschenstrom
Die Sänften tragen Syrer und Mohren
mit Goldblech und Flitter in Nasen und Ohren
Trutz, blanke Hans

Auf allen Märkten, auf allen Gassen
lärmende Leute, betrunkene Massen
Sie ziehn am Abend hinaus auf den Deich:
"Wir trutzen dir, blanker Hans, Nordseeteich!"
Und wie sie drohend die Fäuste ballen
zieht leis aus dem Schlamm der Krake die Krallen
Trutz, blanke Hans

Die Wasser ebben, die Vögel ruhen
der liebe Gott geht auf leisesten Schuhen
Der Mond zieht am Himmel gelassen die Bahn
belächelt der protzigen Rungholter Wahn
Von Brasilien glänzt bis zu Norwegs Riffen
das Meer wie schlafender Stahl, der geschliffen
Trutz, blanke Hans

Und überall Friede, im Meer, in den Landen
Plötzlich wie Ruf eines Raubtiers in Banden
Das Scheusal wälzte sich, atmete tief
und schloß die Augen wieder und schlief
Und rauschende, schwarze, langmähnige Wogen
kommen wie rasende Rosse geflogen
Trutz, blanke Hans

Ein einziger Schrei - die Stadt ist versunken
und Hunderttausende sind ertrunken
Wo gestern noch Lärm und lustiger Tisch
schwamm andern Tags der stumme Fisch
Heut bin ich über Rungholt gefahren
die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren
Trutz, blanke Hans?“

Detlev von Liliencron alias Friedrich Freiherr von Liliencron


2 Einzelnachweise

  1. "Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte: Sturmflut", ebd. Abschnitt "Historische Sturmfluten"

3 Weblinks und Quellen


4 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Mandränke (Historisch)) vermutlich nicht.

---



Diesen Artikel melden!
Verletzt dieser Artikel deine Urheber- oder Persönlichkeitsrechte?
Hast du einen Löschwunsch oder ein anderes Anliegen? Dann nutze bitte unser Kontaktformular

PlusPedia Impressum
Diese Seite mit Freunden teilen:
Mr Wong Digg Delicious Yiggit wikio Twitter
Facebook




Bitte Beachte:
Sämtliche Aussagen auf dieser Seite sind ohne Gewähr.
Für die Richtigkeit der Aussagen übernimmt die Betreiberin keine Verantwortung.
Nach Kenntnissnahme von Fehlern und Rechtsverstößens ist die Betreiberin selbstverständlich bereit,
diese zu beheben.

Verantwortlich für jede einzelne Aussage ist der jeweilige Erstautor dieser Aussage.
Mit dem Ergänzen und Weiterschreiben eines Artikels durch einen anderen Autor
werden die vorhergehenden Aussagen und Inhalte nicht zu eigenen.
Die Weiternutzung und Glaubhaftigkeit der Inhalte ist selbst gegenzurecherchieren.


Typo3 Besucherzähler - Seitwert blog counter
java hosting vpn norway