Lebensformen der Frau im Mittelalter

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In der Gesellschaft des Mittelalters waren die Frauen in Europa aus verschiedenen Gründen deutlich in der Überzahl. Aus diesem Umstand heraus und weil die Frau in den Augen der christlichen Geistlichen in der Rolle der Eva als verdorben und sündhaft dargestellt wurde, war die Frau nicht hoch angesehen. Andererseits wurde sie jedoch als Jungfrau, wie Maria, als unbeflecktes und reines Wesen verehrt.[1]

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1 Verhaltensregeln

Wichtig in der Erziehung junger Mädchen war das Erlernen der Anstandsregeln und deren Anwendung in der Gesellschaft. Schon jungen Mädchen wurde eine verdorbene Seite zugesprochen und es war die Aufgabe der Mütter und Ammen, die Töchter mit Hausarbeiten von unkeuschen Gedanken und rebellierendem Verhalten abzulenken. Die vier wichtigsten Regeln für eine Frau waren Schamhaftigkeit und Keuschheit, Demut, Schweigsamkeit und Würde der Sitten und Gebärden. [2] Thomasîn von Zerclaere (1186-1238) verfasste eine umfangreiche Sammlung von Anweisungen zum korrekten Benehmen einer Frau.

Unter anderem:

"Eine Dame soll nicht mutwillig scherzen."

"Eine Dame soll einen fremden Mann nicht direkt ansehen."

"Eine junge Dame soll wohlgefällig und nicht zu laut sprechen."

"Eine junge Dame soll wenig sprechen, wenn man sie nicht fragt; eine erwachsene Dame soll auch nicht viel sprechen, besonders beim Essen."

Die Anweisungen des Robert de Blois (13. Jahrhundert) für adlige Frauen gingen noch weiter ins Detail:

"Passt auf und lasst keinen Mann seine Hand an euren Busen legen, außer dem, der das Recht dazu hat. Wenn er es will, lasst es willig geschehen, weil ihr ihm Gehorsam schuldet."

"Eine Dame sollte nicht schwören; sie sollte nicht zu viel trinken und nicht zu viel essen, denn es gibt keine größere Dörperheit für eine Frau, als Gefräßigkeit. Höfischkeit, Schönheit, Klugheit kann keine Dame besitzen, die betrunken ist."

2 Die Frau in der Ehe

Allein hatte die Frau kaum Rechte und Ansehen und erst ein Ehemann brachte ihr Schutz und Anerkennung in der Gesellschaft. Im frühen Mittelalter wurden Frauen schon mit durchschnittlich fünfzehn Jahren verheiratet, erst im Spätmittelalter lag der Durchschnitt bei circa 24,5 Jahren, wobei der Mann oft wesentlich älter war.[3] Da Frauen alleine rechtlos waren, war es das Beste, dass sie aus der Obhut des Vaters direkt in die eines Ehemannes übergeben wurden. Töchter waren ihrem Vater oft unwillkommen, da er, um sie "unter die Haube zu bringen", eine Mitgift zahlen musste, die je nach Stand unterschiedlich hoch ausfiel. Die Aufgabe der Ehefrau war es, sich um den Haushalt und um die Pflege und Erziehung der Kinder zu kümmern, sowie gehorsam zu sein, während ihr Ehemann sich um den Lebensunterhaltes kümmerte und die Familie nach außen hin repräsentierte. Die Frauen in dieser Zeit gebaren viele Kinder, von denen jedoch viele die ersten Jahre nicht überlebten. Auch bestand aufgrund der geringen medizinischen Versorgung immer ein hohes Risiko für eine Mutter, selbst im Kindbett zu sterben. Mit der Eheschließung ging ihr ganzes Vermögen in den Besitz ihres Mannes über, der darüber frei verfügen konnte. Nach Vinzenz von Beauvais hatte eine Ehefrau die Pflicht, ihren Mann vor Fehlern zu bewahren, diese jedoch, genau wie seine Schwächen liebevoll auszuhalten und sich nicht zu beschweren. Eine Ehe bestand nach Thomas von Aquin auf dem einfachen Grundsatz: "Die Frau wird regiert, der Mann regiert."Frauen, die keine Ehe eingingen, gingen nach Möglichkeit als Nonne in ein Kloster. Aber auch der Ehemann hatte jederzeit das Recht, seine Frau in ein Kloster zu schicken.

"Die Alternative Ehe oder Kloster zeigt, dass es für die Frau im Mittelalter nur zwei Lebensformen gab, die auf die Bedrohung des Lebens antworteten, Auskosten des kurzen Augenblicks oder Dienst für die zeitlose Gemeinschaft. Beides bedeutete Verzicht auf ein volles Leben." [4]

3 Frauenstifte

Das Leben von Frauen in einem christlichen oder weltlichen Orden, der auch Frauenstift genannt wird, war von Keuschheit und Frommheit geprägt. Sie lebten in Gemeinschaft mit anderen Frauen und verbrachten ihren Alltag in religiöser Einkehr oder engagierten sich sozial. Um einem Stift beizutreten musste kein Eid oder Gelübde abgelegt werden und die Frauen hatten, anders als Nonnen keine einheitliche Kleidung. Es gab zum Beispiel das Beginentum. Dies war eine religiös-asketische Frauenvereinigung, die im 13. Jahrhundert entstand und mehrere Jahrhunderte existierte.

4 Die Frau in ihrer gesellschaftlichen Stellung

4.1 Die Adlige

Die Frau am Hof wurde als schmückende und dienende Figur bezeichnet. Aufgaben wie Kindererziehung oder Haushalt musste sie nur in geringem Maße nachgehen, da es hierfür Ammen und Mägde gab. Ihre Aufgabe war es, an der Seite ihres Mannes zu glänzen und durch ihre Schönheit, Klugheit und ihren Gesang eine Hochstimmung unter den Bewohnern einer Burg zu schaffen. [5] Auch bei Hof amüsierte man sich trotzdem des öfteren in Schauspielen und Liedern auf Kosten der Frauen. [6] Adlige Frauen hatten die Möglichkeit in weibliche Orden einzutreten, die ambulante Krankenpflege betrieben.Sie wurden als "weise Frauen" bezeichnet und genossen ein hohes Ansehen. Außerdem waren sie oft kulturell aktiver und engagierter, als ihre Männer und wie im Fall von Kaiserin Konstanze von Sizilien sogar politisch aktiv. [7] Gemahlinnen von Rittern waren nicht selten über lange Zeiträume allein, da ihre Männer den König auf Kriegszügen begleiteten.

4.2 Die Bürgerliche

Auch das Leben von bürgerlichen Frauen bezog sich überwiegend auf ihren Haushalt. Sie konnten jedoch auch einige Handwerksberufe ausüben und Handel treiben, indem sie zum Beispiel in das Geschäft ihres Mannes einstiegen, wenn dies möglich war. Im Allgemeinen wurde in Frauen nur eine billige Arbeitskraft gesehen, der man weniger zahlte, als Männern. Viele der Berufe, die Frauen vor allem in Städten ausübten, wie beispielsweise Wäscherin oder Färberin, führten oft zu Gesundheitsschädigungen und viele der nicht verheirateten Frauen konnten ihren Lebensunterhalt nur durch Prostitution bestreiten. [8] Frauen die als Hebammen arbeiteten waren wegen ihrer hohen medizinischen Kenntnisse hoch angesehen.

4.3 Die Bäuerliche

Für Frauen, die auf dem Land lebten, gab es außer ihren familiären Aufgaben, welche sie zu erfüllen hatten und harter Arbeit auf dem Feld kaum etwas anderes. Jedoch wurde ihre Mithilfe von ihren Familien und Männern gebraucht. Anders als die Frau eines Ritters, dessen Fertigkeit und Beruf das Kämpfen war, konnte die Bauersfrau ihrem Gemahl bei seiner Arbeit helfen. [9]

5 Bildung

Bei adligen Frauen war es durchaus üblich, dass diese Lesen und Schreiben konnten und in Klöstern bekamen Nonnen literarischen Unterricht und auch die lateinische Sprache wurde gelehrt. War eine Frau jedoch weder adlig, noch eine Nonne, so sollte sie weder lesen, noch schreiben können. [10]Von einer adligen Frau wurde desweiteren erwartet, dass sie ein Saiteninstrument zu spielen wusste, tanzen und singen konnte und im künstlerischen Bereich gebildet war.[11] Sie wurde entweder vom Hofkaplan unterrichtet, oder hatte einen Hauslehrer. Desweiteren sollte jede Frau Handarbeiten wie Nähen, Weben und Sticken beherrschen. [12]

6 Literatur

  • Werner Affeldt (Hg.): Frauen in Spätantike und Frühmittelalter. Lebensbedingungen - Lebensnormen - Lebensformen, Thorbecke, Sigmaringen 1990, ISBN 3-7995-4124-1.
  • Georges Duby / Michele Perron: Geschichte der Frauen im Mittelalter, Übers. Christiane Klappisch-Zuber, Campus 1993.
  • Edith Ennen: Frauen im Mittelalter, C. H Beck, München 1994.
  • Amalie Fößel, Anette Hettinger (Hgg.): Klosterfrauen, Beginen, Ketzerinnen. Religiöse Lebensformen von Frauen im Mittelalter (= Historisches Seminar, Neue Folge, Bd. 12), Schulz-Kirchner, Idstein 2000, ISBN 3-8248-0032-2.
  • E. Gössmann u.a.: Art. Frau, [div. Unterthemen], in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, 852-874.
  • Ingetraut Ludolphy: Art. Frau, V. Alte Kirche und Mittelalter, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 11, 436-441.

7 Einzelnachweise

  1. Arno Borst: Lebensformen im Mittelalter. Ullstein Buchverlag, Frankfurt am Main 1973, S.75
  2. Joachim Bumke: Höfische Kultur, dtv, München 1986, S. 470-471
  3. Arno Borst, Lebensformen im Mittelalter, S.74
  4. Arno Borst, Lebensformen im Mittelalter, S.75
  5. Joachim Bumke, Höfische Kultur, S.466-467
  6. Joachim Bumke, Höfische Kultur, S.459
  7. Heinrich Pleticha (Hrsg.): Geschichtslexikon. Cornelsen, Frankfurt am Main 1991, S.121
  8. Arno Borst, Lebensformen im Mittelalter, S.75
  9. Arno Borst, Lebensformen im Mittelalter, S.74-75
  10. Joachim Bumke, Höfische Kultur, S.474-475
  11. Joachim Bumke, Höfische Kultur, S.476
  12. Joachim Bumke, Höfische Kultur, S.473

8 Weblinks

  • Dorothee Rippmann Tauber: Die Ehe im Spätmittelalter, Auswahlbibliographie (zu einem Literaturkolloquium), Zürich 2009.
  • Ute von Bloh, Claudia Held, Hildegard Keller u.a. Gesamtbibliographie Gender-Forschung, Schwerpunkt Mittelalter und frühe Neuzeit, Materialdokumentation des Duisburg-Essen-Zürcher Projekts zur mediävistischen Gender-Forschung, Perspicuitas, Universität Essen 2002.



9 Andere Lexika

  • Dieser Artikel wurde in der Wikipedia gelöscht.



Erster Autor: Charlotte Tetzlaff angelegt am 13.02.2011 um 23:40, weitere Autoren: Ca$e, XenonX3, Wnme, Regi51, Jorinde71, Baird's Tapir, Charlotte Tetzlaff, Kunani, He3nry, Henriette Fiebig, Janneman, Abadonna

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