In Nomine

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Handschriftliches In Nomine des Komponisten Christopher Tye. [1]
Mit dem Begriff In Nomine bezeichnet man eine Gattung polyphoner Instrumentalmusik im England des 16. und 17. Jahrhunderts.
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1 Details

  • Ausgangspunkt der Gattung In Nomine war eine sechsstimmige Messe, die der englische Komponist John Taverner im Jahr 1530 komponierte. Er verwendete dabei im Benedictus die beliebte Melodie des Antiphons Gloria tibi Trinitas. Dort kommen die Worte Benedictus, qui venit in nomine Domini vor. An dieser Stelle aus dem Benedictus hat Taverner das einstimmige Antiphon besonders eindrucksvoll rhythmisiert und mehrstimmig ausgearbeitet.
  • Kurz darauf wurde der Abschnitt aus Taverners Werk als untextiertes Instrumentalstück für ein Gambenconsort verwendet. Auch eine Fassung für Laute und für Tasteninstrumente entstand. Ausdrücklich wurde In Nomine als Bezeichnung für die Stücke verwandt.
  • Dies löste bald eine Flut von Nachfolgekompositionen aus. Diese waren losgelöst aus dem Bereich gesitlicher Musik. Fast alle bedeutenden Komponisten des 16. und 17. Jahrhunderts (z.B. Thomas Tallis, William Byrd, John Bull, Orlando Gibbons, Thomas Tomkins oder Henry Purcell) schrieben In Nomines. Es sind über 150 Sätze erhalten. Allen Kompositionen gemeinsam ist die Melodie des In Nomine in der von Taverner rhythmisierten Version. Diese liegt als cantus firmus meist im Tenor. [2] [3]
    Anfang eines In Nomine des Komponisten John Bull in moderner Transkription. Das In Nomine-Thema aus Gloria tibi Trinitas liegt hier in der obersten Stimme.
  • Die Einzelstimmen wurden zunehmend instrumental statt vokal erfunden. So entwickelte sich eine spezielle englische Musikform und ein Vorläufer der Kammermusik. Ernst Hermann Meyer schrieb dazu u.a.:
"Das In Nomine ist also die erste eigentliche instrumentale Gattung in der englischen Musikgeschichte, der Urvater aller englischen Kammermusik bis auf den heutigen Tag. Obwohl die In Nomines des 16. Jahrhunderts noch viele Merkmale der Cantus-Firmus-Motette aufweisen, können wir ihre Bedeutung für das spätere Aufblühen der Kammermusik in England nicht hoch genug anschlagen." [4]
  • Die In Nomines waren anfänglich überwiegend vierstimmig, ab circa 1560 aber meist fünfstimmig.
  • Die genaue Besetzung ist meist nicht vorgeschrieben. Verwandt wurde aber, da es sich um intime Musik im kleineren Rahmen handelt, meist ein Gambenconsort. Es existieren aber auch In Nomines für Tasteninstrumente oder Laute. [5]
  • Nach 1600 wurde das Prinzip der In Nomine-Kompositionen immer anspruchsvoller. Die Werke konnten bis zu Siebenstimmigkeit reichen. Das Thema konnte durch alle Stimmen wandern und wurde sehr virtuos figurativ ausgestaltet. [6]
  • Im frühen 18. Jahrhundert war das In Nomine dann ein Relikt der Vergangenheit. Roger North beschrieb es im Jahr 1720 als eine Art "harmonisches Murmeln" dass wenig mit Musik zu tun habe. Er schrieb außerdem:
"In einer Zeit, als die Menschen in Ruhe und Behaglichkeit lebten, war die Unterhaltung durch das In Nomine angenehm, und durchaus nicht unähnlich dem verworrenen Gesang der Vögel im Wald." [7]

2 Links und Quellen

2.1 Weblinks

2.1.1 Videos

2.2 Literatur

  • Robert Donington und Thurston Dart: The Origin of the in Nomine; in Music and Letters, Vol. 30, No. 2, Oxford University Press, 1949, Seite 101 bis 106

2.3 Einzelnachweise

  1. Anm.: Die ungewohnte räumliche Ausrichtung der einzelnen Stimmen ergibt sich aus der damalgen Musizierpraxis der Consortmusik. Man musizierte meist im kleinen, oft häuslichen Rahmen rund um einen Tisch stehend, auf dem die Noten lagen. Der jeweilige Part des einzelnen Musikers war somit für jeden richtig angeordnet.
  2. Bernhard Mosbach: Die Musikwelt der Renaissance, Bärenreiter, 2006, S. 210 bis 213
  3. Willi Apel: Harvard Dictionary of Music, Belknap Press, 1972, S. 412
  4. Ernst Hermann Meyer: Die Kammermusik Alt-Englands - Vom Mittelalter bis zum Tode Henry Purcells, Breitkopf & Härtel, Leipzig, 1958, S. 97
  5. Carl Dahlhaus und Hans Heinz Eggebrecht: Brockhaus Riemann Musiklexikon, Band I, A-K, F. A. Brockhaus und B. Schott`s Söhne, Wiesbaden/Mainz, 1978, S. 583
  6. Philip Brett im Booklet der CD Byrd / With lilies white / Consort Songs & Music for Viols, eingespielt vom Ensemble Orlando Gibbons, Virgin Classics Limited, 1998, 7234 5-45264 2 8
  7. Zitiert nach Bernhard Mosbach: Die Musikwelt der Renaissance, Bärenreiter, 2006, S. 212

3 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (In Nomine) vermutlich nicht.




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