Gleichgewichtszins

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Beispiel einer Preisbildung auf dem Kreditmarkt: Die sich schneidenden Funktionsgeraden entsprechen dem Kreditangebot und der Kreditnachfrage, der Schnittpunkt ist der Marktzins

Gleichgewichtszins ist ein Begriff aus der Wirtschaftswissenschaft. Laut der von Friedrich August von Hayek entwickelten Konjunkturtheorie ergibt sich in einem freien Markt der Gleichgewichtszins aus den Zeitpräferenzraten der Sparer und der zu einem gegebenen Zinssatz realisierbaren Investitionsmöglichkeiten.[1] Der Theorie zufolge ermöglichen geldpolitische Maßnahmen ein Absinken des Zinssatzes unter den Marktpreis. Dies wiederum veranlasst Unternehmer dazu, ihre Tätigkeiten auszuweiten, indem sie Investitionen realisieren, die zuvor unrentabel gewesen wären. Da aber das zusätzliche Angebot an Krediten nicht mit einem zusätzlichen Angebot an zur Investition zur Verfügung stehenden Gütern verbunden sei, führe die zusätzliche Nachfrage an Produktionsfaktoren zu steigenden Preisen der Faktoren, die knapp sind, etwa Löhne oder Rohstoffe.[2]

Nach Ansicht von Gerhard Stavenhagen steht das System von John Maynard Keynes „den monetären Konjunkturtheorien nahe, erhält aber durch die Berücksichtigung nichtmonetärer Faktoren unter spezifischen Gesichtspunkten seine eigenartige Prägung. Ausgangspunkt dieser zuerst in der Abhandlung Vom Gelde entwickelten Lehre ist die Einsicht, dass sich die Wirtschaft nur im Gleichgewicht befindet, wenn die Sparquote wertmäßig mit der tatsächlichen Investitionsquote übereinstimmt, was in der Deckung des Marktzinses, unter dem Keynes sowohl die kurzfristigen als auch die langfristigen Sätze des Kreditmarktes versteht, mit dem sogenannten natürlichen Zins zum Ausdruck kommt. In dieser Lage besteht keine Gefahr des Auftretens von Störungen, da sowohl die Konsumgüter- als auch die Investitionsgüter-Produzenten die künftige Nachfrage richtig eingeschätzt haben und die produktiven Kräfte der Wirtschaft sich auf diese beiden Haupterzeugungsgebiete in der richtigen Weise verteilen.“[3]

Stavenhagen schreibt dazu weiter: „Gleichstand von natürlichem und Marktzins bedeutet ein bestimmtes Investitionsvolumen, d.h. es wird bei gegebenem Preisstand der Investitionsgüter und gegebenen Anleihekosten der Erzeugungswert der Investitionsgüter und ihr voraussichtlicher Ertrag gleich sein. Ist dagegen der Marktzins kleiner, so ergibt sich ein Anreiz zur Ausdehnung der Investitionen, da nunmehr die Investitionsgüter in ihrem Ertrag eine höhere als die nach dem allgemein üblichen und tatsächlich geltenden Zinsfluss zu erwartende Verzinsung ermöglicht, der so lange wirksam ist, bis die infolge steigender Nachfrage zunehmenden Investitionsgüter-Preise mit ihrem Ertrag nur noch die normale, dem tatsächlichen Zinsfluss entsprechende Verzinsung erbringt. Der zunächst die Investitionstätigkeit über die Sparquote hinaustreibende Prozess findet in diesem Erreichen eines neuen Gleichgewichts zwischen Investition und Sparen seinen Abschluss. Wenn im umgekehrten Fall der Marktzins über dem natürlichen Zins steht, werden Neuinvestitionen die normale Verzinsung nicht zulassen. Die Investitionstätigkeit wird, die Investitionsgüterpreise drückend, zurückgehen, bis die gesunkenen Preise der Investitionsgüter wiederum die normale, dem üblichen Zinsfluss entsprechende Verzinsung ermöglichen.“[3]

Als „natürlicher Zins“ könnte der Gleichgewichtszins auch bezeichnet werden, weil dieser Zins in der Theorie aufgrund freier Entscheidung der Menschen entsteht. Doch wird diese Freiheit oft durch die jeweilige Zinspolitik z.B. der Zentralbanken eingeschränkt, die einen Leitzins vorgeben.

Einzelnachweise

  1. Thorsten Polleit, auf wirtschaftsfreiheit.de (abgerufen am 26. Februar 2008)
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Free_Banking#Konsequenzen_staatlicher_Zinspolitik
  3. 3,0 3,1 Gerhard Stavenhagen: Geschichte der Wirtschaftstheorie, Seite 545

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