Dremlevo

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Dremlevo

(weißrussisch Драмлёва, russisch Дремлёво; in polnischen und russischen Schriftquellen und auf Vorkriegskarten - Dremliowo, Dremlowo, Dremlewo; (Дремлиово, Дримліово, Дрымлево, Дрымли) war ein Dorf im westlichen Weißrussland, gelegen im Kreis Schabinka der Region Brest, 1,5 km östlich der heutigen Agrostadt Stepanki. Es wurde 1942 von den Nazis während der Strafaktion Operation Dreieck samt Einwohner niedergebrannt. Nach dem Krieg wurde das Dorf nicht wiederaufgebaut. Auf dem Gelände des ehemaligen Dorfes wurde der Gedenkkomplex Dremlevo errichtet.[1]

Karte
Dremlevo auf OpenStreetMap



Geschichte

Im 16. und 18. Jahrhundert gehörte das Dorf zum Großfürstentum Litauen und zur Rzeczpospolita. Dremlevo wurde in schriftlichen Quellen erstmals am 27. Mai 1529 erwähnt. An diesem Tag konnte der Förster von Podlasie, Potej Tyszkowicz-Korenjewski, einen Teil der umstrittenen Wälder und Felder bei Dremlewo zurückgewinnen. Wegen dieser Ländereien verklagte er den Besitzer des Sekhnowicz-Gutes Kościuszko Fedorowicz, einen Vorfahren des berühmten Generals Tadeusz Kościuszko. Um seine Rechte zu beweisen, legte Kostyushko vor den Richtern 171 Zeugen aus dem "einfachen und fernen Volk" vor, während Potey 222 Zeugen benannte, darunter sechs Adlige. Das Urteil fiel zugunsten des Försters aus und wurde später vom König von Polen und Großfürsten von Litauen Zygmunt (Sigismund) dem Alten ratifiziert. Im April 1589 fand ein Prozess statt, in dem der Fall des Diebstahls von Dokumenten aus dem Landesgut Sekhnovichi untersucht wurde, dabei hat der Enkel von Potey Fjodor, „Zenon Fedorovich, Grits Mikulich und viele andere Bauern aus seinem Dorf Dremlevo als Zeugen geladen. Im Jahr 1795 wurde das Dorf Teil des Gouvernements Slonim, dann Litauens und seit 1801 des Gouvernements Grodno des Russischen Reiches. Im Jahr 1811 lebten 76 Menschen in Dremlevo, 1877 waren es 168. Von März 1921 bis September 1939 gehörte das Dorf zur Woiwodschaft Polesie der polnischen Republik. Im Jahr 1935 hatte es 152 Einwohner. 1939 wurde Dremlevo in die Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik eingegliedert und gehörte seit Oktober 1940 zum Stepankovski-Dorfrat des Kreises (Rajon) Schabinka im Gebiet (Oblast) Brest. Das Dorf wurde am 23. Juni 1941 von deutschen Truppen besetzt. Zum Zeitpunkt seiner Zerstörung hatte das Dorf Dremlevo etwa 200 Einwohner.


Die Zerstörung des Dorfes

Die Tragödie ereignete sich am Freitag, dem 11. September 1942. An diesem Tag feierten die orthodoxen Christen das große kirchliche Fest der Enthauptung von Johannes dem Täufer, im Volksmund Golovosek, Golovorez oder Krovavnik genannt. Die 10.Kompanie (siehe Operation Dreieck) drang von der Ostseite her in Dremlevo ein. Methodisch trieben sie die Bewohner in vier Nebengebäude: Männer und Jugendliche in die Scheunen von Ivan Kysly und Michal Levchuk, Frauen, Mädchen und kleine Kinder in die Scheunen von Andrej Ceslik und Jakov Yurasik. Dann wurde das Dorf geplündert und gegen 10 Uhr morgens in Brand gesetzt. Die 183 Einwohner des Dorfes Dremlevo (90 männliche und 93 weibliche) wurden ermordet. Davon waren fünf Mädchen – Ljudmila Antoniuk, Nadezhda Olizarko, Evgenia Levchuk, Nadezhda Yurasik und Anna Yurasik – unter einem Jahr alt, 13 Kinder waren zwischen einem und vier Jahre alt, weitere 20 waren zwischen 5 und 14 Jahre alt. Der älteste der Bewohner, Fjodor Yarmoshuk, wurde 1860 geboren. Die von den Bewohnern der umliegenden Dörfer gesammelten Leichen wurden zum Friedhof des Dorfes Stepanki gebracht und am 13. September 1942 beigesetzt. Die Besatzungsbehörden verboten die Abhaltung eines Gedenkgottesdienstes und die Beerdigung der Toten.


Überlebende

Nur vier verwundete Jugendliche überlebten das Massaker: Nikolay Yarmoshuk, Mikhail Daniliuk, Dmitry Yurasik und Vitaliy Chehlov. Die Kinder eines örtlichen Polizisten, Iwan und Nadezhda Gutko überlebten ebenfalls. Darüber hinaus überlebten auch Bewohner von Dremlevo, die an diesem tragischen Tag nicht anwesend waren: Maria Ganchuk, Aksentiy Gutko, Andrey Gutko, Antonina Gutko, Maxim Gutko, Nikolay Gutko, Sergey Gutko, Vera Danilyuk (verheiratet Krivets), Matrona Danilyuk (Olizaruk), Aksinia Denisiuk (Matskevich), Vera Kisla, Kostiantyn Levchuk, Maria Levchuk (Andreychuk), Pavel Levchuk, Valentina Ohorodnichuk (Yalangova), Dmytriy Ohorodnichuk, Efrosinia Ohorodnichuk (Hawrysiuk), Iwan (Juan) Ohorodnichuk, Joseph Ohorodnichuk (Gorodnichuk), Maria Ohorodnichuk, Nina Olesyuk (Konyuchko), Lyubov Olizarko (Ivanyukovich), Evdokia Rozumnik (Kobets),Tatiana Taiko, Domna Shevchuk, Yakov Shpak, Vera Yurasik (Kulinchik), Vera Yurasik (Kupich), Grigory Yurasik, Efrosinia Yurasik, Semion Yurasik,Pelageya Yarmoshuk (Mager)


Gedenken an die Opfer von Dremlevo

Im April 1967 wurde an der Stelle des ausgebrannten Dorfes ein Grabhügel errichtet. Ein Stein mit einer Inschrift, die die Geschichte der Tragödie vom 11. September 1942 erzählt, wurde darauf platziert. Im Sommer 1969 wurde Dremlevo in der Gedenkstätte Chatyn bei Minsk verewigt. Auf dem Dorffriedhof Chatyn steht die Urne mit der Erde und Asche von Dramljowo an dritter Stelle in der neunten Reihe. Am 12. September 1982 wurde an der Stelle, wo das Dorf verbrannt worden war, der Gedenkkomplex "Dremljowo" eröffnet (Autoren - der Architekt Jury Kasakow und der Bildhauer Wladimir Worowjow). Im Frühjahr 2009 wurde die Grabstätte der Bewohner des ehemaligen Dorfes Dremlevo auf dem Friedhof in der Agrostadt Stepanki renoviert. Jedes Jahr, am 11. September, finden in dem ausgebrannten Dorf Trauerfeiern statt.



1 Einzelnachweise

  1. Memorial complex "Dremlevo" - sister of Khatyn | Obelisks of the great feat

Atlas der architektonischen Denkmäler und Gedenkstätten in Belarus / V.A. Chanturia, V.F. Morozov, V.V. Tratsevski, et al.; herausgegeben von V.A. Chanturia. – Minsk: Vyssh. shk., 1988. – С. 16-17, 94-95.

Benzyaruk, A. Nadlom : Narys / Anatol Benzyaruk // Selskaya Praŭda: Zeitung der Rajon Schabinka. – 2014. – 10.Sept.

Benzyaruk, A. Pachutsts tsichynyu, albo Urok istorii / Anatol Benzyaruk // Selskaya Praŭda. – 2014. – 13.Sept.

Benzyaruk, A. Ukhodniki : Narys / Anatol Benzyaruk // Selskaya Praŭda. – 2014. – 22.Okt.

Benzyaruk, A. "Yon darazhynym adsinam synam" // Selskaya Praŭda. – 2014. – 10.Dez.

Polizei-Bataillon 310 (zuvor Pol.–Ausbildungs-Batl. Oranienburg; ab 1. Aug. 1942 III./SS-Pol.-Rgt. 15). – Kriegstagebuch Nr. 1 für die Zeit vom 1. Okt. 1940 bis 24. Nov. 1942 über den Einsatz im Generalgouvernement und in Russland, mit Anlagen, nach: Документы обвиняют: Сб.док. О чудовищных преступлениях немецко-фашистских захватчиков на советских территориях. Вып. ІІ. – М. : ОГИЗ, Госполитиздат, 1945. – С.7-38.

Pryvitsen, A. "U kwetzeni ssadov zhilo Dramljowa...". / Interview von Anatol Benzyaruk mit Arkady Pryvitsen // Selskaya Praŭda. – 2015. – 9.Sept. Chahloŭ, V. Ein Blick hinter die Flammen / Interview mit Anatol Benzyaruk und Vital Chahloŭ // Selskaya Praŭda. – 2013. – 30.Okt.

Ortsansässiger Historiker: Анатоль Бензеярук (Anatol Benzyaruk)

2 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Dremlevo) vermutlich nicht.

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