Deutschofmarkt (bis 1333) und Marktstraße an der Kirchbrunnenstraße (ab 1333) in Heilbronn

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Vor der Anstauung des Neckars durch das Neckarprivileg 1333 wurde ein "Deutschhofmarkt" (sog. "Landerer-Areal" bzw. sog "Horten-Wiese") auf der Linie des fränkischen Königsweges (Frankfurter Str.) vor der früheren fränkischen Kaiserpfalz (Deutschhof) nachgewiesen. Ab 1333 befand sich im Bereich des Westturms der Kilianskirche und weiter westlich ein älterer Marktplatz. Im Gegensatz dazu war der benachbarte heutige Marktplatz zunächst noch mit einem Wirtschaftshof überbaut.


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1 Geschichte

1.1 Deutschhofmarkt an der Metzger- u. Fischergasse (Zeit vor Neckarprivileg)

Datei:Heilbronn, Deutschordensgebäude (2006).jpg
Der
"D E U T S C H H O F M A R K T"
(Zitat:Werner Heim)
soll sich vor dem Haupteingang des Deutschhofes befunden haben.
Datei:Heilbronn vermutete Lage des fränkischen Königshofes an der via regis Königsweg Frankfurter Straße, Deutschhofgebäude.JPG
Vermutete Lage des fränkischen Königshofes in Heilbronn an der via regis Königsweg Frankfurter Straße (rot), Deutschhofgebäude (gelb)



Werner Heim nennt als ältesten Heilbronner Markt, den sog. Deutschhofmarkt, der sich vor dem Haupteingang des Deutschhofes befunden haben soll.[1]

1.1.1 1.Argument: Frankfurter Straße = fränk. Königsweg

Als erstes Argument dient die Frankfurter Straße (alter fränkischer Königsweg). Die Frankfurter Straße war Teil eines alten fränkischen Königsweg, der als „Alte Hällische Straße“ bezeichnet wurde und nach Schwäbisch Hall führte.[2]

Der uralte Straßenzug der heutigen Frankfurter Straße führte demnach früher in gerader Linie auf das Tor des Deutschhofes, wo auch das Tor der Bopponischen Grafenburg und des fränkischen Königshofes vermutet wird („Die ältere Führung der Frankfurter Straße […] führt in gerader Linie auf unseren [Deutschhof-]Markt und auf das Tor der Burg bzw. des Deutschhofes hin“.[1]) In der Verlängerung der Frankfurter Straße, wo man auf die alte Stadtmauer traf, befand sich in der Vorkriegszeit eine kleine Pforte. Hart dahinter befand sich eine Stichgasse, die bis zur Fischergasse führte. Die Verbindung zum Deutschhofmarkt wäre dann zusätzlich durch Wegnahme zweier eingebauter, langgestreckter Häuser, die an einer alten Baulinie lagen, möglich. Somit befand sich nach Werner Heim der Deutschhofmarkt vor dem Deutschhof – „der von Westen her kommende fränkische Königsweg führte einst direkt auf den Heilbronner Königshof zu, vor dessen Eingang sich dann der älteste Heilbronner Wochenmarkt, ein Straßenmarkt, entwickelt hätte“.[1][3]

1.1.2 2.Argument: Neckarprivileg

Als zweites Argument dient das Neckarprivileg. Bevor der Neckar durch das Privileg angestaut wurde, verlief der Hauptarm des Neckars bei Böckingen. Bei Heilbronn floss nur ein wesentlich kleinerer Seitenarm vorbei, so dass man an der oberen angeführten Stelle eine Furt oder eine Fähre vermutet wird. Als Beleg dienen die Einkünfte, die aus einer solchen Fähre noch im 14 Jahrhundert erwähnt werden.[4]

1.1.3 3.Argument: Kalksteinfundamente vor 1200

Als drittes Argument dient die Archäologie, wonach bei Grabungen Fundamente aus der Zeit vor 1225 gefunden wurden. Die Deutschordensritter verwendeten Sandsteinmauerwerk, aber die Fundamente des Deutschhofes zeigen Kalksteinmauerwerk eines Vorgängerbaus. So bestätigen Werner Heim und Helmut Schmolz, dass das Fundament der ehemaligen Ritterherberge im kleinen Deutschhof aus 625 Kubikmeter Kalksteinmauerwerk bestand.[5] Im Süden der Kirchbrunnenstraße habe sich demnach die Hofgemeinde mit konzentrisch auf den Deutschhof zuführenden Straßen entwickelt.[6]

Um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts wurde demnach „durch einen bewussten Akt der Gründung“ nördlich der Kirchbrunnenstraße eine neue Stadt geschaffen.[7] Im Norden der „Trennungslinie“ (Kirchbrunnenstraße) habe sich demzufolge eine Neustadt gebildet, die sich durch ihre planmäßige Anlage und senkrechte Straße von der im Süden gelegenen Siedlungskern unterscheide.[6]Werner Heim bestätigt diese These und vermutet ebenso den südlich der Kirchbrunnenstraße befindlichen Deutschhof als Standort des vermuteten Königshofes: „Der Schwerpunkt der ältesten Siedlung Helibrunna lag demnach ohne Zweifel südlich der heutigen Kirchbrunnenstraße“.[8]

1.2 Brückentormarkt/Kirchbrunnen-Markstraße/Rathaus bey dem Kirchbrunnen (Zeit nach d. Neckarprivileg)[9]

Datei:Johann Matthäus Faber (1626 - 1702), Heilbronn im Jahre 1691, Brückentorturm erbaut nach dem Neckarprivileg 1333 (links), und das staufische Burgentor, erbaut vor dem Neckarprivileg 1333 (rechts).jpg
Johann Matthäus Faber (1626 - 1702), Heilbronn im Jahre 1691, Brückentorturm erbaut nach dem Neckarprivileg 1333 (links), und das staufische Burgentor, erbaut vor dem Neckarprivileg 1333 (rechts). In der Mitte die durch Eisgang zerstörte Steinbrücke, seitlich Schiffsbrücken.

1.2.1 2.Argument Kirchbrunnenstraße = Marktstraße

Als zweites Argument dient die Kirchbrunnenstraße als Marktstraße:

Werner Heim beschreibt die heutige Kirchbrunnenstraße als die „älteste West-Ost-Achse der Siedlung“[10]Der erst durch das Neckarprivileg ermöglichte Neckaraufstauung entstandene Kirchbrunnenbach mündete in das „älteste Tor der Marktsiedlung, das Burgentor, später Tränktor genannt“. Das staufische Burgentor diente nach der Neckaraufstauung als Ausfluss für den neu entstandenen Kirchbrunnenbach bzw. als Tränke für das Vieh der Märkte.


Emma Weingand beschreibt in „Spuren einer Umwallung beim Deutschhof“, dass das Breitenmass der Deutschhofscheuer die Vermutung erlaubt, dass die Deutschhofscheuer über den Burggraben gebaut wurde. Dadurch war es unnötig geworden, einen Keller zu graben; dieser war bereits durch den vorhandenen Burggraben gegeben. Weingand meint, dass der sehr starke Eckpfeiler an dem Bau des Refektoriums den Rest eines Wehrturmes darstellen könnte. Das Wasser des Kirchbrunnenbachs floß im ehemaligen Burggraben, ein Teil des Deutschhofes wurde auf dem staufischen Zwinger errichtet.[11][12]


Klaus D. Koppal unterstützt die Ansicht, dass die Kirchbrunnenstraße eine Marktstraße und bis 1600 wesentlich breiter war. Erst um 1600 wurde diese Straße, die nach Klaus Koppal als Heilbronns größte und wichtigste Marktstraße diente, verengt.[13][14]

Auch Christhard Schrenk unterstützt, dass in der Kirchbrunnenstraße und im Bereich des Westturms der Kilianskirche und weiter westlich ein älterer Marktplatz war.[15][16][17]

2 Literatur

  •  Werner Heim: Der Maulbronner Hof. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 13. Jahrgang, Nr. 1, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 14. Januar 1967 (128017-x).
  •  Werner Heim: Die Geschichte des Maulbronner Hofes. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 13. Jahrgang, Nr. 3, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 11. März 1967 (128017-x).
  •  Werner Heim: Die Entwicklung Heilbronns zur Stadt - Neue Ergebnisse der topographischen Erforschung des Stadtkerns. In: Historischer Verein Heilbronn. 25. Veröffentlichung, 1966, S. 51–73.

3 Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2  Werner Heim: Der älteste Heilbronner Markt. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 9. Jahrgang, Nr. 3, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn Samstag, 30. März 1963, S. 1.
  2.  Heim: Heilbronns älteste Brücke und ältestes Tor. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 20, Nr. 3, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 9. März 1974, S. 1.
  3.  Heim: Heilbronns älteste Brücke und ältestes Tor. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 4, Nr. 11, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 29. November 1958, S. 2.
  4.  Werner Heim: Der älteste Heilbronner Markt. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 9. Jahrgang, Nr. 3, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn Samstag, 30. März 1963, S. 1..
  5. Werner Heim/Helmut Schmolz: Archiv und Museum der Stadt Heilbronn im Kulturzentrum Deutschhof. Ihre Aufgaben und ihre Geschichte. Zur Einweihung des III. Bauabschnittes Deutschhof am 12. März 1977. (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn 9), Heilbronn 1977, S. 15 f.
  6. 6,0 6,1  Helmut Schmolz: Gedanken zum Heilbronner Stadtbild. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. Nr. 5, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 11. Mai 1968, S. II.
  7. Willi Zimmermann: Die ersten Stadtbaupläne als Grundlage für die Stadterweiterung von Heilbronn im 19. Jahrhundert in Historischer Verein Heilbronn. 22. Veröffentlichung, Heilbronn 1957, S. 180
  8. Werner Heim:Die Entwicklung der Stadt Heilbronn – Neue Ergebnisse der topographischen Erforschung des Stadtkerns. In:Historischer Verein Heilbronn. 25. Veröffentlichung. Heilbronn 1966. S. 51–72.
  9. Dr. Klaus-Dieter Koppal:Bebauung der Kirchbrunnenstraße nach der Verlegung des Baches unter die Erde
  10. Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens Rathaus_1535 wurde kein Text angegeben.
  11. http://heuss.stadtarchiv-heilbronn.de/index.php?f=/_bin/img.php&imgf=/bilder/54841.jpg&
  12. nach Stadtarchiv Heilbronn, Zeitgeschichtliche Sammlung Signatur E005-520-0, Eintrag zu "Spuren einer Umwallung beim Deutschhof" von Emma Weigand in der Datenbank HEUSS
  13. Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Band 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8, S. 42f.
  14.  Klaus Koppal: Kirchbrunnenbach-Kirchbrunnenstraße. Zum Problem einer Straße in Heilbronn.. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 17. Jahrgang, Nr. 8, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 14. August 1967, S. 1ff (Dissertationsarbeit).
  15. „Wahrscheinlich hatte vor der Vergrößerung der Pfarrkirche (St. Kilian) der Marktplatz westlich davon gelegen, also in dem Bereich des heutigen Kirchturmes und der Windgasse und weiter nach Westen". (Christard Schrenk: Von Helibrunna nach Heilbronn. Theiss, Stuttgart 1998. Seite 29)
  16. nach einem Beitrag von Hans-Gert Oomen
  17. Adolf Paulus:Zur früheren Bebauung im Bereich des heutigen Heilbronner Marktplatzes, in: Histor. Verein Heilbronn, 23. Veröffentlichung, 1960, Seite 42
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