Chengdu J-20
Chengdu J-20 | ||
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Typ: | Jagdflugzeug | |
Entwurfsland: | China | |
Hersteller: | Chengdu Aircraft Industry Group | |
Erstflug: | 11. Januar 2011 | |
Indienststellung: | 9. März 2017 | |
Stückzahl: | 8 Prototypen 5 LRIP-Serienflugzeuge |
Die Chengdu J-20[1] ist ein Kampfflugzeug des Unternehmens Chengdu (CAC), das im Rahmen des J-XX-Programms für die Luftstreitkräfte der Volksrepublik China gebaut wird. Es handelt sich dabei um das erste bekannt gewordene Flugzeug chinesischer Produktion, das über Tarnkappeneigenschaften (engl. Stealth) verfügt. Das Flugzeug absolvierte seinen achtzehnminütigen[2] Jungfernflug am 11. Januar 2011 und wurde am 9. März 2017 in Dienst gestellt.[3][4]
Inhaltsverzeichnis
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1 Beschreibung
Die J-20 geht vermutlich auf die Anforderungen des J-XX-Programms (Bezeichnung westlicher Geheimdienste für das Entwicklungsprogramm, die offizielle Bezeichnung ist nicht bekannt) zurück, das Ende der 1990er Jahre von den chinesischen Streitkräften initiiert wurde, um ein Tarnkappentechnik-Kampfflugzeug zu entwickeln.
Ende 2009 wurde vom Bau eines Mock-ups berichtet und ab Mai 2010 erfolgte der Bau zweier Prototypen. Geleitet wird die Entwicklung von den Projektdirektoren Yang Wei und Zhang Jigao.[5]
Die ersten Bilder der J-20 gelangten in die Öffentlichkeit, als am 22. Dezember 2010 Rollversuche mit dem Prototyp (Kennzeichen 2001) auf dem Werksgelände von Chengdu durchgeführt wurden. Auf den Bildern ist zu erkennen, dass es sich bei der J-20 um einen Deltaflügler mit Canards handelt. Die Flächen des doppelten Seitenleitwerks sind deutlich nach außen gewinkelt, die rautenförmigen Lufteinlässe liegen am Bug an und sind als Diverterless Supersonic Inlet (DSI) ausgeführt. Mit der FC-1 hat CAC bereits ein Flugzeug mit DSI hergestellt, so dass man in diesem Bereich auf eigene praktische Erfahrungen zurückgreifen konnte. Angetrieben wird das Flugzeug höchstwahrscheinlich von russischen Triebwerken der Saturn AL-31-Familie.[1] Der zweite Prototyp (Kennzeichen 2002) wird eventuell von Shenyang Liming WS-10A- oder WS-10G-Triebwerken angetrieben, was an veränderten Düsen sichtbar ist. In den Serienmaschinen soll das WS-15 zum Einsatz kommen.[6] Gleichzeitig zeigten Änderungen am Radom, dass eventuell ein AESA-Radar eingebaut wurde. Anhand der vorliegenden Bilder wurde die Gesamtlänge der Maschine zunächst auf etwa 23 m und die Spannweite auf mindestens 15 m geschätzt. Damit hätte die J-20 für ein Jagdflugzeug ungewöhnlich große Abmessungen besessen. Tatsächlich ist die Maschine 20,40 m lang und hat eine Spannweite von 13,50 m. Die Höhe beträgt ungefähr 4,45 m.
Das Grundaussehen der J-20 ähnelt sehr dem der MiG 1.44, die Verwandtschaft wird besonders in der Heckansicht deutlich. Möglicherweise hat RAC MiG hier Entwicklungshilfe geleistet, wie bereits in den 1990er-Jahren bei der Entwicklung der FC-1. Übereinstimmungen mit der MiG 1.44 zeigen sich beim gesamten Hinterrumpf, den weit außen angeordneten Leitwerken und Falschkielen, der Delta-Canard-Konfiguration und den Dimensionen.[7] Jedoch verneint die Firma jegliche Zusammenarbeit mit China.[7] Die voll beweglichen, stark geneigten Seiten-/Höhenleitwerke ähneln dagegen mehr derjenigen der Suchoi Su-57. Bug, Cockpitsektion und Anordnung der Lufteinläufe wurden offensichtlich stark an die F-22 angelehnt.[7]
Die Bewaffnung wird intern mitgeführt, wobei in den seitlichen Waffenschächten die Kurzstreckenrakete PL-10 und in den Hauptschächten bis zu vier Mittelstreckenraketen PL-12C/D oder PL-21 geplant sind.[8]
Im November 2013 tauchten die ersten unscharfen Fotos des dritten Prototyps (Kennzeichen 2011) auf. Spätere Bilder aus dem Januar 2014 zeigten deutlich Änderungen gegenüber den ersten beiden Exemplaren. So wurde die Form der Lufteinlässe geändert, die Kanten der Hecksteuerflächen abgeschrägt und auch die Cockpithaube, die Form der Hecksektion und die Fahrwerksklappen geändert. Die wichtigste sichtbare Änderung ist der Einbau eines anderen Head-up-Displays und eines optischen Systems unter dem Bug.[5][9]
Am 26. Juli 2014 hob der vierte bekannte Prototyp (Kennzeichen 2012) zu seinem Erstflug ab. Er zeigt viele der Änderungen, die erstmals an dem dritten Prototyp beobachtet wurden.[10][9] Zwei weitere Prototypen folgten mit dem Kennzeichen 2013 am 29. November 2014 und die sechste Maschine mit dem Kennzeichen 2015 am 19. Dezember 2014. Ende 2015/Anfang 2016 wurden die Prototypen mit den Kennungen 2016 und 2017 gesichtet.[11]
Im Januar 2016 begann die Produktion der Nullserie. Die erste Maschine erhielt das Kennzeichen 2106.[12]
Am 1. November 2016 flogen zwei Maschinen in einem sechzigsekündigen Vorbeiflug bei der Eröffnung der Luftfahrtschau in Zhuhai, Guandong.[13] Bei der Zhuhai Airshow im November 2018 wurden vier J-20 im Flug vorgeführt. Dabei wurde der Hauptwaffenschacht geöffnet, in dem vier radargelenkte Luft-Luft-Mittelstreckenlenkwaffen untergebracht waren. Aus beiden seitlichen Waffenschächten wurde je eine infrarotgesteuerte Kurzstreckenlenkwaffe PL-10 ausgefahren.[14]
2 Politische Bedeutung
Der Erstflug der J-20 fand während des Besuchs des amerikanischen Verteidigungsministers Robert Gates in China statt. Beobachter werteten dies als ein klares Zeichen an die USA, was der chinesische Staatspräsident Hu mit der Aussage dementierte, der Termin des Erstfluges hätte schon lange festgestanden und habe nichts mit Gates’ Besuch zu tun.[4][15] Die Entwicklung eines Jagdflugzeuges/Jagdbombers mit großer Reichweite und Stealth-Eigenschaften, der wahrscheinlich mit einem AESA-Radar und Luft-See-Abstandswaffen ausgerüstet sein wird, wird von Analysten als Bedrohung der amerikanischen Flottenpräsenz im Westpazifik gedeutet.[7][16][17]
Andrew Scobell von der Rand Corporation gibt zu bedenken, dass die zivil-militärische Zusammenarbeit in der Volksrepublik China von Spannungen geprägt sein könnte. Ob der politischen Führung des Landes der Test von vornherein bekannt war und der Flug als Signal an die Vereinigten Staaten beabsichtigt gewesen sei, sei nicht abschließend zu klären. Gleichwohl ist die Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten Scobell zufolge von allen vier Szenarien betroffen, die sich aus der Bejahung oder Verneinung dieser beiden Aspekte ergeben.[18]
3 Namen
Alle bisher publizierten Namen sind nicht offiziell; auch die Bezeichnung J-20 ist nicht gesichert.[1][7] Bisher bekanntgewordene Beinamen wie Powerful Dragon,[19] Black Ribbon[20] oder Black Eagle[21] sind ausnahmslos Spekulation.
4 Technische Daten
Kenngröße | Daten |
---|---|
Besatzung | 1 |
Länge | 20,40 m |
Spannweite | 13,50 m |
Flügelfläche | 78,00 m² |
Höhe | 4,45 m |
Leermasse | 19.391 kg |
normale Startmasse | 32.093 kg |
max. Startmasse | 36.288 kg |
Treibstoffkapazität | 11.340 kg (intern) 19.340 kg (mit vier externen 2400-l-Treibstofftanks) |
Höchstgeschwindigkeit | Mach 1,7 |
Triebwerke | 2 × Shenyang WS-10G (Prototyp) 2 × Saturn AL-31F-M2 (Prototyp) |
Schub | (WS-10G) mit Nachbrenner: 2 × 153 kN (AL-31F-M2) mit Nachbrenner: 2 × 145 kN |
5 Weblinks
- Jürg Dedial: Chinas enorme Rüstungsanstrengungen. In: Neue Zürcher Zeitung. 2011-01-11. Abgerufen am 19. April 2017. (Ausführlicher Bericht über die J-20)
- Fotostrecke von der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua
- J-20 Mighty Dragon Continue Flight Testing in February 2012, Chinese Military Review, 5. Februar 2012, Bilderstrecke
6 Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Abgehoben: Chinas neues Jagdflugzeug. fliegerweb.com, 2011-01-12.: „J-20 ist noch keine offizielle Bezeichnung“. Abgerufen am 19. Januar 2011.
- ↑ Chinesischer „J-20“-Stealth-Fighter startet in Chengdu zum Erstflug. Flugrevue, 2011-01-11.: „Es gibt angeblich zwei Maschinen (Kennung 2000 und 2001)“. Abgerufen am 19. April 2017.
- ↑ Wolfgang Greber: China bejubelt Jungfernflug des Tarnkappenjets J-20. Die Presse, 2011-01-11. Abgerufen am 19. April 2017.
- ↑ 4,0 4,1 Provokation: China testet neuen Kampfjet. Spiegel Online, 2011-01-11. Abgerufen am 19. April 2017. (Flash-Video)
- ↑ 5,0 5,1 AirInternational April 2014, ISSN 0306-5634 , China’s Mighty Dragon, S. 40–45.
- ↑ FliegerRevue Juni 2011, S. 28–29, Chinas mächtiger Drache
- ↑ 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 Martin Rosenkranz: Die neuen Krallen des chinesischen Drachen. www.airpower.at, 2011-01-11.: „Das Flugzeug wurde im Zuge des Gespräches zwar als J-20 bezeichnet, ob dies aber als offizielle Stellungnahme und hinkünftig gültige Bezeichnung gelten darf, bleibt im dunkeln.“. Abgerufen am 19. April 2017.
- ↑ FliegerRevue Oktober 2011, S. 8, Stealth-Jäger zeigt seine Waffenschächte
- ↑ 9,0 9,1 Bill Sweetman: J-20 Stealth Fighter Design Balances Speed And Agility. In: aviationweek.com. 2014-10-10. Abgerufen am 19. April 2017. (en)
- ↑ Richard D Fisher Jr: fourth J-20 prototype made first flight on 26. July. Jane’s 360, 2014-07-29. Abgerufen am 5. August 2014. (en)
- ↑ Latest HD Photos of Newest J-20 Prototypes Nos. 2016, 201. In: tiananmenstremendousachievements.wordpress.com. 2016-01-02. Abgerufen am 19. April 2017. (en)
- ↑ Chengdu J-20 to be Operational 2018: Plus Latest Prototypes – Soldier of Fortune Magazine. In: sofmag.com. 2016-09-25. Abgerufen am 19. April 2017. (en)
- ↑ China unveils J-20 stealth jet fighter in show of military might, in: The Guardian, 1. November 2016, abgerufen am 19. April 2017
- ↑ China’s stealth fighters show off missile payload
- ↑ Till Fähnders: China testet Tarnkappenflugzeug. faz.net. Abgerufen am 19. April 2017.
- ↑ Markus Becker: Chinas Tarnkappen-Kampfjet hebt ab. Spiegel Online, 2011-01-11. Abgerufen am 19. April 2017.
- ↑ China soll seinen ersten Tarnkappen-Kampfjet gebaut haben. Zeit Online, 2011-01-05. Abgerufen am 19. April 2017.
- ↑ Andrew Scobell: The J-20 Episode and Civil-Military Relations in China. (PDF; 200 kB) rand.org, 10. März 2011, abgerufen am 19. April 2017.
- ↑ Fighters. Archiviert vom Original am 2012-06-15. Abgerufen am 19. Januar 2011. (en, private Website)
- ↑ Shirong Chen: China conducts first test-flight of stealth plane. BBC News, 2011-01-11. Abgerufen am 19. April 2017. (en)
- ↑ Asiatische Kampfflieger heben ab. (Archivversion vom 4. Januar 2011) In: Financial Times Deutschland, 2. Januar 2011
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