Benutzer:Fmrauch/Dott

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Bei Manfred Dott und Edith Görke begann nun ein Nachdenken über ihre politischen Auffassungen. Da Manfred Dott bei einer Aussprache mit Funktionären der Hochschule in Berlin erneut eine Trennung von Edith Görke ablehnte, fuhr er mit dem Abschlussdiplom als Gesellschaftswissenschaftler nach Koblenz zurück, wo er auf Weisung der SED aus der rheinland-pfälzischen DKP ausgeschlossen wurde. Etwa zeitgleich wurde Edith Görke in Halberstadt aus der SED ausgeschlossen.

Danach erhielt Dott von seiner Freundin die Nachricht, dass es ihm frei stünde in die DDR ohne Visum einzureisen und dort zu heiraten. Dieses Angebot nahm er an. Zunächst kam er ein Jahr zur Beobachtung und Umerziehung in ein Aufnahmelager in Barby bei Magdeburg. Das Lager war mit Stacheldraht umzäunt stand unter bewaffneter Bewachung. Dort hatte er noch ein Rückkehrrecht in die Bundesrepublik. In diesem ersten Jahr wurde nur einmal ein Besuch seiner Freundin unter Aufsicht erlaubt. Er verhielt sich unauffällig, ebenso wie Edith Görke in Halberstadt - beide in der Hoffnung, dass das Versprechen eingelöst wird. Dott arbeitete dann als Heizer und unter Bewachung im Traktorenwerk Schönebeck. Edith Görke war zu dieser Zeit im Salvator Krankenhaus in Halberstadt.

Nach Ablauf des Jahres konnte sich Dott endlich verhältnismäßig frei in der DDR bewegen. Für eine weitere Übergangszeit bekam er jedoch nur eine Daueraufenthaltserlaubnis für die Stadt Halberstadt. Da er keinen DDR-Personalausweis erhielt, konnte er die Stadt praktisch nicht verlassen. Er arbeitete als Installateur in einem Halberstädter Kreisbaubetrieb und zog mit seiner Freundin zusammen. Nach dieser erneuten Bewährung erhielt Dott bei einer Feierstunde im Rat des Kreises die DDR-Staatsbürgerschaft. Es wurde ihm eröffnet, dass er ab sofort alle Rechte eines DDR Staatsbürger habe. Das bedeutete jedoch zugleich, dass in seinem Sonderfall eine Rückkehr und auch ein Besuch der Bundesrepublik für immer ausgeschlossen sei. Somit telefonierte er um so öfter mit seiner Familie in Koblenz.

Nun heirateten Dott und seine Freundin, um mit dem mittlerweile geborenen Kind als Familie nicht mehr getrennt werden zu können. Schließlich fasste die neue Familie Dott doch den Entschluss, wieder in die Bundesrepublik überzusiedeln und stellte im Laufe der Zeit 19 Ausreiseanträge, die fein säuberlich heute noch in der Stasiakte von Manfred und Edith Dott zu finden sind.

Dem nun einsetzenden Druck der DDR-Staatsorgane folgte eine öffentliche Demonstration von Manfred Dott mit einem Plakat aus dem Fenster der Wohnung. Es trug den Text: “1. Mai Kampftag für Menschenrechte weltweit“. Daraufhin wurde Dott verhaftet, aber nach Verhör wieder freigelassen. Nach dem 19. Ausreiseantrag wurde das Ehepaar zum Rat des Kreises Innere Angelegenheiten in Halberstadt bestellt. Dort teilte man ihnen mit, der DDR-Staat wolle es nicht dulden, dass eine solche Unruhe von einem ehemaligen Mitglied der so genannten “fortschrittlichen Kräfte in der BRD” ausgeht. Dott war sich in diesem Augenblick bewusst, dass sich seine Familie in erheblicher Gefahr befand. Ein Herr Steinbach vom Rat des Bezirkes Magdeburg, der zu diesem Gespräch nach Halberstadt gekommen war, teilte den Eheleuten Dott mit, wenn sie endlich Ruhe geben würden und ihre mittlerweile entstandenen Kontakte zu einer CDU-Bundestagsabgeordneten aus Koblenz einstellen würden und zukünftig keine Ausreiseanträge mehr stellen würden, dann könnten sie beruflich und privat wieder ungestört und rehabilitiert leben. Weiterhin schlug Steinbach Herrn Dott vor, dass er in einem fünfjährigen Studium an der Fachhochschule für Bauwesen Magdeburg, im Fach Hochbau, einen Ingenieurabschluss mit entsprechenden beruflichen Perspektiven machen könne.

Da Manfred und Edith Dott durch den dauernden Stress gesundheitlich angeschlagen waren, nahmen sie das Angebot an. Das sollte für Herrn Dott wohl so etwas wie eine Beschäftigungstherapie sein. Beim Studium der höheren Mathematik und des Faches Statik war eine Zeitlang kein Platz für andere Gedanken in seinem Kopf.

Nach Abschluss des Studiums wurde Manfred Dott als Hochbau-Ingenieur im Wohnungsbaukombinat Magdeburg tätig. Dort machte ihm ein Arbeitskollege, ebenfalls Bauingenieur, den Vorschlag, Mitglied der CDU im Verband der Nationalen Front der DDR zu werden. Nachdem Dott diesem Kollegen eine nicht gerade diplomatische Antwort gegeben hatte, wurde er von niemandem mehr auf irgendeine Mitgliedschaft angesprochen.

Die Aktivitäten von Dott beschränkten sich auf den kleinen Freiraum innerhalb der katholischen Kirche in Halberstadt. Unter dem Schutz und der umsichtigen Anleitung des Franziskanerpaters Konrad Kretschmer, der die Biographie der Familie genau kannte. So bekam Dott oft Hinweise, damit er keiner Gefahr ausgesetzt war. Pater Konrad stellte auch erste Kontakte nach Magdeburg her. Das Neue Forum (NF) war Markstein dieser Entwicklung. Bei den Rednern 1989 in der Halberstädter Martinikirche war Dott einer der schärfsten Kritiker der Staatssicherheit. Daraufhin wurde er in Halberstadt als Delegierter zum Republikforum gewählt.

Während der großen Trennungsaktion zwischen den Mitgliedern des NF, die sich nur für eine Reformierung der DDR einsetzten, und denjenigen, die zu diesem Zeitpunkt schon die Einheit Deutschlands wollten, trat Dott mit den sächsischen Delegierten (den Einheitsforderern) aus dem Forum aus, um im Heimatkreis neue Parteien zu bilden. Eine Verbindung mit Parteien der Nationalen Front kam für keinen dieser Enheitsforderer in Frage.

Der Franziskanerpater stellte für Dott, auch unter Mithilfe des bischöflichen Amtes eine Verbindung zur CSU her. Nach gemeinsamen Sitzungen in München gründete Dott mit einigen Gleichgesinnten den Landesverband der DSU in Sachsen-Anhalt, wurde dort deren Landesvorsitzender und Mitglied im Präsidium dieser Partei in der DDR. Der damalige Bundesentwicklungshilfeminister Spranger kam mehrmals in die DDR, um vor allem den Landesverband der DSU in Sachsen-Anhalt mit aufzubauen.

Nach dem Gründungsparteitag und in Vorbereitung der ersten freien DDR-Wahlen wurde Dott in Sachsen-Anhalt als Spitzenkandidat und danach in die DDR Volkskammer gewählt. In Ost-Berlin wurde Dott von Lothar de Maizière als parlamentarischer Staatssekretär ins Verkehrsministerium berufen.

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