Ante Trstenjak
😃 Profil: Trstenjak, Ante | ||
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Beruf | slowenischer Maler | |
Persönliche Daten | ||
Geburtsdatum | 29. Dezember 1894 | |
Geburtsort | Slamnjak | |
Sterbedatum | 4. Dezember 1970 | |
Sterbeort | Maribor |
Ante Trstenjak (* 29. Dezember 1894 in Slamnjak; † 4. Dezember 1970 in Maribor) war ein slowenischer Maler.
Inhaltsverzeichnis
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1 Biografische Skizze
Ante Trstenjaks Lebensweg kann in mehrere Abschnitte gegliedert werden. Der erste Abschnitt ist jener der sorglosen, jedoch arbeitsreichen Jugend auf dem Bauernhof der Eltern und bei den Verwandten bis zu seiner ersten Auslandsreise.
Ante Trstenjak wurde am 29. Dezember 1894 in Slamnjak in der Prlekija in der Nähe von Ljutomer (Luttenberg) als viertes von fünf Kindern dem Ehepaar Alojz und Josefa, geb. Kosi geboren. Sein Rufname war Tunek. Schon in der Volksschule erwachte in ihm der Wunsch zu malen, und so kam er zum Maler und Anstreicher Horvat nach Ljutomer in die Lehre. Obwohl er hier mit Farben in Berührung kam, fand er zunächst wenig Interesse an der Ausbildung. In seiner Freizeit bemalte er Bauernhäuser mit Bildern der Heiligen Florian und Urban. Sein nächster Lebensabschnitt begann 1912, als er mit einem bescheidenen Stipendium der steiermärkischen Landesregierung nach Graz kam. Hier meldete er sich an der Technischen Lehranstalt in der kunstgewerblichen Abteilung an. Seine Lehrzeit war nicht einfach, oft war der Geldbeutel so leer wie sein Magen. Doch lernte er fleißig in der Schule, besonders das Fach dekoratives Zeichnen hatte es ihm angetan.
Der Erste Weltkrieg brachte einen weiteren Abschnitt in seinem jungen Leben. 1914 wechselte er den Malkittel mit der Soldatenuniform der österreichisch-ungarischen Armee und wurde an die Front nach Galizien geschickt, wo er schwer verwundet wurde. Ein Jahr später, als Soldat unter General Maister wurde er bei Kämpfen an der Nordgrenze Sloweniens an beiden Beinen verletzt. Als Kriegsinvalide konnte er seine Ausbildung fortsetzen, zunächst in Graz und weiter an der damals sehr bekannten Kunstgewerbeschule in Wien. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie begann er im Herbst1918 in Zagreb an der Hochschule für Kunst und Kunstgewerbe zu studieren. Wegen finanzieller Schwierigkeiten verließ er 1920 Zagreb und ging mit bescheidenen Ersparnissen seiner Mutter nach Prag, wo er an der Kunstakademie aufgenommen wurde. Sein Vater war schon 1903 verstorben, als Ante 9 Jahre alt war. Das Kunststudium in Prag schloss Trstenjak 1923 mit einem Diplom ab.
Der folgende Lebensabschnitt war vielleicht der wichtigste in seiner künstlerischen Entwicklung und währte bis etwa 1932, als er sich entschied in Prag sesshaft zu werden. Dies war seine geistige und künstlerische Reifezeit. In den ersten Jahren reiste er viel, durch Tschechien und die Slowakei. Er unterhielt Kontakte nach Frankreich und Italien und malte auch dort. In seinem Werk lassen sich drei Pariser Phasen unterscheiden. In dieser Zeit hielt er sich aber auch in seiner Heimat Slowenien auf, und hier vor allem in Maribor und zu Hause in der Prlekija. Während dieser Zeit beschäftigte er sich auch mit der Heimat der Lausitzer Sorben (1928–1929).
Die Okkupation des Landes durch die deutsche Wehrmacht machte diesen Reisen 1938 ein Ende. In seiner Autobiografie erwähnt Trstenjak die Vorkriegszeit wie folgt “Fast jeden Sommer reiste ich für mehrere Wochen nach Hause. Natürlich meldete ich mich auch immer in Ljubljana und traf dort Maler, die sonst in Prag und Paris wohnten. Ich erinnere mich noch gerne an Tratnik, Vaupotič, vor allem aber an Jakopič, der immer wissen wollte, was draußen in der Welt geschah… Das Tschechien der Vorkriegszeit war ein Land in geordneten Verhaltnissen, in dem man angenehm leben konnte, bis Hitler mit den Säbeln zu rasseln begann…“
1933 heiratete er Eugena Heřman und im folgenden Jahr wurde ihr Sohn Mirko geboren. Trstenjak hatte Eugena schon 1921 kennengelernt. Als sie heirateten war Eugena eine angesehene Zahnärztin in Prag. 1936 starb seine Mutter und dieser Tod traf ihn schwer.
Die Besatzungszeit war vor allem wegen seiner jüdischen Frau eine schwere Zeit. Er schloss sich der Widerstandsbewegung an. Die letzten Kriegsmonate verbrachte er deswegen im Konzentrationslager Klettendorf bei Breslau /heute Wrolaw, Polen/; es gelang ihm jedoch zu flüchten und die letzten Wochen versteckten ihn Freunde in einem Prager Krankenhaus. Auch seine Frau wurde in ein Konzentrationslager Terezin verbracht, überlebte jedoch trotz schwerer Krankheit.
Gleich nach der Befreiung wurde in Prag die Jugoslawische Befreiungsfront gegründet. Trstenjak wurde ihr Vizevorsitzender. 1946 besuchte er als Vertreter der Befreiungsfront das Land Jugoslawien und meldete sich natürlich auch zu Hause in der Prlekija. Wegen des Bruches mit Stalin begann man 1948 auch in der Tschechoslowakei jugoslawische Staatsbürger zu verfolgen. Da sich Trstenjak mit dem neuen Jugoslawien unter Tito solidarisierte, musste er 1950 aus seiner zweiten Heimat Prag – ohne seine Familie – flüchten. Er ließ sich in Maribor nieder, sein Sohn folgte ihm nach einem, seine Frau nach zwei Jahren.
Seine Ankunft in Maribor stellt den Beginn eines neuen Lebensabschnittes dar, der weniger bewegt war als der vorherige, obwohl Trstenjak noch immer viel reiste. Seinen künstlerischen Zenit hatte er während seiner Prager Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erreicht. In der Nachkriegszeit, besonders nach seiner Ankunft in Maribor, zehrten die Erinnerung an die Ereignisse in Prag und nicht zuletzt seine schwächliche Gesundheit an seiner künstlerischen Kraft. Seine Kreativität war nicht stetig, es entstanden weiter auch gute Arbeiten. 1966 fand in der Kunstgalerie in Maribor eine große Retrospektive seiner Arbeiten statt, wodurch er wieder ins Blickfeld gerückt wurde. Er einst so gesellige Trstenjak zog sich in Maribor immer mehr in sich zurück. Er pflegte nur noch mit seinen engsten Freunden Umgang, die retrospektive bot ihm jedoch eine willkommene Abwechslung. Gesundheitlich ging es ihm stetig schlechter. Er starb am 4. Dezember 1970 im Mariborer Krankenhaus. Begraben wurde er auf dem Friedhof von Ljutomer. An diesem Tag trug die Prlekija Trauer.
2 Das Werk
Während seiner Studienzeit in Prag folgte man dort den zeitgenössischen europäischen Strömungen der bildenden Kunst. Auch der junge Trstenjak kam mit diesen Strömungen in Berührung. Nach seiner Ankunft in Prag 1920 malte er zunächst im Stile der slowenischen Impressionisten. Danach begeisterte er sich für den Expressionismus, der in seinen Arbeiten noch einige Zeit zu bemerken ist (solche wurden auch 1922 und 1923 in Maribor gezeigt) und für die Landschaftsmalerei. Schon während seines Studiums beschäftigte er sich stark mit Thema Licht und Schatten, was ihn ein ganzes Leben lang beschäftigte. Interessanter Weise finden sich Einflüsse dieser Prager Umgebung wieder in Werken, die nach 1960 entstanden, wie in den Reminiszenzen an Max Švabinský und in der roten und hellrosa Farbperiode.
Die französische Malerei bzw. Paris stellt den zweiten bestimmenden Einfluss dar. Die Hauptstadt der bildenden Kunst und die Landschaft der Bretagne waren für den jungen Künstler ein großes Erlebnis. Die guten Pariser Kritiken auf seine Ausstellungen im Jahr 1925 ermutigten ihn dazu, diesen Weg weiter zu beschreiten.
Sein Aufenthalt in Paris (1924-1925) führte zu einem Bruch mit seinem bisherigen Malstil. Er gab die impressionistische Malweise auf, seine Farben wurden dunkler und er zeichnete mit dem Pinsel – Arabesken. Sein vehementer Gebrauch des Pinsels erinnerte an Vlaminck, Derein und Matisse. Auch die dunklen Farben Vlamincks übernahm er (am offensichtlichsten 1927), gab sie jedoch später wieder auf, da sie seinem Naturell nicht entsprachen. 1927 war Trstenjak in Paris ein angesehener Künstler, der im Salon d´autumne als eingetragenes Mitglied ausstellte. In dieser Zeit entstanden Bilder, welche die Atmosphäre der Pariser Stadtviertel meisterhaft widerspiegeln. Bestimmte Farben und Farbabstufungen in den einzelnen Phasen von Trstenjaks Entwicklung stellen eine wichtige Komponente seines Werkes dar. Für die dritte Pariser Phase zum Beispiel (1934) sind kühle, metallgraue Farben typisch. Auf den Bildern, die in den Karpaten entstanden (1932, 1938), begegnen wir einem besonderen Grünton, den es sonst in keinem seiner Bilder gibt. Nach seiner Rückkehr nach Maribor tauchte um das Jahr 1954 ein rotbrauner Ton auf, den er noch einige Jahre verwendete. Dies sind seine besten Arbeiten der Mariborer Zeit.
Obwohl Trstenjak beinahe alle Maltechniken verwendete, lag ihm die Aquarellmalerei am besten. Er zählt zu den bemerkenswertesten slowenischen Aquarellisten bi zum Zweiten Weltkrieg. Formal schloss er sich der realistischen Aquarellmalerei der älteren Generation an (Brüder Šubic, Ferdo Vesel, Ivana Kobilica), doch entwickelte er diesen Stil weiter und ergänzte ihn mit Elementen der bedeutendsten Strömungen europäischer Malerei der Zwischenkriegszeit.
Für seine Aquarelle aber auch für seine Ölbilder wählte er meist Landschaften am Fluss, am Meer oder Stadtansichten. Viele Bilder seines Opus zeigen Landschaften an der Adria. Diese Themen boten ihm die Gelegenheit seine Sensibilität für die Harmonie der Farben und für die lyrische Stimmungen darzustellen. Aber auch in Blumenstillleben kam die Kraft seines Talents zum Ausdruck.
Seine Lieblingsmotive waren „poetische“ Bilder der heimischen Prlekija, wo sich die Pannonische Ebene vom Osten und die sanfte Hügellandschaft, die Windischen Büheln vom Westen begegnen. Ständig kehrte er zu dieser Urquelle seiner Inspiration zurück. Dieser Gegend entnahm er seine künstlerische Kraft. Eine vibrierende Emotionalität prägt diese Arbeiten.
Trstenjaks Verbundenheit mit der Natur war eine intime und instinktive. Er beobachtete wie sich die ihre Stimmungen veränderten. Ihn faszinierten Farben, und als Mensch der Natur, als Maler des Berührungspunktes zwischen Mensch und Natur, war er von einer Rationalität des Malens weit entfernt. Programme und Formeln interessierten ihn nicht. Von dieser Distanz aus wählte er seinen eigenen Weg und akzeptierte aus seiner künstlerischen Umgebung nur, was seinem Temperament entsprach. Seine über 2000 Arbeiten sind mühelos als die seinen erkennbar, auch ohne Signatur.
Trstenjaks Entwicklung beschreibt von einer anfänglichengenrehaften Bindung und Strenge der Komposition einen Bogen bis zu freieren koloristischen Lösungen, zu einer immer reichhaltigeren und edleren Farbpalette. Als poetischer Realist ging Trstenjak als erster im nördlichen Slowenien über den bis dahin vorherrschenden „harten“ Realismus hinaus, wie er von Roman Fekonja, Jožef Ajlec, France Košar und Ivan Žabot vertreten wurde. Einen besonderen Teil seines Gesamtwerkes stellen Zeichnungen und Gemälde der Trachten der Lausitzer Sorben dar, einer slawischen Volksenklave in Deutschland. Er zeichnete in den Jahren 1928 und 1929 im Lausitzer Land vor allem Frauentrachten. Daneben entstanden aber auch andere Motive. Somit schuf er ein bedeutendes volkskundliches künstlerisches Werk. Nach Aufzeichnungen der sorbischen Frauen und Mädchen bzw. ihrer Trachten aus dieser Zeit malte er noch viele Jahre später.
Trstenjak malte auch viele Porträts, die meisten auf Bestellung. Unter ihnen finden sich Werke, die wohl zu den besten Arbeiten der slowenischen Porträtkunst zählen.
Ante Trstenjak ist ein bedeutender slowenischer Maler, was besonders für die Zwischenkriegszeit, die Zeit in der er seinen künstlerischen Höhepunkt erreichte, gilt. Er lebte jedoch nicht nur für die Kunst, sondern auch für sein Volk. Ausdauernd und mutig zählte er zu jenen Talenten, die schon in ihrer frühen Jugend von Dingen träumten, die sie nicht benennen konnten, die in sich eine eigene Welt trugen und sich dieser Welt hartnäckig annäherten, indem sie Hindernisse und das Unbekannte der Fremde überwanden, bis sie schließlich ihr Ziel erreichten.
3 Literatur
- Maja Vetrih: Ante Trstenjak, akademski slikar – življenje in delo, Pomurska založba, Maribor 1998,(Zbirka Monumenta Pannonica), Ljubljana ISBN 86-7195-245-2, Seite 103–105.
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5 Init-Quelle
Entnommen aus der:
Erster Autor: 88.73.217.30 angelegt am 18.08.2009 um 14:53,
Alle Autoren: Tröte, WIKImaniac, Borussia 73 Tiem Borussia 73, Rita2008, Andim, Kmhkmh, Drahreg01, Pittimann, Succu, 88.73.217.30
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