Ägyptologie an deutschen Hochschulen
Ägyptologie ist oder war an einigen deutschen Hochschulen als Fach vertreten.
Inhaltsverzeichnis
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1 Entwicklung
1.1 Entfaltung vor dem Ersten Weltkrieg
1842 erhält Carl Richard Lepsius in Berlin den ersten Lehrstuhl an einer deutschen Hochschule für Ägyptologie. Lepsius wird dabei von Christian Karl Josias von Bunsen und Friedrich Wilhelm IV. unterstützt.
1868 wird für Heinrich Brugsch in Göttingen ein weiterer Lehrstuhl geschaffen. Lepsius hatte Brugsch die Teilnahme an seinen Lehrveranstaltungen verweigert. Brugsch wurde aber von Humboldt unterstützt und konnte sich in Paris seine Kenntnisse aneignen. Dümichen, der schon in Berlin bei Lepsius studiert hat, kommt nach Göttingen. Eisenlohr kommt aus Heidelberg nach Göttingen zu Brugsch.
1870 Ebers, der sein Studium bei Lepsius abgeschlossen hat, geht nach Jena.
1872 Dümichen hat sein Studium bei Brugsch in Göttingen abgeschlossen und geht nach Straßburg. Eisenlohr dürfte auch wieder nach Heidelberg zurückgekehrt sein.
1875 Ebers erhält einen Lehrstuhl in Leipzig. Wiedemann und Erman nehmen bei Ebers ihr Studium auf. Beide wechseln rasch nach Berlin zu Lepsius.
1877 Brugsch beendet seine Tätigkeit in Göttingen.
1881 Erman hat sein Studium bei Lepsius beendet und beginnt in Berlin zu unterrichten. Steindorff ist sein erster Schüler.
1882 Wiedemann kommt nach Bonn.
1883 Wiedemann schließt sein Studium in Bonn ab. Pietschmann kommt nach Berlin zu Lepsius.
1884 Lepsius beendet seine Tätigkeit in Berlin. Erman wird sein Nachfolger. Pietschmann wechselt nach Leipzig zu Ebers.
1889 Ebers beendet seine Tätigkeit in Leipzig.
1891 Wiedemann erhält einen Lehrstuhl in Bonn.
1892 von Bissing beginnt sein Studium bei Wiedemann in Bonn. James Henry Breasted kommt aus den USA zu Erman nach Berlin.
1893 Reisner kommt aus den USA nach Europa. Zuerst studiert er in Paris, später bei Sethe in Berlin. Steindorff übernimmt die Ebers-Nachfolge in Leipzig.
1894 Spiegelberg beendet sein Studium bei Dümichen in Straßburg. Dümichen stirbt. Breasted kehrt in die USA zurück.
1895 Sethe beginnt sein Studium bei Erman in Berlin.
1896 Reisner kehrt in die USA zurück. Von Bissing kommt von Bonn nach Berlin zu Erman und schließt sein Studium ab.
1897 Lythgoe kommt aus den USA nach Bonn zu Wiedemann.
1899 Spiegelberg übernimmt den Lehrstuhl in Straßburg. Lythgoe kehrt in die USA zurück.
1900 Sethe schließt sein Studium bei Erman ab und geht nach Göttingen, wo er den Lehrstuhl übernimmt.
1902 Gardiner kommt aus Oxford nach Berlin zu Erman. Er beteiligt sich an der Herstellung des Berliner Wörterbuchs.
1.2 Zwischenkriegszeit
Nach dem Ersten Weltkrieg geht der Straßburger Lehrstuhl an Frankreich verloren.
Der Leipziger Lehrstuhlinhaber Steindorff wird wegen seiner Religionszugehörigkeit von Wolf verdrängt und wandert in die USA aus.
Der Heidelberger Lehrstuhlinhaber Ranke wird wegen seiner jüdischen Ehefrau emeritiert, wandert ebenfalls in die USA aus, kehrt aber nach dem Krieg wieder nach Heidelberg zurück.
Der Göttinger Lehrstuhlinhaber Kees wird wegen seiner Nähe zur NSDAP nach dem Krieg seiner Ämter enthoben.
Als nach dem Krieg bekannt wird, dass sich Wolf in den Westen abgesetzt hat und dort an der Gründung des Münsteraner Instituts beteiligt ist, erhält Siegfried Morenz den Leipziger Lehrstuhl.
1.3 Seit dem Zweiten Weltkrieg
Nach einer anfänglichen expansiven Entwicklung mit der Gründung neuer Institute wird nun bereits in Hamburg das erste Institut wieder aufgelöst.
2 Institute
2.1 Leipzig
seit 1830/1870:
- Gustav Seyffarth (1830 bis 1854) lehrt noch als Dozent für Archäologie.
Mit seiner zu Champollion konkurrierenden Entzifferung der Hieroglyphen versucht Seyffarth in Deutschland die Ägyptologie zu begründen. Seine Erwerbungen bilden den Grundstock des Museums. Dieses mit dem Institut unmittelbar verbundene Museum prägt das Institut bis heute. Nur einem Schüler Seyffarths gelingt es eine Universitätsstellung zu bekommen, Uhlemann in Göttingen.
- Georg Ebers (1870 bis 1889).
Mit ihm wird offiziell der Lehrstuhl eingerichtet. Ebers setzt als Schüler Lepsius' nicht das Seyffarthsche System fort.
- Georg Steindorff (1893 bis 1934).
Unter Steindorff wird das Museum aufgebaut. Das Institut trägt noch heute seinen Namen.
- Walther Wolf (1934 bis 1939).
- Siegfried Morenz (1952 bis 1961).
Spätestens mit Siegfried Morenz wird die Zusammenarbeit mit den Religionswissenschaftlern enger.
- Elke Blumenthal (seit 1986).
- Hans-Werner Fischer-Elfert (seit 1999).
website: [1]
2.2 Göttingen
seit 1854:[1]
- Maximilian Adolph Uhlemann (1854 bis 1862) lehrt als Privatdozent.
- Heinrich Brugsch (1867 bis 1877). Mit ihm wird der Lehrstuhl offiziell eingerichtet.
- Richard Pietschmann (1899)
- Kurt Sethe (1900 bis 1923).
- Hermann Kees (1924 bis 1945/1952)
- Eberhard Otto (1945 bis 1950), kommissarisch für den von seinen Ämtern enthobenen Kees.
- Joachim Spiegel (1950 bis 1952), weiterhin kommissarisch.
- Siegfried Schott (1952 bis 1966).
- Wolfhart Westendorf (1967 bis 1989).
- Friedrich Junge (1980 bis 2006).
- Heike Behlmer (seit 2006)
Koptologie ist als eigener Bereich vorhanden.
2.3 Berlin
seit 1842 (an der Humboldt Universität):
- Carl Richard Lepsius (1842 bis 1884).
Er erhält den ersten offiziellen Lehrstuhl für Ägyptologie in Deutschland.
- Adolf Erman (1884 bis 1923).
Erman begründet die Berliner Schule. Sie zeichnet sich durch starke philologische Konzentration aus. Ergebnis ist das Berliner Wörterbuch. Allerdings muss sie sich besonders von den britischen und amerikanischen Ägyptologen die Kritik gefallen lassen, sie wäre eine reine Schreibtisch-Ägyptologie, deren Vertreter nie ägyptischen Boden betreten hätten. Auch Edouard Naville setzt sich von ihnen ab.
- Kurt Sethe (1923 bis 1934).
- Hermann Grapow (1928/37 bis 1967).
Grapow übersteht beide Diktaturen und vollendet das Berliner Wörterbuch.
- Fritz Hintze (etwa 1967 bis 1984)
- Erika Endesfelder (1984 bis 2001).
- Steffen Wenig (1984 bis 1999).
- Frank Kammerzell (seit 2003)
Meroitistik ist als eigener Bereich vorhanden. Das Ägyptische Museum in Berlin ermöglicht zwar eine direkte Arbeit an Originalen, ist aber unabhängig vom Universitätsinstitut.
website: [2]
2.4 München
seit 1866:
- Franz Joseph Lauth (1866 bis 1882)
- Friedrich Wilhelm von Bissing (1906 bis 1922).
- Wilhelm Spiegelberg (1923 bis 1930)
- Alexander Scharff (1932 bis 1950).
- Hanns Stock (1951 bis 1966).
- Günter Burkard (1995 bis 2009).
- Louise Gerstermann (Vertretung seit 2009)
Seit Spiegelberg ist die Demotistik stark vertreten. Die Koptologie ist ebenfalls als eigener Bereich vorhanden. Das Staatliches Museum Ägyptischer Kunst ist unabhängig vom Institut.
website: [3]
2.5 Heidelberg
seit 1872:
- August Eisenlohr (1872 bis 1885/1902)
- Hermann Ranke (1910 bis 1937 und 1945 bis 1953)
- Eberhard Otto (1955 bis 1974)
- Jan Assmann (1976 bis 2003)
- Joachim Friedrich Quack (seit 2005)
website: [4]
2.6 Bonn
seit 1882/1891:
- Alfred Wiedemann (1882/1891 bis 1928)
- Elmar Edel (1955 bis 1997)
- Ludwig D. Morenz (seit 2009)
website: [5]
2.7 Straßburg
1871 bis 1919:
- Johannes Dümichen (1871 bis 1894).
- Wilhelm Spiegelberg (1899 bis 1919).
website des jetzt französischen Instituts: [6]
2.8 Königsberg
- Walter Wreszinski (1909 bis 1934).
2.9 Hamburg
seit 1950:
- Eberhard Otto (1950 bis 1955)
- Wolfgang Helck (1956 bis 1979)
- Hartwig Altenmüller (1979 bis 2003)
- Dieter Kurth (seit 1981)
Seit 2005/2006 wird kein Student mehr aufgenommen, das Institut wird abgewickelt.
website: [7]
2.10 Berlin
- Gerhard Fecht (etwa 1969 bis 1989)
- Jürgen Osing (etwa 1990 bis 2008)
- Jochem Kahl (seit 2008)
website: [8]
2.11 Tübingen
seit 1956:
- Hellmut Brunner (1956 bis 1978)
- Ingrid Gamer-Wallert (seit 1968)
- Christian Leitz (seit 2004)
website: [9]
2.12 Würzburg
- Erich Lüddeckens (o. Prof. 1964 bis 1981)
- Karl-Theodor Zauzich (o. Prof. 1981 bis 2004)
- Horst Beinlich (ao. Prof. seit 1986)
website: [10]
2.13 Münster
seit 1959:
- Walther Wolf (1959 bis 1969)
- Jürgen von Beckerath (1970 bis 1985)
- Erhart Graefe
- Angelika Lohwasser
Koptologie ist als eigener Bereich vorhanden.
- Martin Krause
- Stephen Emmel
website: [11]
2.14 Marburg
seit Anfang 1970er:
- Helmut Jacobsohn (Anfang 1970er)
- Ursula Kaplony-Heckel (1973 bis 1989)
- Heinz Josef Thissen (1990 bis 1992)
- Günter Burkard (1992 bis 1995)
- Ursula Verhoeven-van Elsbergen (Vertretung 1995 bis 1997)
- Waltraud Guglielmi (Vertretung 1997 bis 2000)
- (vakant 2000 bis 2003)
- Rainer Hannig (seit 2003)
website: [12]
2.15 Mainz
- Rolf Gundlach
- Ursula Verhoeven-van Elsbergen (seit 1998)
website: [13]
2.16 Trier
- Sven P. Vleeming (seit 1996)
website: [14]
2.17 Köln
website: [15]
3 Tochterfächer
Sehr rasch haben sich innerhalb der Ägyptologie Spezialgebiete herausgebildet.
besonders an den Instituten München, Würzburg und Marburg.
besonders in Berlin.
besonders an den Instituten Göttingen, München und Münster.
besonders an den Instituten Würzburg, Tübingen und Trier.
4 Siehe auch
5 Literatur
- Bierbrier, M. L., Warren, R. Dawson, Eric P. Uphill: Who is Who in Egyptology, London 1995.
- Breasted, Charles: Vom Tal der Könige zu den Toren Babylons, Stuttgart 1950.
- Brugsch, Heinrich: Die Ägyptologie, Leipzig 1891.
- Brugsch, Heinrich: Mein Leben und mein Wandern, 1894.
- Dawson and Uphill: Who is Who in Egyptology, London 1972 Second Edition.
- Ebers, Georg: Richard Lepsius, Lebensbild, Leipzig 1885 oder Osnabrück 1969.
- Ebers, Georg: Die Geschichte meines Lebens, 1893.
- Erman, Adolf: Mein Werden und Wirken, Leipzig 1929.
- Erman, Adolf: Die Zukunft der Ägyptologie. In: Deutsche Allgemeine Zeitung, Sonntagsbeilage, 6. November 1927
- Gertzen, Thomas L.: Ägyptologie zwischen Archäologie und Sprachwissenschaft. In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde, Band 136, Heft 2, 2009
- Gertzen, Thomas L.: Henri Édouard Naville (1844-1926). In: Kemet Heft 4, 2006 S. 70f
- Grapow, Hermann: Meine Begegnung mit einigen Ägyptologen, 1973
- Helck, Wolfgang: Ägyptologie an Deutschen Universitäten, Wiesbaden 1969
- Hornung, Erik: Einführung in die Ägyptologie, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2008 ISBN 978-3-534-21647-5.
- Schipper, B. U.: Ägyptologie als Wissenschaft. Adolf Erman (1854-1937) in seiner Zeit, Berlin 2006
- Sethe, Kurt: Die Ägyptologie.
- Sledzianowski, B.: Ägyptologie zwischen Positivismus und Nationalismus. In: Göttinger Miszellen Nr. 12, 1974
- Trümpener, H.-J.: Die Existensbedingungen einer Zwergwissenschaft. Eine Darstellung des Zusammenhangs von wissenschaftlichem Wandel und der Institutionalisierung einer Disziplin am Beispiel der Ägyptologie, Bielefeld 1981.
6 Einzelnachweise
7 Andere Lexika
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Erster Autor: 84.149.155.253 angelegt am 23.11.2009 um 17:31, weitere Autoren: Hochwürden, 24karamea, Muck, Ephraim33, Hurin Thalion, GDK, Nbv8, Gudrun Meyer, Lefanu, Asia Minor, Crazy1880, Heinte, Enzian44, NebMaatRe, Xenos, Tröte, Yardsrules, Udimu, Naunakhte, Antrios, Ignati
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