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WikiScanner
Der WikiScanner (Kurzform von Wikipedia Scanner) ist ein Software-Tool, das am 14. August 2007 von dem Informatikstudenten Virgil Griffith am California Institute of Technology (Cal Tech) veröffentlicht wurde. Es erlaubt jedem Nutzer, die IP-Adressen herauszufinden, die hinter anonymen Änderungen von Wikipedia-Artikeln stehen, und dabei festzustellen, ob diese IP-Adressen zu bestimmten Unternehmen und Organisationen gehören. Anlass seiner Erfindung waren die wiederholten, aber in der Regel schnell entdeckten, Änderungen in Wikipedia-Artikeln durch Firmen, Politiker und Organisationen zwecks Diffamierung oder Beschönigung.
Der WikiScanner für die deutschsprachige Wikipedia ging am 24. August 2007 online.
Technische Daten
Nach Virgil Griffiths FAQ enthält die Datenbank des Tools 34.417.493 anonyme Edits vom Zeitraum 7. Februar 2002 bis 4. August 2007. Die Datenbank wurde aus dem öffentlich zugänglichen Wikipedia-Datenbank-Dump (der einmal pro Monat veröffentlicht wird) erstellt. Griffith gibt an, die ip2location-Datenbank zu verwenden, die 2.668.095 verschiedene Organisationen enthält, die sein Tool verwendet, um die IP-Adressen mit Organisationsnamen zu verknüpfen. Innerhalb dieser Datenbank gab es 187.529 verschiedene Organisationen, die einen oder mehr anonyme Wikipedia-Edits verzeichneten.
Kritik
Auch nach der Ermittlung des Besitzers einer IP-Adresse ist zu klären, ob eine Änderung überhaupt „im Sinne“ oder „im Auftrag“ eines Unternehmens bzw. Organisation durchgeführt wurde, oder ein unautorisiertes Handeln eines Mitarbeiters darstellt, ggf. sogar in schädlicher Absicht.
Andererseits kann der WikiScanner Fälle von bewusster Manipulation durch Firmen oder Organisationen auch nicht zuverlässig offenlegen, wenn die Herkunft eines Artikels durch die Nutzung eines öffentlichen IP-Bereiches oder durch die Erstellung und Nutzung eines Benutzernamens verheimlicht wird.
Rezeption
Die US-Zeitschrift Wired richtete am 13. August 2007 einen Blog ein,[1] in dem auch unangemeldete Benutzer alle Änderungen in Wikipedia publizieren können, die das zentrale Wikipedia-Prinzip des neutralen Standpunkts verletzt haben. Die bislang spektakulärsten Manipulationen betrafen anonyme Beschönigungen durch Mitarbeiter von CIA, Vatikan, Exxon Mobil, Wahlmaschinen-Hersteller Diebold, Microsoft, AstraZeneca und viele andere mehr. Zugleich können auch Nutzer durch Anklicken einer Meldung bzw. von dessen Richtungspfeilen die Bedeutung eines Eintrags bewerten.[2]
Wikipedia-Mitbegründer Jimmy Wales äußerte sich enthusiastisch zum WikiScanner: „Er ist großartig. Ich liebe ihn… Er bietet ein zusätzliches Niveau an Transparenz über das, was in Wikipedia vor sich geht… [Der WikiScanner] verwendet Informationen, die wir für immer [oder: seit ewigen Zeiten] öffentlich zugänglich gemacht haben, in der Hoffnung, dass jemand so etwas wie das tun würde.“ [3]
Der Geschäftsführer Wikimedia Deutschland Arne Klempert distanzierte sich von einer pauschalen Abwertung der Qualität von anonymen Einträgen: „Eine Großzahl der anonymen Einträge ist produktiv und im Sinne des Projekts.“ [4]
Quellen
- ↑ „Vote On the Most Shameful Wikipedia Spin Jobs“, Wired, 13. August 2007
- ↑ „List of salacious edits“, Wired
- ↑ „New Tool Outs Would-Be Wikipedia Tricksters“, Technology News, 15. August 2007
„It's awesome – I love it… It brings an additional level of transparency to what's going on at Wikipedia…[WikiScanner] uses information we've been making publicly available forever, hoping someone would do something like this.“ - ↑ „Wenn Tony Blair zum Wodka greift“, dpa / Kurier, 17. August 2007
Weblinks
- „Bitte "Dr. Zetsche!" - Wie Firmenmitarbeiter Einträge bei Wikipedia ändern“, Die Zeit, 8. Mai 2008, von Christian Fuchs
- „Wer schreibt da in der Wikipedia?“ Heise Newsticker, 14. August 2007, von Torsten Kleinz
- „Jagd auf Manipulatoren“, Die Zeit, 16. August 2007
- „See Who's Editing Wikipedia – Diebold, the CIA, a Campaign“, Wired, 14. August 2007
- „List of salacious edits“, Wired („Liste von aufreizenden Einträgen“)
Vergleich zu Wikipedia