Zwölf Stämme (Glaubensgemeinschaft)
Als Gründer der Zwölf Stämme gilt der Amerikaner Elbert Eugene Spriggs, ein ehemaliger Pädagoge und Anhänger der Jesus-People-Bewegung, der in den frühen 1970er Jahren in Chattanooga (Tennessee) Jugendliche und junge Erwachsene in einer sogenannten Light Brigade um sich sammelte.[2] Die schnell wachsende Bewegung ging in den Folgejahren immer stärker in die Isolation. Die Zusammenarbeit mit den traditionellen christlichen Kirchen Chattanoogas wurde aufgekündigt. 1978 erwarb die Light Brigade in Island Pond, einem Dorf im Neuenglandstaat Vermont, ein eigenes Domizil und nannte sich fortan Northeast Kingdom Community Church. Eine erste polizeiliche Aktion gegen die Glaubensgemeinschaft, bei der 112 Kinder in staatliche Obhut genommen wurden, erfolgte 1984. Die Anklage, die auf Kindesmisshandlung und Missbrauch lautete, wurde allerdings kurze Zeit später wegen Mangel an Beweisen aufgehoben.
In den 1980er Jahren zog Spriggs nach Südfrankreich, wo er die Communauté de Sus (auch Tabitha’s Place genannt), den europäischen Zweig der Zwölf Stämme, gründete. Waren es 1990 nur 48 Personen, die bei den Behörden als Bewohner der Communauté gemeldet waren, so waren es nach drei Jahren schon mehr als doppelt so viele. 1994 entstand in Pennigbüttel bei Osterholz-Scharmbeck die erste deutsche Filiale dieser Bewegung. Dort hatte eines der Mitglieder ein größeres Anwesen geerbt und der Gemeinschaft als Wohnsitz geschenkt. Da die Eltern der Pennigbütteler Filiale es ablehnten, ihre Kinder in einer öffentlichen Schule unterrichten zu lassen, kam es zu einem ersten Konflikt mit den deutschen Behörden. In dessen Folge wurden Bußgelder und, nachdem diese nicht bezahlt worden waren, eine zweitägige Beugehaft verhängt. Diese behördlichen Maßnahmen konnten aber den Widerstand der Gemeinschaft, die ihre Kinder nach einem Home-Schooling-Programm unterrichteten, nicht brechen.
1995 wurde von Osterholz-Scharmbeck aus mit dem Aufbau einer weiteren Gemeinschaft im baden-württembergischen Dorf Stödtlen-Oberbronnen begonnen. 1998 lebten dort sieben Familien. Auch hier kam es wegen der Schulverweigerung zu Konflikten mit den zuständigen Behörden. 1997 verstarb in der Communauté de Sus ein 19 Monate alter Junge. Er war in Stödtlen-Oberbronnen geboren worden und von Geburt an schwer herzkrank. Die deutsche Justiz erhob gegen die Eltern den Vorwurf, sie hätten dem Kind keine ausreichende medizinische Versorgung zukommen lassen, und ordnete eine Untersuchungshaft an. Erst nach 18 Monaten wurden die Eltern im Herbst 1998 unter strengen Auflagen entlassen.
Im Jahr 2001 übersiedelten die Gemeinschaften in Pennigbüttel und Stödtlen nach Bayern. Sitz der Gemeinschaft wurde das Gut Klosterzimmern, das sie von der Wallersteiner Fürstenfamilie erworben hatte. Von diesem Stützpunkt aus entstanden in den Folgejahren weitere Filialen in Kalbe und in Wörnitz.
Quellen
- Der Spiegel vom 27. Januar 2014: Leben nach der Sekte: „Ich habe keine Wurzeln und keine Kraft zu fliegen“
- Focus vom 21. Mai 2012 über die Erziehung in der Sekte
- Eine Webseite der „Zwölf Stämme“
- Kritische Darstellung der „Zwölf Stämme“; (englisch)
- Perspektive eines Aussteigers (englisch)
- Alle haben weggeschaut, Focus 38/2014, 16. September 2013
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