Voce-System-Singing
Die Voce-System-Singing-Methode (VSS) wurde von dem Opernsänger, Gesangspädagogen und Fachbuchautor Hans-Josef Kasper entwickelt. Hierbei systematisiert Hans-Josef Kasper die einzelnen Bereiche Atmung, Stimmlippenfunktion, Resonanz und Passaggio. Die VSS-Methode geht insbesondere von der aktiven Ausatmung aus. Hier ist wohl zunächst der Grundunterschied zu den meisten anderen Gesangsschulen zu sehen, so zum Beispiel zur funktionalen Stimmbildung. Hans-Josef Kasper nutzt durch die aktive Ausatmung das physikalische Gesetz des Bernoulli-Effektes zur Begründung eines ökonomischen Stimmgebrauchs.
Inhaltsverzeichnis
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1 Ordnungssystem
Das von Hans-Josef Kasper entwickelte Ordnungssystem unterteilt sich in vier Bereiche, die zuerst einzeln erarbeitet werden und dann zusammengefasst optimiert funktionieren:
- Atmung
- Stimmlippenfunktion
- Resonanzausnutzung
- Passagio
1.1 1. Die Atmung
Der aus dem Flugzeugbau bekannte Bernoulli-Effekt, der auch Flugzeuge durch Ausnutzung von Unter- und Überdruck fliegen lässt, bewirkt, dass die Stimmlippen sich zum Stimmlippenschluss anziehen, wenn sie nur genügend angeblasen werden. Durch das Zusammenziehen der Stimmlippen durch den Luftstrom wird die Kehlmuskulatur entlastet. Ohne das Ausnutzen des Bernoulli-Effektes greift die Kehlmuskulatur ein, um den Stimmlippenschluß selbst herzustellen wodurch hyperfunktionale Ausweichmechanismen entstehen können. Die voce-system-singing-Methode nutzt durch aktive Ausatmung die Entlastung der Kehlmuskulatur.
Durch das aktive Anblasen der Stimmlippen und spezielle Atemanpassung an alle stimm- und resonanzfunktionalen Vorgaben, werden durch den Bernoulli-Effekt die Stimmlippen aneinander gesaugt. Der Stimmlippenschluss wird daher enorm verbessert, die Kehlmuskulatur dadurch entlastet und ökonomisches Singen wird so in allen Stimmlagen möglich. So fordern höhere Töne durch die straffer gespannten Stimmlippen eine höhere Atemleistung, so dass zur Höhe hin die Stimmlippen stärker angeblasen werden müssen. Hier entstehen bei vielen Sängern Probleme, die mit einer angepassten, trainierten Atmung nach der VSS-Methode vermieden werden sollen.
Durch die Entlastung der Kehlmuskulatur kann auch ein freies natürliches Vibrato entstehen. Wird der Stimmlippenschluss durch die Kehlmuskulatur hingegen erst hergestellt, weil ein ausreichender Atem fehlt, wird das Vibrato unfrei. Auf Dauer können anderenfalls auch Schädigungen eintreten, die an einem "ausgeleierten" Vibrato hörbar sein können.
Darüber hinaus bewirkt ein optimaler Stimmlippenschluss, dass nur der Atem die Stimmlippen passiert, der in Klang umgewandelt wird. Ein hauchiger überlüfteter Ton wird daher vermieden und die zur Verfügung stehende Atemluft reicht länger, so dass lange Gesangsphrasen gelingen können.
Die Gesangstechnik der VSS-Schule trainiert daher die Kraft und Kondition der aktiven Ausatmung mit speziellen separaten Atemübungen.
1.2 2. Die Stimmlippenfunktion
Im Bereich der Stimmlippenfunktion legt die VSS-Methode großen Wert auf eine einheitlich randstimmige Stimmführung bei allen Vokalen. Die Vollstimmfunktion soll so weit wie möglich vermieden werden. Der Vorteil ist eine in allen Registern und bei allen Vokalen einheitlich klingende Stimme. Zum anderen soll dadurch ein ökonomischer Stimmgebrauch ermöglicht werden. Ein randstimmiger Ansatz benötigt wegen geringerer Stimmlippenmasse weniger Atemleistung für die Höhe. Durch die Ansprache der Randstimmbereiche werden die oberen Resonanzen des Nasenrachenraums dominant angesprochen, die für eine umfangreiche Resonanzausnutzung und somit für einen möglichst obertonreichen, voluminösen Stimmklang erforderlich sind. Die Führung der Randstimme bereits im mittleren Register bewirkt einen kaum hörbaren Registerbruch, so dass ein einheitlicher Klang in allen Registern entsteht.
Diese randstimmige Singweise wird durch einen Vokalausgleich erreicht, der alle Vokale an den Randstimmvokalen "u" oder "o" orientiert. Der Vokal "a" hingegen spricht die Vollstimmfunktion an, die nach der VSS-Methode so weit wie möglich vermieden werden sollte. So wird dieser Vollstimmvokal "a" klanglich den Randstimmvokalen "u" und "o" angeglichen. Dies soll durch eine schmale Mundstellung erreicht werden, die zudem die Kehle absenkt. Während bei den Mittelstimmvokalen "i" und "e" bei einer hellen Singweise und breiten Mundstellung der Zungenrücken automatisch die Kehle mit hochzieht, werden auch diese Vokale an den Randstimmvokalen angeglichen und mit schmaler Mundstellung gesungen. Hierdurch wird die Kehle abgesenkt.
Auch durch einen weichen Stimmeinsatz wird die Randstimme angesprochen und muskuläre Unbalancen vermieden.
1.3 3. Die Resonanzausnutzung
Um eine optimale Resonanzausnutzung zu erhalten, ist es wichtig, die Nasenrachenraumresonanz zu öffnen und anzusprechen. Dies gelingt nur mit einer tiefen Kehlstellung, in Verbindung mit der Randstimmfunktion. Da die Kehle bei den meisten Menschen zum Singen zu hoch steht, zeigt die VSS-Methode zahlreiche Wege, um die Kehle zum Singen ideal abzusenken und damit alle Resonanzen zu öffnen und zu nutzen.
Durch die schmale Mundstellung wird der Zungenrücken und damit auch die Kehle abgesenkt. So werden die Wege in die Nasenrachenraumresonanz frei. Für eine optimale Resonanzausnutzung ist es auch erforderlich, dass dieser vergrößerte Resonanzbereich auch vom Atem ausreichend ausgefüllt wird. Denn ein geöffneter Resonanzraum muss vom Sänger auch mit Atemluft gefüllt werden. Nach der VSS-Methode ist daher die aktive Ausatmung für alle Gesangsbereiche die wesentliche Grundlage.
1.4 4. Der Passaggio
Zum umfangreichen Ausnutzen der Höhe, wird ein Wechsel von der Vollstimmfunktion in die Randstimme erforderlich (sog. Passaggio), was für Männerstimmen am problematischsten aufgrund der vollstimmigeren Beschaffenheit der Stimmlippen ist. Mit der VSS-Methode wird das Erreichen der Höhe auch für Männerstimmen vereinfacht, weil die Stimme schon aus der Tiefe randstimmiger geführt wird. Registerüberblendungen werden statt eines groben Registerwechsels so erst möglich. Der für viele Sänger problematische Wechsel in ein anderes Register wird vereinfacht, wenn die Stimme nahezu einregistrig, nämlich randstimmig geführt wird. Im Registerübergangsbereich wird der o-artige Klang nach der VSS-Methode daher noch weiter ausgebaut.
2 Fazit
Das Volumen einer Stimme entsteht nach der VSS-Methode nicht durch ein ausgebautes Vollstimmregister, sondern durch einen weitgehend randstimmigen Ansatz bereits in der Tiefe, der mit Atemluft verstärkt wird. Unter Ausnutzung des Bernoulli-Effektes und durch aktive Ausatmung wird die Stimmlippenmuskulatur entlastet und ein freier, oberklangreicher Ton entsteht. Das Problem des Registerwechsels wird durch randstimmige, nahezu einregistrige Singweise beseitigt.
3 Literatur
- Hans-Josef Kasper: Singen und Flugzeuge
- Hans-Josef Kasper: Sängerschulung: Körper-, Atem- und Stimmübungen
- Hans-Josef Kasper: Stimmphysiologie und Stimmpsychologie für Sänger
4 Weblinks
5 Init-Quelle
Entnommen aus der:
Erster Autor: RenilaK , Alle Autoren: Knoerz, Sa-se, Wizard Freedom Wizard, RenilaK, RenilaK/Baustelle
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