Unsichtbare Bande

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Die Sammlung von Erzählungen Unsichtbare Bande von Selma Lagerlöf [1858 bis 1940] ist im Jahre 1894 erschienen. Es werden vorwiegend Geschichten aus der schwedischen Provinz Varmland [heute: Varmlands lan] erzählt, welche im westlichen Teil Mittelschwedens ungefähr auf dem Breitengrad von Stockholm liegt. Die Erzählungen haben als Hintergrund eine bäuerliche Gesellschaft, welche nach klaren Gesetzen und Normen lebt. Die Menschen und deren Gefühlswelt werden mit grandioser Sprachkraft beschrieben. Unterschiedliche Charaktereigenschaften, soziale Bedingungen wie Beruf und Stand sowie - last not least - Liebe und Erschütterung führen zu Verstrickungen, die sich mit Notwendigkeit ergeben. Die Handlungen finden auf den Hintergrund der Landschaft von Varmland statt - z.B.:

"Auf einem der breiten, bewaldeten Berge lag ein dunkler Sumpfsee. Er war viereckig und hatte so gerade Ufer und so scharfe Winkel, als sei er von Menschen gegraben. Auf drei Seiten umschlossen ihn steile Felswände, an denen sich die Fichten mit armdicken Wurzeln anklammerten. Unten am Sumpfsee, wo die Rasenplagge nach und nach fortgespült worden war, guckten diese nackten und eigentümlich ineinander verschlungenen Wurzeln aus dem Wasser empor, einer unendlichen Menge Schlangen gleich, die auf einmal hatten aus dem See kriechen wollen, sich aber ineinander verwickelt hatten und so erstarrt waren."[1]

Der Sammelband enthält die Erzählungen:

  • Frau Fasta und Peter Nord
  • Die Legende vom Vogelnest
  • Das Steinmal
  • Die Vogelfreien
  • Reors Sage
  • Waldemar Atterdag brandschatzt Wisby
  • Mamsell Friederike
  • Der Roman einer Fischerfrau
  • Das Bild der Mutter
  • Ein entthronter König
  • Ein Weihnachtsgast
  • Onkel Ruben
  • Dunenkind
  • In den Kletterrosen

Als Beispiel sei die Erzählung "Die Vogelfreien" vorgestellt:

Ein grosgewachsener Bauer namens "Berg" und der junge Fischer "Tord" leben als Vogelfreie in der Moor- und Waldlandschaft Värmlands. Berg hatte einen Mönch erstochen, der ihn und seine Geliebte geschmäht hatte. Tord hatte einen Diebstahl auf sich genommen, den eigentlich sein Vater begangen hatte. Beide freunden sich an, doch nur Tord hält Verbindung zu einigen Dorfbewohnern, um Gegenstände der Zivilisation gegen erlegtes Wild zu tauschen. Es konnte so nicht ausbleiben, dass die Dorfbewohner ihn ständig zu überreden suchten, seinen Gefährten zu verraten, der ausschlieslich im Waldversteck blieb. Sehr gut dargestellt sind auch religiöses und - modern ausgedrückt - psychotisches Erleben - fast wie bei der Erzählung "Lenz" von Georg Büchner.

Textbeispiel:

"Der Fischer hielt es einen ganzen Tag aus, den Mörder aber trieb die unerträgliche Angst in das Freie, wo er seinen Feind sehen konnte. Da wurde er entdeckt und gehetzt, doch dies war ihm siebenmal lieber als das Stilliegen in ohnmächtiger Untätigkeit. Er floh vor seinen Jägern, er glitt Abhänge hinunter, sprang über Strome, kletterte lotrechte Bergwände hinauf. Alle in ihm liegende Kraft und seine ganze Geschicklichkeit machte sich unter dem Sporne der Gefahr geltend. Sein Körper wurde so elastisch wie eine Stahlfeder, der Fuß glitt nicht ab, die Hand ließ nicht los, Auge und Ohr waren doppelt so scharf wie gewöhnlich." [2]

Wie bereits angedeutet, die Erzählungen von Selma Lagerlof überraschen immer neu. Es ist ihre immense Sprachkraft, die Kenntnis sozialer Situationen, die Art und Weise wie sie einen Spannungsbogen aufbaut und hält. Dabei beschreibt sie viele Details der Personen, d.h. Charakter, Kleidung, Verhalten, und schafft es darüber hinaus, Dialoge lebendig zu gestalten. Der Titel des Sammelbandes bezieht sich vermutlich auf die unsichtbaren Beziehungen der Menschen untereinander - evtl. auch auf die Bindung zur Heimat mit Landschaft, Haus und Hof. Zusätzlich existiert bei diesen Erzählungen noch eine transzendente Ebene, die sowohl religiös als auch psychologisch deutbar ist. Selbst gleichgeschlechtliche Liebe wird nicht völlig ausgeklammert

1 Literatur

2 Einzelnachweise

  1. http://gutenberg.spiegel.de/buch/unsichtbare-bande-116/5
  2. http://gutenberg.spiegel.de/buch/unsichtbare-bande-116/5

3 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Unsichtbare Bande) vermutlich nicht.




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