Torpedostation

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Die Torpedostation ist die Keimzelle des Stützpunktes Flensburg-Mürwik. Die erhaltenen Gebäude der Torpedostation befindenen sich hauptsächlich im Bereich des heutigen Hafenviertels Sonwik. Wesentlicher Bestandteil der Torpedostation war die Torpedoschule der Kaiserlichen Marine.[1]

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1 Geschichte

1877 erhielt Alfred von Tirpitz vom Kaiser Wilhelm I. den Auftrag das Torpedoboot als Waffe für das Deutsches Kaiserreich zu entwickeln. Als die Kieler Förde sich als Übungsplatz zu klein zeigte, da das Abfeuern der Torpedos häufig durch querende Boote und Schiffe behindert wurde, verlagerte Tirpitz schrittweise immer mehr Militär nach Flensburg.[2][3] So diente die Flensburger Förde schon, bevor die Torpedostation errichetet wurde, als Übungsbereich des kaiserlichen Militärs. 1890 fand ein kombinierten Manöver des Deutsches Heeres und der Marine im Raum Sonderburg statt. Fast die gesamte Manöver- und Übungsflotte der Kaiserlichen Marine fand sich vor Holnis ein.[4] Um die Jahrhundertwende nutzte die SMS Blücher die Förde für Torpedo-Schießübungen.[5] Im Jahr 1900 wünschte sich das Kommando des SMS Blücher im Bereich Mürwik neu zu errichtende Wohnquartiere, Unterrichtsräume, Lehrsäle, eine Küche sowie eines Speiseraumes für die Torpedo-Ausbildung.[6][7] Tirpitz ließ schließlich Mürwik für die Torpedoverbände ausbauen.[8][9] In den Jahren 1901/1902 wurden dort am Fördehang zwei Kasernengebäude für die sogenannte Torpedostation errichtet, die als Torpedoschule dienten, und am 21. Oktober 1902 wurde die Marinestation eröffnet.[10][11] Kurz darauf, am 31. Oktober 1902 wurde die SMS Blücher dauerhaft an die Torpedoschule verlegt. [12][13] Nach und nach entstanden weitere Torpedostationsbauten,[14] die als Unterkunfts-, Schulungs- und Versorgungsgebäude benötigt wurden. Eine neu errichtete Kaianlage bot Platz für eine ganze Anzahl von Schiffen.[15]

Bis 1906 diente die Blücher der Schule als Torpedoschulschiff. Anschließend wurde sie zum Wohnhulk umgenutzt. Doch am 6. November kam es zu einer Kesselexplosion auf der Blücher, bei der 16 Menschen starben. Die Blücher wurde daraufhin endgültig außer Dienst gestellt.[16] Als Wohnhulk diente zweitweise außerdem auch die SMS König Wilhelm. Als Ersatz für die Blücher wurde am 14. Oktober 1906 die SMS Württemberg an die Torpedostation berufen.

Im Jahr 1909 wurde die Schiffsjungen-Division für die Ausbildung des Unteroffiziersnachwuchses von Kiel in neu errichtete Gebäude der Torpedostation verlegt.[17] In direkter Nachbarschaft der Torpedostation wurde 1910 die Marineschule Mürwik eröffnet. Im selben Jahr wurden die Gemeinden Fruerlund und Twedter Holz, in deren Gemeindegebiet sich die Torpedostation und die Marienschule befanden, nach Flensburg eingemeindet.[18] Im Jahre 1920 wurden Räumlichkeiten der Torpedoschule genutzt, um eine Marinenachrichtenschule einzurichten. Die Nachrichtenschule entstand somit ebenfalls beim heutigen Sonwik. Von 1925 bis 1934 wurden beide Schulen unter dem Namen Torpedo- und Nachrichtenschule zusammengelegt.[19][20] Von 1917 bis 1919 wurde bei der Torpedostation am Fördeufer das sogenannte Gebäude 4 auch Unterrichtsgebäude II, des Architekten Wilhelm Penners errichtet.[21] Dieser am Ende der Kaiserzeit begonnene Backsteinbau wurde in der Folgezeit zum Maßstab für den im Anschluss entstandenen Marinehafen, der zum Ende des 20. Jahrhunderts zur Marina Sonwik umgebaut wurde.[22]

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges gehören die erhaltenen Gebäude der Torpedostation zum Sonderbereich Mürwik. Nach dem Krieg wurden im Hautpgebäude der Torpedostation, der Tirpitz-Kaserne, Flüchtlinge untergebracht.[23]

2 Heutiger Zustand

Von der Torpedostation, die früher eines der beliebten Postkartenmotiv Mürwiks war,[24] blieben nur wenige Bauten erhalten. Die beiden Kasernengebäude, Tirpitz-Kaserne und Maaß-Kaserne, die früher als Unterkunftsgebäude für Fähnriche und Deckoffiziere gedient hatten, blieben bis heute stehen.[25] Das erste Gebäude wurde nach Alfred von Tirpitz benannt. Nach welchem Herrn Maass die zweite Kaserne benannt wurde ist unklar. Die Tirpitz-Kaserne dient heute als Marinestandortssanitätszentrum.[26] Insbesondere die Tirpitz-Kaserne die ursprünglich eine jagdschlossähnliche Gestalt besaß, verlor im Laufe der Zeit an Pracht. Der ursprüngliche markante Turm des Gebäudes blieb nur als ein kleines Türmchen erhalten. Die Fassade ist heute vollständig verputzt.[27][28] Eine gewisse Ähnlichkeit mit der ursprünglichen Gestalt zeigt teilweise die Sønderborg Kaserne, die daneben auch Ähnlichkeiten zur Marineschule Mürwik besitzt. Die Maaß-Kaserne, die zuvor als Funkschule und Sanitätsgebäude gedient hatte, wurde zu einem modernen Wohnhaus mit 15 Wohnungen umgebaut.[29]

Ebenfalls erhalten blieben die um 1910 gebaut Exerzierhalle,[30] die sich inmitten des Gebäudekomplexes der Nachrichtenschule befindet und einer militärischen Nutzung zur Verfügung steht. Das Funk- und Telegraphenhaus von 1902 befindet sich nahe dem Parkhof an der Swinemünder Straße.[31] Die Straße die zur Tirpitz-Kaserne führt trägt seit dem Jahr 1914 bis zum heutigen Tag den Namen „Torpedostraße“.[32] Die Torwache der Torpedostation blieb nicht erhalten. Erhalten blieb aber die benachbarte Torwache der Marineschule Mürwik, die eine leichte Ähnlichkeit zur nicht mehr existierenden Torwache besitzt.

3 Verschiedenes

  • Von 1895 bis 1905 wurden die Bewohner an der Förde, nach Schießübungen der Blücher, aufgefordert, gefundene bronzene Torpedos gegen eine Belohnung abzugeben.[33]
  • Die Hauptstraßenverbindung von der Flensburger Innenstadt nach Mürwik war um 1910 noch von so schlechter Qualität, dass die Marine ein Verkehrsboot der Torpedostation — den sogenannte „Grauen Esel“ — sowie den Dampfer „Wiking“ der Marineschule für den Personentransport einsetzte.[34][35][36]

4 Einzelnachweise

  1.  Gerrit Liebing Schlaber: Fra opland til bydele. Studieafdelingen ved Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig, Flensborg/Flensburg 2009, ISBN 978-87-89178-73-8, S. 142.
  2. Sonwik, Flensburg, Opus 61. Stuttgart/London 2007, S. 6
  3. Flensburger Tageblatt: Luftbildserie Teil II: Marineschule Mürwik: Der Boom in der "matschigen Bucht", vom: 17. Juli 2012; abgerufen am: 14. April 2015
  4. 100 Jahre Marineschule: Geschichte der Schule, vom: 11. August 2014; abgerufen am: 10. Juli 2016
  5. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 196.
  6. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 196.
  7. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Blücherstraße
  8. Sonwik, Flensburg, Opus 61. Stuttgart/London 2007, S. 6
  9. Flensburger Tageblatt: 100 Jahre Eingemeindung: Der graue Esel und des Kaisers Piste, vom: 6. Mai 2010; abgerufen am: 11 Juli 2016
  10. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, S. 405
  11. Schule für Strategische Aufklärung der Bundeswehr: Chronik der Kaserne. In: Streitkräftebasis. Bundeswehr. Abgerufen am 14. Dezember 2014. (PDF;334 kB)
  12. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 196.
  13. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Blücherstraße
  14. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 196.
  15. Flensburger Tageblatt: Luftbildserie Teil II: Marineschule Mürwik: Der Boom in der "matschigen Bucht", vom: 17. Juli 2012; abgerufen am: 14. April 2015
  16. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Blücherstraße
  17. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 196.
  18. Flensburger Tageblatt So kam die Marineschule in die Stadt (Teil II), vom: 11. August 2011; abgerufen am: 11 Juli 2016
  19. Schule für Strategische Aufklärung der Bundeswehr: Chronik der Kaserne. In: Streitkräftebasis. Bundeswehr. Abgerufen am 14. Dezember 2014. (PDF;334 kB)
  20. Vgl. Flensburger Tageblatt: 1284 bis 2009: Die Stadtchronik, vom: 1. Januar 2009; abgerufen am: 12. Januar 2015
  21. Von Wilhelm Penners stammten auch die Baupläne des Flensburger Finanzamtes und des Umbaus der Schokoladenfabrik in Munktorft 7 zu einem Arbeitsamt. Vgl. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Band 2, Flensburg, Seite 372 und 598
  22. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Band 2, Flensburg, Seite 552
  23. Flüchtlingslager Mürwik: Revierbaracke, Maschinenübungsgebäude; Lager Twedterholz; Tirpitz-Kaserne, abgerufen am: 11. Juli 2016
  24.  Gerrit Liebing Schlaber: Fra opland til bydele. Studieafdelingen ved Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig, Flensborg/Flensburg 2009, ISBN 978-87-89178-73-8, S. 142.
  25. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Band 2, Flensburg, Seite 544
  26. Flensburger Tageblatt: Luftbildserie Teil II: Marineschule Mürwik: Der Boom in der "matschigen Bucht", vom: 17. Juli 2012; abgerufen am: 14. April 2015
  27. Flensburger Tageblatt: Luftbildserie Teil II: Marineschule Mürwik: Der Boom in der "matschigen Bucht", vom: 17. Juli 2012; abgerufen am: 14. April 2015
  28. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Band 2, Flensburg, Seite 544
  29. Sonwik, Flensburg, Opus 61. Stuttgart/London 2007, S. 10 und 18
  30. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Band 2, Flensburg, Seite 544
  31. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Band 2, Flensburg, Seite 550
  32. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Torpedostraße
  33. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Torpedostraße
  34. Flensburger Tageblatt: 100 Jahre Eingemeindung: Der graue Esel und des Kaisers Piste, vom: 6. Mai 2010; abgerufen am: 11 Juli 2016
  35. Flensburger Tageblatt: So kam die Marineschule in die Stadt (Teil II), vom: 11. August 2011; abgerufen am: 11 Juli 2016
  36. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag: 100 Jahre Marineschule: So kam die Marineschule in die Stadt (Teil I), vom: 11. August 2010; abgerufen am: 11 Juli 2016

5 Weblinks

 Commons: Torpedostation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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