Prozess-Produkt-Didaktik
Die Prozess-Produkt-Didaktik ist eine schülerorientierte didaktische Konzeption, die 2000 von Christopher Wallbaum vorgestellt wurde. Ihr Ziel ist es, dass der Schüler im Unterricht eine ästhetische Erfahrung macht. Sie lässt sich in allen Unterrichtsfächern umsetzen, ist aber vor allem für künstlerischer Fächer wie Musik oder Bildende Kunst geeignet. (Dieser Artikel bezieht sich im Folgenden auf den Musikunterricht).
Inhaltsverzeichnis
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1 Vorgeschichte der Prozess-Produkt-Didaktik
Die Prozess-Produkt-Didaktik (PPD) basiert auf zwei vorangegangenen Konzepten: Der Produktorientierung (entspricht der Analyse klassischer Werke) und der Prozessorientierung (Ausführung von Musik in Form von Singen, Trommeln und ähnlichem). Nach Wallbaum sind beide nur bedingt für den Unterricht geeignet - die in der Produktorientierung analysierten klassischen Werke sind zu komplex um ästhetische Erfahrungen machen zu können; die Prozessorientierung ist für den Schüler zu orientierungslos, die ästhetische Erfahrung geht in der Hilflosigkeit der Reizüberflutung unter. Die PPD will dem Schüler, durch die Kombination dieser beiden Konzeptionen und die Orientierung auf ein ästhetisches Produkt (sowohl während des Prozesses als auch bei der Veröffentlichung), zu ästhetischer Praxis verhelfen.
2 Die drei zentralen Thesen der PPD
Wallbaum stellt drei zentrale Thesen auf, die die Validität der PPD beweisen:
- Die Durchführung der PPD im Musikunterricht ist empfehlenswert, da sich das Produzieren von Musik besonders für die PPD eignet.
- Produktionstechniken (z.B. die Instrumentierung, der Einsatz von Medien oder Formen des Zusammenspiels) werden aus der konkreten Situation des Unterrichts heraus entschieden. Dabei ist der kulturelle Hintergrund der Schüler Ausschlag gebend. Es wäre falsch, die Verwendung bestimmter Techniken als unbedingt notwendige Elemente des Unterrichts festzulegen oder umgekehrt irgendwelche Techniken im Vornherein auszuschließen. Die Techniken selbst sind also beliebig im obigen Sinne, müssen den Schülern aber bekannt und in ihrer Anwendung vertraut sein.
- Die ästhetische Qualität ist entscheident. Hiermit ist nicht gemeint, dass das Produkt "schön" ist. Die ästhtische Gelungenheit wird aus dem Produktionsprozess heraus beschlossen. Es ist somit zu jedem Zeitpunkt der Produkterstellung möglich, dass Produkt als "gelungen" und "fertig" zu bezeichnen. Eine Aufführung fast zwingend notwendig, da erst sie das wechselseitige Wirken im Sinne des [Ästhetische Erfahrung|Imaginativen/Kontemplativen/Korresponsiven] ermöglicht.
3 Lerneffekte durch die PPD
Die Lerneffekte der PPD lassen sich in zwei Gruppen unterteilen
- Allgemein - nicht auf die ästhetische Erfahrung abzielend:
- Kreativitätsentwiklung (Wecken, Befreien, Fördern und/oder Trainieren von Kreativität)
- Soziales Lernen (Soft Skills)
- Therapie (Abbau von Hemmungen, spielerisches und expressives Aus-Sich-Herausgehen)
- Speziell - auf die ästhetische Erfahrung zielend:
- Element-Lernen (Vermittlung musikalischer Techniken, sowie Satz- und Formenlehre)
- Konzept-Lernen (kulturspezifische Verhaltensmuster bzw. Regeln musikalisch ästhetischer Praxis, Schaffung der Grundlagen um Meisterwerke ästhetisch erfahren zu können)
- Eine musikalisch-ästhetische Erfahrung machen
4 Wechselwirkungen im Produktionsprozess
Das Subjekt (im konkreten Fall hier also der Schüler) stellt das Produkt her (Zuwendung). Dabei entscheidet er aus seinem eigenen kulturellen Kontext heraus (korresponsiv-imaginativ). Die Öffentlichkeit (z.B. die Zuhörer der Aufführung oder die Schulklasse) nehmen das Produkt wahr (kontemplativ-imaginativ) und geben dem Subjekt Feedback. Auch dieses ist Form ästhetischer Praxis bzw. Erfahrung und damit notwendig für die PPD. Sie ist somit bildungsrelevant!
5 Aufgabe des Lehrers
Er nimmt die Rolle des Lernbegleiters, Organisators und Kenners der Techniken ein. Im Idealfall handelt er nur auf Anfrage der Schüler.
6 Orientierungshilfen für den Unterricht
Wallbaum gibt, wie er es nennt, "Orientierungshilfen" für den Unterricht. Kurzgefasst lauten diese:
- Die Notwendigkeit ästhetischer Praxis ist damit begründbar, dass sie Lern- und Bildungsprozesse anregt und zu einer vernünftigen Lebenspraxis befähigt.
- Das Einrichten ästhetischer Erfahrungssituationen sowie das Thematisieren ästhetischer Praxis (als wahrnehmende Art der Weltzuwendung) erfordern die Orientierung der Produktionsprozesse an ästhetischen Produkten.
- Das Produzieren ästhetischer Produkte in der Schule ist möglich.
- Über die ästhetische Gelungenheit der schulischen Produkte wird lokal entschieden.
- Die Veröffentlichung eines ästhetischen Produkts kennzeichnet dessen ästhetische Qualität - im Unterschied zu einem Andenken.
- Musik ist eine ästhetische Praxis mit musikalischen Techniken und solchen Produkten, die ihre ästhetischen Attraktionen zu einem bedeutenden Teil „im Schall“, also zum „Hören“ artikulieren.
- Das Gelingen eines ästhetischen Produkts (sein ästhetisches Funktionieren in Bezug auf die Wahrnehmung) hängt nicht von der Verwendung bestimmter Stilmittel bzw. Produktionstechniken ab.
- Die Produktion musikalischer Produkte erfordert musikalisch-technisches Wissen und Können.
- Die konkrete Situation muss der Ausgangspunkt prozess-produkt-didaktikscher Praxis sein.
7 Literatur
- Christopher Wallbaum: Produktionsdidaktik im Musikunterricht, Perspektiven zu Gestaltung ästhetischer Erfahrungssituationen. Gustav Bosse Verlag Kassel 2000, ISBN 3-7649-2495-0 - online veröffentlicht: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-24736
8 Init-Quelle
Entnommen aus der:
Erster Autor: Holofurian angelegt am 25.06.2010 um 04:59,
Alle Autoren: Weissbier, Holofurian
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