Palestrina (Oper)
Die Oper Palestrina ist ein Werk des Komponisten Hans Pfitzner und entstand in den Jahren 1912 bis 1915. Sie wurde 1917 wurde im Münchner Prinzregententheater unter Bruno Walter uraufgeführt, gilt als „Musikalische Legende“ Pfitzners bedeutendstes Werk. Carl Dahlhaus dagegen bezeichnete z.B. im Jahr 1980 die Liedkomposition, "ohne daß der Anspruch der Oper ›Palestrina‹, als Hauptwerk zu figurieren, angefochten werden soll", als "Zentrum des Pfitznerschen Gesamtwerks."[1]
Das Werk wurde zu einem Welterfolg der bis heute einen festen Platz im Repertoire aller Opernhäuser einnimmt. [2] Im Mittelpunkt der Oper steht das in die Renaissancezeit übertragene Spannungsverhältnis zwischen der Autonomie des Kunstwerks und Künstlers einerseits und den Forderungen der Gesellschaft andererseits. Giovanni Pierluigi da Palestrina soll eine Messe komponieren, um verfeindete Parteien des Klerus zu versöhnen. Da er ablehnt, muss er mit Verfolgung durch die Inquisitionsbehörde rechnen und denkt über Selbstmord nach. In völliger Vereinsamung erlebt er eine plötzliche Inspiration und schreibt das Werk – nicht mehr wegen des Auftrags, sondern um seiner selbst willen. Dem von ihm selbst verfassten Libretto stellt Pfitzner eine, im Gegensatz zu den seinen musiktheoretischen Schriften formulierten fortschsfeindlichen und antimodernistischen Äußerungen eine sich zum Fortschritt in Kunst und Gesellschaft bekennende Textpassage aus Arthur Schopenhauers Parerga und Paralipomena voraus:
- Jenem rein intellektuellen Leben des Einzelnen entspricht ein ebensolches des Ganzen der Menschheit, deren reales Leben ja ebenfalls im Willen liegt. Dieses rein intellektuelle Leben der Menschheit besteht in ihrer fortschreitenden Erkenntnis mittels der Wissenschaften, und in der Vervollkommnung der Künste, welche beide, Menschenalter und Jahrhunderte hindurch, sich langsam fortsetzen, und zu denen ihren Betrag liefernd, die einzelnen Geschlechter vorübereilen ...
In dem auch von ihm selber als der Höhepunkt seines musikalischen Schaffens bezeichneten [3] Palestrina bedient sich Pfitzner einer werkumgreifenden Leitmotivtechnik. Die Harmonik ist meist nicht chromatisch sondern diatonisch mit teilweise modalen Zügen mit häufig auftretenden Quart- und Quintverbindungen (Siehe Notenbeispiel 3). Insgesamt entsteht eine der Handlung entsprechende mittelalterlich, archaisierende Stimmung.
Arthur Honegger schreibt 1955 trotz mancher Kritik an einem allzu polyphonen und bewegten Orchestersatz und teilweise überlangen Proportionen in seinem Aufsatz über Pfitzners Palestrina:
- "Musikalisch ist das Werk mit einer Überlegenheit gestaltet, die Respekt erscheischt. [...] Die Leitmotive sind klar geformt und ermöglichen es, ihnen leicht zu folgen, ..." [4]
1 Einzelnachweise
- ↑ Carl Dahlhaus: Die Musik des 19. Jahrhunderts, Band V, Laaber-Verlag, Wiesbaden, 1980, S. 286
- ↑ Baumgartner: S. 102
- ↑ MGG, S. 1171
- ↑ Arthur Honegger: "Palestrina" in Arthur Honneger: Beruf und Handwerk des Komponisten - Illusionslose Gespräche, Kritiken, Aufsätze, Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig, 1980, S. 55
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