Objektive Theorien-Suche
Bei der Objektiven Theorien-Suche (Abkürzung: OTS, engl. Objective Theory-Search) handelt es sich um einen Fake der Studienprogrammleitung Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien, um die Recherchefähigkeit ihrer Studenten zu prüfen. Dabei hat selbige den Wikipedia-Artikel im Zuge einer Übungsaufgabe online gestellt. Sie konnte somit im Nachhinein feststellen, wieviele Studenten der Lektüre der Fachliteratur aus dem Weg gehen und somit nicht zitierwürdige Quellen wie Wikipedia in ihre Recherche und Studienarbeit einbinden. Die Studenten wurden in der Vorlesung am 30. November 2009 über den Fake unterrichtet.
Inhaltsverzeichnis
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1 Definition
Der Begriff soll eine wissenschaftliche Recherchemethode umschreiben, die danach trachtet, qualitative und quantitative Methoden der Medienforschung, im Sinne einer Triangulation zu vereinen. Entwickelt worden soll diese Methode der Theoriensuche als Resultat der Auseinandersetzung zwischen Vertretern der qualitativen und quantitativen Inhaltsanalyse von Harold D. Lasswell.
Oberste Prämisse der Objektiven Theorien-Suche sei es, bei der theoretischen Fundierung empirischer Arbeiten sowohl qualitativ als auch quantitativ entwickelte Theorien zu berücksichtigen, wobei die jeweiligen zugrundeliegenden Ergebnisse im Einklang zueinander stehen müssen. Ist dies nicht der Fall, so seien die betreffenden Theorien als Fundament empirischer Untersuchungen zu verwerfen. Ziel der Objektiven Theorien-Suche sei die Erhöhung der Validität.
2 Hintergrund
Die modernisierungsbedingte Zunahme an Zeitungen und die damit einhergehende beginnende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Printmedien führte zu Beginn des 20sten Jahrhunderts an der School of Journalism der Universität of Columbia zu einer vermehrten Auseinandersetzung mit Zeitungsinhalten. Methodisch bediente man sich zu dieser Zeit der quantitativen Inhaltsanalyse in Form reiner Frequenzanalysen. Der Zweite Weltkrieg führte schließlich zu einer intensiveren Verwendung quantitativer Inhaltsanalysen. So bewilligte etwa der US-Kongress die Finanzierung der „Experimental Division for the Study of War-Time-Communication“, einer Forschungseinheit die unter der Leitung von Harold D. Lasswell stand und die Aufgabe hatte Feindpropaganda inhaltsanalytisch zu untersuchen. In Folge gab auch das US-Justizministerium aus Gründen des Verfassungsschutzes Inhaltsanalysen von Zeitungen in Auftrag. In den 1940er Jahren begannen schließlich aus Gründen der Konkurrenzbeobachtung auch kommerzielle Auftraggeber Inhaltsanalysen durchführen zu lassen. Problematisch war vorerst allerdings, dass es noch keine vereinheitlichte Vorgehensweise bei Inhaltsanalysen gab. Diese erfolgte erst durch Bernard Berelson, der 1952 seine, in Fachkreisen bekannt gewordene Monographie zur Content Analysis veröffentlichte, in der er die Inhaltsanalyse als regelgeleitete, systematische, objektive und quantitative Analyse manifesten Inhaltes von Kommunikation bezeichnete. 1955 fand an der Universität von Illinois schließlich die Allerton-House-Konferenz statt, bei der erste Anzeichen von einem qualitativen Zugang zur Inhaltsanalyse zu erkennen waren. So wurde von Alexander George gefordert, neben reinen Frequenzanalysen auch Kontingenzanalysen zu etablieren und schließlich auch qualitative Verfahren zu entwickeln. Zehn Jahre später, 1966 fand die zweite bedeutende Konferenz, die Annenberg-School-Konferenz an der Universität von Pennsylvania statt. Eine der zentrale Forderungen war dabei, eine Zwischenposition im Streit zwischen qualitativen und quantitativem Methoden zu entwickeln. Ein einstimmiger Konsens konnte dabei nicht gefunden werden. Relevant und nachhaltig war bei dieser Konferenz jedoch der Vorschlag Lasswells, der mit seiner Methode der Objektiven Theorien-Suche primär nicht auf einen Forschungsaspekt bzw. auf die methodologische Umsetzung einer Untersuchung selbst, sondern auf die zugrundeliegenden Theorien abzielte. Die Objektivität ist der Überlegung folgend, in der theoretischen Fundierung und nicht in der methodologischen Umsetzung selbst zu finden. Ist nämlich die theoretische Basis einer Untersuchung durch qualitativ und quantitativ entwickelte Theorien abgesichert, so ist der darauf aufbauende empirische Aspekt zweitrangig und darüber hinaus durch Karl Poppers Falsifikationsprinzip jederzeit widerlegbar.
3 Literatur
- Berelson, Bernard: Content Analysis in Communication Research. Gleonca, III.: Free Press, 1952.
- George, Alexander: Quantitative and qualitative approaches to content analysis. In: Pool, 1959.
- Gerbner, George.: Toward „Cultural Indicators“. The Analysis of Mass Mediated Public Message System. 1969.
- Mayring, Philipp: Qualitative Inhaltsanalyse. Beltz, 2008.
4 Weblinks
- Früh, Werner. "Inhaltsanalyse", UVK, 2007.
- Krippendorff, Klaus. "Content Analysis - An Introduction to Its Methodology", Sage Publications, 2004.
5 Init-Quelle
Entnommen aus der:
Erster Autor: StefMu angelegt am 03.11.2009 um 17:53,
Alle Autoren: Jón, Telford, Okmijnuhb, Lutheraner, Lorielle, Powerboy1110, MerlBot, MerlBot/AutoQS, Der Wolf im Wald, Fentakyam, Koerpertraining, Dreaven3, TheRealPlextor, Kriddl, StefMu
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