Na’vi-Sprache

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Na'vi
Projektautor Paul Frommer
Jahr der Veröffentlichung 2005-2009
Sprecher 2 (nicht fließend)
Linguistische
Klassifikation

Die Na'vi Sprache wird von den Einwohnern des Planeten Pandora in den Filmen Avatar – Aufbruch nach Pandora, Avatar 2 und weiteren Folgen gesprochen. Sie wurde von dem Linguisten Paul Frommer für diesen Film erfunden. Na'vi sollte von den Darstellern aussprechbar sein, aber möglichst nicht einer menschlichen Sprache ähneln.

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1 Aussprache

Das Apostroph ' ist ein Stimmabsatz wie im Deutschen zwischen den zwei e des Wortes beeilen. Das y wird wie j gesprochen, und das ì ist ein kurzes [ɪ] wie in Mitte. Das w wird wie ein englisches w gesprochen, das v mehr wie ein deutsches w wie in Wasser.

Das z wird wie stimmhaftes s in Rose, und s wird stimmlos wie in Essen gesprochen.

Bei tx, kx, px wird der Anfangslaut mit viel Druck ausgesprochen, dann folgt eine kurze Pause und erst dann beginnt der Vokal mit einem Knacklaut. Das bedeutet, das x selber bezeichnet nur diese ejektive Aussprache, hat aber selber keinen Lautwert.

In manchen Fällen wird die Betonung durch einen Akzent über dem Vokal angezeigt (dies geht aber beim ä und beim ì nicht).

Konsonanten

Labial Alveolar Palatal Velar Glottal
Ejektiv px [pʼ] tx [tʼ]   kx [kʼ]  
Tenuis p [p] t [t]   k [k] [ʔ]
Affrikate   ts (c) [ts]      
Frikativ f [f]
v [v]
s [s]
z [z]
    h [h]
Nasal m [m] n [n]   ng (g) [ŋ]  
Liquida w [w] r [ɾ]
l [l]
y [j]  

Vokale

vorne zentral hinten
geschlossen i [i] u [u]
oder [ʊ]
ì [ɪ]
mittel e [ɛ] o [o]
offen ä [æ] a [a]

Außer den 7 Vokalen gibt es 4 Diphthonge: aw [aw]

, ew [εw]

, ay [aj]

, ey [εj]

.

Zu den Vokalen muss man auch die beiden Doppellaute rr und ll rechnen, die anstelle eines Vokals silbenbildend vorkommen.

2 Wichtige Ausdrücke

Hallo = kaltxì
Tschüss = kìyevame
Danke = irayo
Bitte = rutxe

3 Persönliche Fürwörter (Personalpronomen)

Pronomen Singular Dual Plural
ich/wir (excl.) oe moe ayoe
wir alle (incl.) - oeng ayoeng
du/ihr nga - aynga
er/sie/es po mefo ayfo

Singular ist die Einzahl, also oe=ich, nga=du, po=er/sie/es. Der Dual ist die Form für zwei, also moe=wir zwei, oeng=ich und du, mefo=sie beide. Der Plural steht für die Mehrzahl. Daneben soll es in Na'vi auch einen Trial (Grammatik) geben, der für 3 Dinge oder Lebewesen derselben Art verwendet wird. Bei wir unterscheidet man, ob der Angesprochene mit eingeschlossen ist (inklusiv, in der Tabelle: wir alle), oder ob er nicht mit gemeint ist (exklusiv, in der Tabelle: ich/wir).

Feierliche/höfliche Formen:

Ich = ohe, du = ngenga

Besitzanzeigende Formen:

Sie werden aus der Pronomen mit der Endung yä für den Genitiv gebildet, z.B.

  • mein = oeyä
  • dein = ngeyä (nicht *ngayä)
  • sein/ihr = peyä
  • unser = ayoeyä
  • euer = ayngayä
  • ihr = ayfoyä

4 Geschlecht (Genus)

  • Männliche Endung (Maskulinum) = -an
  • Weibliche Endung (Femininum) = -é (diese ist betont)

Beispiel:

  • tsmúkan = Bruder
  • tsmuké = Schwester

Das Pronomen der dritten Person (po) kann für er,sie,es verwendet werden. Nur wenn es betont werden soll, kann das Geschlecht mit einer zusätzlichen Endung angegeben werden:

  • Er = poan = po + an (männlich)
  • Sie = poé = po + é (weiblich)

5 Mehrzahl (Plural, Dual)

  • Vorsilbe me- wenn es sich um zwei handelt (Dual)
  • Vorsilbe ay- bei vielen (Plural)

Im Prinzip gibt es auch noch einen Trial wie bei den Personalpronomen als Dreizahl, die entsprechenden Affixe sind bisher aber noch nicht veröffentlicht worden.

Beispiel:

  • nari (Auge) -> menari (zwei Augen), aynari (viele Augen)
  • taronyu (Jäger) -> mesaronyu (zwei Jäger), aysaronyu (viele Jäger)

Bei Verwendung der Vorsilben ay- und me- ist zu beachten, dass sich der folgende Anfangslaut verändern kann. Dies nennt man Erweichung (Lenition), siehe nächster Abschnitt.

6 Erweichung (Lenisierung)

Wie oben gezeigt wurde, lautet das Präfix für den Plural ay-. Dieses bewirkt bei vielen Anfangskonsonanten eine Veränderung, die man Erweichung (auch Lenisierung oder Lenition) nennt. Im folgenden Beispiel ändert sich das t- zu s-:

tokx (Körper) -> Mehrzahl = aysokx oder sokx

In Wörtern, die auf diese Weise erweicht werden, kann die Mehrzahlkennzeichnung wegfallen.

ursprünglich erweicht
px p
tx t
kx k
p f
ts s
t s
k h
' -

Die Erweichung kommt außer in der Mehrzahl von Hauptwörtern auch nach bestimmten Präpositionen wie mì (in) vor.

7 Fälle (Kasus)

Als Subjekt bezeichnet man den Urheber einer Handlung, dieser wird im Deutschen mit wer? erfragt. In Na'vi wird allerdings eine Unterscheidung vorgenommen, je nachdem ob das Verb, das diese Handlung ausdrückt, transitiv (mit Objekt) oder intransitiv (ohne Objekt) verwendet wird.

  • Das Subjekt eines intransitiven Verbs wird nicht extra gekennzeichnet.
  • Das Subjekt eines transitiven Verbs erhält die Endung -l, den dazugehörigen Fall nennt man Ergativ.
  • Für das Akkusativ-Objekt verwendet man die Endung -t bzw. -ti.

Beispiel:

Oe-l nga-ti kame.
ich-Erg du-Akk sehen.
Ich sehe dich.

Für weitere Erläuterungen, wann ein Verb transitiv oder intransitiv ist, siehe Transitivität_(Grammatik) und Intransitivität_(Grammatik).

  • Genitiv (wessen) = -yä
  • Dativ (wem) = -ru
  • Topic-Marker, Bezeichnung des Handelnden als eine Art Betonung = -ri

Bei dem letztgenannten Marker fällt der eigentliche Fallmarker weg und das Wort wird meist an den Satzbeginn gestellt.

8 Verhältniswörter (Adpositionen)

Verhältniswörter können prinzipiell vor oder nach dem Bezugswort stehen und werden daher Adpositionen genannt. Beispiel:

Eywa hu nga = Eywa nga-hu
Eywa mit dir = Eywa dir-mit
  • ma Anrede
  • fa durch, mit
  • hu zusammen mit
  • fpi wegen
  • ne zu, nach (Richtung)
  • ftu von, aus (Herkunft)
  • ta von
  • ìlä via, entlang
  • ka durch, über
  • mì in
  • eo vor
  • kip unter (vielen), zwischen
  • lok nahe

Einige dieser Adpositionen verursachen eine Lenisierung, wenn sie vor dem dazuhörigen Substantiv oder Pronomen stehen (z.B. mì in).

9 Eigenschaftswörter (Adjektiv)

Adjektive sind unveränderlich, haben also keine Mehrzahlformen. Sie werden mit einem a zwischen Hauptwort (Substantiv) und dem Eigenschaftswort verbunden. Der Bindestrich im Beispiel steht nur zur Verdeutlichung:

ngim-a kilvan
lang-Attr Fluss
der lange Fluss = ein langer Fluss

kilvan a-ngim
Fluss-Attr lang
der lange Fluss

Die Silbe a wird nur vor oder nach Hauptwörtern verwendet, nicht aber in prädikativer Funktion, d.h. nicht zusammen mit dem Verb lu (sein).

Das a ist optional bei le-Adjektiven hinter einem Substantiv.

trr lefpom  oder
trr alefpom
Tag friedlich

lefpoma trr
friedlicher Tag

10 Tätigkeitswörter (Verben)

Die Verben werden je nach Zeit verändert, nicht aber nach der Person. Die Zeiten sind Vergangenheit, nahe Vergangenheit, Gegenwart (nicht markiert), Zukunft und nahe Zukunft. Es gibt zwei Stellungen für diese eingeschobenen Silben: nach den ersten Konsonanten der vorletzten Silbe, und nach den Konsonanten der letzten Silbe.

Aspekt
Perfektiv ol
Imperfektiver Aspekt er
Konjunktiv iv
Zeiten
Futur ay
Nahes Futur ìy
Präsens (ohne Marker)
Nahe Vergangenheit ìm
Vergangenheit am

Beispiele:

Es gibt auch ev oder ov, die wohl für eine weiter entfernte Vergangenheit stehen.

Die folgenden beiden Silben stehen im Verb noch vor dem Zeit/Aspektmarker:

Beispiele für Partizipien

  • rey leben
    • r-us-ey lebend
    • ke-rusey tot (nicht lebend)
  • tslam verstehen
    • tsl-us-am verstehend
    • txan-tslusam weise (viel verstehend)

Konjunktiv

Eine Art Konjunktiv oder Möglichkeitsform kann mit iv ausgedrückt werden:

  • takuk schlagen
    • t-iv-akuk soll schlagen
oeri tìngayìl txe’lanit tivakuk
oe-ri tì-ngay-ìl txe’lan-it t-iv-akuk
ich-betont Abstrakt-wahr-Ergativ Herz-Akkusativ schlagen-Konjunktiv
Die Wahrheit soll/möge mein Herz schlagen

Stimmung:

Die zweite Stelle nach den Anfangskonsonanten der letzten Silbe kann mit den folgenden Affekt-Einschüben besetzt werden:

  • ei = gerne, positive Stimmung
  • äng = ungerne, negative Stimmung
  • tar-ei-on = jagt gerne
  • tar-äng-on = jagt ungerne
Oel ngati kam-ei-e.
Ich sehe dich gerne.

Oel ngati kam-äng-e.
Ich sehe dich ungerne.

11 Das Verb "Sein"

Es gibt zwei Übersetzungen:

  • Mit Substantiven oder Adjektiven: lu (ähnlich wie im Spanischen ser), drückt in etwa eine Äquivalenz aus (A ist B).
  • Als Ortsangabe oder Existenz: tok (wie im Spanischen estar), lässt sich am besten mit "sich befinden" oder "es gibt" übersetzen.

Beispiele mit lu

  • oe-ri toktor lu.
    • ich-betont Doktor sein.
    • Ich bin Arzt.
  • txop som lu.
    • Feuer heiß sein.
    • Das Feuer ist heiß.
  • txop-a som = som-a txop
    • das heiße Feuer

Beispiele mit tok

  • oe-ri mì na'ring tok.
    • ich-betont in Wald befinden.
    • Ich bin im Wald.
  • sempul mì kelku tok.
    • Vater in Haus sein.
    • Der Vater ist zu Hause.

12 Fragen/Antworten

  • peú,'úpe was
    • fi'u dies
    • tsa'u das
  • pesu,tupe wer
    • tsatu diese (Person)
  • peyfa,fyape wie (Art)
    • fifya so
  • pehem,kempe wie (Aktion)
  • pehrr,krrpe wann
    • tsakrr dann
  • pelun,lumpe warum
  • peseng,tsengpe wo
    • fitseng(e) hier
    • tsatseng dort

Hinweis

Ja-Nein-Fragen enden mit einem gesprochenen Fragezeichen srak?

13 Zahlen

Das Zahlensystem basiert auf der 8, da die Na'vi 4 Finger an jeder Hand haben.

Folgende Zahlen sind bekannt: 'aw 1, mune 2, tsìng 4, vofu 16, tsìvol 32.

Es scheint, dass die Wurzel für 4 tsì und die für 8 vol ist.

14 Syntax

Die Wortstellung ist ziemlich frei, das heißt, die Satzteile Subjekt (S), Verb (V) und Objekt (O) können in jeder Reihenfolge stehen: SVO, SOV, OVS, OSV, VSO, VOS.

Auch die Stellung von Hauptwort und Ergänzungen (Adjektiv=Eigenschaftswort, Genitivattribut=Besitzer, Relativsatz) ist frei, wobei aber zwischen Hauptwort und Eigenschaftswort ein a steht.

Die Verneinung wird mit ke gebildet, das vor dem entsprechenden Wort oder Satzteil steht. Bei Verben gibt es noch den Ausdruck rä'ä, der vor Verben einem Verbot entspricht (englisch do not).

Entscheidungsfragen enden mit srak, Ausrufe können mit nang markiert werden.

Die oben Präpositionen genannten Verhältniswörter können vor oder nach dem Hauptwort stehen. Vorangestellt bewirken einige von ihnen die Erweichung des Anfangsbuchstaben, z.B. mì (in). Wenn sie nach dem Hauptwort verwendet werden, dann verbinden sie sich zu einem Wort mit ihm, z.B. hu nga (mit dir) = ngahu.

Der Fallmarker -ri hebt das entsprechende Hauptwort hervor. Dieses steht dann meist am Satzanfang und hat keine weiteren Fallmarkierungen.

Die Reihenfolge der Bestandteile eines Hauptwortes ist: Präposition Zahl-Stamm-Geschlecht-Fall. Hierbei kann das Hauptwort entweder eine Präposition oder eine Fallmarkierung haben, aber nicht beides gleichzeitig.

Es gibt keine Artikel, d.h. der/die/das und ein/eine fallen in der Übersetzung weg. Bei Betonung können aber Wörter wie fi'u (dies) oder 'aw (eins) gebraucht werden.

Nebensätze können mit folgenden Wörtern (Konjunktion) eingeleitet werden:

  • na (wie)
  • to (als in Vergleichen, mehr/weniger als)
  • san (Zitat, Hervorhebung)
  • sìk (Zitat/Hervorhebungs-Ende)
  • sì (und, verbindet zwei Dinge)
  • últe (und, verbindet 2 Sätze
  • fu (oder)
  • slä (aber)
  • futa (dass)
  • fte (so dass, damit)
  • tfeke (damit nicht)
  • txo (wenn, falls)
  • a (der/die/das, Relativpronomen)

Ein Relativsatz erläutert ein Hauptwort, im Deutschen beginnt dieser Satztyp mit der/die/das. Beispiel für einen Relativsatz: tute a tsun (eine Person, die kann)

15 Wortbildung

Neue Wörter werden durch Anhängen gebildet, wobei das Hauptwort wie im Deutschen hinten steht.

  • trr Tag
  • atan Licht
    • trratan Tageslicht
  • 'eveng Kind
  • unil Traum
    • 'evengunil Kindertraum
  • utral Baum
  • vul Ast
    • utralvul Baumast

Eigenschaftswörter können vom Hauptwort mit le- abgeleitet werden:

  • hrrap (Gefahr)
  • lehrrap (gefährlich)

Abstrakte Hauptwörter können von Verben und Eigenschaftswörtern mit tì- gebildet werden:

  • rey (leben)
  • tìrey (das Leben)
  • ngay (wahr)
  • tìngay (Wahrheit)

Personen, die mit einer Handlung assoziiert sind, werden mit -tu bezeichnet:

  • spe'é (fangen)
  • spe'étu (Gefangener)

Personen, die eine Handlung gewohnheitsmäßig oder beruflich ausüben, werden mit -yu gekennzeichnet:

  • táron (jagen)
  • táronyu (Jäger)

Verben werden mit si (tun,machen) vom Hauptwort abgeleitet:

  • kelku (Wohnung)
  • kelku si (wohnen)
  • nari (Auge)
  • nari si (aufpassen)

Adverben werden mit nì- gebildet. Ein Adverb ist ein Umstandswort, das angibt, wie eine Tätigkeit ausgeführt wird.

  • ftúe (einfach)
  • nìftue (auf einfache Weise)

16 Quellen

17 Vergleich zu Wikipedia




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