Mecklenburg - das Einwanderungsland
Mecklenburg – das Einwanderungsland Mecklenburg war seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts das bevorzugte Einwanderungsland für christliche Mönche, Ritter und Bauern aus den westlichen Regionen. Insbesondere seit dem 13. Jahrhundert waren niedersächsische Adelige an dieser Wanderungsbewegung maßgeblich beteiligt – auch die Herren von Plesse. Seit dem Jahr 1263 erscheinen sie mit dem Ritter „Helmoldus de Plesse“ in den Geschichtsquellen Mecklenburgs. Er gehörte zwanzig Jahre zu den Vertrauenspersonen der Herren Johann I (1227-1264) und Heinrich I. von Mecklenburg (1264-1271/1298-1302) oder weiter gefasst: Helmold steht am Anfang eines neuen Abschnitts in der Geschichte seiner Familie. Weit länger als ein halbes Jahrtausend dienten ihre Mitglieder immer wieder den mecklenburgischen Regenten und nahmen eine ungewöhnlich lange Zeit Einfluss auf die Politik, Wirtschaft und Kultur im Land und über seine Grenzen hinaus. Wir wissen nicht, ob Helmold von der Burg Plesse nach Mecklenburg wanderte oder er bereits ein gebürtiger Mecklenburger war. Zum Verständnis der überlieferten Fragmente aus seinem Leben ist es sinnvoll, sich zunächst den Verlauf der Geschichte Mecklenburgs in Erinnerung zurufen, bevor Helmold in ihr erscheint.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Niklot – Fürst der Obotriten (1131-1160)
- 2 Pribislaw – Fürst der Wenden, Herr von Mecklenburg (1167-1178)
- 3 Heinrich Borwin I. – Fürst der Wenden, Herr von Mecklenburg (1178-1227)
- 4 Johann I. – Herr von Mecklenburg (1227-1264)
- 5 Heinrich I. der Pilger – Herr von Mecklenburg (1264-1271/1298-1302)
- 6 Init-Quelle
- 7 Andere Lexika
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1 Niklot – Fürst der Obotriten (1131-1160)
Wie fast überall, so fängt auch die Geschichte Mecklenburgs mit Nachrichten über Kräfte an, die in ein Vakuum drängen, da sie in ihm am ehesten ihre machtpolitischen, religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Ambitionen zu entfalten vermögen. Unter diesem Aspekt müssen wir bei dem dänischen Herzog Knud IV. Laward von Schleswig beginnen, der seit dem Jahr 1115 eine Anwartschaft auf die Herrschaft über das Siedlungsgebiet der Wenden zwischen Eider und Oder besaß (Rügen inbegriffen), der aber vor allem auch ein Anwärter auf die dänische Königskrone war. Die Herrschaft über die Wenden konnte der Herzog im Jahr 1129 antreten, nachdem er das vakant gewordene Gebiet von Kaiser Lothar III. als Reichslehen empfangen hatte. Dass dieses Lehen seine Selbständigkeit verlieren und zu einer dänischen Provinz mutieren würde, sobald der Herzog auch Dänemarks Krone tragen würde, war anzunehmen. Die Dinge entwickelten sich jedoch anders, denn im Jahr 1131 wurde Knud IV. Laward von seinem dänischen Vetter, Herzog Magnus von Gotland, ermordet. Unverzüglich drängten nun der heidnische Obotritenfürst Niklot und Pribislaw, ein Sohn des Wendenhäuptlings Heinrich von Alt-Lübeck in die mittleren und westlichen Teilgebiete des entstandenen Machtvakuums: Niklot nahm das Gebiet von Schwerin bis hinauf zur Ostseeküste - mit Mecklenburg, Wismar, Doberan, Bützow, Güstrow, Schwan und Goldberg und bis hinüber nach Malchow. Pribislaw griff nach Wagrien sowie Polabien.
Mit Fürst Niklot beginnt die Ahnenreihe der Fürsten, Herren und späteren Herzöge von Mecklenburg, denn die Herkunft seiner Vorfahren ist unbekannt. Fürst Niklot legte den Grundstein, auf dem seine Nachfahren später das Land Mecklenburg errichten sollten. Während der Häuptlingssohn Pribislaw die übermäßig harten deutsch-dänischen Christianisierungs- und Rückeroberungs-versuche ebenso brutal konterte, aber in den Kämpfen um Wagrien und Polabien auf einen kleinen Landstrich bei der Stadt Oldenburg zurückgedrängt und dort schließlich vollends zerrieben wurde, führte Fürst Niklot – zunächst durchaus erfolgreich - den losen Stammesverbandes seiner Obotriten, der Kissiner (Gebiet um Rostock) und Circipaner (Peene und Vorpommern). Er herrschte in den Jahren 1131 bis 1160, und sicherheitshalber schloss er mit sächsischen Adeligen - vor allem mit dem Grafen Adolf II. von Schauenburg und Holstein - einen Freundschaftsvertrag. Dieses Bündnis hielt nur kurz, denn als Fürst Niklot dessen Beistand zur Abwehr eines Angriffs der Slawen benötigte, stand Graf Adolf II. wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht bereit oder anders gesagt, er drückte sich. Der Fürst entschloss sich situationsbedingt im Juni 1147 zu einem präventiven Vorstoß nach Wagrien, überfiel südelbische Kolonisten, brandschatzte den Handelsplatz Lübeck und zog sich mit reicher Beute und Gefangenen auf die Feste Dobin zurück. Damit hatte er nicht nur seinen bisherigen Bündnispartner gegen sich, sondern auch den willkommenen Vorwand für scharfe militärischen Operationen Heinrichs des Löwen geliefert, die nun - unter der Flagge des Wendenkreuzzuges von 1147 – auch gegen den Herrscher durchgezogen wurden. Trotz der gegnerischen Übermacht unterlag Fürst Niklot nicht, sondern verstand es, den ungleichen Kampf rechtzeitig beenden. Er versprach Frieden zu halten, Gefangene freizulassen und stellte es seinen Untertanen sogar frei, die Taufe zu empfangen, zumal die Wenden dieses christliche Sakrament ohnehin nur als eine äußerliche Handlung betrachteten.
Es gelang Fürst Niklot, seinem Herrschaftsbereich noch ein Jahrzehnt lang ein hohes Maß an Selbständigkeit zu bewahren. Er stellte sogar das Bündnis mit Graf Adolf II. wieder her und konnte mit dessen Unterstützung nicht nur einen Aufstand der Kessiner und Circipanen in seinem östlichen Herrschaftsgebiet unterdrücken, sondern gegenüber Heinrich dem Löwen für sich und sein Volk die Christianisierung weiterhin offen ablehnen. Fürst Niklot war allerdings schlecht beraten, als er den Frieden von 1148 mit dem Welfen brach und im Jahr 1159 erneut dänische Gebiete und die Stadt Lübeck überfiel und verwüstete. Nun hatte er nicht nur König Waldemar I. von Dänemark, sondern auch Heinrich den Löwen gegen sich, denn Lübeck war inzwischen dessen Stadt geworden. Durch die Zangenangriffe des Dänenkönigs und Welfen geriet der Fürst in die Defensive und beide schlugen ihn im Jahr 1160 vernichtend. Fürst Niklot fiel im Kampf auf seiner Burg Werle an der Warnow. Der Welfe konnte die Obotriten als gänzlich erobert betrachten.
Heinrich der Löwe versuchte nach diesem Sieg eine Aussöhnung mit den Söhnen des Fürsten herbeizuführen, indem er ihnen die Burg Werle und das angrenzende Gebiet im Kessinier- und Circipanerland zu Lehen überließ. Das übrige Territorium und die strategisch wichtigen Hauptburgen – Schwerin, Jilow, Cuzin/Quetzin, Malchow und die „Mikilinborg“ – gab der Herzog seinen Gefolgsleuten zu Lehen und stellte ihnen eine „militia“ – eine Schar von Rittern - bei. Nahe der alten Obotritenburg „Zuarin“ gründete der Welfe noch im Jahr 1160 die Stadt Schwerin, setzte Berno als Bischof ein und begann mit dem Bau des Domes. Diese Maßnahmen des Welfen lösten die erste bedeutende Einwanderungswelle von Lokatoren aus dem Ritterstand zusammen mit siedlungswilligen Bauern und missionierenden Mönchen nach Mecklenburg aus.
2 Pribislaw – Fürst der Wenden, Herr von Mecklenburg (1167-1178)
Die Dinge entwickelten sich jedoch keineswegs reibungslos, denn die Söhne des Fürsten Niklot – Pribislaw und Wertislaw – brachen die Lehnshuldigung, indem sie zum offenen Kleinkrieg gegen die welfische Besatzungsmacht übergingen. Sie eroberten verschiedene Befestigungen zurück, zerstörten die soeben errichteten Kirchen und Klöster und verfolgten vor allem die christlichen Missionare mit aller Härte. Derart provoziert, unternahm Heinrich der Löwe in den Jahren 1163 und 1164 eine Strafaktion gegen seine beiden Vasallen. Dabei geriet Wertislaw im Jahr 1163 in seine Gefangenschaft und wurde wegen des gebrochenen Lehnseides in Malchow öffentlich hingerichtet. Seinen Bruder, Pribislaw, drängten die welfischen Truppen in den östlichen Teil Mecklenburgs ab. Er wurde in Verchen am Kummerower See von Graf Gunzelin von Schwerin und Graf Christian I. von Oldenburg endgültig besiegt. Erst jetzt vollzog Fürst Pribislaw einen grundlegenden Wandel in seiner Einstellung zu Heinrich dem Löwen. Er unterwarf sich dem Herzog, sicherte damit das Überleben seiner Dynastie und legte dadurch den Grundstein für den späteren deutschen Teilstaat Mecklenburg, der bis 1918 von den Nachkommen des Wendenfürsten Niklot beherrscht wurde. Heinrich der Löwe übertrug Pribislaw im Jahr 1167 das väterliche Erbe als Lehen, allerdings ohne das Gebiet der schon im Jahr 1160 eingerichteten, erblichen Grafschaft Schwerin. Im Jahr 1171 gründete er das Kloster Doberan und dotierte das Bistum Schwerin großzügig. Fürst Pribislaw begleitete seinen Lehnsherrn auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem und starb am 30. Dezember 1178 nach einer Turnierverletzung in Lüneburg. In Doberan wurde er beigesetzt.
Das alles geschah ungefähr zeitgleich, als sich Bernhard I. und sein Bruder Gottschalk I. von Höckelheim/Plesse im Jahr 1170 anschickten, das Paderborner Lehen an der Plesse anzutreten. Als Gefolgsleute des Bischofs waren sie nicht verpflichtet, an den Unternehmungen Heinrichs des Löwen gegen die Wenden teilzunehmen. Sie erscheinen folglich in diesem Zusammenhang auch nicht in den mecklenburgischen Urkunden des 12. Jahrhunderts.
3 Heinrich Borwin I. – Fürst der Wenden, Herr von Mecklenburg (1178-1227)
Die enge Anlehnung Pribislaws an den Welfenherzog zeigt sich auch in seiner Heiratspolitik, denn er vermählte seinen Sohn, Heinrich Borwin I. Herr von Mecklenburg, mit Mathilde von Blieskastel, einer außerehelichen Tochter Heinrichs des Löwen. Heinrich Borwin I. stand seit 1178 jahrelang im Krieg mit seinem Vetter, Nikolaus I. Fürst der Wenden und Herr von Rostock. In diese familiäre Katastrophe konnte Heinrich der Löwe wegen der gegen ihn verhängten Reichsacht und des Kirchenbanns nicht mehr ordnend eingreifen, so dass der obotritische Familienkrieg dem dänischen König Knud VI. und dessen Sohn Waldemar II. direkt in die Hände spielte. Mit dem Fall Heinrichs des Löwen entstand in Mecklenburg Anfang der 1180er Jahre erneut ein Leere, in die nun die Dänen abermals ziemlich ungeniert drängten, weil sie am nördlichen Rand des Reiches so gut wie nichts von einer ordnenden Hand des Kaisers spürten.
Den Dänen gelang es, Heinrich Borwin I. und Nikolaus I. gefangen zu setzen. Nach dem Motto „divide et impera“ musste Heinrich Borwin I. die Rostocker Herrschaft an Nikolaus I. abtreten und beide unterwarfen sich im Jahr 1184 der dänischen Lehnshoheit. In anhaltenden Kämpfen gegen Markgraf Otto II. von Brandenburg standen die beiden Obotriten auf dänischer Seite. Nikolaus I. fiel in einer dieser Schlachten, so dass die Herrschaft Rostock im Jahr 1200 wieder an Heinrich Borwin I. als Lehen zurückfiel. Im Jahr 1201 beteiligte er sich auf dänischer Seite gegen die Grafen von Schauenburg und Holstein an der Schlacht bei Stellau (Amt Kellinghusen-Land) und empfing zum Dank im Jahr 1203 das Lehen an Gadebusch und Ratzeburg. Der kräftige Dänenkönig Waldemar II. verstand es, sich das gesamte Gebiet bis zur Elbe und Elde (Nordalbingien) im Jahr 1204 zu unterwerfen. Er stellte die öffentliche Ordnung wieder her, baute die zerstörten Klöster auf und ließ sogar eine deutschstämmige Besiedlung Mecklenburgs weiterhin zu. Als dänischer Lehnsmann nahm Heinrich Borwin I. im Jahr 1218 an einem Kreuzzug wider die Esten und Liven teil, und auf ihn gehen die Gründungen der Städte Rostock (1218) und Wismar (1226) sowie die der Klöster Sonnenkamp/Neukloster (1219) und Tempzin (1222) zurück. Überhaupt fallen die meisten Kirchengründungen in Mecklenburg erst in das 13. Jahrhundert, wobei natürlich alle wichtigen kirchlichen und weltlichen Maßnahmen dänisch geprägt waren.
In der Regierungszeit Heinrich Borwins I. Herr von Mecklenburg begann der zweite von Einwanderern getragene Entwicklungsschub in und für Mecklenburg. Den Anfang dieser Welle organisierte und leitete noch Heinrich Borwin I. Er hatte die Vorteile der deutschen Migration für sein Land erkannt und sie deshalb maßgeblich gefördert. Bauern, Mönche und Ritter kamen in großer Zahl. Für die Umsetzung seiner Politik umgab sich der Herr von Mecklenburg anfänglich zumeist noch mit vornehmen Persönlichkeiten wendischer Abstammung. Sie blieben aber an den Amtsgeschäften des Herrschers nicht allein beteiligt, denn mehr und mehr treffen wir bei ihm in seinen letzten Lebensjahren Ritter aus dem Westen an, vornehmlich aus dem niedersächsischen Adel - die Herren von Plesse gehörten auch damals noch nicht dazu.
Wegen der beständigen deutschen Zuwanderung bemühten sich die Dänen, ihre Position in Mecklenburg zu behaupten und scheuten sich nicht, nötigenfalls energisch aufzutreten. Beispielsweise „liess könig Woldemar das halbe ampt Schwerin“ am 28. Februar 1221 mit fadenscheinigen Argumenten konfiszieren, als sein Lehnsmann, Graf Heinrich von Schwerin, auf dem Kreuzzug von Damiette im Nildelta in verlustreiche Kämpfe verwickelt war. Diese dänische Provokation sollte für die Verhältnisse im Norden des Reiches und für Dänemark gravierende Folgen haben; denn nach vergeblichen Rückgabeverhandlungen kidnappte der Graf am 6. Mai 1223 den König und dessen Sohn nach einem Jagdgelage handstreichartig auf der Insel Lyø (vor Fünen) und setzte sie an wechselnden Orten für zwei Jahre fest. Mit einer saftigen Lösegeldzahlung, der Rückgabe der Grafschaft Schwerin, einer Fülle weiterer harter Bedingungen und verschiedener verlustreicher Scharmützel für die Dänen, begann ihr Stern in Mecklenburg zu verblassen.
Heinrich Borwin I. Herr von Mecklenburg erlebte das Ende der dänischen Ära in seinem Land nicht mehr, denn er starb im Januar 1227. Auch seine beiden Söhne – Heinrich Borwin II. Herr von Rostock und Werle sowie Nikolaus II. Herr von Mecklenburg - lebten damals schon nicht mehr, so dass seinen vier Enkeln die Herrschaft im Land vorzeitig zufiel.
4 Johann I. – Herr von Mecklenburg (1227-1264)
Für die Enkel Heinrich Borwins I. Herr von Mecklenburg begann die gemeinsame Regentschaft im Jahr 1227 ausgesprochen kriegerisch. Der dänische Stern hatte nicht nur in Mecklenburg an Glanz verloren, sondern auch das Gros der norddeutschen Herrscher trachtete nun danach, ihn unterhalb der Eider und an der südlichen Ostseeküste vollends zum Erlöschen zu bringen. Am Dienstag, dem 22. Juli 1227, kam es bei Bornhöved (Kiel) zur entscheiden Schlacht. König Waldemar II. und seinem welfischen Vetter, Herzog Otto I. (das Kind) von Braunschweig-Lüneburg, stand die norddeutsche Fürstenkoalition gegenüber: Erzbischof Gerhard von Bremen, Herzog Albrecht von Sachsen , die Grafen Heinrich von Schwerin, Adolf IV. von Schauenburg und nicht zuletzt die ritterlichen Vasallen der Enkel Heinrich Borwins I. Hinzu kamen die Aufgebote Lübecks, Hamburgs, der Grafen von Wohldenberg, Schladen, Dannenberg, Lüchow sowie die Burggrafen von Magdeburg und Wettin.
Das Koalitionsheer besiegte König Waldemar II. und Herzog Otto I. in diesem ungewöhnlich blutigen Gefecht. Es war eine der letzten großen Ritterschlachten des europäischen Mittelalters. Die gegnerischen Parteien schickten insgesamt 26000 Mann in den Kampf - 5000 Ritter, 1000 leichte Reiter, 15000 Fußsoldaten und 5000 Bogenschützen. 12000 Kämpfer fielen oder starben an ihren Verwundungen, aber nur etwa 90 Ritter. Ungefähr 60 dänische Ritter gerieten mit ihrem Gefolge in Gefangenschaft, darunter auch einige Hochadlige, die man später gegen hohe Lösegelder freiließ. König Waldemar verlor in der Schlacht ein Auge und Otto I. von Braunschweig-Lüneburg geriet in Gefangenschaft.
Die dänische Niederlage markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Nordeuropas. König Waldemar II. hatte seinen Einflussbereich entlang der Ostsee bis nach Estland hin ausgedehnt und Dänemark zur Großmacht gemacht. Mit der Schlacht von Bornhöved brach sein Ostseeimperium zusammen und die deutsche Herrschaft nördlich der Elbe bis zur Eider wurde wieder hergestellt. Die Machtbereiche Dänemarks und des Deutschen Reiches waren damit - bis zum Jahr 1864 - festgelegt. Auch in Mecklenburg werden jetzt erste staatliche Konturen erkennbar: Die neue Herrschergeneration bezeichnete sich nicht länger als die Fürsten der Wenden, sondern trat mit ihren Herrschaften dem deutschen Reichsverband bei und wurden reichsunmittelbar. Von der Grafschaft Ratzeburg kam Wittenburg an den Grafen Heinrich von Schwerin und Gadebusch an die Herren von Mecklenburg; der übrige Teil der Grafschaft Ratzeburg fiel an Sachsen. Adolf von Schaumburg bekam Holstein und Lübeck wurde eine freie Reichsstadt.
Entsprechend einer Sitte der Zeit teilten die vier Enkel Heinrich Borwins I. das Erbe zu Pfingsten 1229 unter sich auf: Johann I. erhielt die nordwestliche Herrschaft Mecklenburg, Nikolaus I. übernahm die südöstliche Herrschaft Werle-Güstrow, Heinrich Borwin III. kam in die nordöstliche Herrschaft Rostock und Pribislaw III. wurde der Herr von Parchim-Richenberg. Sie verwalteten ihr Erbe bis zum Jahr 1234 gemeinsam, dann kam es zur ersten Hauptlandesteilung. Sie lässt sich vielleicht unter Vermögens- und Statusgesichtspunkten nachvollziehen, gleichwohl war sie falsch, denn die Regenten mussten aus ihrer eigenen Familiengeschichte wissen, welche Nachteile innerfamiliäre Uneinigkeit und Missgunst für ein Land hervorzubringen vermögen. Mit dieser Kräftezersplitterung hatte die Dynastie der Obotriten seit dem Jahr 1229 noch mehrfach zu tun und wurde den Spaltpilz bis zur Abdankung der Großherzöge im Jahr 1918 nicht mehr los.
Johann I. Herr von Mecklenburg konnte sich nach der Schlacht von Bornhöved von der dänischen Lehnshoheit befreien. Gleichwohl blieb sein Land ein Objekt externer Begehrlichkeiten, denn nun waren es sächsische und holsteinische Lehnsansprüche, gegen die er sich mit kriegerischen Mitteln erwehren musste. Johann I. verbesserte seine Position, indem er sich – gemeinsam mit seinen Brüdern - am 11. Februar 1262 mit den Herzögen Albrecht I. und Johann I. von Braunschweig-Lüneburg und Helena Herzogin von Sachsen gegen die Grafen von Holstein verbündete und Adelige von außerhalb an seinen Hof holte. Zu ihnen gehörte spätestens seit dem Jahr 1263 Helmold von Plesse. Die beiden hatten nicht lange mit einander zu tun, denn Johann I. starb am 1. August 1264. Ihm folgten seine vier Söhne: Heinrich I. (Regent), Albrecht I. (Mitregent), Nikolaus III. (Mitregent) und Johann II. (Mitregent). Man ahnt, auf welche erbschaftsbedingten Schwierigkeiten die kleine Teilherrschaft Mecklenburg nach dem Tod Johanns I. zusteuerte.
5 Heinrich I. der Pilger – Herr von Mecklenburg (1264-1271/1298-1302)
Heinrich I. Herr von Mecklenburg – von der Geschichte „der Pilger“ genannt – war mit Anastasia, einer Tochter des Herzogs Barnim I. von Pommern verheiratet. Ihre Söhne - Heinrich II. (*1266) und Johann III. (*1270) - waren noch Kleinkinder, als ihr Vater im Jahr 1270 an einem Kreuzzug in Livland teilnahm und im folgenden Jahr eine Pilgerfahrt ins Heilige Land antrat. Diese Expedition sollte einen fatalen Verlauf nehmen, denn schon auf seinem Weg nach Jerusalem wurde Heinrich I. verschlepp; wovon man in Mecklenburg jedoch erst im Jahr 1275 erfuhr. Insgesamt siebenundzwanzig Jahre blieb Heinrich I. in arabischer Gefangenschaft (Kairo) bis er im Jahr 1297 vermutlich vom Sultan Al-Mansur Ladschin (1296-1299) freigelassen wurde und schließlich über den Pelepones und Rom im Jahr 1298 nach Mecklenburg zurückkehrte.
Einen Gegner gefangen zu setzen, um möglichst hohe Lösegeldsumme zu erpressen, war ein probates Mittel und ein zeittypisches Phänomen. Konfliktparteien verfuhren danach, so dass auch die lange Gefangenschaft Heinrichs I. nirgendwo auf moralisch Empörung oder ethische Bedenken stieß. Ungeheure Beträge wurden zum Teil für Auslösungen gezahlt. Ein Indiz dafür, welche Summe für die Freilassung Heinrichs I. geboten wurde, ergibt sich aus der Urkunde vom 1. Februar 1290, wonach vielleicht 2000 Mark Silber im Spiel waren; Anastasia Herrin von Mecklenburg hatte für den Hochmeister des deutschen Ordens jedenfalls diese Summe beim Rat der Stadt Lübeck zeitweilig deponiert. Man kann sich vorstellen, dass das arabische Kidnapping daheim schon bald Streitereien um die Regentschaft und Vormundschaft auslöste. Durchgesetzt haben sich schließlich die Brüder des Pilgers, die Herren Nikolaus III. und Johann II., doch auch Anastasia Herrin von Mecklenburg redete im Interesse ihrer Söhne ein kräftiges Wort mit. Die Herrscherfamilie stützte dabei ihr Regierungshandeln auf wenige Adelige; zu ihnen gehörte der Ritter „Helmoldus de Plesse“.
6 Init-Quelle
Entnommen aus der:
Erster Autor: Plessen angelegt am 05.09.2010 um 03:48,
Alle Autoren: Bwag, AHZ, WWSS1, Plessen
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