Mannheimers 7500 Ermordete Deutsche Legende

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In seinem Blog geht der vorbestrafte Michael Mannheimer [1] [2] [3] davon aus, dass 7.500 Deutsche zwischen 1990 und 2010 von Ausländern in Deutschland ermordet wurden. [4] In die selbe Kerbe haut auch die islamfeindliche und rechtspopulistische Seite Politically Incorrect.[5] [6] Eine genauere Untersuchung von Mannheimers Behauptungen zeigt, dass er die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung gänzlich ignoriert und außerdem viele "Rechenfehler" in seiner Argumentation hat.

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1 Systematik

  • Mannheimer setzt Mord und Totschlag gleich
  • Er geht von folgenden (vermutlich korrekten) Zahlen aus:
    • 2 Mio "Touristen" und 6,751 Mio Ausländer
    • 2007 hatte von 81,7 Mio Bewohnern 12,4 Mio einen Migrationshintergrund (15,2 %)
    • Es gab insgesamt 21467 Tote (Ermordet und Totgeschlagen)
    • Der Ausländeranteil der Täter bei Mord und Totschlag im Jahre 2009 und 2010 lag bei 29,35%
    • In 21 Jahren gab 6300 Morde durch Ausländer. Mit Migrationshintergrund des Täters warenb es 9000.
    • 35 Prozent der Tötungen geschehen “im eigenen Umfeld” - Da aber deutsche Frauen Ausländer heiraten wurde dieser Fakt nicht korrigiert.
    • Mannheimer unterstellt, dass es sich auch größtenteils um muslimische Täter handelt.

2 Gegenrechnung

Anbei eine Rechnung mit oben genannten Zahlen:

  • Im gleichen Zeitraum haben deutsche Täter 15.167 Menschen getötet.
  • Darunter dürften 1.253 Ausländer gewesen sein (8,2 Prozent).
  • Somit wird jeder 5.387 Ausländer innerhalb von 21 Jahren von einem Deutschen getötet (6.751 / 1,253) und jeder 10.000 (74.949 / 7,5 ) Deutsche innerhalb des gleichen Zeitraums von einem Ausländer. Damit ist die Gefahr als Ausländer von einem Deutschen in Deutschland getötet zu werden doppelt so hoch - denn als Deutscher von einem Ausländer.
  • Bei 6.300 Tötungen durch Ausländer und 15.167 Tötungen durch Deutsche (inkl. Migrationshintergrund) bedeutet das: Jeder 1071-te Ausländer, aber nur jeder 4569-te Deutsche begeht eine Tötung.
  • Bei 9.300 Tötungen durch Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund und 12.467 Tötungen durch Deutsche bedeutet das: Jeder 2127-te Ausländer/Deutsche mit Migrationshintergrund, aber nur jeder 5558-te Deutsche ohne Migrationshintergrund begeht eine Tötung.

3 Mängel

Mannheimers Behauptungen ignorieren den wissenschaftlichen Forschungsstand und weisen etliche "Rechenfehler" auf, die im folgenden besprochen werden.

3.1 Ethnie und Herkunft

Zunächst verkennt Mannheimer, dass der Hang zur Kriminalität nichts mit der Ethnie oder der Herkunft zu tun hat [7] [8] - sondern mit der gesellschaftlichen Position und vielen anderen Faktoren. Eine Studie der bayerischen Polizei drückt das knapp aber passend so aus:

"Kriminalität ist keine Frage des Passes, sondern eine Frage von Lebenslagen." [9]

Eingebürgerte Ausländer sind vergleichbar häufig kriminell als Bio-Deutsche. Die Bundeszentrale für politische Bildung meint dazu u.a.:

"Vergleiche zwischen Ausländern und Deutschen anhand der PKS blenden soziale Merkmale aus, die für die Strafanfälligkeit und die Strafauffälligkeit mit ausschlaggebend und zudem in den beiden Gruppen sehr ungleich verteilt sind. Dazu zählen vor allem Geschlecht (mehr Männer unter den Straffälligen), Alter (mehr Junge), Region (mehr Großstadtbewohner) sowie Qualifikation (mehr Ungelernte). Statistische Unterschiede in der PKS sind somit auch auf die ungleiche Sozialstruktur zurückzuführen, die komplexe gesellschaftliche Ursachen hat. Geißler hat die Kriminalität von ausländischen Arbeitsmigranten isoliert betrachtet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es zwischen der Strafauffälligkeit dieser Kerngruppe und der deutschen Bevölkerung keine signifikanten Unterschiede gebe." [10]

Sebastian Trautmann schreibt dazu u.a.:

"Ausländer sind im Schnitt jünger und gehören Altersschichten an, die häufiger strafrechtlich auffallen. Es handelt sich um überdurchschnittlich viele junge Männer, der kriminogenen Gruppe par excellence. Schließlich sind sie meist in Großstädten mit Einwohnerzahlen von mehr als 100.000 beheimatet, in denen die Kriminalitätsbelastungszahlen auch für deutsche Vergleichgruppen erheblich höher ausfällt." [11]

Der Soziologe Rainer Geißler meint dazu u.a.:

"Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, das im Vergleich von Deutschen und Ausländern in ähnlicher Soziallage (Zusammensetzung nach Geschlecht, Alter, Wohnort, Ausbildung und Schichtzugehörigkeit) Ausländer deutlich seltener kriminell sind." [12]

Es gibt wenige Morde in Deutschland, die deswegen geschehen, weil ein Täter ein Ausländer ist. Von Ausnahmen abgesehen gilt dies auch für deutsche Täter. Sie werden nicht zu Tätern, weil sie Deutsche sind. (Ausnahme zum Beispiel NSU oder das Attentat am Frankfurter Flughafen, der aus der Sicht des Täters religiös motiviert war.)

Einige wenige Faktoren der Herkunft von Migranten werden dennoch als mögliche kriminogene Faktoren diskutiert:

"Baier et al. (2009, S. 73) stellen in ihrer Untersuchung die Bedeutung gewaltlegitimierender Männlichkeitsnormen für die Gewaltbereitschaft junger Männer heraus (sog. Macho-Kultur). Sie können belegen, dass diese Macho-Kultur besonders bei muslimischen Migranten, die sich stark an ihren Glauben gebunden fühlen, überproportional ausgeprägt ist." [13]

Einer der wenigen Bereiche von Tötungsdelikten, die sich primär auf den ethnischen Background beziehen sind Blutrache bzw. Ehrenmorde. Im Zeitraum von 1996 bis 2005 wurden von der Polizei 55 Tötungsdelikte bzw. Versuche als Ehrenmorde bzw. Mordversuche aus dieser Motivation eingestuft. [14] Franziska Harnisch und Anja Bruhn schreiben dazu u.a.:

"In der heutigen Zeit bedient sich die deutsche Bevölkerung gemeinhin nicht mehr der Blutrache, allerdings wird sie heute zum Teil von einigen Migrantengruppen, wie Türken, Albanern, Iranern, Afghanen und Menschen aus arabischen Ländern, praktiziert." [15]

Die Ursachen für im Einzelfall abweichende Kriminalitätsraten von Ausländern in Inländern sind sehr differenziert und nicht so einfach wie es sich Michael Mannheimer macht. Frank Gesemann schreibt dazu:

"Ein Vergleich verschiedener europäischer Staaten zeigt, daß jeweils andere Minderheiten durch eine besondere Auffälligkeit im Bereich der Jugenddelinquenz gekennzeichnet sind. (...) Weder sind Angehörige derselben Nationalität in allen europäischen Gastländern gleichermaßen kriminell auffällig - wie dies zu erwarten wäre, wenn nur die Kultur des Herkunftslandes eine Rolle spielen würde; noch führt eine vergleichbare soziale Lage im Gastland notwendigerweise zu identischen Kriminalitätsbelastungen bei verschiedenen Herkunftsgruppen. (...) Es scheint, als müßten wir zum Verständnis der Kriminalitätsproblematik bei immigrierten Minderheiten von einer komplexen Wechselwirkung zwischen gesellschaftlichen Dynamiken im Herkunftsland, spezifischen Mustern der Migration selbst und den neu entstehenden Lebensumständen im Gastland ausgehen." [16]

Die Soziologen Steffen und Elsner schreiben zur Frage zusammenfassend:

"Es gibt heute keinen ernstzunehmenden Zweifel mehr, dass die Merkmale "Staatsangehörigkeit" oder "Ethnie" für die Erklärung von Kriminalität bedeutungslos sind. Dies gilt natürlich auch für den Begriff des "Ausländers", der sich aus der Differenz zwischen der Staatsangehörigkeit eines Individuums und seinem momentanen geografischen Standort ergibt. Für die Annahme, dass dies eine Ursache für Kriminalität sein sollte, existiert kein einziger triftiger Grund." [17]

3.2 Mängel in der Berechnung

  • Die Mängel in der Berechnung sind ferner:
    • Es wird unterstellt, dass praktisch alle Opfer - auch die "im eigenen Umfeld" - Deutsche sind.
    • Es wird unterstellt, dass ein totes Deutsches Opfer ein Deutscher ist - aber ein deutscher Täter Migrationshintergrund hat.
    • Mit dem Betonen auf die "Deutschen Toten" wird zudem perfide ein Menschenleben abhänig von der Nationalität gewichtet.
    • Es wird keine Unterscheidung gemacht, zwischen Tätern gemacht, die lange in Deutschland leben oder denen die gerade zugezogen sind oder die sich auf Durchreise befanden.
    • Diese Zahl wird dazu verwendet gegen Zuwanderung zu argumentieren.

Wird versucht dies rauszurechen kommt man zu diesem möglichen Ergebnis:

  • Von den 6.300 Toten durch Ausländer sind etwa 2.200 enges Umfeld - und üblicherweise etwa 90% aus der eigenen gesellschaftlichen Gruppe, also knapp 2000.
    • Es bleiben also 4.300 übrig.
      • Nun wird es auch hier unter diesen 4.300 Toten Ausländer geben und Menschen mit Migrationshintergrund. Etwa 15-30 Prozent.
        • Somit bleiben 3.000-3.650 deutsche Tote übrig.

Dabei handelt es sich um eine grobschlächtige Hochrechnung.

Gäbe es keine Ausländer in Deutschland kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Morde an den Ausländern und die Morde, die von Ausländern begangen wurden 1:1 wegfielen. Es ist durchaus denkbar, dass dann Deutsche aus den unteren Schichten mehr Morde und Verbrechen begehen könnten.

Auf der einen Seite sind möglicherweise 3.000 Deutsche Opfer von Ausländern geworden - auf der anderen Seite 1.000 Ausländer bis 1.400 Menschen mit Migrationshintergrund Opfer durch Deutsche. Gleichzeitig dürften knapp 14.000 Deutsche von Deutschen getötet worden sein. Der Rest von Menschen mit Migrationshintergrund untereinander.

Daher stellt sich die Frage: Was will uns Michael Mannheimer sagen? Wenn Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund für 300 Tote oder 150 tote Deutsche oder 300 tote Deutsche pro Jahr verantwortlich sind - was sagt dies über die 6.200.000 Mio Ausländer in Deutschland oder die 15 Mio Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, die in dem Jahr niemanden getöetet haben? Was sagen 300 Mörder und Totschläger über 99,995 Prozent derjenigen aus, die damit nichts zu tun hatten?

3.3 Homogene Vergleichsgruppen

Eine wirklich aussagekräftige Untersuchung zur Kriminalitätsrate müsste Menschen einer einzigen Ethnie aus dem Ausland mit einer deutschen Testgruppe vergleichen. Dabei müssten alle anderen Faktoren wie bsp. Bildungsstand, Einkommen, Familienstand, Wohnsituation, Alter, usw. über beide Gruppen hinweg annähernd homogen sein. Alles andere, und speziell Michael Mannheimers Aussagen, sind nur Rechenspiele ohne wissenschaftlichen Wert, die man je nach eigenen Vorurteilen ausführt und deutet.

Aber auch genauere Untersuchungen mit homogenen Gruppen würden durch den Zufall stark verfälscht. Ein Beispiel:

Es leben circa 200.000 Kroaten in Deutschland. Nehmen wir nur männliche Kroaten, kommen wir auf sagen wir mal 120.000. Nehmen wir dann nur Kroaten mit Hauptschulabschluss oder ohne Abschluss kommen wir fiktiv auf sagen wir mal 50.000 Personen. Nehmen wir dann einen Einkommensbereich, sind es fiktiv nur noch 25.000. Wir nehmen dann nur Personen aus größeren Städten, was dann als Untersuchungsgruppe 15.000 ergibt. Auf je 100.000 Einwohner kommt circa eine Mordtat pro Jahr. Diese 15.000 Kroaten begehen daraus folgend 0.15 Morde pro Jahr. Unterushchungszeitraum ist 20 Jahre. Das ergibt 3 Morde durch Kroaten. Bei so einer kleinen Untersuchungsgruppe und so wenigen Morden kann nun ein einzelner Fall die ganze Statistik verfälschen. Ist nur bei der deutschen Vergleichsgruppe zufällig ein NSU-Terrorist dabei, der 5 Menschen ermordet hat, könnte man zum Ergebnis gelangen, dass Deutsche dreimal so mordlustig wie Kroaten sind. Befindet sich bei den Kroaten zufällig ein professionell kriminelles Bruderpaar in der Gruppe das 4 Menschen ermordet hat, käme ein gegenteiliges Ergebnis dabei raus.

Solche Untersuchungen sind also kaum aussagekräftig.

4 Links und Quellen

4.1 Siehe auch

4.2 Weblinks

4.2.1 Bilder / Fotos

4.2.2 Videos

4.3 Quellen

4.4 Literatur

4.5 Naviblock

4.6 Einzelnachweise

  1. Infos über Michael Mannheimer
  2. Heilbronner Amtsrichter verurteilte Michael Karl Merkle, Betreiber des Michael Mannheimer Blogs, zu einer Geldstrafe
  3. Weiterführende Infos zur Person Michael Mannheimer.
  4. http://michael-mannheimer.info/2012/01/30/seit-der-wiedervereinigung-wurden-7500-deutsche-von-auslandern-ermordet/
  5. Politically Incorrect
  6. Anm.: Der Islamhasser Udo Ulfkotte phantasiert auf der Intenetseite mit dem vielsagenden Namen www.islamnixgut.de sogar von Mordlust bei Migranten. (Udo Ulfkotte: Polizisten sprechen von Mordlust bei Migranten)
  7. Anm.: Die Nationalität ist in der Wissenschaft nie als kriminogener Faktor angenommen worden. (Günther Kaiser: Kriminologie - Ein Lehrbuch, C.F. Müller, 3. Aufl., 1996, S. 650
  8. Anm.: Übrigens passieren in Norddeutschland deutlich mehr Straftaten als in Süddeutschland (Berlin circa 14.000, Hamburg circa 13.000, NRW circa 8.500 - Baden-Württemberg 5.300, Bayern unter 5.000). (Kriminalitätsstatistik 2012: Tatort Bundesrepublik) Daraus folgert aber auch niemand, dass Norddeutsche ethnisch bedingt generell krimineller seien als Süddeutsche.
  9. www.polizei.bayern.de
  10. "Ausländerkriminalität" – statistische Daten und soziale Wirklichkeit
  11. Sebastian Trautmann: Migration, Kriminalität und Strafrecht, 2002, S. 92
  12. Rainer Geißler: Das gefährliche Gerücht von der hohen Ausländerkriminalität
  13. Rahel Schomaker, Christian Müller: Migration und Integration als wirtschaftliche und gesellschaftliche Ordnungsprobleme, Stuttgart, 2012, S. 152
  14. Franziska Harnisch und Anja Bruhn: Ehrenmorde als mutierte Blutrache - Die Gleichzeitigkeit von Polizei und Blutrache in der globalisierten Welt
  15. Franziska Harnisch und Anja Bruhn: Ehrenmorde als mutierte Blutrache - Die Gleichzeitigkeit von Polizei und Blutrache in der globalisierten Welt
  16. Frank Gesemann: Migration, ethnische Minderheiten und Gewalt - Ein Forschungsüberblick
  17. Zitiert nach Andreas Heinz und Ulrike Kluge: Einwanderung - Bedrohung oder Zukunft? - Mythen und Fakten zur Integration, S. 306

5 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Mannheimers 7500 Ermordete Deutsche Legende) vermutlich nicht.




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