LernLaden

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Ein LernLaden ist eine offene Bildungsberatungsstelle, in der sich Ratsuchende zu allen Fragen rund um Aus- und Weiterbildung beraten lassen können. Der wesentlicher Unterschied eines LernLadens zu anderen Bildungsberatungsstellen ist seine gute Erreichbarkeit und die damit verbundene Niedrigschwelligkeit.

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1 Historie

Das Konzept der LernLäden ist seit 2001 vom LernNetz Berlin-Brandenburg im Rahmen des Programms „Lernende Regionen – Förderung von Netzwerken“ des Bundesministerium für Bildung und Forschung entwickelt worden. 2003 wurden die ersten LernLäden in Berlin und Brandenburg eröffnet. Seitdem haben sich die LernLäden, vor allem in Berlin, mit großer Unterstützung und Förderung der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales sowie der JobCenter in den jeweiligen Bezirken sehr gut etabliert und bestimmen - neben weiteren Bildungsberatungstellen - zu einem wesentlichen Teil die Berliner Beratungslandschaft. Die LernLäden befinden sich in den Bezirken Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg (am Ostkreuz) sowie Pankow.

Bundesweit haben sich die Berliner LernLäden zu einem Vorzeigemodell entwickelt, das als innovativ und erfolgreich gilt. Mit großem Interesse verfolgen andere Städte und Kommunen die Berliner Entwicklung in diesem Bereich.

2 Merkmale des LernLaden-Konzeptes

Ein LernLaden ist ein Ladengeschäft, das den Kriterien, die auch für ein „normales“ Geschäft über Erfolg und Misserfolg entscheiden, folgt:

  • Er befindet sich in einer gut frequentierten wohnortnahen Laufgegend, gerne auch Einkaufsgegend;
  • er präsentiert sich einladend und offen;
  • er bietet sein Angebot zu ladentypischen nachfrageorientierten Öffnungszeiten an, bei Bedarf auch an Samstagen;
  • eine Voranmeldung ist nicht erforderlich;
  • die Beratung erfolgt vertraulich;
  • er ist für alle offen, schließt keine Kundengruppe aus.

Hinzu kommen zwei Faktoren, die ganz entscheidend für den nachhaltigen Erfolg eines Bildungsberatungsangebotes sind:

  • Die absolute Trägerneutralität der Beratung. Seriöse, glaubwürdige Beratung darf aus Kundensicht nicht einzelne Angebote in den Vordergrund stellen, sondern muss potentiell auf alle zur Verfügung stehenden Angebote zurückgreifen. Eine Beratung, die vornehmliche in die eigenen Bildungsangebote berät, muss explizit darauf hinweisen und stellt keine neutrale Bildungsberatung, wie sie zu Recht gefordert wird, dar.
  • Die Kostenfreiheit des Beratungsangebotes für die Kund/innen. Eine Bildungsberatung, die das Ziel verfolgt, alle Menschen gleichermaßen anzusprechen, muss als öffentliche Aufgabe verstanden werden und darf daher nicht durch Gebühren abschrecken. Im Idealfall ist diese Beratung für alle Ratsuchenden kostenfrei.

3 Der Beratungsansatz im LernLaden

Im Mittelpunkt steht die persönliche Beratung im LernLaden. Diese orientiert sich am Bedarf der Ratsuchenden und stellt immer deren Lebenswelt in den Vordergrund. Alle Beratungsformen besitzen ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes reflexives Element. Die qualitative Einzelberatung in den LernLäden lässt sich nach Wiltrud Gieseke in drei idealtypischen Beratungsformen einteilen, wobei Beratung und Information stets als Einheit gesehen werden.

  • informative Beratung
Bei der informativen Beratung ist der/die Ratsuchende in der Lage, das Beratungsanliegen klar zu benennen und gezielt Informationen über Weiterbildungsangebote einzuholen. Diese werden durch den/die Berater/-in zur Verfügung gestellt.
  • situative Beratung
Für die situative Beratung gilt, dass der/die Ratsuchende weiß, für welche Lebenssituation sich durch die Weiterbildung eine Veränderung ergeben soll. Der/die Kund/-in beschreibt die derzeitige Situation und stellt den Zusammenhang zwischen dieser und der Erwartung an die Beratung dar. In der Beratung muss abgeklärt werden, ob sich die beschriebene Situation über Weiterbildung verändern lässt.
  • biographieorientierte Beratung
In einer biographieorientierten Beratung wird durch den/die Kund/-in kein eindeutiges Beratungsanliegen formuliert. Über die Bildung erhofft sich der/die Ratsuchende eine Veränderung genereller Probleme. Bei diesem Beratungsverlauf sind persönliche Lebensprobleme mit Bildungs- und Qualifizierungsproblemen verwoben. Während der Beratung werden verschüttete Bildungsinteressen, Selbstwertprobleme und unrealistische Vorstellungen reflektiert sowie Entscheidungsfindungsprozesse unterstützt.

Neben diesen persönlichen Beratungsformen bieten die LernLäden auch kürzere Beratungen per Telefon und E-Mail an sowie Beratungen zu wechselnden jeweils vorgegebenen Themen per Chat. In den LernLäden selber wird den Besucher/innen an Computerarbeitsplätzen die Möglichkeit zur unterstützten Selbstrecherche sowie zum Schreiben von Bewerbungen gegeben. Ein breites Angebot an Kursen zu Themen wie beispielsweise Stellenrecherche, Bewerbungstraining oder Berufszielfindung begleiten das Kerngeschäft der Beratung.

4 Qualität in der Bildungsberatung

Die Qualität in der Bildungsberatung lässt sich vor allem an zwei Punkten festmachen: Der Kompetenz der Beraterinnen und Berater sowie der Funktionsweise der beratenden Organisation.

Die Berater/innen in den LernLäden haben fast ausnahmslos die praxisbegleitende Weiterbildung für in der Beratung Tätige der Regionalen Qualifizierungszentren (RQZ) absolviert. Hier werden handlungsbezogene Fähigkeiten sowie gleichermaßen spezielles beratungsbezogenes Wissen vermittelt.

Die drei LernLäden haben – als erste Bildungsberatungsstellen bundesweit und begleitet durch die Berliner Koordinierungsstelle Qualität (KOS) – im Jahr 2007 das Testat der Lernerorientierten Qualitätstestierung in der Weiterbildung (LQW) erhalten. Somit ist sichergestellt, dass die Beratungsprozesse durch gut funktionierende Rahmenbedingungen optimal unterstützt werden.

5 Mobile Bildungsberatung

Trotz des innovativen Beratungskonzeptes der LernLäden – das zeigt die Beratungsstatistik – erreicht das Angebot nicht alle Menschen gleichermaßen. Vor allen Dingen Jugendliche und ältere Menschen kommen von selber noch zu wenig in die LernLäden. Gerade unter diesen Gruppen aber besteht ein immenser Bedarf an Beratung, der mit rein stationären Angeboten nicht zu decken ist.

Vor diesem Hintergrund ist 2006 im LernNetz Berlin-Brandenburg die mobile Bildungsberatung entwickelt worden. Ausgehend von den bereits sehr gut etablierten LernLäden vor Ort gehen mobile Bildungsberater/innen in die Quartiere hinein und suchen die Zielgruppen Jugendliche sowie Ältere dort auf, wo sie sich gerne aufhalten: in Jugendclubs, Cafés, Stadtteilzentren. In einem derartigen, beratungsfremden Setting wird die Beratung für den Beratenen zum Heimspiel: Hier ist der/ die Berater/in fremd. Der/ die Beratende ist vor besondere Herausforderungen gestellt, gilt es doch die Menschen zunächst für die Beratung zu gewinnen und Vertrauen aufzubauen. Dieser Prozess kann langwierig sein, mit dem Maßstab der Beratungsfälle in stationären Beratungsstellen kann hier nicht gemessen werden. Gerade junge Menschen im Übergang von der Schule in den Beruf benötigen längerfristige Begleitung, befinden sie sich doch häufig in multiplen Problemlagen, die durch Bildungsberatung alleine nicht gelöst werden können.

Das Portfolio der mobilen Bildungsberatung ist in dem Sinne ganzheitlich, wie es vom Beratenden im Rahmen seines Auftrages geleistet werden kann: von der Ansprache, über die Stärken-Schwächen-Analyse bis hin zur Bewerbungsunterstützung und der Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einer Weiterbildung. Die Übergänge zur Sozialarbeit sind fließend, nicht ohne Grund haben sich die Berater/innen Anleihen bei Streetwork-Projekten geholt.

6 Literatur

  • Sylvana Dietel: Mobile Bildungsberatung und nachhaltige Entwicklungschancen; LernNetz Berlin-Brandenburg e.V. (Hrsg.), Karin Kramer Verlag, Berlin, 2009.
  • Gabriele Fellermayer, Esther Kramer (Hrsg.): Bildungsberatung und Kompetenzentwicklung. Beiträge zur aktuellen Diskussion; LernNetz Berlin-Brandenburg e.V., Karin Kramer Verlag, Berlin, 2008.
  • Gabriele Fellermayer, Esther Herbrich (Hrsg.): Lebenslanges Lernen für alle – Herausforderungen an die Bildungsberatung; Karin Kramer Verlag, Berlin, 2006.
  • Esther Herbrich, Jörg Jurkeit (Hrsg.): Lebenslanges Lernen und Bildungsberatung zwischen Theorie und Praxis; Karin Kramer Verlag, Berlin, 2004.
  • Susann Kühnapfel: Mobile Bildungsberatung – Ein Handlungsleitfaden für die Praxis; LernNetz Berlin-Brandenburg e.V. (Hrsg.), Karin Kramer Verlag, Berlin, 2008.

7 Weblinks



8 Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: 217.111.32.154 angelegt am 16.02.2010 um 10:36,
Alle Autoren: TravenTorsvan, ³²P, Drstefanschneider, Eingangskontrolle, Lutheraner, WWSS1, 217.111.32.154

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