Leon Tsvasman

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😃 Profil: Tsvasman, Leon R.
Beruf deutscher Philosoph und Kommunikationswissenschaftler
Persönliche Daten
28. Dezember 1968
Chelyabinsk



Leon R. Tsvasman [tsvaːsman] (ursprünglich Leonid; * 28. Dezember 1968 in Chelyabinsk) ist ein deutsch-russischer Kommunikationswissenschaftler, Philosoph und Kulturschaffender. Tsvasman gilt als Vertreter des Konstruktivismus und Begründer einer subjektorientierten Gesellschaftslehre auf der systemkritischen Grundlage. Das aufklärerische Wirken von Tsvasman beschränkt sich gemäß seiner Überzeigung („Ein Mensch definiert sich über sein Potenzial, nicht über sein Werk“) auf Publikationen von erheblicher inhaltlicher Dichte. Als Mystiker äußert sich Tsvasman über seine Kunst („Art of Shining“), aphoristische Essays und crossmediale Literaturprojekte. Er stammt aus einer Familie, aus der auch der sowjetische Jazzkomponist Alexander Zfasman stammt.

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1 Leben

Leon R. Tsvasman ist der Sohn eines Arztes und einer Musikpädagogin. Er wurde im Alter von fünfzehn Jahren Mitglied der Philosophischen Gesellschaft der Akademie der Wissenschaften Urals. 1987 begann er ein Studium der Humanmedizin. Nach einigen Jahren Reportertätigkeit studierte er Journalismus an der Moskauer Lomonossow-Universität. In Deutschland absolvierte Tsvasman 2007 schließlich ein Magisterstudium in Kommunikationswissenschaften, Anglistik, Politik und Medienwissenschaften an den Universitäten Essen und Bonn. Bis Anfang 2000 wirkte Tsvasman überwiegend aufklärerisch, machte sich auch als Querdenker einen Ruf unter den Wegbereitern der Crossmedia-Branche, entwickelte eine kybernetisch inspirierte Sprachlernmethode und verfasste ein Beispiellehrbuch.

Tsvasman promovierte 2002 über den Zusammenhang von sozialer Orientierung und Intersubjektivität in interkulturellen Kontexten [1] in Münster bei Siegfried J. Schmidt und nahm Lehraufträge in Bonn (Crossmedia, Erlebniskommunikation, Jugendszenen und mehrere Seminare zu konstruktivistischen Forschungsmethoden ab 2002), München (Interkulturelle Orientierungskompetenz, Kritik naturwissenschaftlicher Methoden) und an den weiteren Hochschulen war (Universität zu Köln, Fachhochschule des Bundes in Brühl, Joanneum Hochschule in Graz, Österreich), in denen er handlungsorientierte Lernumgebungen auf metadisziplinärer Grundlage zu kreierte. In seinen akademischen Aktivitäten vertritt Tsvasman potenzialorientierte Lernmodelle[2].

Tsvasman ist Herausgeber der Reihe Kompendium interdisziplinärer Konzepte und eines Handbuchs für interdisziplinär orientierte Geisteswissenschaftler, das im Sinne des Konstruktivismus verfasst wurde – „Das große Lexikon Medien und Kommunikation“ [3]. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit konzipiert und kuratiert Tsvasman gemäß seinem philosophischen Credo „Potenzialität, Orientierung, Aufmerksamkeit“ potenzialfördernde Kulturprojekte (z.B. Kunstraum Remigius[4], Offene Akademie für Kunst und Kommunikation in Bonn).

2 Werk

2.1 Allgemein

Tsvasman gilt als Wegbereiter der Sozialen Kybernetik.

Soziale Kybernetik erforscht und begründet jene gesellschaftlichen Entwürfe, die autonome Orientierung auf der konsensuellen Grundlage intersubjektiver Wirklichkeitskonstruktion ermöglichen. Dies kann nur in einem potenzialorientierten kommunikativen Konsens gewährleistet sein.“ (Aus dem Vortrag: „Warum Soziale Kybernetik?“, 2008).

Tsvasman beschäftigt sich seit dem Beginn des neuen Jahrtausend auch intensiv mit Fragen der autonomen Orientierung im Kontext der sog. geltungsorientierter/kumulativer Zivilisation, die er kritisch sieht (Essay „Was ist unser Zeitgeist?“, 2008). Seinen wissenschaftlichen Ansatz schilderte er in wenigen Kommentaren zum konstruktivistischen Diskurs[5]:

A self-orienting subject has no intrinsic motivation to be constant and therefore “objective,” “real” or even “actual,” until involved in a certain inter-subjective action. The only essential attitude of a self-orienting subject is potentiality. Even when socialized as “individuality” (or medialized as “identity”), the thinking subject remains driven by autonomous orientation. The emergence of the orientation-driven validity-system (so-called “consciousness”) is structurally equivalent to the emergence of the cumulation-driven validity-system (which is “reality”). Both appear to be products of socialization, a power-driven emergence of intersubjective validation. The intrinsic goal of socialization is therefore reality-construction, which maintains the experiential world, populated by “persons” who sustain validities according to the rules of communicative handling. Being a certain mode of inter-subjectivity, the latter transforms the biological drive of embodiment into the power of actualization.“ (Tsvasman 2008, S. 84–86).

In Aphorismen, Vorträgen, Essays, Konzepten und Kunstwerken verdichtet Tsvasman seine Wirklichkeitslehre als disziplinübergreifendes synthetisches Lebenswerk. Dabei lehnt er jegliche Entfremdung, Überwältigung oder Vorwegnahme der menschlichen Potenzialität ab, betrachtet moderne Wissenschaft als Technologie der Geltungsreproduktion und arbeitet an einer Erkenntnislehre, die individuelle Orientierung als Grundlage der (intersubjektiv verwertbaren) subjektiven Wahrheitsfindung sieht. Erst in einer Kultur, die von dem höchsten Respekt vor Potenzialität angetrieben werde (Prinzip der Liebe, die nach tsvasman’schen Auffassung sinngemäß „Aufmerksamkeit gegenüber Potenzialität“ bedeutet [6]), werde Mensch zum „Homo Genius“ (Tsvasman 2008). Die Werke von Leon Tsvasman liegen oft webbasiert in Versionen vor und sind schwer zu systematisieren.

Leon Tsvasman ist auch ein engagierter Vertreter der transdisziplinären Kommunikationswissenschaft auf der konstruktivistischen Grundlage.

2.2 Menschen- und Wirklichkeitsbild

Zum Tsvasmans metawissenschaftlichen Wirklichkeitsverständnis: „Unsere Welt, die Wirklichkeit – mit ihren scheinbar stabilen Formen und Ferflechtungen – ist wesentlich unergründlich. Trotzdem muss die „Wahrheit“ dermaßen schlicht sein, dass keine menschliche – weder geniale, von durchgreifender Intuition erfüllte, noch profane, vom Fleiß angetriebene, Erkenntnis, diese jemals positiv kommunizieren könnte.“ Beobachtbar sind nach Tsvasman lediglich (i) Kontinuitäten, (ii) die ihnen entsprechenden Prinzipien (keine objektivierbaren Entitäten, aber Momente der Ahnung, die erst und nur insofern „rational“ erscheinen, als sie kommuniziert werden) und (iii) die aus ihnen wirkenden Antriebsfaktoren, die weder ontologisch objektiv noch analytisch begreifbar seien, aber als Erklärungsmodelle funktional, weil sie in einer medialisierten Wirklichkeit keiner Explikation bedürfen. „Im Wesentlichen entsprechen der Kontinuität der Verkörperung das Prinzip der Selbstregulation und der der Verwirklichung – das Prinzip der Konstruktion. Beide Kontinuitäten sind selbstreferenziell und nur insofern begrifflich kommunizierbar, als sie in der Konstitution unserer Wirklichkeit stabil als zwei autonom beobachtbaren Komplexitäten fungieren.“ Beobachtbar heißt bei Konstruktivisten nicht „objektiv vorhanden“, was für die Erkenntnis determinierender Relevanz beider Kontinuitäten keine Rolle spielt. (vgl. Tsvasman, 2005)

Im populäraphoristischen Multimediawerk „Was ist unser Zeitgeist?“ (2008) macht Tsvasman folgende Aussagen zu seinem Menschen- und Gesellschaftsbild:

„Solange Menschen zum Energielieferanten des Geltungssystems degradiert werden, gibt es keine Subjekte, die in der Lage wären, sich autonom zu orientieren.“ Denn eine Person dürfe in einer Geltungsgesellschaft keinen Lebensentwurf haben, weil der Sinn ausschließlich von Geltungssystemen verwaltet wäre. „Eine Person bleibt konstant, sie ist Subjektkonstanz. Denn wer sich verwandelt, hat Macht, die Chance, Geltungen zu gestalten. Ich gestalte, also gelte ich. Ein subjektiver Entwurf, wäre er beachtet, würde die Chancen des Systems auf das Anderssein stören, wie ein Systementwurf deine Chancen stört. Ein System muss Subjekte sabotieren, um zu bestehen, so werden sie zu Personen.“ (Tsvasman 2008, 7)

Einer, der sich orientiere, lehne – nach Tsvasman – einen anderen nicht ab, polarisiere nicht und unterstützte keine subjektfeindlichen Geltungssysteme. Seine Wirkung erhöhe Chancen – die eigenen, die der anderen, seiner Welt. Und wer sich orientiere, sei deshalb immer mehr, weil er sich über sein Potential definiere. (vgl. Tsvasman 2008, 8)

2.3 Künstlerische und literarische Welten

Als Mystiker scheint Tsvasman in landschaftsähnlichen Gemälden jene hermetischen Welten zu visualisieren, die etwa kabbalistische Tradition als „Geheimwelten“ beschreibt. In seinen belletristischen Versuchen problematisiert er u.a. Subjektentfremdung. Ein spontaner Kritiker wirft folgende Fragen zu Tsvasmans ersten deutschsprachigen Novelle „Die Sabotage“[7] auf, welche formal zur Gattung „intellektuelle Prosa“ zugeschrieben wird: „Lässt sich eine halbwegs individuelle Sicht der Dinge überhaupt entfalten, ohne bereits im Kerne manipuliert zu werden? Ein Blick hinter die Kulisse der kausalen Welt? Ein Versuch, die selektive Wahrnehmung zu überlisten?“ (Amazon.de). In dem sprachgewaltigen Romanentwurf „Die Dunkle Sonne“, dessen erste Skizze als multimediale Lesung publiziert wurde, verbindet er beide Themen, die auf eine überraschende Art in einer Utopie emergieren.

3 Publikationen

  • Russisch in Wort und Schrift. Tebbert, Münster 1996, ISBN 3-92920-766-4.
  • Kommunikative Aspekte individueller Orientierung. Berlin 2002, ISBN 3-93452-906-2.
  • Die Sabotage. Scheffler, Herdecke 2002, ISBN 3-89704-255-X.
  • (Hrsg.): Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte. Ergon, Würzburg 2007, ISBN 3-89913-515-6. Darin u.a. „Erlebnis“, „Informationsgesellschaft”, „Intersubjektivität”, „Medialität”, „Liebe”, „Manipulation”, „Orientierung”, „Definition“, „Spiel“, S. 99–103, 134–140, 176–179, 233–236 u.a.
  • Was ist unser Zeitgeist? E-Book. Social Cybernetics & Reality Research, Bonn 2008.
  • On the Viability of Being a ‘Self-Orienting Subject’. In: Constructivist Foundations CF. Vol. 3, number 2, März 2008, ISSN 1782-348X

, S. 84–86.

  • (Hrsg.): Orientierungsräume: Wo Aufmerksamkeit auf künstlerisches Potenzial trifft. Edition: Art Worlds in Sacred Spaces, Verlag Franz Schön, Bonn 2009, ISBN 978-3-9811154-9-9

4 Weblinks

5 Einzelnachweise

  1. Kommunikative Aspekte individueller Orientierung. Berlin 2002, ISBN 3-93452-906-2.
  2. Russisch in Wort und Schrift. Tebbert, Münster 1996, ISBN 3-92920-766-4
  3. (Hrsg.): Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte. Ergon, Würzburg 2007, ISBN 3-89913-515-6.
  4. (Hrsg.): Orientierungsräume: Wo Aufmerksamkeit auf künstlerisches Potenzial trifft. Edition: Art Worlds in Sacred Spaces, Verlag Franz Schön, Bonn 2009, ISBN 978-3-9811154-9-9.
  5. On the Viability of Being a ‘Self-Orienting Subject’. In: Constructivist Foundations CF. Vol. 3, number 2, März 2008, ISSN 1782-348X, S. 84–86.
  6. „Liebe“, in: Tsvasman, L. (Hrsg.): Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte. Ergon, Würzburg 2007, ISBN 3-89913-515-6. S. 222–224
  7. Die Sabotage. Scheffler, Herdecke 2002, ISBN 3-89704-255-X



6 Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: Reuméur Sophie Reuméur angelegt am 09.11.2009 um 11:52,
Alle Autoren: Reuméur Sophie Reuméur , LeanaelResearch , Kolja21, Jesi, Neuntausend HAL Neuntausend

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