La puberte proche

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Das Gemälde "La puberté proche... - les pléiades" von 1921 ist eine Hauptwerk des deutsch-französischen Malers Max Ernst. Dabei handelt es sich um eine Collage, deren Assoziationsgefüge bzw. Aussage bis heute weitgehend unklar war.

Die wichtigsten Elemente des Bildes sind der hellblaue Hintergrund (den Himmel symbolisierend, aber auch das Wasser (vgl. das spätere Werk von Max Ernst: "La Loire")), die collagierte Reproduktion eines nackten (gesichtslosen) Frauenkörpers (das linke Bein in eine rote Strumpfhose gehüllt) in der Mitte (als "Pin-up-Girl"), wobei der linke Arm der Frau sich in ein nadelförmiges Gewehr verwandelt und dabei eine Kugel (Kopf eines Nagels?) "durchbohrt". Rechts oberhalb der Kugel schliessen sich auf dem blauen Grund weissliche Schlieren an, die als gemalte Samenflüssigkeit interpretiert werden können (siehe unten). Der blaue "Himmel" ist nicht uniform, sondern mit weisslichen Krakeluren versehen (Gestirne? Sterne?), zudem besteht er aus mehreren Papierschichten ("Wellen"). Der Kopf der Frau ist nach unten links gerichtet auf einen gemalten Stein, der auf die Bildunterkante zu fallen scheint.

Die gesamte Collage ist auf eine Kartonunterlage aufgeklebt, die unten ein französisch geschriebenes Gedicht von Max Ernst enthält:

"La puberté proche n'a pas encore enlevé la grâce tenue de nos pléiades / le regard de nos yeux pleins d'ombre est dirigé vers le pavé qui va tomber / La gravitation des ondulations n'existe pas encore".

Der Titel "La puberté proche" meint dabei "die nahe Pubertät", und spielt auf den ersten Samenerguss eines Mannes an, der ja der Pubertät vorangeht (bevor der Mann eine Frau tatsächlich entkleidet: "n'a pas encore enlevé la grâce tenue de nos pléiades"). Inwiefern dabei auch noch die damalige Onanie-Problematik ("Pin-up-girl", "le regard de nos yeux pleins d'ombre") eine Rolle spielt, bleibt dahingestellt (vgl. auch Salvador Dali, ein naher Freund von Max Ernst, der mit Dali auch die gleiche Freundin, Gala Eluard, teilte).

Tatsächlich hat das Gemälde wie immer mehrere Bedeutungschichten, wobei der Titel "Pléiades" auf folgende Geschichte anspielt: Die Pleiaden waren 7 griechische Nymphen, die als Gestirne an den Himmel "genagelt" wurden (daher: "Pin-up-Girls"), aber selbst dort noch von einem sex-besessenen Jäger (Orion) verfolgt wurden. Der Aufgang der Pleiaden war spätestens seit der sesshaften Jungsteinzeit (siehe Himmelsscheibe von Nebra) immer der sichere Beweis dafür, dass die Zeit für die Aussaat (= das Ausstreuen der Samenkörner) gekommen war (vgl. "la puberté proche"). Und natürlich fallen die Samenkörner dann dank der Gravitation ("la gravitation") auf die asphaltierte Strassendecke ("le pavé"), die natürlich (noch) keine Frucht (mehr) bringen kann (Problem der urbanen Unfruchtbarkeit aufgrund der Zubetonierung und Zuasphaltierung).

Daher zeichnete Max Ernst in seinem Gemälde "La puberté proche" eben die Samenflüssigkeit oben rechts (lange bevor Baselitz und andere moderne Künstler wirkliches Sperma in ihren Bildern verwenden mussten und damit im prüden Establishment einen grossen Skandal erzeugten -- wie natürlich auch diese Interpretation hier bei vielen Lesern Unmut erzeugen wird).

Interessant ist, dass sowohl die Samenflüssigkeit (tropfend!) als auch der Stein nach unten zu fallen scheinen - im Gegensatz zum Haar des kopflosen "Pin-up-Girls", das ja als ledigliche Reproduktion und Spielobjekt (im Gegensatz zu echtem Frauenhaar) noch keine Schwerkraft kennt ("la gravitation des ondulations n'existe pas encore").

Bis dato wurde dieses Gemälde von Max Ernst meist psychoanalytisch-summarisch analysiert -- dabei wird vergessen, dass der jahrtausendealte Schamanismus (Max Ernst bezeichnete sich immer als "Zauberer" mit seinem Totemtier Loplop – vgl. hierzu auch die Vögel mit ihren mächtigen Flügelschwingen, die in der linken Hälfte der oben erwähnten Samenwolke am blauen Himmel sichtbar werden) für die Weltgeschichte weitaus wirkmächtiger war als die jüdisch-christliche Psychoanalyse (bis hin zu Freuds "Totem und Tabu").

Darauf spielt auch die Geschichte mit "Orion" an (der Jäger der Steinzeit).

Feministisch lässt sich hier vielleicht noch im Sinne von Max Ernst anmerken (in Bezug auf die gesichtslose bzw. hirnlose ge-pin-upte Frau mit ihrem Silhouettenschädel): "Der Körper der Frauen ist immer noch sehr schön, aber die Köpfe schon längst alle leer"... Kein Wunder, dass keine "Frau" es schaffte, Max Ernst zu "bändigen"... (weder Peggy Guggenheim noch Dorothea Tanning)...

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