Kariesinfiltration

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Kariesinfiltration ist eine Methode, um beginnende Karies in Zahnzwischenräumen zu stoppen. Dabei werden die Poren der Schmelzkaries mit einem speziellen Kunststoff verschlossen. Durch Kapillarkräfte dringt der Kunststoff in die Karies ein und blockiert die weitere Ausbreitung. Diese Methode wurde an der Berliner Charité und der Universität Kiel als Alternative zum schmerzhaften Bohren und Füllen entwickelt.

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1 Geschichte

Der Verlust gesunder Zahnsubstanz durch Karies ist bis heute ein häufig auftretendes Problem. Doch das Wissen um die Karies hat durch die moderne Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen. Durch verbesserte Aufklärung sowie Mundhygienemaßnahmen ist Karies auf frei zugänglichen Zahnflächen (Glattflächenkaries) relativ gut beherrschbar geworden. Auch okklusale Flächen (Kauflächen) können mittels der seit Jahren bewährten Methode der Fissurenversiegelung vor Karies geschützt werden bzw. frühe Karies kann damit gestoppt werden. Trotz eines Rückgangs der allgemeinen Kariesraten in den westlichen Industrienationen in den letzten Jahrzehnten ist die Karies der Zahnzwischenräume (→ Approximalräume) noch weit verbreitet. Im Alter von 14–23 Jahren weisen ca. 75% der Jugendlichen mindestens eine approximale Schmelzkaries auf. Etwa ein Viertel der Jugendlichen dieser Altersstufe haben bereits vier oder mehr approximale Defekte (→ Läsionen).

Ein operativer Eingriff (→ invasive Behandlung) bei approximalen Läsionen im Anfangsstadium hat aufgrund der großflächigen Opferung gesunder Zahnhartsubstanz oft keine Berechtigung und es wird versucht, mit präventiven Maßnahmen die Läsionen wieder zu stabilisieren. Da in der Mehrzahl der Fälle eine solche Läsion trotz herkömmlicher Präventivmaßnahmen fortschreitet, ist das Risiko eines zeitversetzten invasiven Eingriffs groß. Der non-invasive Ansatz der Fissurenversiegelung, bei der die Zugangswege für zahnschädliche Säuren (→ kariogene Säuren) durch eine Kunststoffschicht (→ Diffusionsbarriere) verschlossen werden, wurde durch diverse Forschungsgruppen auch für die schwer erreichbaren Zahnzwischenräumen untersucht. Dabei wurden benachbarte Zähne vorübergehend leicht separiert und die approximalen Flächen mit Adhäsiven und Fissurenversieglern versehen, die lichgehärtet wurden. In einer klinischen Studie konnte nach 18 Monaten Beobachtungszeit eine deutliche Reduktion der Kariesprogression versiegelter approximaler schadhafter Stellen (→ Läsionen) im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle aufgezeigt werden: 56 Prozent der versiegelten Läsionen blieben röntgenologisch stabil, wahrend in der Kontrollgruppe nur 16 Prozent nicht voranschritten. Dieser Ansatz der Versiegelung von approximalen Läsionen wurde weiter vorangetrieben und mündete in der sogenannten Kariesinfiltration. Bei der Kariesinfiltration wird im Gegensatz zur Versiegelung die Diffusionsbarriere nicht auf der Zahnoberfläche, sondern innerhalb der im Zahn erkrankten Fläche (→Läsionskörper) geschaffen. Hierzu wurden Monomergemische (→Infiltranten) entwickelt, die bei Verwendung eines Ätzverfahrens mit 15%igen HCl Gel hohe Penetrationstiefen aufweisen und somit eine Schmelzläsion auffüllen können. Diese Behandlungsmethode der Kariesinfiltration wurde maßgeblich von OA PD Dr. habil. Hendrik Meyer-Lückel und Dr. Sebastian Paris während Ihrer Tätigkeit in der Abteilung für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie (Leiter: Prof. Dr. A. M. Kielbassa) an der Charité in Berlin entwickelt. Beide Zahnärzte arbeiten seit 2008 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

2 Indikation

Die Behandlungsmethode der Kariesinfiltration ist indiziert bei früher Karies mit nicht-kavitiertem Schmelz und einer röntgenologischen Läsionsausdehnung bis in das erste Dentindrittel (siehe Abbildung). Der Infiltrant benötigt für die Penetration in den Zahn ein Porensystem, welches nur bei erkrankten Zahnstellen auftritt. Bei einem zusammengefallenen Zahn, der somit ein Loch (→ Kavität) aufweist, ist entsprechend kein Porensystem mehr vorhanden. Somit kann die Methode der Infiltration nicht bei Läsionstiefen ab dem zweiten Dentindrittel oder kavitiertem Schmelz angewendet werden, ebenso wenig in zervikalen Bereichen mit dünner Schmelzschicht oder mit freiliegendem Dentin.

3 Klinische Anwendung

3.1 Approximal

Die Kariesinfiltrations-Behandlung sollte unter absoluter Trockenlegung erfolgen, daher wird im Arbeitsbereich Kofferdam gelegt. Im Anschluss werden die zu behandelnden Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder dem Airflow gereinigt. Es empfiehlt sich, die Reinigung nach dem Legen des Kofferdams durchzuführen, da der Approximalraum mit Kofferdam besser dargestellt ist und Verletzungen, die Blutungen zur Folge haben, vermieden werden können. Dann werden die Zähne mit Zahnkeilen leicht separiert. So lässt sich der Interdentalraum in der Regel sehr gut einsehen. Speziell für diese Behandlung entwickelte Applikatoren werden auf eine Ätzgel-Spritze gesetzt und in den separierten Zwischenraum eingeführt. Das Ätzgel wird durch eine Perforation innerhalb einer doppelwandigen Folie auf die Schmelzoberfläche aufgetragen und mit Wasser abgespült. Durch die Anwendung des Ätzgels wird die über der Läsion liegende hypermineralisierte Schicht (→ pseudointakte Oberflächenschicht) erodiert und somit die Läsion für die weitere Behandlung freigelegt. Nach Entfernung des Applikators wird die Oberfläche 30 Sekunden mit wasser- und ölfreier Luft trocken verblasen, dann im Anschluss weitere 30 Sekunden mit Ethanol benetzt, um dem demineralisierten Schmelzareal die Restfeuchtigkeit zu entziehen. Auf die Spritze mit dem Infiltranten wird ein weiterer Applikator gesetzt, welcher wiederum in den Zwischenraum eingeführt wird. Der Infiltrant wird für 3 Minuten belassen. Es folgt das dünne Ausblasen des Infiltranten. Nach der Entfernung etwaiger Überschüsse wird der Kunststoff im Zahndefekt von jeder Seite 40 Sekunden mit Licht gehärtet. Der Applikator des Infiltranten wird erneuert und der Vorgang mit einer Minute Infiltrationszeit wiederholt. Nach dem Lichthärten wird der Zwischenraum nach Überschüssen untersucht und mit Zahnseide und Polierstreifen nachgearbeitet, so dass keine Überschüsse an der Zahnoberfläche verbleiben. Durch die beiden Infiltrations-Schritte wird die erkrankte Stelle mit dem Kunststoff aufgefüllt und mittels Lichthärtung eine zahnschmelzähnliche Beschaffenheit erzeugt.

3.2 Vestibulär

Bei der vestibulären Kariesinfiltrations-Behandlung wird der zu behandelnde Frontzahnbereich entweder mit einem herkömmlichen Kofferdam oder alternativ mit einem lichthärtenden Liquid Dam vorbereitet. Mit Hilfe eines speziellen Applikators wird das Ätzgel appliziert und die pseudointakte Oberflächenschicht wird analog der approximalen Behandlung erodiert. Nach dem Abspülen des Ätzgels wird die Läsion durch die Benetzung mit Ethanol getrocknet. Letztlich wird die vorbereitete Stelle in zwei Schritten mit dem Infiltranten aufgefüllt und mittels einer Polymerisationslampe lichtgehärtet. Eine abschließende Polierung komplettiert die ästhetische Behandlung.

4 Kinderzahnheilkunde

Die Behandlungsmethode der Kariesinfiltration eignet sich nicht nur zur Arretierung von Karies bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern bzw. Milchzähnen. Dies geht insbesondere aus einer in Grönland durchgeführten wissenschaftlichen Studie hervor, welche belegt, dass die Kariesinfiltration wirksam das Voranschreiten approximaler Milchzahnläsionen verhindert. Der jüngste Studienteilnehmer war zum Zeitpunkt der Behandlung vier Jahre alt. Schmerzen und Unannehmlichkeiten wurden bei keinem Teilnehmer dokumentiert werden.

5 Studien

Die klinische Wirksamkeit der Kariesinfiltration ist in einer Reihe von Studien belegt. Die Behandlungsmethode wurde seit 2000 zunächst in vitro untersucht, dann im Rahmen von In-situ- und klinischen Studien kontinuierlich weiterentwickelt und überprüft. Ein Produkt zum Behandlungskonzept wurde nach neunjähriger intensiver Forschung im Jahre 2009 für Zahnärzte erhältlich gemacht.

6 Weblinks



7 Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: Kariesinfiltration , Alle Autoren: Holten Maria Holten, Lantus, BKSlink, Kariesinfiltration

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